Forderung nach Abschaffung der Flugticketsteuer

Forderung nach Abschaffung der Flugticketsteuer Berlin (dapd). Politiker von Union und FDP wollen die Anfang 2011 eingeführte Steuer auf Flugtickets wieder abschaffen. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), sagte der „Bild“-Zeitung (Samstagausgabe), Ziele müsse sein, „dass die Abgabe Ende 2013 in der jetzigen Form nicht fortgeführt wird.“ Die Steuer bremse den Wettbewerb, benachteilige die deutsche Luftverkehrsbranche und belaste die Fluggäste. Darüber müsse nach der Bundestagswahl gesprochen werden. Der FDP-Haushaltsexperte Jürgen Koppelin verlangte: „Dieses Bürokratiemonster gehört zum 1. Juli abgeschafft.“ Mit der Steuer habe sich die Bundesregierung „selbst ein Kuckucksei ins Nest gelegt“. Die Abgabe beträgt zwischen 7,50 und gut 42 Euro pro Fluggast. Sie wird immer dann erhoben, wenn ein Passagier von einem inländischen Flughafen abfliegt. Bereits im vergangenen Jahr hatte es in der Koalition Streit wegen der Steuer gegeben. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und die FDP hatten Korrekturen verlangt, das Finanzministerium lehnte dies ab. dapd (Politik/Politik)

Rechter SPD-Flügel attackiert Berliner Parteichef Stöß

Rechter SPD-Flügel attackiert Berliner Parteichef Stöß Berlin (dapd). Der rechte SPD-Flügel greift den Berliner SPD-Vorsitzenden Jan Stöß für seinen Vorstoß zu einer rot-grünen Minderheitsregierung nach der Bundestagswahl an. Aus gutem Grund würde über die Regierungsbildung im Bund nicht auf Landesebene entschieden, sagte der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, der „Frankfurter Rundschau“ (Samstagausgabe): „Herr Stöß soll sich lieber um seinen Landesverband und den Flughafen kümmern. Da hat er genug zu tun“, riet Kahrs. Er verwies darauf, dass sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück klar gegen eine Minderheitsregierung, die von der Linkspartei abhängig wäre, ausgesprochen habe. Er verstehe nicht, weshalb Stöß dem widerspreche: „So etwas braucht kein Mensch.“ Stöß hatte im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über die Möglichkeit einer rot-grünen Minderheitsregierung spekuliert. „Wenn SPD und Grüne bei der Bundestagswahl mehr Stimmen bekommen als Union und FDP zusammen, dann ist klar, dass wir diese Gestaltungsmehrheit nutzen sollten“, sagte Stöß. SPD-Chef Sigmar Gabriel pfiff Stöß in der „Welt“ zurück und empfahl dem Berliner SPD-Chef, mehr für eine rot-grüne Mehrheit zu tun, „statt sechs Monate vor der Wahl über Minderheitenregierungen zu schwadronieren“. dapd (Politik/Politik)

Bundesagentur erwartet Zuwandereransturm aus Bulgarien und Rumänien

Bundesagentur erwartet Zuwandereransturm aus Bulgarien und Rumänien Düsseldorf (dapd). Die Bundesagentur für Arbeit rechnet mit einem starken Zustrom an Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien, für die ab 2014 die volle Arbeitnehmer-Freizügigkeit in der EU gilt. „Wir erwarten aus Bulgarien und Rumänien eine Netto-Zuwanderung von 100.000 bis 180.000 Arbeitskräften pro Jahr auf den deutschen Arbeitsmarkt“, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe.) Weise geht aber nicht davon aus, dass Armutsflüchtlinge und Schwarzarbeiter die Zuwanderung dominieren werden. Ähnliche Befürchtungen habe es auch gegeben, als EU-Länder wie Polen die Arbeitnehmer-Freizügigkeit erhielten. „Sie haben sich nicht bestätigt“, sagte Weise. Netto kämen pro Jahr 100.000 Arbeitskräfte aus Ländern wie Polen, Ungarn und den baltischen Ländern nach Deutschland. Die Menschen seien überwiegend gut qualifiziert. Zugenommen hat laut Weise auch die Zahl der Zuwanderer aus Euro-Krisenländern. „Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland aus Spanien, Italien, Portugal und Griechenland hat sich um rund 33.000 auf 462.000 erhöht“, sagte Weise. Nach seinen Worten braucht der deutsche Arbeitsmarkt auf Dauer eine Nettozuwanderung von mindestens 200.000 Arbeitskräften pro Jahr, um den Fachkräftebedarf decken zu können. dapd (Politik/Politik)

