Karlsruhe/München (dapd). Die EnBW wehrt sich gegen erneute Vorwürfe des russischen Geschäftsmannes Andrej Bykov über angebliche Scheinverträge und weist Berichte über höhere Zahlungen an dessen Firmen als bisher bekannt zurück. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte in ihrer Donnerstagausgabe berichtet, der drittgrößte deutsche Energieversorger habe laut internen Unternehmensunterlagen bis zu 300 Millionen Euro an Bykov gezahlt. Bislang war jedoch nur von Abschreibungen von 130 Millionen Euro die Rede, die die EnBW aufgrund nicht erfüllter Verträge verbuchen musste. Die Zeitung schreibt deswegen: „Damit eskaliert die Affäre“. Die EnBW weist das zurück. Das Volumen der strittigen – weil unerfüllten – Verträge betrage tatsächlich 130 Millionen Euro. Die EnBW habe darüber hinaus mehrfach darüber informiert, dass es daneben weitere Geschäftsverträge mit der Bykov-Gruppe gab, die vertragsgemäß erfüllt worden seien. Die EnBW spricht von einem ursprünglich vereinbarten Gesamtvolumen der Verträge von 280 Millionen Euro. Diese seien später einvernehmlich auf 220 Millionen Euro reduziert worden. Laut EnBW ging es bei den Verträgen aus den Jahren 2005 bis 2008 unter anderem um die Lieferung und Sicherung von Uran. Laut Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ sind Wirtschaftsprüfer von KPMG allerdings über einen Vertrag zur Lieferung von Uran ziemlich erstaunt gewesen. Die EnBW soll 90 Millionen Euro Vorauszahlung geleistet haben, ohne dafür Sicherheiten erhalten zu haben. Es sei „nicht erkennbar, dass die betreffende Menge Natururan jemals … vorhanden gewesen wäre“, zitiert die Zeitung aus Prüfdokumenten. Bykov selbst sagt, er sei für Lobbyarbeit bezahlt worden. In einem „Handelsblatt“-Interview vom Dienstag sagte er, er habe 34 Verträge mit der EnBW über mehr als 200 Millionen Euro abgeschlossen. Die Hälfte des von EnBW gezahlten Geldes sei für „wohltätige Zwecke“ ausgegeben worden. Von dem Geld habe er insgesamt etwa 700 Projekte in Russland und angrenzenden Ländern finanziert, vor allem Kirchen und Denkmäler für den Heiligen Nikolaus. „Jeder der sich für ihn einsetzt, kann im Gegenzug mit großem Wohlwollen der Behörden und höchsten Spitzen von Politik, Industrie und Militär rechnen“, sagte er. Das nenne man „Klimapflege“. Der EnBW seien die Tätigkeiten bekannt gewesen. Das Unternehmen bestreitet das jedoch. „Die EnBW hat keine Kenntnis wie Vergütungen, welche von EnBW an Firmen der Bykov-Gruppe für die Erbringung von Dienstleistungen gezahlt wurden, seitens Herrn Bykov verwendet wurden“, teilte der Energieversorger mit. Zunächst sei an den Verträgen in der internen Revision nichts aufgefallen. Im Sommer 2009 habe sich dann abgezeichnet, „dass die von Herrn Bykov kontrollierten Gesellschaften Eurepa Suisse S.A. und Pro Life Systems S.A., ihre vertraglichen geschuldeten Verpflichtungen nicht erfüllen würden“. Ein Schiedsgericht hatte bereits im Mai die zur Gruppe gehörende Eurepa Suisse SA mit Sitz in Zürich wegen Nichterfüllung eines Vertrags über die Lieferung von Uran zur Zahlung von 24,5 Millionen Euro an die EnBW verurteilt. In einem weiteren Verfahren, in dem es um 35,6 Millionen Euro ging, folgte das Gericht jedoch nicht der EnBW-Klage. Zwei weitere Verfahren laufen noch. Zu Bykov als Partner soll das Bundesforschungs- und technologieministerium in den neunziger Jahren dem damaligen Atom- und späteren EnBW-Manager Wolfgang Heni geraten haben, heißt es in der „Süddeutschen“. Die EnBW hat nach eigenen Angaben keine Kenntnis darüber. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bericht: Affäre um Scheinverträge der EnBW eskaliert
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Peer-Michael Preß
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