Berlin (dapd). Die deutschen Betreiber von Windkraftanlagen im Meer verlangen rasche gesetzliche Vorgaben für deren Netzanschluss. Zugleich machen sie die Bundesregierung für aufgeschobene Milliardeninvestitionen der Energiekonzerne verantwortlich. „Es ist mehr als an der Zeit, dass die Bundesregierung ihren Worten Taten folgen lässt und dass sie einfach und ergreifend dafür sorgt, dass wir die Steckdose am Meer haben“, sagte der Geschäftsführer des Bereichs Power Systems im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thorsten Herdan, am Mittwoch in Berlin. Strom aus Windenergie ist eine Stütze für die politisch beschlossene Energiewende nach der Abkehr von der Atomkraft und weiter im Aufwärtstrend. Im ersten Halbjahr 2012 wurden dem Bundesverband Windenergie zufolge hierzulande 414 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von gut einem Gigawatt neu installiert. Das war bei der Leistung im Jahresvergleich ein Rekordzuwachs von 26 Prozent. Doch wegen ungeklärter Haftungsfragen beim Anschluss von Offshore-Windparks an das Stromnetz hatten Konzerne wie RWE zuletzt Investitionen in Milliardenhöhe aufgeschoben. Bisher ist etwa unklar, wer haften muss, wenn die Windparks auf hoher See nicht rechtzeitig ans Netz angeschlossen werden. Die Regierung legte bislang nur Eckpunkte für ein entsprechendes Gesetz vor. „Das Vertrauen bei den Investoren wird so lange nicht mehr vorhanden sein, bis denn auch Taten folgen“, sagte Herdan. Der Schaden für die Investoren, die bestellte Anlagen nicht aufstellen könnten, sei schwer zu beziffern. Er gehe aber in den Bereich von mehreren Hundert Millionen Euro. Gleichzeitig warnte Herdan vor wachsender Konkurrenz aus China für die heimische Windenergiebranche. Ähnlich wie in der darbenden Solarwirtschaft, wo chinesische Billiganbieter den deutschen Firmen zusetzen, würden im kommenden Jahr Überkapazitäten aus China auf den ohne hin schon mehr als gesättigten Weltmarkt drängen. „Die Lösung kann nur sein, dass wir effiziente, kostenoptimierte Technologie anbieten und ein Stück weit vorn sind im Vergleich zu den Wettbewerbern aus Asien“, sagte Herdan. Die deutsche Branche sei noch gut aufgestellt am Weltmarkt, doch die Aussichten für 2013 seien düster. In Deutschland gab es Ende Juni rund 22.660 Windkraftanlagen mit einer Leistung von gut 30 Gigawatt. Wesentlichen Anteil am Ausbau haben laut den Branchenverbänden inzwischen auch Bundesländer jenseits der Küsten. So lagen gemessen am Anteil des Zubaus im ersten Halbjahr hinter Schleswig-Holstein und Niedersachsen schon Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Bund entlastet Kommunen bei der Grundsicherung
Berlin (dapd). Der Bund übernimmt Schritt für Schritt immer mehr Kosten für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Das Kabinett beschloss am Mittwoch einen Gesetzentwurf, wonach der Anteil des Bundes an den Ausgaben im kommenden Jahr auf 75 Prozent steigen soll. Ab 2014 übernimmt der Bund die Kosten dann zur Gänze. Vereinbart wurde die Umverteilung der Kosten bei der Hartz-IV-Reform im vergangenen Jahr. Der Deutsche Städtetag begrüßte die Entscheidung. Bereits im laufenden Jahr übernimmt der Bund 45 Prozent anstatt zuvor 16 Prozent. Durch die weitere Erhöhung des Anteils geht das Bundesarbeitsministerium davon aus, dass die Kommunen in den Jahren 2013 bis 2016 um 18,5 Milliarden Euro entlastet werden können. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) betonte daraufhin: „Wir halten Wort, den Kommunen wieder Gestaltungsspielraum und Finanzkraft zu geben.