Frankfurt/Zürich (dapd). Die ins Trudeln geratene Supermarktkette Tegut rettet sich in die Arme des Schweizer Marktführers Migros. Das komplette Handelsgeschäft in rund 290 Filialen in Hessen, Nordbayern und Thüringen sei an Migros Zürich verkauft worden, teilten beide Seiten am Donnerstag mit. Das Industrie- und Landwirtschaftsgeschäft bleibe in den Händen der Gründerfamilie Gutberlet. Die finanzstarke Schweizer Kette werde einen zweistelligen Millionenbetrag in die Aufwertung und Ausweitung des Tegut-Filialnetzes investieren. Zuletzt hatte das Geschäft der Tegut-Supermärkte stagniert, Filialen wurden geschlossen, Gerüchte über Finanznot und Unstimmigkeiten in der Gründerfamilie machten die Runde. Nun lehnt sich die Supermarktkette mit Sitz in Fulda an einen starken Partner an, in dem die bisherigen Eigentümer einen Gleichgesinnten sehen, was die soziale Ausrichtung und den Fokus auf Bio-Lebensmittel angeht. Tegut-Besitzer Wolfgang Gutberlet erklärte, er fühle sich den Grundsätzen von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler verpflichtet. Die Philosophie der beiden Einzelhandelsfirmen sei sehr ähnlich. „Die zukünftige Kooperation wird von einem gemeinsamen Verständnis für Ökologie, Ökonomie, Nachhaltigkeit und Gesellschaft geprägt sein“, hieß es in der Mitteilung. Den Kaufpreis gaben die Partner nicht bekannt. Thomas Gutberlet bleibt Tegut-Chef Für Tegut arbeiten 6.300 Angestellte, davon etwa 5.000 im Handelsgeschäft. Der Umsatz belief sich im vergangenen Jahr auf 1,16 Milliarden Euro. Erst kürzlich hatte die Gründerfamilie ihr Unternehmensgeflecht umorganisiert, um das Handelsgeschäft unter dem Dach der Gutberlet-Stftung fit für den Verkauf zu machen. Thomas Gutberlet, der das Handelsgeschäft in dritter Generation führt, werde Tegut-Chef bleiben, teilten beide Unternehmen mit. Sein Vater Wolfgang werde sich weiterhin den bei der Familien-Stiftung verbleibenden Unternehmen widmen. Dazu zählen Hersteller von Backwaren und Fleisch sowie landwirtschaftliche Betriebe. „Wir machen zuerst Tegut fit für die Expansion“, sagte Migros-Zürich-Geschäftsführer Jörg Blunschi. Es sei möglich, aus dem Tegut-Stammgebiet herauszuwachsen. „Interessant für uns wäre Baden-Württemberg.“ Mit dem Kauf bringt Migros Zürich auch eigene Produkte in die deutschen Supermärkte. Umgekehrt werde es aber keine Tegut-Produkte in den Migros-Läden im Großraum Zürich geben. Im Ausland zu wachsen, ist ein erklärtes Ziel des Schweizer Marktführers. „Expansion in der Schweiz ist für die Migros nur noch bedingt möglich“, sagte der Präsident der Migros Zürich, Edi Class, vor Journalisten. Er betonte aber die Eigenständigkeit beider Unternehmen. „Wir werden die erfolgreiche 65-jährige Geschichte von Tegut nach der Devise ‚Migros bleibt Migros – Tegut bleibt Tegut‘ weiterführen.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)