Berlin (dapd). Inmitten von Krisenmeldungen aus der Zeitungsbranche hat der Medienkonzern Axel Springer für das vergangene Jahr Rekordzahlen bei Umsatz und operativem Gewinn vorgelegt – und will noch schneller im Internet expandieren. Insgesamt legten die Gesamterlöse des Berliner Verlagshauses 2012 um 3,9 Prozent auf gut 3,3 Milliarden Euro zu, wie Springer am Mittwoch mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte sogar um 5,8 Prozent auf 628 Millionen Euro zu – und übertraf damit die von Vorstandschef Mathias Döpfner Anfang des vergangenen Jahres ausgegebene Zielmarke deutlich. Getrieben wurde Springers Wachstum vom Geschäft im Internet: Hier legten der Umsatz um 22 Prozent und das Ebitda sogar um knapp 54 Prozent zu. Damit war die Digital-Sparte 2012 erstmals der umsatzstärkste Bereich im Konzern. Die deutschen Zeitungen – allen voran „Bild“ und „Welt“ – rangierten dagegen nach neuerlichen Rückgängen der Erlöse nur noch auf Platz zwei. Dabei glich Springer die um insgesamt 3,5 Prozent gesunkenen Vertriebserlöse mit deutlich höheren Werbe- und sonstigen Umsätzen mehr als aus. Dennoch lag das Nettoergebnis des Konzerns mit 275,8 Millionen Euro knapp fünf Prozent unter dem Vorjahreswert. Als Grund nannte Springer unter anderem Sondereffekte aus dem nicht operativen Geschäft. Für das laufende Jahr rechnet Springer mit einem Umsatzplus im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Allerdings werde der operative Gewinn zugleich wegen höherer Ausgaben für die Expansion im digitalen Bereich und „signifikanter Aufwendungen für Strukturanpassungen im Printgeschäft“ wohl im einstelligen Prozentbereich schrumpfen, hieß es. Wenig erfreut von den Zahlen zeigten sich die Anleger: Das im MDAX notierte Papier des Konzerns rutschte bis gegen 13.30 Uhr um über sieben Prozent ins Minus auf 33,65 Euro und war damit mit weitem Abstand Schlusslicht im Index. Mit voller Kraft ins Netz Döpfner machte in seiner Präsentation klar, dass sich der Konzern weiter aufs Internet konzentrieren will: Ziel sei, „das führende digitale Medienunternehmen“ zu werden, hieß es in den Unterlagen. Dafür solle der Bereich „Digitale Medien“ auch durch weitere Zukäufe gestärkt werden. „Höchste strategische Priorität“ habe die „konsequente Digitalisierung des Unternehmens“, hieß es auch im Geschäftsbericht. In der Sparte sind Springers journalistische Internet-Angebote, das Online-Marketing sowie die Rubriken-Märkte wie Auto- und Jobbörsen zusammengefasst. An letzteren hält der US-Finanzinvestor General Atlantic einen Minderheitsanteil von 30 Prozent. Zuletzt war spekuliert worden, dass der Verlag in einem milliardenschweren Deal die Scout24-Gruppe von der Deutschen Telekom übernehmen könnte. Neben den Erfolgen im Internet standen allerdings deutlich Einbußen bei den Papier-Medien. So schrumpften neben dem Geschäft mit den deutschen Zeitungen – die aber weiterhin den größten Beitrag zum operativen Ergebnis leisteten – auch die heimischen Zeitschriften. Besonders hart traf es das internationale Print-Geschäft: Hier brachen der Erlös um knapp sieben und der operative Gewinn um fast zwölf Prozent ein. (Springer-Zahlen im Internet: http://url.dapd.de/R63teS ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Schlagwort: im
Bankenverband senkt Wachstumsprognose
