Düsseldorf (dapd). Nach dreiwöchigen Verhandlungen haben sich die Spitzen von SPD und Grünen auf eine Neuauflage der rot-grünen Koalition in NRW geeinigt. „Der Vertrag steht“, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Dienstag in Düsseldorf. Bis in die frühen Morgenstunden wurden im kleinen Verhandlungskreis letzte Unstimmigkeiten ausgeräumt. „Wir haben faire Kompromisse ausgehandelt und keine faulen Kompromisse – das dauert dann manchmal ein bisschen länger“, sagte die Grünenpolitikerin. Zum Abschluss seien noch finanzielle Fragen geklärt worden. Innenminister Ralf Jäger (SPD) nannte das augehandelte Vertragswerk einen „guten Vertrag“. Einzelheiten wurden noch nicht bekannt. Am Dienstagmorgen tagte zunächst zum letzten Mal die große Verhandlungsrunde. Dort wurden die Ergebnisse aus den nächtlichen Beratungen vorgestellt und der Koalitionsvertrag abgesegnet. Im Anschluss wurden im Düsseldorfer Landtag die Fraktionen informiert. Gegen Mittag wollen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihre Stellvertreterin Löhrmann sowie die beiden Fraktionsvorsitzenden Norbert Römer (SPD) und Reiner Priggen (Grüne) den Koalitionsvertrag offiziell vorstellen. Der Einigung war ein fast 15-stündiger Verhandlungsmarathon vorausgegangen. Am Montag traf sich zunächst die große Verhandlungsrunde, die über die Ergebnisse der zehn Arbeitsgruppen informiert wurde. Am frühen Abend begannen dann die sogenannten Beichtstuhlgespräche. Bis 05.00 Uhr morgens wurden dort im kleinen vertraulichen Kreis die letzten Unstimmigkeiten ausgeräumt. Dafür mussten die Fachexperten der Arbeitsgruppen einem achtköpfigen Gremium unter dem Vorsitz von Kraft und Löhrmann Rede und Antwort stehen. Um Mitternacht wurden die Gespräche laut Teilnehmern kurzzeitig unterbrochen: Ministerpräsidentin Kraft erhielt zu ihrem 51. Geburtstag ein Ständchen. Am Dienstagmorgen informierten bereits zahlreiche Politiker im Internet über die Einigung im Koalitionspoker. „Habemus Koalitionsvertrag! – nach Nachtschicht berät die Verhandlungskommission abschließend den Text, der heute noch online geht“, schrieb der Grünen-Landesvorsitzende Sven Lehmann über den Kurznachrichtendienst Twitter. Vorstandsmitglied Janosch Dahmen schrieb: „09:37Uhr Klasse!! Wir haben fertig!“. Nach Angaben des Grünenpolitikers Arndt Klocke umfasst der neue Koalitionsvertrag 195 Seiten. Drei Wochen lang wurde in großen und kleinen Runden über die Eckpunkte der künftigen Koalition beraten, zehn Arbeitsgruppen tagten zu den verschiedensten Themen. Am Freitag soll das ausgehandelte Vertragswerk auf Parteitagen von SPD und Grünen abgesegnet werden. Die offizielle Vertragsunterzeichnung ist für kommenden Montag geplant. Zwei Tage später soll Ministerpräsidentin Kraft im Düsseldorfer Landtag wiedergewählt werden. Erst danach will die SPD-Politikerin die personelle Besetzung ihres Kabinetts bekannt geben. Es wird damit gerechnet, dass das bisherige „Mammutministerium“ für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr aufgeteilt wird. Beide Häuser sollen der SPD zufallen. Damit könnten sich die prozentualen Zugewinne der Sozialdemokraten bei der Wahl auch machtpolitisch niederschlagen. Bei der Landtagswahl hatten SPD und Grüne einen klaren Sieg errungen. Mit zusammen 166 von 237 Mandaten verfügt Rot-Grün nunmehr über eine eigene Mehrheit im Parlament. In den vergangenen beiden Jahren regierten beide Parteien in Form einer Minderheitsregierung an Rhein und Ruhr, da ihnen im Parlament eine Stimme fehlte. (Lehmann auf Twitter: http://url.dapd.de/UbFscG Dahmen: http://url.dapd.de/a1L60a Klocke: http://url.dapd.de/OFoVS3 ) dapd (Politik/Politik)
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Schwächelnder Otto-Versand bekommt eigenen Vorstand
