Nürnberg (dapd). Die Hauptferienzeit und die schwächer werdende Konjunktur haben die Zahl der Arbeitslosen im Juli steigen lassen. Mit 2,876 Millionen Menschen ohne Job waren 67.000 mehr registriert als im Vormonat, aber 63.000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Der Anstieg im Monatsvergleich fiel damit fast doppelt so hoch aus wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre (34.000). Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 6,8 Prozent. Der BA-Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise bewertete die Entwicklung als „grundsätzlich gut“. Der Trend der Vormonate habe sich fortgesetzt, allerdings seien Anzeichen für eine Abschwächung sichtbar, erklärte er. So nahm die Zahl der Arbeitslosen unter Herausrechnung aller saisonalen Effekte um 7.000 zu. Von einer Krise oder Trendwende am Arbeitsmarkt wollten auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nicht sprechen. Die Entwicklung im Juli erklärte Weise vor allem mit der Hauptferienzeit in Deutschland: Viele Jugendliche hätten ihre Schul- oder Berufsausbildung beendet, würden aber von den Unternehmen erst nach den Ferien eingestellt und seien daher in der Zwischenzeit arbeitslos gemeldet. Das zeigt auch der deutliche Anstieg der Arbeitslosenquote bei den 15- bis unter 25-Jährigen von 5,5 Prozent im Juni auf 6,5 Prozent im Juli. Auch mit sonstigen Neueinstellungen hielten sich die Betriebe bis nach der Sommerpause zurück. Weiter gut entwickelt habe sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Sie stieg nach BA-Hochrechnungen für Mai im Vergleich zum Vorjahr um 592.000 auf 28,95 Millionen. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Juni um 496.000 auf 41,70 Millionen. Eine Trendwende oder Delle am Arbeitsmarkt sieht auch Weise noch nicht: Die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung schürten zwar schlechte Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf, konkretisiert habe sich aber noch nichts, betonte er. „Daher bleiben wir bei der Einschätzung: Es wird keinen weiteren Abbau von Arbeitslosigkeit geben, es wird weiter einen Aufbau von Beschäftigung geben, der aber nachlässt.“ Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Aussage erklärte BA-Vorstand Raimund Becker mit der Zuwanderung: Seit Einführung der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit zum 1. Mai 2011 hätten 95.000 Menschen aus Osteuropa eine Beschäftigung in Deutschland aufgenommen. Im Zuge der Wirtschaftskrise seien weitere 28.000 Arbeitnehmer aus Griechenland, Portugal, Spanien und Italien dazugekommen. Allein dadurch habe sich die Zahl der Beschäftigten hierzulande um mehr als 120.000 erhöht, ohne dass die Arbeitslosigkeit gesunken sei. Für das Gesamtjahr geht die BA weiter von durchschnittlich 2,8 bis 2,9 Millionen Arbeitslosen aus. Komme es allerdings zu „Schocks“ im Zuge der Eurokrise, beispielsweise zur Pleite Griechenlands, seien solche Prognosen hinfällig, sagte Weise. Von der Leyen sagte: „Wir sehen zurzeit keine Anzeichen für krisenhafte Einbrüche.“ Da der deutsche Arbeitsmarkt aber „nicht immun gegen Ansteckungseffekte aus der Eurozone heraus“ sei, sei Wachsamkeit geboten. Rösler bezeichnete den Arbeitsmarkt als „in der Spur“, auch wenn die Fortschritte kleiner würden. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sprach von ernsten Warnsignalen. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit sei zum vierten Mal in Folge gestiegen und zeige, dass sich die Eurokrise langsam auch am Arbeitsmarkt bemerkbar mache. Die Hauptrisiken trügen jene acht Millionen Leiharbeiter, Minijobber und befristet Beschäftigten, die als erstes von Entlassungen betroffen seien. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Arbeitslosigkeit im Ferienmonat Juli gestiegen
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Peer-Michael Preß
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