Menzingen/New York (dapd). Die traditionalistische Piusbruderschaft hat ihren umstrittensten Bischof, den Holocaust-Leugner Richard Williamson, rausgeworfen: Der Brite habe sich „seit mehreren Jahren von der Führung und Leitung der Priesterbruderschaft entfernt“, teilte das Generalhaus der Traditionalisten am Mittwoch im schweizerischen Menzingen mit. Der Jüdische Weltkongress begrüßte den Rauswurf, kritisierte ihn aber als zu spät und unzureichend. Das Generalhaus der Piusbruderschaft beklagte, Williamson habe sich geweigert, „den Respekt und den Gehorsam zu bezeigen, den er seinen rechtmäßigen Oberen schuldet“. Anfang Oktober hätten der Generalobere Bernard Fellay und sein Rat dem Briten eine letzte Frist eingeräumt, sich unterzuordnen. Williamson lenkte jedoch nicht ein – im Gegenteil: Nach Ablauf dieser Frist habe er einen „offenen Brief“ angekündigt, in dem er den Generaloberen auffordern werde, zurückzutreten, schilderte die Piusbruderschaft. Das führte nun zum Schlussstrich unter die monatelangen Auseinandersetzungen zwischen Williamson und dem Generalhaus. „Diese schmerzhafte Entscheidung ist notwendig geworden aus Sorge um das Gemeinwohl der Bruderschaft St. Pius X. und einer guten Leitung derselben“, heißt es in der Mitteilung weiter. Piusbruderschaft vor der Spaltung? Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, sagte, es sei gut, dass der Hassprediger und Holocaust-Leugner endlich ausgeschlossen worden sei. Doch hätte die Leitung der Piusbruderschaft diese Entscheidung schon vor Jahren treffen müssen. In der Begründung der Piusbruderschaft sei auch nicht die Rede davon, welchen Schaden der Geistliche durch seine Beschimpfung von Juden und anderen angerichtet habe. Lauder dankte Papst Benedikt XVI. und Kurienkardinal Kurt Koch für ihre unmissverständliche Verurteilung antisemitischer Tendenzen in der katholischen Kirche. „Wir wissen, wo der Vatikan hier steht.“ Unklar bleibe, ob die Spitze der Piusbruderschaft diese Position teile. Solange die Gemeinschaft nicht klar Stellung beziehe, solle sie nicht wieder in die Kirche aufgenommen werden. Die Deutsche Bischofskonferenz wollte Williamsons Ausschluss auf Anfrage zunächst nicht kommentieren. Der Ausschluss Williamsons nährt nun Spekulationen über eine mögliche Spaltung der Piusbruderschaft. Der Bischof ist ein scharfer Kritiker einer Annäherung zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten. Existenz von Gaskammern geleugnet Williamson hatte im November 2008 im oberpfälzischen Zaitzkofen im Interview mit einem schwedischen Fernsehteam die Existenz von Gaskammern zur NS-Zeit bestritten. Auch seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 von den Nazis ermordet worden. Das Interview wurde erst im Januar 2009 im Zusammenhang mit der Aufhebung der Exkommunikation der vier Traditionalistenbischöfe bekannt, löste einen Sturm der Entrüstung aus und setzte Benedikt XVI. unter großen Druck. Die Piusbruderschaft ging umgehend auf Abstand zu Williamson und enthob ihn seiner Ämter. dapd (Politik/Politik)