“ Mit Übernahme der Sozialleistungsausgaben durch den Bund würden die Kassen der Kommunen nachhaltig gestärkt. Der Deutsche Städtetag sprach von einer bedeutenden Hilfe für die Kommunen. „Besonders in strukturschwachen Städten mit gravierender Finanznot wirkt sich diese Maßnahme spürbar aus“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Stephan Articus. Zugleich appellierte er an den Bundestag, im Gesetzgebungsverfahren zwingend festzuschreiben, dass der Bund mit dem Gesetz die Kommunen entlasten will und nicht die Länderhaushalte. „Nur durch eine im Gesetz festgelegte Zweckbindung der Gelder für die Entlastung der Kommunen lässt sich sicherstellen, dass Teile des Geldes nicht an den klebrigen Fingern der Länder hängenbleiben“, sagte Articus. Der Gesetzentwurf enthält darüber hinaus eine Vereinbarung über die Kostenerstattung bei der Grundsicherung. Bislang erstattet der Bund die Nettoausgaben des Vorvorjahres, künftig werden die des jeweiligen Kalenderjahres erstattet. Nach Angaben des Arbeitsministeriums entlastet dies die Länder schon im kommenden Jahr um eine halbe Milliarde Euro. Damit wird eine Verabredung aus den Fiskalpaktverhandlungen im Juni umgesetzt. dapd (Politik/Politik)
Grünes Licht für den Down-Syndrom-Bluttest
Freiburg (dapd-bwb). Der umstrittene Bluttest zur frühzeitigen Erkennung eines Down-Syndroms während der Schwangerschaft hat die letzte Hürde genommen. Der Markteinführung in Deutschland steht nun nichts mehr im Weg, wie das Regierungspräsidium Freiburg am Dienstag mitteilte. Alle nötigen Erklärungen und Zertifizierungen lägen vor und seien in einer Datenbank eingetragen. Auch die Ethikkommission habe keine Einwände, sagte ein Sprecher. Der Hersteller Lifecodexx aus Konstanz will den „Praena-Test“ bald verkaufen, wahrscheinlich schon im August. Der als risikolos geltende Test ermöglicht, bereits aus einer Blutprobe der Schwangeren eine Trisomie 21 zu erkennen. Laut Hersteller soll der Test 1.249 Euro kosten und ab der 12. Schwangerschaftswoche funktionieren. Die vereinfachte Diagnose werde zu mehr Abtreibungen führen, fürchten Gegner. Behindertenverbände warnen vor einer „Selektion“ und der Diskriminierung von Menschen mit Down-Syndrom. Nach dem Medizinprodukte-Recht war Lifecodexx verpflichtet, den „Praena-Test“ im Bezirk Freiburg anzumelden. Abtreibungsgegner hatten sich in den vergangenen Tagen verstärkt an das Präsidium gewandt, mit der Forderung den umstrittenen Bluttest zu stoppen. Das Regierungspräsidium trat jedoch der Annahme entgegengetreten, es sei auch für die Zulassung zuständig. „Wir nehmen nur die Anzeige entgegen und prüfen, ob alle Erklärungen vorliegen“, sagte der Sprecher weiter. Eine ethische oder inhaltliche Bewertung des Bluttests werde nicht vorgenommen. Anders als im Arzneimittelrecht gebe es für das Inverkehrbringen vom Medizinprodukten auch kein besonderes Zulassungsverfahren. Die Proteste nahmen noch zu, als das Schweizer Heilmittelinstitut Swissmedic Medienberichten zufolge die Zulassung des umstrittenen Bluttests im Nachbarland offenbar schon genehmigt hatte. „Das ist nicht korrekt“, sagte ein Schwissmedic-Sprecher auf dapd-Anfrage. „Wir geben Arzneimittel frei, aber keine Medizinprodukte. Diese werden auf europäischer Ebene von sogenannten ‚Konformitätsbewertungstellen‘ bewilligt.“ Die sogenannte CE-Kennzeichnung erlaube die Markteinführung dann in ganz Europa. Laut Regierungspräsidium sind die faktische Zulassung sowie die Kennzeichnung bei einer der Konformitätsbewertungsstellen längst erfolgt. „Der TÜV Rheinland hat das Verfahren begleitet und das Medizinprodukt zertifiziert. Es liegt nun an dem Unternehmen selbst, den Test herauszubringen“, sagte der Sprecher. dapd (Politik/Politik)
Deutsche Bank reagiert mit Stellenabbau auf Krise