Frankfurt/Main (dapd). Der Bankenverband sieht die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland nicht mehr so optimistisch wie im vergangenen Herbst. Er senkte seine Konjunkturprognose von 1,1 auf 0,7 Prozent, wie Hans-Joachim Massenberg, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bankenverbands, am Mittwoch in Frankfurt am Main sagte. Für 2014 erwarten die Chefvolkswirte der privaten Banken ein deutlich höheres Wachstum von 1,7 Prozent. Der Konjunktureinbruch im letzten Quartal 2012 sei „überraschend hoch gewesen“. Nun befinde sich die deutsche Wirtschaft aber wieder auf Wachstumskurs. Im Jahresverlauf sollte sich die konjunkturelle Erholung in Deutschland stabilisieren, erklärte Massenberg. Gründe seien positive Entwicklungen bei den Stimmungsindikatoren, etwas freundlichere Signale aus einigen Schwellenländern und eine spürbare Erholung der Industrieaufträge zum Jahresende 2012. „Trotz erster Hoffnungszeichen auch für den Euroraum sehen wir die Lage in der Währungsunion deutlich gedämpfter“, sagte Massenberg. 2013 werde die Wirtschaft in der Eurozone stagnieren. Es gebe zwar positive Entwicklungen wie eine bessere Auslastung der Produktionskapazitäten. „Doch die Unternehmen werden nur wieder investitionsfreudiger, wenn das Vertrauen in die Zukunft der Währungsunion wächst“, sagte der Bankenvertreter. „Leider sind hier nach der Italien-Wahl neue Unsicherheiten aufgeflackert.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Staatsanwaltschaft nimmt Windreich-Vorstände ins Visier
Stuttgart/Wolfschlugen (dapd). Die Staatsanwaltschaft Stuttgart vermutet beim Windanlagenbauer Windreich Bilanzmanipulation und hat den Hauptsitz in Wolfschlugen durchsucht. Im Visier der Behörde stehen fünf amtierende und ehemalige Vorstände, darunter auch Firmenchef Willi Balz und der frühere baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring. Ihnen wird vorgeworfen, Jahres- und Konzernabschlüsse durch Überbewertung von Vermögenspositionen geschönt zu haben, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte. Neben der Firmenzentrale durchkämmten Beamte auch vier Privatwohnungen. Darunter waren laut „Bild“-Zeitung auch die Wohnungen von Balz und Döring. Balz war bis zum Mittag nicht zu erreichen. Dagegen wehrte sich Döring gegen die Vorwürfe. Er war bis 2012 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. „Ich habe eine Bilanz unterschrieben, die ein hoch renommiertes Prüfungsbüro vorgelegt hat“, sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Im übrigen fielen die Vorwürfe nicht in seinen Verantwortungsbereich. „Es ist auch in meinem Interesse, dass das geklärt wird“, sagte er. Windreich plant und baut Windanlagen im Meer und an Land. Das Unternehmen ist laut Daten des Marktforschers wind:research die unangefochtene Nummer Eins bei Windparkprojekten in der Nordsee mit einem Marktanteil von 35 Prozent. Mit dem Geschäft hat das Unternehmen 2011 eine Gesamtleistung nach Handelsgesetzbuch von 161 Millionen Euro nach 150 Millionen Euro im Jahr zuvor erzielt. Der Jahresüberschuss stieg von 2,3 Millionen Euro auf rund 11,9 Millionen Euro. Zahlen für 2012 liegen noch nicht vor. Laut Manager Magazin ist das Unternehmen mit etwa 300 Millionen Euro verschuldet. Firmenchef Balz schrieb in einem Brief, in dem er für eine Anleihe warb, der Marktwert des Unternehmens betrage durch die Summe aller Projektwerte mehr als eine Milliarde Euro. Sabine Christiansen sitzt im Windreich-Aufsichtsrat Balz schmückt sein Unternehmen gern mit prominenten Gesichtern. So berief Windreich im Januar TV-Moderatorin und -Produzentin Sabine Christiansen in den Aufsichtsrat. „Die Energiewende braucht eine bessere mediale Präsenz der Marktteilnehmer“, sagte Balz zu der Personalie. Es würden viele Unwahrheiten verbreitet. „Da wollen wir dagegen halten, auch im Aufsichtsrat“, sagte er. Den langjährigen Telekom-Finanzchef Karl-Gerhard Eick konnte er allerdings nicht für den Posten des Finanzvorstands gewinnen. Eick sollte einen Börsengang des Unternehmens vorbereiten und war zunächst als Berater tätig. Im Dezember legte er aber das Mandat nieder. Das „Handelsblatt“ zitierte aus einer Mail von Eick: „Ich sehe für einen erfolgreichen Börsengang der Windreich AG auf absehbare Zukunft keinen Weg.