Gysi: Papst sollte Sexualethik der Kirche reformieren

Gysi: Papst sollte Sexualethik der Kirche reformieren Berlin (dapd). Auch wenn er nicht religiös ist – ein wenig wesensverwandt mit dem neuen Papst Franziskus fühlt sich auch Linke-Fraktionschef Gregor Gysi. „Bei seiner Einstellung zur Armut würde er auch die Agenda 2010 so ablehnen wie ich, wenn er sie kennen würde“, sagte der 65-Jährige in einem dapd-Interview. Er hat auch einige Wünsche an Franziskus: „Zum einen sollte er die Priesterämter für Frauen öffnen und zum zweiten die Sexualethik der katholischen Kirche reformieren.“ Die meisten Katholiken verletzten diese ständig, sagte Gysi. „Dass es Geschlechtsverkehr nur in der Ehe und nur zum Zweck Kinder zu bekommen geben darf, hat mit den Realitäten der Menschen auf dem Erdball nichts mehr zu tun.“ Auch wenn man konservativ sei, dürfe man nicht Jahrhunderte zurück fallen. Man müsse sich den Realitäten so weit annähern, dass Normen noch einhaltbar seien – zumindest für eine Mehrheit der Katholiken. Der Papst sei zwar 76, „und sollte dennoch springen und sich öffnen“. Gysi erwartet sich Impulse vom Papst für die Armen, „wenn er auch die Ursachen“ dafür benenne. „Wir müssen über Reichtum und Armut in unseren Gesellschaften sprechen, wir müssen über die Erste und Dritte Welt sprechen. Wir müssen Hunger und Elend überwinden.“ Jährlich stürben 70 Millionen Menschen auf der Erde und davon 18 Millionen an Hunger. „Das ist durch nichts zu rechtfertigen. Das muss sich ändern“, betonte Gysi. Und da könnte der Papst eine wichtige Hilfe sein, wenn er Vorschläge unterbreitete, wie man das ändere. dapd (Vermischtes/Politik)

