Berlin (dapd). Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kostet die deutsche IT- und Telekommunikationsbranche jährlich einen Umsatz von rund elf Milliarden Euro. Besonders fehlten Akademiker zum Abarbeiten zusätzlicher Aufträge, was durchschnittliche Erlöseinbußen von 8,5 Prozent je Firma verursache, ergab eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und des Branchenverbands Bitkom.
Im Herbst vergangenen Jahres seien insgesamt 38.000 Stellen bei IT-Anwendern und -Entwicklern zu besetzen gewesen, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Das Umsatz- und Jobwachstum komme dabei klar aus den Bereichen Software und IT-Dienstleistungen. „Das ist genau der Bereich, wo wir die größten Schmerzen haben“, sagte Rohleder. Die Zahl der Beschäftigten in der Telekom-Branche schrumpfe dagegen.
Besonders problematisch sei, dass etwa im Bereich Informatik trotz steigender Erstsemester-Zahlen nur eine etwa gleich bleibende Zahl von Absolventen die Hochschulen verlasse, sagte Rohleder. „Wir haben unglaubliche Verluste auf der Strecke zwischen Studienbeginn und Studienabschluss.“ Dabei kritisierte er auch die Hochschulen, „wo nicht wenige Professoren stolz aufs ‚Rausprüfen‘ sind“. Ein Teil der Abbrecher gehe aber auch auf das Konto der Branche selbst: Die Unternehmen würden schlicht auch Studenten ohne Abschluss nehmen.
Insgesamt entstanden nach Bitkom-Angaben 2011 bereits 10.000 neue Jobs in der Branche, die zum Jahresende 858.000 Menschen beschäftigt habe. Für 2012 rechnet der Verband mit einem Umsatzwachstum von 1,6 Prozent. „Die spezifische Nachfrage nach Arbeit auf diesem Feld wird weiter dramatisch ansteigen“, sagte der stellvertretende IAO-Institutsleiter, Wilhelm Bauer.
Da sich das Angebot auf dem Arbeitsmarkt aber wohl nicht schnell verbessern werde, hätten die Firmen erkannt, dass sie mehr tun müssten, um das Wissen älterer Mitarbeiter zu halten und besser an die Nachfolger weiterzugeben. Dafür wollten auch 87 Prozent die Budgets für die Wissenssicherung deutlich aufstocken – allerdings setze heute erst die Hälfte der Branche entsprechende Instrumente ein. „Die Unternehmen sind sehr sensibel dafür und verschließen die Augen nicht mehr davor“, sagte Bauer.
(Fraunhofer-IAO-Studie: http://url.dapd.de/wLUb5a )