Hamburg (dapd-nrd). Managementumbau beim schwächelnden Otto-Versand: Die Keimzelle des weltweit agierenden Handelskonzerns Otto Group bekommt ab August einen eigenen Vorstand und wird nicht mehr nebenher vom Konzernvorstand mitgeführt. Der Otto-Versand mit 2 Milliarden Euro Umsatz steht für 17 Prozent des Konzernumsatzes. Der wichtigste Manager im neuen Bereichsvorstand wird nach Konzernangaben der 45 Jahre alte Michael Heller, der für Einkauf und Vertrieb zuständig wird. Heller scheidet für die neue Aufgabe aus dem Konzernvorstand aus. Der bisherige Chef des Otto-Versands, Rainer Hillebrand, übernimmt dagegen zusätzliche Aufgaben im Konzernvorstand. Heller werden zwei weitere Manager als Bereichsvorstände zur Seite gestellt. Der Otto-Versand zeigte zuletzt erhebliche Schwächen: Der Universalversender verzeichnete im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang von 2,1 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro. Der gesamte deutsche Versandhandel legte dagegen um mehr als zwölf Prozent zu. Innerhalb der Otto-Gruppe liefern Spezialfirmen wie Sport-Scheck bessere Zahlen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Fiskalpakt: Trittin fordert Entgegenkommen der Regierung
Köln (dapd). Opposition und Regierung streiten weiter über den Fiskalpakt. „Die Opposition kann sich völlig auf die Zusagen der Koalition verlassen“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit Blick auf die Einführung einer Finanztransaktionssteuer am Montag im Deutschlandfunk. Es liege aber nicht alleine an Deutschland. Einige europäische Länder seien entschieden gegen eine solche Steuer. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin forderte ein Entgegenkommen der Regierung und drohte erneut damit, dem Fiskalpakt nicht zuzustimmen. Das Kabinett habe die Einführung der Abgabe bereits im Juni 2010 beschlossen, betonte Schäuble. Er hatte am Sonntag aber deutlich gemacht, dass es in dieser Legislaturperiode wohl keine solche Steuer mehr geben werde. Die Opposition drohte damit, in einem solchen Fall ihre Zustimmung zum Fiskalpakt zu verweigern. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin nannte die Debatte eine „affige Diskussion“. Die Koalition habe sich in drei von vier Verhandlungspunkten nicht bewegt und der einzige Punkt, in dem Schwarz-Gelb den Grünen und der SPD entgegengekommen sei, werde nun zurückgenommen, sagte Trittin im ZDF-„Morgenmagazin“. Es müsse in allen vier Punkten Bewegung geben, damit die Grünen im Gegenzug dem Fiskalpakt zustimmen. „Und wenn in diesen vier Punkten keine Bewegung kommt, dann wird es schwierig mit der Ratifizierung“, sagte der Grünen-Politiker. Als weitere Forderungen der Opposition nannte Trittin die Einführung eines Schuldentilgungsfonds, Wachstumsimpulse und die Einbeziehung des Bundestages. Auch SPD-Fraktionsvize Joachim Poß kritisierte den Kurs der Regierung. Schäubles Äußerungen zeigten den „mangelnden politischen Willen, in dieser wichtigen Frage der Besteuerung der Finanzmärkte doch voranzukommen“, sagte Poß im Bayerischen Rundfunk. Dieser Schritt sei aber überfällig, um endlich der Finanzsektor an der Finanzierung der Kosten der Krise zu beteiligen. dapd (Politik/Politik)
Hotels und Campingplätze verzeichnen Gästeplus aus dem Ausland
Wiesbaden (dapd). Die deutschen Hotels und Campingplätze haben im April deutlich mehr Gäste aus dem Ausland angelockt. Die Zahl der Übernachtungen von ausländischen Touristen erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um zehn Prozent auf 5,2 Millionen, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Die Übernachtungszahl von Gästen aus dem Inland stieg um zwei Prozent auf rund 27 Millionen. Insgesamt ergab sich so ein Plus von drei Prozent.