Karfreitagsbotschaften: Christen sollen sich erschüttern lassen

Karfreitagsbotschaften: Christen sollen sich erschüttern lassen Berlin (dapd). Am Karfreitag haben Geistliche der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland die Gläubigen zu mehr gegenseitiger Anteilnahme und zur Auseinandersetzung mit schwierigen Lebenssituationen aufgerufen. In zahlreichen Städten gedachten Christen mit Prozessionen den Leiden von Jesus Christus. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte, der Karfreitag fordere Menschen heraus, sich „den Fragen nach Leid, Not, Unrecht und Tod zu stellen und nach dem Sinn des Ganzen zu fragen“. Auf der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz schrieb er, in vielen Bereichen der „auf Hochglanz“ polierten Gesellschaft sei es lohnenswert, sich „von diesen Fragen treffen, ja erschüttern zu lassen“. Wer sich von der Frage nach Leid, Not und Tod herausfordern lasse, für den werde der Karfreitag zum Tag der Entscheidung. „Der darf hoffen, dass die vielen unschuldig Getöteten der Geschichte, die Opfer menschlicher Unbarmherzigkeit nicht einfach untergehen, nicht im Nichts versinken.“ Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick warnte in seiner Predigt vor aktiver Sterbehilfe. Die Kirche sei stattdessen für einen „guten Tod“ durch „aktive Sterbebegleitung“ durch Angehörige, Ärzte und Pflegepersonal. Das Verlangen kranker Menschen nach Sterbehilfe sei oft Ausdruck des Misstrauens und des Zweifels gegenüber den Mitmenschen, ob sie das Beste für einen wollen. Viele Menschen hätten Angst davor, ein Pflegefall zu werden und dann ihren Verwandten zur Last zu fallen. Durch legale Sterbehilfe würde auch der Druck auf Alte und Kranke steigen, „sich selbst zu entsorgen“, warnte der Erzbischof. Die katholische Kirche kämpfe daher gegen die in den vergangenen Monaten diskutierte Gesetzesänderung, wonach nur die geschäftsmäßige Sterbehilfe verboten werden soll. In der Wohlstandsgesellschaft vereinsamt der Leidende schnell Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, der Kreuzestod Jesu sei Voraussetzung ist für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse und für die Erlösung des Menschen. „Die Rettung der Welt geschieht nicht durch den sozialen Fortschritt oder durch politische Reformen, sondern durch das Handeln Gottes, der am Kreuz seines Sohnes den Durchbruch in eine neue Lebensmöglichkeit eröffnet“, sagte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt. Aus dieser Erfahrung komme die Kraft zum Einsatz „für eine gerechtere Welt, für eine Zivilisation des Lebens und eine Kultur der Barmherzigkeit und Liebe“. Der Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, forderte mehr Anteilnahme für Verfolgte und Notleidende: „Wir wissen genau, dass Menschen auf dieser Welt an Hunger sterben. Wir wissen, dass Menschen aus politischen und religiösen Gründen verfolgt und getötet werden“, sagte Dröge am Karfreitag in seiner Predigt in der Berliner Marienkirche. Dennoch fehle es oft an Kraft und Mut, „wirklich hinzusehen“. Zu schnell komme das „Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit auf, wenn wir zu genau hinschauen“. Auch in der Wohlstandsgesellschaft, die den „Spaßfaktor hoch wertet“ und Probleme ignoriere, werde ein leidender Mensch schnell einsam, beklagte der Bischof. Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, rief die politisch Verantwortlichen zum fairen Umgang miteinander auf. „Viele Menschen haben das gegenseitige Niedermachen um billiger Triumphe willen satt“, sagte Schneider in Hannover. Sie sehnten sich danach, dass Konflikte „klar in der Sache, aber fair im Umgang“ ausgetragen werden. Auch mit Blick auf gesellschaftliche Konflikte gelte das Gebot gegenseitiger Barmherzigkeit, betonte der EKD-Ratsvorsitzende. dapd (Politik/Politik)

