Augsburg (dapd). Der ehemalige Rüstungslobbyist Karlheinz Schreiber hat vor dem Landgericht Augsburg schwere Vorwürfe gegen den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) und andere Politiker erhoben. Im Zusammenhang mit dem ersten Verfahren gegen ihn habe Stoiber Beweismittel unterdrückt, hieß es im zweiten Teil einer Erklärung Schreibers, die dessen Anwälte am Freitag verlasen. Er warf Stoiber zudem unter anderem Rechtsbeugung vor. Durch ein falsches Geständnis des ehemaligen Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls, der angegeben hatte, von Schreiber bestochen worden zu sein, würden die Verantwortlichen der CSU geschützt. „Mit meinem Verständnis von einem rechtsstaatlichen Verfahren hat dies nichts mehr zu tun. Es ist aber auch schwer, an einen Rechtsstaat zu glauben, wenn man solche Politiker heute in verantwortlichen Rollen sieht, die damals die Hände aufgehalten haben und sich für kein Geld zu schade waren“, hieß es in dem 107 Seiten langen Papier. Schreiber forderte in dem neu aufgerollten Prozess die Vernehmung zahlreicher prominenter Zeugen. Neben Stoiber solle unter anderem der ehemalige Finanzminister Theo Waigel und der Präsident des Augsburger Landgerichts, Herbert Veh, geladen werden. Schreiber gilt als Schlüsselfigur im CDU-Spendenskandal der 1990er. Ihm wird vorgeworfen, 7,5 Millionen Euro Steuern zwischen 1988 und 1993 im Zusammenhang mit Provisionszahlungen für die Vermittlung von Rüstungsgeschäften hinterzogen zu haben. 2010 war Schreiber deshalb vom Augsburger Landgericht zu acht Jahren Haft verurteilt worden, ein Jahr später hob der Bundesgerichtshof die Entscheidung wegen mehrerer Rechtsfehler auf. dapd (Politik/Politik)
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Du hast mich nicht enttäuscht
München (dapd-bay). CSU-Chef Horst Seehofer begann mit einem kleinen Seitenhieb auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), als er am Donnerstagabend im Literaturhaus München das neue Buch seines früheren Parteivorsitzenden Edmund Stoiber vorstellte. Merkel habe zwar das Werk mit dem Titel „Weil die Welt sich ändert“ bereits in Berlin präsentiert. Aber die endgültige Zusage der Kanzlerin zu dem Auftritt sei erst erfolgt, als sie den Inhalt gekannt habe. Seehofer fügte hinzu, er habe dagegen ohne Kenntnis des Buches sein Kommen angekündigt, weil er Stoiber kenne: „Und Du hast mich nicht enttäuscht. Alles, was Du schreibst, stimmt.“ Aber Stoiber habe „ein hohes Maß an Rücksicht auf seine politische Familie genommen“ und über viele Dinge nicht geschrieben. Seehofer lobte: „Ihm wäre nie in den Kopf gekommen, dass er seine Christlich-Soziale Union mit irgendwelchen schwierigen Themen belastet.“ Stoiber hatte am 18. Januar 2007 seinen Rückzug angekündigt. Zuvor war bei einer Klausur der CSU-Landtagsfraktion im oberbayerischen Wildbad Kreuth deutlicher Unmut über den Parteichef laut geworden. Überraschend einigten sich der damalige bayerische Innenminister Günther Beckstein und Wirtschaftsminister Erwin Huber auf eine Nachfolgeregelung. Die sogenannte Tandemlösung sah vor, dass Beckstein neuer Ministerpräsident und Huber CSU-Chef wird. Damit bot sich eine Alternative zu Stoiber – der daraufhin das Handtuch warf. Seine Ämter gab er allerdings erst im September 2007 auf. Seehofer hatte bereits im Januar dieses Jahres den Sturz Stoibers als Fehler und warnendes Beispiel für andere Parteien bezeichnet. Das damalige Vorgehen der CSU sei falsch gewesen. Es sei eine Illusion, der Austausch von Personen löse alle Probleme. Erwin Huber entgegnete damals, der Weggang Stoibers sei kein Putsch gewesen und habe zudem die CSU „vor der Oppositionsbank gerettet“. Für Stoiber sind die Details seines Sturzes nicht wichtig In seinem Buch verzichtet Stoiber auf Insider-Informationen über die damaligen Vorgänge. Der CSU-Ehrenvorsitzende begründete diese Zurückhaltung damit, dass er die damaligen Details nicht für wichtig hält. Es stehe nicht im Mittelpunkt, „wie ich zurückgetreten bin“. Was zähle, sei vielmehr die Bilanz seines politischen Lebens. Dafür plauderte Stoiber über den Verzicht von Angela Merkel auf die Kanzlerkandidatur im Jahr 2002: „Die CDU war in der Tat in einer moralischen Krise damals.“ Dagegen sei die CSU von der Spendenaffäre der Schwesterpartei überhaupt nicht betroffen gewesen: „Wir waren damals der Stabilisator.“ Einige „bedeutende Potentaten der CDU“ wie Roland Koch und Christian Wulff seien deshalb gegen eine Kanzlerkandidatur Merkels gewesen. Das Risiko sei vielen als zu groß erschienen. Dass Stoibers Selbstbewusstsein nicht gelitten hat, zeigte sein Satz über die Rolle seiner Heimat: „Wir sind ja nicht nur ein Land von 16 – wir sind ja der Freistaat Bayern.“ dapd (Politik/Politik)
Merkel bewertet Stoiber-Vorstoß für längere Wahlperiode skeptisch
Berlin (dapd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Vorschlag für längere Legislaturperioden des ehemaligen CSU-Chefs Edmund Stoiber kritisch beurteilt. Eine Legislaturperiode von fünf oder sechs Jahren könne nur einhergehen mit mehr Elementen der direkten Demokratie, sagte Merkel am Dienstag in Berlin anlässlich der Buchvorstellung von „Edmund Stoiber – Weil die Welt sich ändert“. Das halte sie aber auf der Bundesebene „für schwierig“, denn es sei ihrer Auffassung nach nicht gut mit dem Zwei-Kammer-System der Bundesrepublik vereinbar. Der frühere bayerische Ministerpräsident Stoiber hatte in seinem Buch dafür plädiert, den Bundestag nur noch alle fünf oder sechs Jahre neu zu wählen statt wie bisher alle vier Jahre. Er forderte am Dienstag auch größere Mitbestimmungsrechte für die Bevölkerung und befürwortete Volksabstimmungen. Merkel dankte ihrem früheren Widersacher um die Unions-Kanzlerkandidatur für die gemeinsame politische Wegstrecke: „Ein Dank für die Gespräche mit Dir. Nicht immer habe ich das so zu würdigen gewusst, wie es im Rückblick erscheint, aber Danke“, sagte sie unter Anspielung auf das gemeinsame Frühstück im Januar 2002 in Stoibers Haus im bayerischen Wolfratshausen. Damals hatte Merkel ihren Rückzug von der Kanzlerkandidatur bekundet und Stoiber die Unterstützung der CDU zugesichert. „Du warst immer, und später waren wir es beide, davon überzeugt, dass CDU und CSU zum Schluss einen Weg gemeinsam finden“, sagte Merkel weiter. dapd (Politik/Politik)