Athen (dapd). Pünktlich zum Schulbeginn nach den Festtagen fielen am Dienstag in Athen die ersten Schneeflocken dieses Winters. Während in der Vier-Millionen-Metropole der morgendliche Autoverkehr wegen des plötzlichen Wintereinbruchs kollabierte, traf sich Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras im 1.805 km Luftlinie entfernten Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Schon wieder, merkten die meisten Kommentatoren in Hellas an. Schließlich handelte es sich bereits um das dritte Treffen der beiden Regierungschefs seit Ende August. „Das Glas ist halb voll. Aber mit der Hilfe unserer Partner schreitet Griechenland bei der Umsetzung der harten ökonomischen Reformen voran“, sagte Samaras vor dem Treffen der wartenden Journalistenschar. Wie der private Athener Radiosender „Real FM“ aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben will, rief die deutsche Seite Samaras bei dem Treffen hinter verschlossenen Türen ins Gedächtnis, dass Deutschland den Partner Griechenland zuletzt mit seinen Hilfsmilliarden gerettet habe. Dem Vernehmen nach habe Berlin dem Besucher aus Athen ins Stammbuch geschrieben: „Jetzt seid ihr dran, die Grundlagen dafür zu schaffen, Investoren anzulocken.“ Nach dem von beiden Seiten als informellen Meinungsaustausch bezeichneten Treffen betonte der 61-jährige Athener Regierungschef in einem kurzen Statement, nun gehe es für das krisengeplagte Hellas vornehmlich darum, die dringend nötige Liquidität zu schaffen. „Denn die Liquidität ist das Blut der Ökonomie“, erklärte Samaras. Zuvor hatte sich Samaras noch mit Hans-Dietrich Genscher getroffen. Die beiden Politiker kennen sich aus jenen Zeiten gut, als sie parallel als Außenminister ihrer Länder fungierten. Samaras revanchierte sich mit dem Treffen für einen Artikel des FDP-Granden, der vor dem Jahreswechsel im „Handelsblatt“ erschienen war. Unter dem Titel „Der Unbeirrbare“ hatte Genscher die Entscheidung des Düsseldorfers Wirtschaftsblattes in höchsten Tönen gelobt, Samaras zum „Politiker des Jahres 2012“ zu küren. Papoulias setzt auf Solidarität Die griechische Presse nahm hingegen kaum Notiz von Samaras – zwei Tage währendem Aufenthalt an der Spree, der am Montagabend mit einer Teilnahme an der Eröffnung des 5. Wirtschaftsgipfels der Zeitung „Die Welt“ ihren Anfang genommen hatte. Der konservativ-liberalen „Kathimerini“ war die Samaras-Reise nur eine Randnotiz wert. Die regierungsnahen Gazetten „Eleftheros Typos“ und „Ethnos“ verbannten den Samaras-Trip nach Berlin gar von den Titelseiten ihrer Dienstag-Ausgaben. Nur die linksliberale „Ta Nea“ widmete sich dem Ereignis ausführlicher. Auf der Titelseite war zudem symbolträchtig ein Foto von Bundespräsident Joachim Gauck abgedruckt, der seinen sichtlich gut gelaunten griechischen Amtskollegen Karolos Papoulias im Berliner Martin-Gropius-Bau an die Hand nimmt. Gauck hatte Griechenlands Staatspräsidenten am Montag durch die Ausstellung „Mythos Olympia. Kult und Spiele in der Antike“ geführt. „Ich bin zuversichtlich, dass die deutsch-griechischen Beziehungen künftig von der Solidarität geprägt sein werden. Das ist ein fundamentaler europäischer Wert“, unterstrich Papoulias. Die durchaus verhaltene Reaktion im griechischen Blätterwald kommt nicht überraschend. Ohnehin hatten die griechischen Beobachter nicht mit spektakulären Nachrichten aus Berlin gerechnet. Vielmehr diente der Besuch des Politiker-Duos Samaras und Papoulias ihrer Einschätzung nach der Pflege der deutsch-griechischen Beziehungen. Die bilateralen Beziehungen erleben, so die einhellige Einschätzung, nach einer Zeit der Irritationen auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise inzwischen ihren zweiten Frühling. Griechenlands Oppositionsparteien zeigten sich derweil von der guten Stimmung in Berlin demonstrativ unbeeindruckt. „Samaras bindet Griechenland an den extremen neoliberalen Merkelismus an“, ätzte das „Bündnis der Radikalen Linken“ (Syriza). Kritik hagelte es auch von der oppositionellen Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE). „Samaras wirbt um deutsche Investoren mit Hungerlöhnen, einem Arbeitsmarkt in Trümmern und einem Heer von Arbeitslosen“, polterten die hellenischen Kommunisten. Merkel und Samaras sehen sich übrigens bald wieder: Denn am Freitag treffen sich im zyprischen Limassol Europas konservative Parteiführer, um Zyperns Präsidentschaftskandidaten Nikos Anastasiadis zu unterstützen. dapd (Politik/Politik)