Gysi offen für Systemwechsel bei Kirchensteuer

Gysi offen für Systemwechsel bei Kirchensteuer Berlin (dapd). In der Debatte über die Kirchensteuer hat sich Linke-Fraktionschef Gregor Gysi offen für einen Systemwechsel gezeigt. „Bei einer Trennung von Staat und Kirche, die wir laut Grundgesetz haben, muss man überlegen, ob diese Methode richtig ist“, sagte Gysi der Nachrichtenagentur dapd. Die Diskussion war von Sachsens FDP angestoßen worden. Sie forderte unter anderem, die Kirchensteuer nicht mehr vom Finanzamt einziehen zu lassen, sondern sie durch ein von den Kirchen selbst organisiertes Beitragssystem zu ersetzen. Kirchliche Gruppen halten davon wenig. Der Beauftragte der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) am Sitz der Bundesregierung, Peter Jörgensen, sagte dapd: „Das Steuermodell zu kippen, wäre für die großen Kirchen fatal.“ Er rechnete das am Beispiel einer beliebigen Großstadtgemeinde einer Landeskirche vor. Dort kämen nur um die fünf Prozent der Mitglieder regelmäßig in den Gottesdienst. Die Übrigen brächten sich zwar kaum ins Gemeindeleben ein, seien aber als Kirchensteuerzahler stillschweigend daran beteiligt. „Wenn jetzt die Kirchensteuer wegfällt, können die Engagierten die fehlenden Steuern der Unbeteiligten nicht ausgleichen“, sagte er. Die Kirchen müssten dann viele Einrichtungen schließen. Der Vorsitzende des Forums Deutscher Katholiken, Hubert Gindert, sagte dapd, ohne die Kirchensteuer hätten sowohl der Staat als auch die Kirche Nachteile. Die Kirche müsse mit geringeren Einkünften rechnen, könne dann nicht mehr so viel Personal beschäftigen wie bisher und werde karitative Einrichtungen aufgeben müssen. „Die müsste dann der Staat übernehmen“, sagte Gindert. Das aber werde teuer für die öffentliche Hand. Katholische Reformer wollen die Gemeinden stärken Die Sprecherin der Kirchenvolksbewegung, Sigrid Grabmeier, plädierte für das sogenannte Schweizer Modell. „Der Staat sorgt dort dafür, dass die durch ihn eingezogenen Kirchensteuer durch eigens dafür gewählte Gremien, die von Bischöfen und Pfarrern unabhängig sind, direkt in den Gemeinden verwaltet werden“, erläuterte Grabmeier. „Die Gemeinden entscheiden, wofür sie das Geld ausgeben und wieviel die Bischöfe bekommen.“ In Deutschland entschieden dagegen die Bischöfe über das Geld. Sollte die Kirchensteuer ganz abgeschafft und durch Gemeindebeiträge ersetzt werden, hätte das aus Grabmeiers Sicht einen Vorteil: „Wenn es keine Kirchensteuer mehr gäbe, müsste sich die Kirche wieder mehr um die Leute kümmern“, sagte sie. „Sie wäre nicht mehr reich, ganz im Sinne des neuen Papstes Franziskus.“ Freikirchen können ihre Einnahmen kaum kalkulieren Der Freikirchenbeauftrage Jörgensen bezeichnete es als ein Wagnis, die Gemeindearbeit wie die Freikirchen allein aus Spenden und freiwilligen Beiträge der Mitglieder zu bezahlen. Früher sei es üblich gewesen, freiwillig ein Zehntel seines Einkommens zu zahlen, doch dies werde heute beliebiger gehandhabt. „Jeder entscheidet eigenverantwortlich nach seiner Lebenssituation“, sagte der Pastor. Zwar gebe es eine Reihe von Mitgliedern, die ihre Beiträge per Dauerauftrag überweisen, doch wer arbeitslos werde, müsse die Zahlung reduzieren oder einstellen und viele gäben jeden Monat unterschiedliche Beiträge. „Das ist nicht kalkulierbar“, sagte Jörgensen. Deshalb brauchten die Freikirchen eine Menge Mut für jeden Arbeitsvertrag und jede finanzielle Verpflichtung, die sie eingehen. Linke-Fraktionschef Gysi betonte, eigentlich sei die Kirchensteuer keine Steuer, sondern „ein Mitgliedsbeitrag, den die Finanzämter einziehen“. Für die Kirchen sei das natürlich eine große Erleichterung. „Ich habe da aber auch Bedenken. Vor allem wundere ich mich, dass Parteien und Gewerkschaften nicht sagen, dass sie das auch so haben wollen“, sagte Gysi. Zwar bräuchte die Kirche einen größeren Apparat, wenn sie sich selbst um den Einzug der Steuer kümmern müsste. Aber abgesehen davon hätte man ein Gespräch mit den nicht zahlenden Mitgliedern: Man müsste sie nach den Gründen fragen, warum sie nicht zahlen. Man wäre also viel näher an ihnen dran. „Das wäre gut, denn ich finde, auch die Kirche benötigt mehr Kontakt zu den Mitgliedern“, gab Gysi zu bedenken. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Patrick Meinhardt, der auch Sprecher der Christen in der FDP-Fraktion ist, hält von der ganzen Debatte wenig. Die Kirchensteuer an sich sei auch kein Verstoß gegen die Neutralität des Staates. Der Staat verdiene für den Einzug mit zwei bis vier Prozent immerhin ziemlich gut. „Die Debatte um eine Abschaffung der Kirchensteuer scheint mir eine karfreitägliche Phantomdebatte zu sein, die sich bald österlich verflüchtigen wird“, sagte Meinhardt. dapd (Politik/Politik)

