Der in Lüdinghausen alteingesessene Industriebetrieb Bischoff wird expandieren – und zwar auf münsterischem Terrain: Zur Steigerung der Produktionskapazitäten realisiert der Stahl- und Edelstahlguss-Spezialist im Hansa-BusinessPark eine zweite Niederlassung für die mechanische Fertigung mit zehn Industrie-Arbeitsplätzen. Des Weiteren wird die komplette Verwaltung mit zwölf Beschäftigten an die Deventerstraße verlagert. Das 4.500 Quadratmeter große Grundstück hatten die Geschäftsführer Olav Virus-Tetzlaff und Thomas Jung am Standort ihrer Wahl von der Wirtschaftsförderung Münster GmbH (WFM) gekauft. Das neue Werk soll im Dezember 2021 in Betrieb gehen. In der Steverstadt verbleibt das klassische Gussgeschäft mit 25 Mitarbeitern.
Die Firma Bischoff ist inzwischen seit mehr als 100 Jahren am Markt. Unter anderem ist Stahl im Schiffsbau das wichtigste Element. Zum Beispiel wird er in Werften veredelt beziehungsweise zum gesamten Körper eines Schiffs zusammengesetzt. In der Automobilbranche werden aus dem Hightech-Werkstoff unter anderem Karosserieteile hergestellt. Und auch die feingliedrige Stütz- und Tragekonstruktion einer Industriehalle besteht aus diesem soliden Material, das verlustfrei immer wieder recycelt werden kann. Des Weiteren komme das Hightech-Produkt, so Virus-Tetzlaff, auch im Kraftwerks-, Pumpen- und Armaturen- sowie im Maschinen- und Anlagenbau zum Einsatz.
„Stahl ist für fast jeden Bereich in unserem Alltag in sehr unterschiedlichen Einsatzgebieten von großer Bedeutung. Wir freuen uns, dass wir dem international agierenden Industriebetrieb Bischoff an seiner Wunschadresse in Münsters Süden eine Wachstumsperspektive bieten können. Bei allen weiteren Schritten am Stammsitz in Lüdinghausen und in der Niederlassung in Münster wünschen wir viel Erfolg“, erklärt WFM-Geschäftsführer Enno Fuchs angesichts der guten Entwicklung, die das Unternehmen unter der Leitung von Virus-Tetzlaff und Jung seit 2016 genommen hat.
Die Geschäftspartner aus Münster hatten Bischoff vor zirka fünf Jahren kurz vor dem Aus gerettet und dem Betrieb mit frischem Kapital, guten Ideen und Weitsicht neues Leben eingehaucht. „Die drohende Zahlungsunfähigkeit der Werke mit fast 100 Stellen hat seinerzeit unsere volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Schieflage war nicht hausgemacht, sondern einer Auftragsflaute in der gesamten Branche geschuldet“, erinnert sich das Duo, das darin eine große Chance erkannte. „Alle Akteure – die Gläubiger, der Insolvenzverwalter Michael Mönig und wir – waren sich darin einig, dass es mit Bischoff weitergehen musste und konnte. Das Potenzial war zweifelsfrei vorhanden. Und ebenso die Aussichten auf eine Besserung der Marktlage“, berichtet Virus-Tetzlaff: „Heute schätzen wir uns glücklich, dass wir diesen Weg gegangen sind. Mit unseren Fachkräften können wir einiges bewegen.“ Die Firma Bischoff beschäftigt unter anderem Gießer, Zerspanungsmechaniker, Elektriker, Schlosser und Modellbauer und bildet aktuell auch aus. Neue Einstiegschancen bieten sich jungen Menschen im Jahr 2022 in Münster in der Fachrichtung Zerspanungsmechanik und im industriekaufmännischen Sektor. In Lüdinghausen werden Lehrstellen in der Gießereimechanik neu besetzt.
Im Zuge der kommenden Erweiterung wollen die Geschäftsführer ihre Kompetenz in einem noch relativ jungen Geschäftsbereich massiv stärken. Der Schwerpunkt liegt auf der Weiterverarbeitung der Gussprodukte der Gießereigesellschaft und auf dem gezielten Ausbau des Portfolios in Richtung Maschinenbau. Zur Steigerung der Qualität und Produktivität haben sich die Unternehmer auch einen Spezialisten für den Einsatz von Robotern in der Schweißtechnik ins Boot geholt. „Mit unserem Team aus Facharbeitern, Spezialisten und Ingenieuren produzieren wir schneller, verkürzen Lieferzeiten und steigern die Innovationskraft“, erklärt Virus-Tetzlaff gegenüber der Wirtschaftsförderung. „Dieses Unternehmen wird Münster gut zu Gesicht stehen“, meint Fuchs, der die Umsetzung des Projekts im Hansa-BusinessPark mit Spannung erwartet.