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Schäuble: Regierung steht zur Finanztransaktionssteuer
Köln (dapd). Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wehrt sich im Streit um die Einführung einer Finanztransaktionssteuer gegen die Kritik der Opposition. „Die Opposition kann sich völlig auf die Zusagen der Koalition verlassen“, sagte der CDU-Politiker am Montag im Deutschlandfunk. Das Kabinett habe die Einführung der Abgabe bereits im Juni 2010 beschlossen. Es liege aber nicht alleine an Deutschland. Einige europäische Länder seien entschieden gegen eine solche Steuer.
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Bund muss im laufenden Jahr weniger Schulden machen
Berlin (dapd). Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird im laufenden Jahr weniger neue Schulden machen müssen als bisher angenommen. Im Nachtragshaushalt, den der Bundestag in dieser Woche verabschiedet, werde nur noch ein Defizit von rund 31 Milliarden Euro veranschlagt, berichtet die Tageszeitung „Die Welt“ aus Koalitionskreisen. Im Entwurf, den Schäuble im März präsentiert hatte, waren noch 34,8 Milliarden Euro vorgesehen.
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Schröder beklagt mangelnde Solidarität bei Krippenausbau
München (dapd). Das Bundesfamilienministerium lehnt die Forderung Niedersachsens ab, für den Krippenausbau in Ostdeutschland vorgesehenes Geld in den Westen umzuleiten. Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) hatte dies mit dem Verweis aus den historisch bedingten hohen Ausbaustand in der ehemaligen DDR verlangt. Im Westen müssten deshalb deutlich mehr Plätze geschaffen werden als im Osten, sagte Althusmann. Niedersachsen hat zur Zeit auch den Vorsitz in der deutschen Jugend- und Familienministerkonferenz. Der Bund unterstützt die 16 Bundesländer beim Krippenausbau mit einem Zuschuss in Höhe von insgesamt vier Milliarden Euro. Eine Sprecherin des Familienministerium sagte der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagausgabe), Ministerin Kristina Schröder (CDU) sehe „für eine solch simple Ost-West-Umverteilung keine Chance, weil diese von allen Länder gebilligt werden müsste“. Allerdings gebe es tatsächlich „Schwächen im System“, nach dem der Bundeszuschuss aufgeteilt worden sei. Der Ausbaustand in den Ländern sei kein Kriterium gewesen, das Geld sei stattdessen nach dem Anteil an Kindern unter drei Jahren vergeben worden. dapd (Politik/Politik) Schröder beklagt mangelnde Solidarität bei Krippenausbau weiterlesen
Parteitage entscheiden in Schleswig-Holstein über Koalitionsvertrag
Neumünster/Flensburg (dapd-nrd). SPD, Grüne und Südschleswigscher Wählerverband (SSW) beraten seit Samstagmorgen über den Koalitionsvertrag der geplanten „Dänen-Ampel“ im Norden. Eine Zustimmung der drei Parteitage in Neumünster und Flensburg gilt als sicher. Am Montagabend wollen die Landesvorsitzenden der drei Parteien den 63 Seiten umfassenden Koalitionsvertrag Vertrag offiziell unterzeichnen. Am Dienstag will sich Torsten Albig (SPD) im Kieler Landtag zum Nachfolger von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) wählen lassen. Das Dreierbündnis stellt im Parlament 35 der 69 Abgeordneten und löst die derzeit noch geschäftsführende Regierung von CDU und FDP ab. Die SPD besetzt im Kabinett vier Ministerien, die Grünen zwei und die Partei der dänischen Minderheit ein Ressort. dapd (Politik/Politik) Parteitage entscheiden in Schleswig-Holstein über Koalitionsvertrag weiterlesen
Bartsch bezeichnet SPD-Übertrittsangebot als plump