“ Der Unternehmer Balz ist selbst nicht ganz unumstritten. So investierte er auch Firmengelder in Oldtimer, einem Hobby von ihm. „Meine Investments in historischen Rennsport waren weder verboten noch dumm, aber sie kamen nicht gut an“, sagte er im vergangenen Jahr. Die Windreich AG besitze nur noch einen Fuhrpark, der zu einem Drittel aus Elektrofahrzeugen und zwei Dritteln aus normalen Autos bestehe. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Reiseveranstalter Alltours steigert Gästezahlen
Berlin (dapd). Das Duisburger Touristik-Unternehmen Alltours sieht sich weiter auf Wachstumskurs. Nach einem Gästeplus von 5,1 Prozent im vergangenen Geschäftsjahr sei im Winter ein erneuter Anstieg um mehr als fünf Prozent verzeichnet worden, teilte der Reiseanbieter am Mittwoch in Berlin vor Beginn der Internationalen Tourismus Börse (ITB) mit. Vor allem Türkei, Mallorca und Fuerteventura würden nachgefragt. Auch die Buchungen für den Sommer boomten. Allein im Februar seien im Vergleich zum Vorjahresmonat über 25 Prozent mehr Reisen verkauft worden, erklärte Alltours. Mehr als 65 Prozent des Gesamtvolumens für das laufende Geschäftsjahr seien bereits gebucht. Wie Alltours-Geschäftsführer Willi Verhuven sagte, sind die Buchungen für Griechenland um etwa 30 Prozent gestiegen und hätten damit wieder das Niveau der Zeit vor der Krise erreicht. „Wir haben die Delle ausgeglichen“, sagte er. Auch in Ägypten und Tunesien gebe es ein Plus. Ob das Niveau der Zeit vor der Revolution wieder erreicht wird, stehe noch nicht fest. Von der Eurokrise bekomme Alltours kaum etwas zu spüren. Registriert werde zudem einen Trend zu kürzeren Reisen. „Die Menschen machen eher 8 als 14 Tage Urlaub“, sagte Verhuven. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Silvana Koch-Mehrin scheitert mit Klage gegen Entzug des Doktortitels
Karlsruhe (dapd). Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin ist mit ihrer Klage gegen die Aberkennung ihres Doktortitels vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe gescheitert. Die Anfechtungsklage der 42-jährigen Politikerin wurde abgewiesen, wie das Gericht am Mittwoch mitteilte. Das bereits am Montag ergangene Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Koch-Mehrin kann dagegen innerhalb eines Monats Berufung beim Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg beantragen. Eine ausführliche Urteilsbegründung will das Verwaltungsgericht erst „in den nächsten Wochen“ nachreichen. Koch-Mehrin hatte ihren Doktorgrad im Jahr 2000 an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Heidelberger Universität erworben. Nachdem eine Vielzahl von Plagiaten nachgewiesen worden war, entschied der Promotionsausschuss der Hochschule im Juni 2011, ihr den Titel abzuerkennen. Dagegen klagte die FDP-Politikerin. Ihr Anwalt Christian Birnbaum machte vor allem angebliche Verfahrensfehler bei der Entziehung des Doktortitels durch den Promotionsausschuss der Universität Heidelberg geltend. So seien die zehn Ausschussmitglieder formell nicht korrekt gewählt worden, argumentierte er. Zudem wäre statt eines Entzugs des Doktortitels auch eine wissenschaftliche Rüge in Betracht