Streit um doppelte Staatsbürgerschaft

Streit um doppelte Staatsbürgerschaft Berlin (dapd). Streit über die doppelte Staatsbürgerschaft: Die CDU-Spitze ist uneins über die Frage, ob die doppelte Staatsbürgerschaft in Deutschland möglich werden soll. Während der Parteivize Volker Bouffier dies ablehnt und an der geltenden Wahlmöglichkeit festhalten will, zeigte sich der stellvertretende Parteivorsitzende Armin Laschet offen für eine doppelte Staatsbürgerschaft und forderte einen „parteiübergreifenden Konsens“ nach der Bundestagswahl. Dies lehnte die SPD umgehend ab und forderte „jetzt“ eine Neuregelung. Der hessische Ministerpräsident Bouffier sagte der „Welt“, für ihn sei es nicht ersichtlich, „wie eine Ausweitung der doppelten Staatsbürgerschaft die Integration in unserem Land fördern soll“. Die Optionslösung, wonach sich junge Menschen aus Nicht-EU-Staaten mit 23 etwa zwischen der bisherigen und der deutschen Staatsbürgerschaft entscheiden müssen, sei geltende Rechtslage und habe sich bewährt. „Deshalb sehe ich auch dort keinen Regelungsbedarf“, wird Bouffier zitiert. Er wandte sich aber dagegen, dies zum Thema im anstehenden Bundestagswahlkampf zu machen. Integration sei eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben „und darf nicht im Wahlkampf verheizt werden“, mahnte er. Auch die CSU lehnt die doppelte Staatsbürgerschaft in Deutschland bislang ab. Die FDP ist allerdings dafür. Laschet sagte der „Welt“, die doppelte Staatsbürgerschaft sei schon heute bei 55 Prozent aller Einbürgerungen die Regel. „Wir sollen deshalb in aller Sachlichkeit, in Ruhe und Gelassenheit überlegen, wie wir unser Staatsbürgerrecht einer internationalen Staatspraxis anpassen.“ Im Magazin „Focus“ drängte Laschet seine Partei zu mehr Offenheit gegenüber Migranten: „Sonst wird sie am Ende die Partei der weißen alten Männer – wie die Republikaner in den USA.“ Eine Volkspartei müsse auf alle gesellschaftlichen Strömungen Antworten geben. Viele Migranten stehen CDU nahe SPD-Chef Sigmar Gabriel wies Laschets Vorschlag eines überparteilichen Konsenses zurück: „Dreieinhalb Jahre nichts tun und dann kurz vor der Wahl eine parteiübergreifende Lösung zu fordern – das sieht sehr nach Wahlkampfmanöver aus“ sagte Gabriel. „Wir brauchen eine Neuregelung jetzt und nicht irgendwann.“ Ebenfalls in der „Welt“ sagte er weiter, die Gegner in CDU und CSU hätten nichts gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, wenn es um US-Amerikaner ginge. „In Wahrheit geht es doch um das Vorurteil, dass Menschen aus der Türkei dem deutschen Staat gegenüber weniger loyal sind als andere. Dieses dumme Vorurteil darf uns aber nicht länger daran hindern, endlich ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht zu schaffen.“ Auch der CDU-Politiker und Vorsitzende des „Bundesnetzwerks Integration“, Bülent Arslan, forderte eine weitere Öffnung seiner Partei für Zuwanderer. Er wolle diesen Prozess in den Ländern mit Regionalbeauftragten und Landesnetzwerken vorantreiben, sagte er dem „Focus“. Er sehe bei den Zuwanderern ein großes Potenzial für die CDU: „In ihrer Haltung zum Wert der Familie oder zur harten Hand des Staates in Sicherheitsfragen stehen viele Migranten der CDU am nächsten.“ Familien-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik interessierten viele Zuwanderer besonders, über 700.000 Migranten-Unternehmer im Land wollten Antworten für ihren Geschäftsalltag, sagte Arslan. dapd (Politik/Politik)

