Detmold. Unter dem Motto „Selbstständigkeit wagen“ hatte das Gründungsnetzwerk Lippe zum 18. Gründertag in die Industrie – und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) eingeladen. „Mein Antrieb ist die Freude am Tun“, beschrieb Thomas Rohde, Vizepräsident der IHK Lippe seine Motivation als Unternehmer selbstständig zu sein.
„Als ich das Geschäft von meinem Vater übernahm, stand er mir anschließend noch einige Jahre als Senior mit Rat und Tat zur Seite“, ergänzt Rohde.
Die Chance, den Sachverstand eines im (Un-) Ruhestand lebenden Seniors zu Rate zu ziehen, haben in Lippe alle Existenzgründer und Unternehmer. „Interessierte können sich an den lippischen Senior-Experten-Service der IHK wenden“, erklärt Maria Klaas, Moderatorin des Gründungsnetzwerks Lippe und Geschäftsführerin der IHK. Vizepräsident Rohde forderte die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, die umfangreichen Beratungsangebote des Gründungsnetzwerks zu nutzen. Besonders hob er die einmalige Möglichkeit des GründungsChecks hervor. „Lassen Sie Ihren Geschäftsplan von einer unabhängigen Jury begutachten, bevor Sie Gespräche mit Kunden, bzw. Kreditinstituten führen“, so Rohde.
Hans Schmitz, Vizepräsident der Handwerkskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (HWK) lenkte die Aufmerksamkeit der Besucher auf das wichtige Thema der Unternehmensnachfolge: „Bis zum Jahr 2020 stehen allein in Ostwestfalen Lippes Handwerk 5.000 Betriebe zur Übergabe an. Dazu werden qualifizierte Nachfolger benötigt.“ Generationswechsel seien für Inhaber und Nachfolger eine große Herausforderung. Zahlreiche Altunternehmen hielten die Zügel zu lange in der Hand und beschäftigten sich erst „kurz vor knapp“ mit dem Thema Nachfolge. Schmitz: „Das ist oft zu spät“. Je detaillierter die Betriebsnachfolge vorbereit wird, desto besser stünden die Chancen für eine erfolgreiche Staffelübergabe. Bei nur noch 40 Prozent der Übergaben sei „familienintern“ die Nachfolge geregelt, betonte der mittelständische Unternehmer. Nach seiner Darstellung scheitern viele Betriebsübergaben an der Finanzierung. Wenn jedoch Senior und Junior an einem Strang ziehen, würden auch kapitalintensive Übernahmen erfolgreich sein.
Fünf Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer berichteten im Rahmen des Gründertages über ihre Erfahrung mit der Selbstständigkeit. Viviane Meyer vom Restaurant „Detmolder Löffelweise“ hob hervor, dass sie die Unterstützung der Familie sehr schätzt. Man brauche aber auch Glück und Durchsetzungsvermögen, ist sich die Jungunternehmerin sicher. “ Wir sind sechs Tage die Woche rund 80 Stunden im Einsatz. Sonntags wird die Buchhaltung erledigt“, beschreiben sowohl Meyer als auch Bärbel Winter den zeitlichen Umfang ihrer Selbstständigkeit.
Winter betreibt in Dörentrup eine Bäckerei. Das Besondere: Die Bäckermeisterin stellt Teig nach alter Tradition her, der in einem Steinofen gebacken wird. Sie betont, dass es auch einmal Regenwolken geben kann. Ihr Rat: „Dann muss man einen Schirm aufspannen und die Hemmnisse überwinden.“
Tarek Hindiyeh und Abdulla Sen von der HS Plastics GmbH, Lemgo, hatten den Mut, gemeinsam einen Betrieb zu übernehmen, der bereits drei Mal in der Insolvenz war. Als Mitarbeiter kannten sie die Potenziale des Unternehmens. Nach der Übernahme konnten sie ihre Ideen erfolgreich umsetzen. Waren beim Start rund 50 Personen dabei, sind es nun 80 Beschäftigte. Beide Herren setzen auf die gute Zusammenarbeit. Jeder allein wäre vermutlich nicht so erfolgreich gewesen.
„Mit 16 Jahren habe ich mich erstmalig mit einem Onlinehandel selbstständig gemacht“, informiert Dr. Martin Hoffmann. Die Basis für die jetzige Volavis GmbH in Leopoldshöhe wurde während des Studiums gelegt. Zusammen mit zwei Kollegen wurde Software für eine Kamera entwickelt, die die Passantenfrequenz zählen konnte. Als sich dieses Produkt kaum am Markt absetzen ließ, mussten die Gründer umdenken. Sie suchten erfolgreich neue Kunden, für die sie ihre Kernkompetenz ‚Programmierung‘ auftragsbezogen einsetzen konnten. Auf die Frage des Moderators, was ihn zum Schritt in die Selbstständigkeit bewegt hat, antwortete Dr. Hoffmann: „Ich wollte Millionär werden, da muss man handeln.“
Das Gründungsnetzwerk Lippe ist ein Zusammenschluss aller Institutionen und Organisationen, die sich in Lippe mit der kostenlosen Beratung von Existenzgründern beschäftigen. Ziel der 20 Kooperationspartner ist nicht nur die intensive Beratung von Gründerinnen und Gründern, sondern auch die Unterstützung bestehender junger Unternehmen.