zu ziehen gewesen, sagte Birnbaum. Die Prüfung des Promotionsausschusses hatte hergeben, dass die Dissertation Koch-Mehrins „in substanziellen Teilen aus Plagiaten besteht“. Der Befund: 125 Stellen auf 80 Seiten sind Plagiate. Die Arbeit trägt den Titel „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: die Lateinische Münzunion 1865-1927“. Koch-Mehrin war dafür der Grad eines Doktors der Philosophie verliehen worden. Die Universität Heidelberg hatte die Prüfung der Dissertation eingeleitet, nachdem im Frühjahr 2011 auf der Internetplattform VroniPlag Plagiatsvorwürfe laut wurden. Infolgedessen war Koch-Mehrin von ihren Ämtern als Vizepräsidentin des Europaparlaments, als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament und als FDP-Präsidiumsmitglied zurückgetreten. Sie kündigte zudem im Oktober 2012 an, nicht wieder für das Europaparlament zu kandidieren. (Verwaltungsgericht Karlsruhe – Aktenzeichen: 7 K 3335/11) dapd (Politik/Politik)
Offenbar Anklage gegen Wulffs Ex-Sprecher Glaeseker erhoben
Hannover (dapd). Die Staatsanwaltschaft Hannover soll Anklage gegen den früheren Sprecher von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Olaf Glaeseker, erhoben haben. Nach Information des ARD-Magazins „Panorama“ werde Glaeseker Bestechlichkeit in drei Fällen zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft wollte die Angaben zunächst weder bestätigen noch dementieren. Ein Sprecher verwies am Mittwoch auf dapd-Anfrage in Hannover auf eine Presseerklärung, die im Laufe des Tages verschickt werden sollte. Nach „Panorama“-Informationen soll Glaseker zwischen 2007 und 2010 mehr als 600.000 Euro von Sponsoren für drei Veranstaltungen des sogenannten „Nord-Süd-Dialogs“ eingeworben haben. Im Gegenzug soll er mehrmals kostenlos Urlaub in Feriendomizilen des Partyveranstalters Manfred Schmidt in Südfrankreich und Spanien gemacht haben. Auch gegen Schmidt ist dem Bericht zufolge Anklage wegen Bestechung erhoben worden. Wulff war im Februar 2012 wegen der komplexen Affäre um Vorteilsannahme zurückgetreten. dapd (Politik/Politik)
Lufthansa steigert die Passagierzahl
Berlin (dapd). Die Deutsche Lufthansa hat im vergangenen Jahr die Zahl ihrer Fluggäste gesteigert. Mit Deutschlands größter Airline flogen 2012 etwa 75 Millionen Passagiere, zwei Millionen mehr als im Jahr zuvor, wie Jens Bischof, Mitglied des Passagevorstands, am Mittwoch auf der Reisemesse ITB in Berlin sagte. In Europa und den Kernmärkten habe die Lufthansa trotz Eurokrise und wirtschaftlicher Turbulenzen ihre Position ausgebaut und mit nahezu 60 Millionen Fluggästen einen Rekordwert erreicht, sagte Bischof. Auf den Transatlantik-Strecken sei die Auslastung um zwei Punkte auf 85 Prozent gestiegen. Die Lufthansa, die einen Spar- und Sanierungskurs fährt, wird ihre Geschäftszahlen für 2012 am 14. März vorlegen. Mitte Februar hatte der DAX-Konzern mitgeteilt, dass im vergangenen Jahr der operative Gewinn nach vorläufigen Zahlen auf Jahressicht um gut 36 Prozent auf 524 Millionen Euro eingebrochen sei. Dabei machten sich neben der harten Konkurrenz durch Billigflieger und hohen Flugbenzinpreisen auch Kosten für das Sparprogramm „Score“ bemerkbar, mit dem die Lufthansa wieder auf Kurs kommen will. Ziel ist es, das operative Ergebnis im Vergleich zu 2011 in drei Jahren um 1,5 Milliarden Euro zu steigern. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Nach wie vor viele Straftaten an Brandenburgs Außengrenze