Gewerkschaft droht mit härterem Arbeitskampf bei Coca-Cola

Gewerkschaft droht mit härterem Arbeitskampf bei Coca-Cola Hamburg (dapd). In den stockenden Tarifverhandlungen für die gut 10.000 Beschäftigten des Getränkeherstellers Coca-Cola in Deutschland hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit mehr Warnstreiks und einer Verschärfung des Arbeitskampfs gedroht. Sollte es in der zehnten Gesprächsrunde am Mittwoch und Donnerstag kommender Woche kein Ergebnis geben, werde zu ganztägigen Warnstreiks und zu einer Urabstimmung über unbefristete Streiks aufgerufen, teilte die Gewerkschaft in Hamburg mit. Am Donnerstag war die neunte Gesprächsrunde ohne Resultat beendet worden. Coca-Cola warf der Gewerkschaft vor, die kommenden Gespräche mit der Streikdrohung unnötig zu belasten. „Wir haben kein Verständnis dafür, dass die Gewerkschaft in den laufenden Verhandlungen mit Streik droht“, sagte Personalvorstand Frank Molthan. Das Unternehmen habe sich in den bisherigen Verhandlungen deutlich bewegt. „Für den kommenden Termin erwarten wir, dass die Gewerkschaft konstruktiv verhandelt, um eine Einigung zu erzielen, in der die Positionen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ausgewogen berücksichtigt werden“, erklärte er. Die Gewerkschaft fordert für die Mitarbeiter von Coca-Cola sechs Prozent mehr Lohn, den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen sowie die Begrenzung von Werkverträgen und Leiharbeit. Coca-Cola hat nach Angaben eines Firmensprechers bisher eine Anhebung der Löhne und Gehälter in zwei Stufen um zunächst 2,5 Prozent und dann um weitere zwei Prozent angeboten. Umstritten war bei den Verhandlungen bislang die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, die der Konzern als Basis für eine Beschäftigungssicherung ansieht. Ende Februar waren bereits 6.500 Coca-Cola-Beschäftigte einem Streikaufruf der Gewerkschaft gefolgt, um den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Kritik an Russland nach Aktionen gegen Stiftungen

Kritik an Russland nach Aktionen gegen Stiftungen Berlin (dapd). Nach den Durchsuchungen bei deutschen Stiftungen in Moskau und St. Petersburg wächst die Kritik an den russischen Behörden. Klare Worte an die Adresse der russischen Regierung verlangten die Grünen und Amnesty International vom SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Die Aktionen gegen die deutschen Einrichtungen wurden mittlerweile eingestellt, die Konrad-Adenauer-Stiftung in St. Petersburg erhielt am Donnerstag ihre Computer zurück. Stiftungsvertreter kritisierten die Aktionen und äußerten die Hoffnung, dass sie sich nicht wiederholten. Russische Behörden hatten in den vergangenen Tagen zwei Mal das Büro der CDU-nahen Adenauer-Stiftung (KAS) aufgesucht. Durchsucht wurde auch die Friedrich-Ebert-Stiftung, die ihre Arbeit aber nicht behindert sah. Die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung, die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung, die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung bekamen nach eigenen Angaben keinen Besuch. Die Bundesregierung zeigte sich dennoch sehr besorgt. Ein KAS-Sprecher sagte, die Adenauer-Stiftung hoffe sehr, dass sich „derartige Eingriffe“ nicht wiederholten. Sie bleibe angesichts des Vorgehens der Behörden gegen Nichtregierungsorganisationen weiterhin in großer Sorge um ihre russischen Partner, mit denen sie vor Ort zusammenarbeitet. Hintergrund ist ein im vergangenen Jahr in Kraft getretenes Gesetz, wonach sich ganz oder teilweise vom Ausland finanzierte Nichtregierungsorganisationen (NGO) als „ausländische Agenten“ registrieren lassen und detaillierte Finanzberichte vorlegen müssen. Das Wort Agent steht im Russischen auch für Vertreter oder Vermittler. Auch die Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dagmar Enkelmann, kritisierte die russischen Behörden. Sie vermutete allerdings, dass es der russischen Seite weniger um die Stiftungen als um eine Einschüchterung der eigenen Nichtregierungsorganisationen gehe. Die Luxemburg-Stiftung werde sich solidarisch mit anderen deutschen Stiftungen zeigen, versicherte die Linken-Politikerin. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mahnte, die NGOs dürften nicht eingeschüchtert oder in ihrer Arbeit behindert werden. Die Durchsuchungen bei russischen Organisationen und den deutschen Stiftungen „stellt eine Qualität staatlicher Repression dar, die uns an die dunklen Zeiten der kommunistischen Diktatur erinnert“, erklärte die Bundesstiftung. Klartext von Steinbrück gefordert In die Kritik geriet der SDP-Kanzlerkandidat Steinbrück wegen seiner Äußerung, Menschenrechtsverletzungen in Russland „nicht auf dem Marktplatz“ anzuprangern. Amnesty warf ihm vor, Regierungskritiker in Russland allein zu lassen. Wenn der Kanzlerkandidat sage, dass die Maßstäbe westlicher Demokratien nicht unmittelbar auf die russischen Verhältnisse übertragbar seien, entsolidarisiere er sich mit den Menschen in Russland, sagte Generalsekretärin Selmin Çaliskan im Deutschlandradio Kultur. Sie forderte die Bundesregierung auf, das Stiftungs-Thema bei Gesprächen mit der russischen Regierung immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, sagte dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, Russland müsse klargemacht werden, dass ein solches Verhalten nicht akzeptabel sei. An die Adresse Steinbrücks sagte sie: „Ein Blatt vor den Mund zu nehmen ergibt in dieser Situation keinen Sinn.“ Ihr Parteifreund Volker Beck sprach von „Leisetreterei“, die Menschenrechtler in Russland frustriere. Der SPD-Außenpolitiker Gernot Erler nahm Steinbrück allerdings in Schutz: Der Unmut sei auch in der SPD groß. Die Frage aber sei: „Hilft Russland-Bashing in der Sache, oder befriedigt es eher eigene Bedürfnisse?“ dapd (Politik/Politik)

