Frankfurt/Main (dapd). Die IG Metall sieht sich dank eines Mitgliederzuwachses und steigender Finanzkraft im Aufwind. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Mitglieder um rund 18.000 auf 2,264 Millionen gestiegen, sagte der Erste Vorsitzende Berthold Huber am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main. Bereits 2011 hatte die IG Metall den jahrelangen Mitgliederschwund gestoppt. „Das war keine Eintagsfliege“, sagte Huber. Für das laufende Jahr kündigte er einen schärferen Kampf gegen die Umgehung von Branchenzuschlägen an. Außerdem werde sich die IG Metall weiter gegen die Ausweitung des Niedriglohnsektors einsetzen und auch im Jahr der Bundestagswahl für einen flächendeckenden Mindestlohn eintreten, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende. Zu den Lohnforderungen in den bevorstehenden Tarifrunden, etwa in der Metallindustrie, wollte sich Huber nicht äußern. Der Diskussionsprozess habe gerade erst begonnen. Huber stellte aber klar, dass er Forderungen einiger Ökonomen und Politiker ablehne, die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie gegenüber südeuropäischen Krisenstaaten künstlich zu verringern. „Ich halte nichts davon, dass man die Wettbewerbsfähigkeit durch überdimensionierte Lohnentwicklungen nach unten drückt und die Lohnstückkosten damit nach oben drückt“, sagte Huber. „Alle künstlichen Eingriffe und Ratschläge überzeugen die IG Metall auf keinen Fall.“ Report über Umgehung von Branchenzuschlägen soll Namen nennen Noch im Frühjahr werde die IG Metall einen Bericht über die Umgehung von Branchenzuschlägen für Leiharbeiter vorlegen, sagte der Zweite Vorsitzende Detlef Wetzel. Darin wolle die Gewerkschaft auch Namen von Unternehmen nennen, die die zugesagten Zahlungen verweigerten. Wenn seine Organisation feststelle, dass Betriebe massenhaft Tarifverträge umgingen, dann würde die Politik ihre Glaubwürdigkeit verlieren, sagte Wetzel. „Dann kann die Regierung nicht anders, als das Thema Leiharbeit zu regulieren.“ Seit 1. November müssen Zeitarbeitgeber nach Betriebszugehörigkeit gestaffelte Aufschläge zahlen, um die Lohnlücke zur Stammbelegschaft zu verringern. Damit wird eine alte Forderung der Gewerkschaften erfüllt, wonach es sich für Betriebe nicht lohnen dürfe, feste Arbeitsplätze dauerhaft durch Zeitarbeit zu ersetzen. Bereits im Dezember warf die IG Metall den Zeitarbeitgebern aber vor, teilweise diese Regelung zu umgehen. Wetzel nannte auch Details zur Mitgliederentwicklung seiner Gewerkschaft. Die Zahl der betriebsangehörigen Mitglieder sei per saldo um 31.500 und damit um 2,1 Prozent gestiegen. Auch bei den Jungen habe die IG Metall punkten können. Die Zahl der Mitglieder unter 27 Jahren sei um 4,5 Prozent auf 223.000 gestiegen. Auch unter Leiharbeitern und Ingenieuren habe die Gewerkschaft überdurchschnittlich zulegen können. Die Zahl der Neuaufnahmen habe sich insgesamt um 7,4 Prozent auf 123.000 erhöht. „Damit haben wir mehr Mitglieder gewonnen, als FDP und Grüne zusammengerechnet im Bestand haben“, sagte der Zweite Vorsitzende. Die Mitgliedsbeiträge seien um 4,8 Prozent auf den Rekord von 481 Millionen Euro gestiegen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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IG Metall wirft Siemens Behinderung von Gewerkschaften vor
München (dapd). Der Technologiekonzern Siemens hat Ärger mit der IG Metall. Der Bundesvorstand der Gewerkschaft wirft dem Münchner Dax-Mitglied nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ vor, eine Schwestergewerkschaft in den USA zu behindern und damit ein erst jüngst unterzeichnetes Sozialabkommen zu verletzen. Jürgen Kerner, IG-Metall-Vorstand und Siemens-Aufsichtsrat, schickte am Freitag ein Solidaritätsschreiben an die US-Gewerkschaft, die United Steelworkers (USW). In dem Brief, der der Zeitung vorliegt, erklärte er, dass die IG Metall auf das Siemens-Management in Deutschland einwirke, damit die Störmanöver in den USA endeten. Siemens hatte erst vor sechs Wochen ein Internationales Rahmenabkommen mit der IG Metall unterzeichnet, in dem das Unternehmen zusagt, grundlegende Arbeitnehmerrechte weltweit einzuhalten und mit Gewerkschaften konstruktiv zusammenzuarbeiten. Hintergrund des Streits ist laut dem Zeitungsbericht, dass in einer Niederlassung im US-Bundesstaat Maryland etwa 60 Beschäftigte an diesem Donnerstag darüber abstimmen sollen, ob die Gewerkschaft USW sie demnächst vertreten soll. Der USW zufolge droht das lokale Siemens-Management den Mitarbeitern im Falle eines Abstimmungssieges negative Konsequenzen an. Siemens bestreitet dem Zeitungsbericht zufolge die Vorwürfe. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)