Potsdam (dapd-lbg). In Brandenburgs Grenzregionen ist die Zahl der Straftaten im vergangenem Jahr um rund 1.700 Fälle und damit knapp acht Prozent gesunken. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) weist für die 24 Gemeinden entlang der Grenze zu Polen insgesamt 20.251 Delikte aus, teilte das Brandenburger Innenministerium am Mittwoch mit. Das sei innerhalb der letzten zehn Jahre die geringste Zahl von Delikten gewesen. Insgesamt konnten davon 53,4 Prozent der Fälle aufgeklärt werden, hieß es weiter. Die Aufklärungsquote habe sich im Vergleich zu 2011 damit um 5,2 Prozentpunkte erhöht. Die Polizei habe mit rund 8.300 Tatverdächtigen etwa 350 Personen mehr ermittelt. Dennoch bleibe die Kriminalitätsbelastung in den Grenzregionen überdurchschnittlich hoch. Bezogen auf 100.000 Einwohner wurden hier im Jahr 2012 insgesamt 9.151 Straftaten gezählt. Das waren 1.250 mehr als im Landesdurchschnitt, der bei 7.819 lag. Brandenburg hat im Osten die längste ehemalige EU-Außengrenze. dapd (Politik/Politik)
Weniger Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland
Wiesbaden (dapd). Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist rückläufig: 2012 ging sie im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Demnach wurden im vergangenen Jahr rund 106.800 Abtreibungen gemeldet. Auch bei Jugendlichen gab es weniger Schwangerschaftsabbrüche. Die Zahl verringerte sich im Vergleich zum Jahr 2011 um 190 auf rund 3.800. Der Anteil der unter 18-Jährigen an den Abtreibungen insgesamt betrug damit 2012 vier Prozent. Nach Angaben der Statistiker waren knapp drei Viertel (74 Prozent) der Frauen, die im vergangenen Jahr abgetrieben haben, zwischen 18 und 34 Jahren alt, 15 Prozent zwischen 35 und 39 Jahren. Rund acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter. Die überwiegende Zahl der Abtreibungen (97 Prozent) erfolgte auf Wunsch der schwangeren Frau nach der vorgeschriebenen Beratung. Medizinische und kriminologische Indikationen waren laut Bundesamt in drei Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch. Bei den meisten Schwangerschaftsabbrüche (69 Prozent) wurde die Absaugmethode angewandt, bei 16 Prozent kam die Abtreibungspille zum Einsatz. Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant – rund 80 Prozent in gynäkologischen Praxen und 17 Prozent ambulant im Krankenhaus. dapd (Politik/Politik)
Truppenbesuch im Zeichen des Abzugs
Masar-i-Scharif (dapd). Noch sind es 22 Monate bis zum Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan. Doch stellt die Bundeswehr bereits alle Weichen für den Abzug. Bereits vier Prozent an Material und Fahrzeugen sind in den vergangenen Wochen für die Rückverlegung vorbereitet worden, wie Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag bei seinem unangekündigten Truppenbesuch am Hindukusch erfuhr. Ab April soll der Abzug in die heiße Phase gehen. Neue Pläne der Bundeswehr gehen davon aus, dass rund 4.000 Seecontainer und etwa 1.200 Fahrzeuge zurück nach Deutschland gebracht werden müssen. Ursprünglich waren deutlich höhere Zahlen angesetzt worden. Doch einiges an Material lohne den Rücktransport nicht und werde in Afghanistan entweder verkauft oder verschrottet, berichtete Oberstleutnant Martin Hornhues, der offiziell den Titel Leiter Materialschleuse trägt. OP North wird noch im Frühjahr geschlossen Ziel ist es, im Jahr zwölf des Afghanistan-Einsatzes alles so zu planen, dass ein Komplettabzug bis Ende 2014 möglich ist, betonen die Planer. Davon konnte sich de Maizière auch bei seinem Abstecher in dem nördlichsten Außenposten OP North überzeugen, der im Frühjahr als Bundeswehrstandort geschlossen an die Afghanen übergeben werden soll. „Ich bin