NRW-Grünen legen Einkünfte offen

NRW-Grünen legen Einkünfte offen Düsseldorf (dapd). Der Landesvorstand der nordrhein-westfälischen Grünen hat über das Internet sämtliche Gehälter, Nebeneinkünfte und Mitgliedschaften veröffentlicht. Die NRW-Grünen seien damit die erste Partei, die entsprechende Einblicke gewähre, teilte der Vorstand am Freitag mit. Mit der „Transparenzoffensive“ gehe die Partei mit einem guten Beispiel voran und wolle in der Debatte um die Offenlegung der Nebeneinkünfte von Abgeordneten ein Signal setzen, erklärten die beiden Landesvorsitzenden Monika Düker und Sven Lehmann. Während Düker als Landtagsabgeordnete kein Gehalt vom Landesverband erhält, bezog Lehmann im Jahr 2011 rund 57.600 Euro. Die Politische Geschäftsführerin Sabine Brauer verbuchte ein Jahresgehalt in Höhe von 60.800 Euro und Landesschatzmeister Jo Schroers kam auf etwa 62.000 Euro. Nebeneinkünfte gab keiner an. Zu den Mitgliedschaften bei Landeschefin Düker gehören eine Aufsichtsratstätigkeit bei der Wohnungsgenossenschaft Düsseldorf Ost sowie die Fördermitgliedschaft bei PRO ASYL. Co-Parteichef Lehmann engagiert sich bei Mehr Demokratie, Amnesty International und der Kölner Initiative Grundeinkommen. Auch die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder geben ihre Arbeitgeber und Nebeneinkünfte an. Den Schritt an die Öffentlichkeit begründet der Landesvorstand mit der Regierungsverantwortung in NRW. „Als Regierungspartei tragen wir Grüne Verantwortung für die Geschicke und die Zukunft Nordrhein-Westfalens“, erklärten Düker und Lehmann. So seien sie als Partei an den Inhalten des Koalitionsvertrages sowie den Entscheidungen des Koalitionsausschusses beteiligt. Daher solle auch nachvollzogen werden können, welche Entschädigungen und Mitgliedschaften die Vorstandsmitglieder haben. dapd (Politik/Politik)