München (dapd). Führende Vertreter der Linkspartei haben Abwerbeversuchen von SPD-Politikern eine Absage erteilt. Das Übertrittsangebot des SPD-Politikers Johannes Kahrs sei plump, sagte der stellvertretende Linken-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Dietmar Bartsch, dem Nachrichtenmagazin „Focus“ laut Vorabbericht. Der Berliner Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Stefan Liebich, sprach von einem vergifteten Angebot. Der Sprecher der Parlamentarischen Linken in der SPD, Ernst-Dieter Rossmann, forderte die Mitglieder der Linkspartei auf, sie sollten sich überlegen, „ob sie im Negativen verharren oder etwas verändern wollten“. dapd (Politik/Politik) Bartsch bezeichnet SPD-Übertrittsangebot als plump weiterlesen
Deutschland nicht länger immun gegen die Krise der Nachbarn
Wiesbaden/Frankfurt (dapd). Bisher stand Deutschland wie ein Fels in der Brandung der Eurokrise, doch nun bekommt auch hierzulande die Wirtschaft den Abschwung zu spüren. Erstmals in diesem Jahr gingen im April die Exporte der heimischen Unternehmen zurück, auch die Einfuhren schrumpften, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das Bundeswirtschaftsministerium sprach von einer verlangsamten Dynamik. Derweil gab es schlechte Nachrichten aus Frankreich und Italien. Nur die Bundesbank zeigte sich verhalten optimistisch. Die französische Zentralbank sagte für das zweite Quartal ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,1 Prozent vorher, nachdem sie bisher von einem Nullwachstum ausgegangen war. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte die dortige Wirtschaft bereits stagniert. In Italien gab derweil die Statistikbehörde Istat bekannt, dass die Industrieproduktion im April saisonbereinigt um 1,9 Prozent zurückgegangen sei, was die Krise des angeschlagenen Europartners verschärft. Während nun die zweit- und die drittgrößte Euro-Wirtschaftsmacht seit längerem mit Problemen zu kämpfen haben, sorgte die Handelszahlen des Vize-Exportweltmeisters Deutschland für Aufsehen. Im Monatsvergleich schrumpften die deutschen Ausfuhren im April kalender- und saisonbereinigt um 1,7 Prozent auf 87,1 Milliarden Euro. Das war das erste Minus nach drei Monaten des Anstiegs und ein Dämpfer nach dem Rekordmonat März, wie die Statistiker erklärten. Noch deutlicher war der Rückgang bei den Importen. Die Einfuhren verringerten sich im April um 4,8 Prozent auf 72,7 Milliarden Euro. Damit ergab sich für den Monat ein Außenhandelsüberschuss von unbereinigt 14,4 Milliarden Euro, nach 17,4 Milliarden Euro im Vormonat. Im März hatten sowohl die Exporte mit 98,8 Milliarden Euro als auch die Importe mit 81,4 Milliarden Euro noch Höchstwerte erreicht. Auch der Umsatz der deutschen Industrie ging im April zurück. Im Vergleich zum März sank der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe den Statistikern zufolge um 1,3 Prozent. Im Februar und März war er noch gestiegen. Das Bundeswirtschaftsministerium bescheinigte der deutschen Wirtschaft in ihrem Monatsbericht zwar, stabil zu sein. Dennoch könnten die Probleme auf Deutschland übergreifen: „In der Perspektive bleibt die binnenwirtschaftlich robuste deutsche Konjunktur damit nach wie vor erheblichen externen Risiken ausgesetzt“, heißt es in dem Bericht. Auch die Bundesbank sieht ein „außergewöhnlich hohes Ausmaß an Unsicherheit und Risiken“ für Deutschland, kommt in ihrer halbjährlichen Konjunktureinschätzung aber zu einem positiveren Fazit. Die Ökonomen der Zentralbank hoben sogar die Wachstumsprognose für dieses Jahr von 0,6 auf 1,0 Prozent an. Im kommenden Jahr rechnet die Bundesbank mit 1,6 Prozent Wachstum, leicht sinkender Arbeitslosigkeit und einem Rückgang der Inflation. Von der weitverbreiteten Krisenrhetorik in Deutschland und Europa hob sich Bundesbankpräsident Jens Weidmann denn auch klar ab. „Wenn sich die Verunsicherung schneller legt, als wir das im Basisszenario erwarten, dann könnten die sehr vorteilhaften Finanzierungsbedingungen auch eine stärkere expansive Wirkung auf die Binnenwirtschaft entfalten“, erklärte er. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft) Deutschland nicht länger immun gegen die Krise der Nachbarn weiterlesen