zuversichtlich, dass die Afghanen die Sicherheit bis 2014 übernehmen können“, sagte der Minister. Der OP North nahe der Provinzhauptstadt Pol-e Chomri liegt auf halbem Weg zwischen Kabul und Kundus und wird wegen seiner ethnischen Vielfalt als „Klein Afghanistan“ bezeichnet. Noch vor zwei Jahren galt ein Teil dieser Region als Taliban-Gebiet, mittlerweile konnten die afghanischen Sicherheitskräfte die Verantwortung selbst in die Hand nehmen. Direktflug als Zeichen der Hoffnung Auch das war ein Zeichen: Am Morgen landete der CDU-Politiker aus Berlin kommend mit einer zivilen Regierungsmaschine direkt in Masar-i-Scharif, dem größten Feldlager der Bundeswehr am Hindukusch. Erstmals hatte ein solcher Direktflug im November vergangenen Jahres stattgefunden. De Maizière bezeichnete ihn damals als Ausdruck einer verbesserten Sicherheitslage. Normalerweise wird bei solchen Reisen immer ein Zwischenstopp im usbekischen Termes eingelegt und ab dort ein geschütztes Transportflugzeug der Bundeswehr genommen. Bei seinem mittlerweile zehnten Afghanistanbesuch konstatierte de Maizière, dass die Übergabe der Sicherheitsverantwortung vorankomme. Die Afghanen hätten gezeigt, dass sie die Verantwortung selbst in die Hand nehmen können. „Sie wollen es und sie können es auch“, betonte der Verteidigungsminister. Wenn der OP North geschlossen ist, verfügen die deutschen Streitkräfte in Afghanistan neben dem riesigen Logistikdrehkreuz in Masar-i-Scharif nur noch über das Feldlager Kundus. Kampfhubschrauber „Tiger“ gegroundet Schlechte Nachrichten musste der Verteidigungsminister indes beim neuen Kampfhubschrauber „Tiger“ verkraften, der seit Ende 2012 der Bundeswehr am Hindukusch zur Verfügung steht. Wegen eines Flugunfalls in Deutschland werden alle vier Hubschrauber in Afghanistan bis auf weiteres am Boden bleiben. Seit Februar unterstützen sie die Bodentruppen aus der Luft, bislang musste die Bundeswehr dafür auf US-Kampfhubschrauber zurückgreifen. Piloten wiesen aber darauf hin, dass der Absturz in Bayern auch etwas Gutes habe: Die Maschine habe gezeigt, dass sie „crashsicher“ sei. Mit Interesse nahm de Maizière am Abend schließlich den Wunsch der Luftwaffe zur Kenntnis, auch unbemannte Flugkörper unbedingt in der Bundeswehr dauerhaft zu halten. Gegenwärtig nutzen die deutschen Soldaten die „Heron 1“-Drohne aus israelischer Produktion, der Leasingvertrag dafür läuft im Herbst 2014 aus. Dafür sollte das Nachfolgemodell „Heron TP“ beschafft werden, lautete das einhellige Urteil der Piloten. De Maizière erwägt den Kauf von bewaffneten Drohnen, was allerdings im Bundestag auf Skepsis in den eigenen Reihen und Widerstand der Opposition stößt. Soldaten fühlen keine Schelte Überschattet wurde der Truppenbesuch von der Debatte über die Soldatenschelte des Verteidigungsministers. De Maizière hatte in einem Zeitungsinterview von einem „verständlichen, aber oft übertriebenen Wunsch nach Wertschätzung“ gesprochen und die Gier der Soldaten nach Anerkennung gerügt. Später bedauerte er die Wortwahl, blieb aber bei der Stoßrichtung seiner Bemerkungen. Von den Soldaten im Afghanistaneinsatz bekam de Maizière unerwartet Rückendeckung. Entgegen der Kritik des Deutschen Bundeswehrverbandes fühlen sie sich nicht gedemütigt, wie am Dienstag mehrfach deutlich wurde. Im Gegenteil: Die Soldaten beklagten eine „Phantomdebatte“ in der Heimat. Zuvor schon hatte der Verteidigungsminister den Vorwurf der Soldatenschelte energisch zurückgewiesen und betont, er wolle seine Worte eher als Aufruf zu mehr Selbstbewusstsein verstanden wissen. dapd (Politik/Politik)