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Samaras beteuert griechischen Reformwillen
Berlin (dapd). Der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras hat den Willen seines Landes zu umfassenden Reformen bekräftigt. Griechenland unternehme enorme, mit großen Opfern verbundene Anstrengungen, „um die Dinge wieder auf den richtige Pfad zu bekommen“, erklärte Samaras am Dienstag vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Es gehe jetzt darum, Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen, sowohl auf Seiten der EU-Mitgliedstaaten, als auch auf Seiten der Märkte. Samaras versicherte, „dass wir das Bestmögliche tun, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen“. Vor allem werde alles dafür getan, „um wieder Liquidität zu gewährleisten, die letztendlich das Blut ist für das gute Funktionieren der Wirtschaft“, sagte Samaras in der deutschen Übersetzung. Als eine der vordringlichsten Maßnahmen nannte er die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, dies vor allem bei den jungen Menschen. Merkel erklärte vor dem Treffen, sie interessiere sich natürlich dafür, welche Fortschritte die Umsetzung des griechischen Reformprogramms mache. Andererseits werde sie darüber berichten, „welche wirtschaftliche Situation wir in Deutschland erwarten“. Auch Deutschland müsse alles dran setzen, Wirtschaftswachstum und Sicherheit für Arbeitsplätze zu schaffen. „Und wir werden über die europäische Tagesordnung sprechen“, sagte Merkel. Bis Juni müsse eine stärkere wirtschaftspolitische Koordinierung verabredet werden. Ende August des vergangenen Jahres war Samaras zum ersten Auslandsbesuch seiner Amtszeit nach Berlin gereist, um sich mit Merkel zu treffen. Anfang Oktober besuchte die Kanzlerin Samaras in Athen. dapd (Politik/Politik)
Griechenland will offenbar den Militäretat kürzen
Düsseldorf (dapd). Griechenlands Premierminister Antonis Samaras will dem „Handelsblatt“ zufolge den Militäretat seine Landes noch einmal kräftig kürzen. So wolle er einen Teil der Haushaltslücke von mindestens 11,5 Milliarden Euro füllen. Das habe Samaras dem Luxemburger Premierminister Jean-Claude Juncker bei dessen Besuch vergangene Woche in Athen angekündigt, berichteten EU-Kreise in Brüssel der Zeitung. Der Premier habe bei Juncker und anderen hochrangigen Gesprächspartnern neues Vertrauen gewinnen können. „Er macht einen ganz ausgezeichneten Eindruck“, sagte ein hochrangiger EU-Diplomat. Die Wandlung des einstigen Blockierers Samaras in einen überzeugten Reformer sei „wirklich erstaunlich“. dapd (Politik/Politik)
Merkel: Griechenland soll in der Euro-Zone bleiben
Berlin (dapd). Deutschland will Griechenland in der Euro-Zone halten und erwartet zugleich die Umsetzung der von Athen gemachten Zusagen. Das betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag nach einem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras in Berlin. Merkel versicherte, Deutschland sei „Griechenland in Freundschaft verbunden“. Daher werde es keine vorschnellen Entscheidungen geben. Erst solle der Troika-Bericht abgewartet werden, der im September vorliegen soll. Samaras bekräftigte seine Zuversicht, dass Griechenland seine Verpflichtungen erfüllen werde. Das werde auch der Troika-Bericht zeigen. Griechenland werde es schaffen, bald aus der Krise zu kommen. Samaras lehnt einen Austritt seines Landes aus der Euro-Zone vehement ab und fordert zugleich eine zeitliche Streckung der harten Auflagen zur Haushaltskonsolidierung. Am Samstag will Samaras in Frankreich für seine Position werben. dapd (Politik/Politik)