Frankfurt/Main (dapd). Das Investmentbanking der Deutschen Bank liefert nicht mehr genug Gewinn, jetzt muss jeder zehnte Mitarbeiter der einstigen Vorzeigesparte gehen. Insgesamt baut das größte deutsche Geldhaus 1.900 Arbeitsplätze ab, 1.500 davon bei den Investmentbankern, wie das Institut am Dienstag bekanntgab. Zugleich teilte die Bank mit, dass sich der Konzerngewinn im zweiten Quartal nahezu halbiert habe. Unter dem Strich blieben dem Branchenprimus noch 661 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 1,2 Milliarden gewesen. Nun will die Deutsche Bank drei Milliarden Euro einsparen, der Stellenabbau soll dazu 350 Millionen Euro beitragen. Außerdem solle die Vergütungsstruktur verändert werden. Weitere Details ließ Finanzvorstand Stefan Krause aber offen; auch, wie lange sich das Institut für die Einsparungen Zeit lassen will. Die neue Doppelspitze aus Jürgen Fitschen und Anshu Jain werde die Einzelheiten im Rahmen der neuen Gesamtstrategie im September bekanntgeben. Der Aktienkurs schoss nach der Ankündigung des Stellenabbaus und der Einsparungen zeitweise nach oben, im Laufe des Nachmittags gaben die Papiere die Gewinne aber wieder ab. Ausgerechnet Jain, vormals Chef des Investmentbankings, musste nun bei seinem ersten Quartalsabschluss als Co-Chef bekanntgeben, dass diese Sparte vor Steuern nur noch 357 Millionen Euro verdiente. Im ersten Quartal waren es noch 1,7 Milliarden Euro gewesen, im besser vergleichbaren zweiten Quartal 2011 knapp eine Milliarde. Nun verdienten die Deutschbanker sogar im einst ungeliebten Privatkundengeschäft mehr Geld, vor Steuern waren es dort 398 Millionen Euro. „Wir sind sehr stolz auf unser Investmentbanking“, sagte Jain, doch die Größe der Mannschaft müsse den Marktbedingungen angepasst werden. Da das Geschäft wegen der anhaltenden Verunsicherung infolge der Schuldenkrise schwach sei, müssten die Stellen bis Ende des Jahres wegfallen. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist der Gegenwind stärker geworden.“ An einem anderen Brandherd bekam Jain unterdessen Unterstützung von seinem Aufsichtsrat. In einem Brief an die Mitarbeiter, der ebenfalls am Dienstag bekannt wurde, bestritten die Aufseher eine Beteiligung des Topmanagements an Manipulationen des Referenzzinssatzes Libor, der im internationalen Finanzgeschäft eine wichtige Rolle spielt. Nach aktuellem Stand der Untersuchungen sei „kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands auf irgendeine unangemessene Weise in die untersuchten Vorgänge um Referenzzinssätze verwickelt“. Vor der Klarstellung hatte es Spekulationen gegeben, ob Jain als früherer Chef-Investmentbanker von den Manipulationen gewusst haben könnte. Behörden in Europa und den USA verdächtigen rund 20 Finanzkonzerne, den Libor von 2005 bis 2011 durch falsche Angaben beeinflusst zu haben. Die Bank Morgan Stanley schätzt, dass auf die Deutsche Bank infolge von Zivilklagen Kosten von mehr als einer Milliarde Euro zukommen. Die Bank erklärte aber, für den Skandal seien lediglich wenige Mitarbeitern verantwortlich. Wegen der laufenden Ermittlungen wolle sich der Konzern nicht weiter äußern. Von einstigen Renditezielen ist die Bank derweil weit entfernt: Die Eigenkapitalrendite habe 6,8 Prozent betragen, hieß es in der Mitteilung. Im zweiten Quartal 2011 habe diese noch bei 13,9 Prozent gelegen. Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vor einigen Jahren eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zum Ziel erklärt, war aber bereits in der Finanzkrise davon abgerückt. Gemessen an den neuen Eigenkapitalvorschriften steht die Deutsche Bank nach eigenen Angaben aber gut da. Die Kernkapitalquote (Core-Tier-1) habe zum Ende des zweiten Quartals 10,2 Prozent betragen und liege damit deutlich oberhalb der erforderlichen 9 Prozent. Im Zuge der Finanzkrise waren die Anforderungen verschärft worden. Banken müssen nun mehr Eigenkapital vorhalten, um mögliche Verluste ausgleichen zu können. Auch die Schweizer Großbank UBS meldete für das zweite Quartal einen Einbruch des Gewinns um mehr als die Hälfte. Der Profit sei auf 425 Millionen Franken (356 Millionen Euro) gefallen, nach 1,02 Milliarden Franken im Vorjahreszeitraum, hieß es. Grund seien unter anderem rote Zahlen in der Investmentbank, die sich allein mit dem Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook ein Minus von 349 Millionen Franken einhandelte. Im ersten Halbjahr 2012 kommt die Deutsche Bank auf einen Vorsteuergewinn von 2,8 Milliarden Euro. Das ist zwar viel weniger als zu besten Zeiten, doch immer noch dreimal so viel wie beim größten deutschen Konkurrenten, der Commerzbank. Diese gab am Montagabend bekannt, in der ersten Jahreshälfte rund 900 Millionen Euro vor Steuern verdient zu haben. Im Vorjahreszeitraum waren es noch mehr als eine Milliarde Euro gewesen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Arbeitslosigkeit im Ferienmonat Juli gestiegen
Nürnberg (dapd). Die Hauptferienzeit und die schwächer werdende Konjunktur haben die Zahl der Arbeitslosen im Juli steigen lassen. Mit 2,876 Millionen Menschen ohne Job waren 67.000 mehr registriert als im Vormonat, aber 63.000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Der Anstieg im Monatsvergleich fiel damit fast doppelt so hoch aus wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre (34.000). Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 6,8 Prozent. Der BA-Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise bewertete die Entwicklung als „grundsätzlich gut“. Der Trend der Vormonate habe sich fortgesetzt, allerdings seien Anzeichen für eine Abschwächung sichtbar, erklärte er. So nahm die Zahl der Arbeitslosen unter Herausrechnung aller saisonalen Effekte um 7.000 zu. Von einer Krise oder Trendwende am Arbeitsmarkt wollten auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nicht sprechen. Die Entwicklung im Juli erklärte Weise vor allem mit der Hauptferienzeit in Deutschland: Viele Jugendliche hätten ihre Schul- oder Berufsausbildung beendet, würden aber von den Unternehmen erst nach den Ferien eingestellt und seien daher in der Zwischenzeit arbeitslos gemeldet. Das zeigt auch der deutliche Anstieg der Arbeitslosenquote bei den 15- bis unter 25-Jährigen von 5,5 Prozent im Juni auf 6,5 Prozent im Juli. Auch mit sonstigen Neueinstellungen hielten sich die Betriebe bis nach der Sommerpause zurück. Weiter gut entwickelt habe sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Sie stieg nach BA-Hochrechnungen für Mai im Vergleich zum Vorjahr um 592.000 auf 28,95 Millionen. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Juni um 496.000 auf 41,70 Millionen. Eine Trendwende oder Delle am Arbeitsmarkt sieht auch Weise noch nicht: Die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung schürten zwar schlechte Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf, konkretisiert habe sich aber noch nichts, betonte er. „Daher bleiben wir bei der Einschätzung: Es wird keinen weiteren Abbau von Arbeitslosigkeit geben, es wird weiter einen Aufbau von Beschäftigung geben, der aber nachlässt.“ Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Aussage erklärte BA-Vorstand Raimund Becker mit der Zuwanderung: Seit Einführung der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit zum 1. Mai 2011 hätten 95.000 Menschen aus Osteuropa eine Beschäftigung in Deutschland aufgenommen. Im Zuge der Wirtschaftskrise seien weitere 28.000 Arbeitnehmer aus Griechenland, Portugal, Spanien und Italien dazugekommen. Allein dadurch habe sich die Zahl der Beschäftigten hierzulande um mehr als 120.000 erhöht, ohne dass die Arbeitslosigkeit gesunken sei. Für das Gesamtjahr geht die BA weiter von durchschnittlich 2,8 bis 2,9 Millionen Arbeitslosen aus. Komme es allerdings zu „Schocks“ im Zuge der Eurokrise, beispielsweise zur Pleite Griechenlands, seien solche Prognosen hinfällig, sagte Weise. Von der Leyen sagte: „Wir sehen zurzeit keine Anzeichen für krisenhafte Einbrüche.“ Da der deutsche Arbeitsmarkt aber „nicht immun gegen Ansteckungseffekte aus der Eurozone heraus“ sei, sei Wachsamkeit geboten. Rösler bezeichnete den Arbeitsmarkt als „in der Spur“, auch wenn die Fortschritte kleiner würden. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sprach von ernsten Warnsignalen. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit sei zum vierten Mal in Folge gestiegen und zeige, dass sich die Eurokrise langsam auch am Arbeitsmarkt bemerkbar mache. Die Hauptrisiken trügen jene acht Millionen Leiharbeiter, Minijobber und befristet Beschäftigten, die als erstes von Entlassungen betroffen seien. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Finanzkrise lässt die Kreditbranche bisher weitgehend kalt
München/Berlin (dapd). Trotz der Euro-Krise und einer sich eintrübenden Binnenkonjunktur fällt es den deutschen Unternehmen noch immer relativ leicht, sich bei den Banken Geld zu leihen. Auch die Zinskonditionen sind für sie nach wie vor vergleichsweise günstig. Das geht aus einer am Dienstag vom Münchner Ifo-Institut vorgelegten Unternehmensbefragung hervor. Demnach ist die Kredithürde für die deutsche Wirtschaft im Juli dieses um 1,3 Prozentpunkte höher geworden als im Vorjahresmonat. Laut den jüngsten Ifo-Daten empfinden es 21,2 Prozent der befragten Unternehmen als schwierig, Zugang zu Krediten zu bekommen. Dies seien immer noch weniger Firmen als vor Jahresfrist, betonten die Ifo-Ökonomen. Am schwersten tut sich bei der Kapitalbeschaffung demnach noch das Bauhauptgewerbe. Dort liegt die Kredithürde den Angaben zufolge derzeit bei 26,7 Prozent. „Die Finanzierungsbedingungen für die deutsche Wirtschaft sind noch immer extrem günstig“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse der monatlich durchgeführten Befragung. Die momentan zu spürende gesamtwirtschaftliche Unsicherheit schlage sich „offenbar noch nicht auf die Kreditvergabepraxis der Banken nieder“. Nach Auskunft des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) ist der Bestand an geschäftlichen Krediten im ersten Quartal 2012 annähernd konstant geblieben. Nach BdB-Angaben stehen deutsche Unternehmen derzeit mit Krediten im Gesamtwert von 872 Milliarden Euro bei den Geldinstituten in der Kreide. Zugleich hätten die Unternehmen die ihnen eingeräumten Kreditlinien in den ersten Monaten des Jahres „stärker als üblich“ ungenutzt gelassen. „Die Nachfrage der Unternehmen nach Krediten bleibt aufgrund der eigenen hohen Liquidität sehr verhalten“, heißt es beim Bankenverband. Das macht sich auch in den Kreditkonditionen für die Unternehmen positiv bemerkbar. So sind den Angaben zufolge die Zinsen im geschäftlichen Kreditneugeschäft im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunken. Sie lägen „nahe ihren historischen Tiefständen“. In Zahlen ausgedrückt: Zuletzt betrugen die Effektivzinssätze für Kredite bis eine Million Euro BdB-Angaben zufolge je nach Laufzeit zwischen 3,41 und 4,31 Prozent pro Jahr. Bei Krediten über mehr als eine Million Euro habe der Jahreszins zwischen 2,44 bis 3,33 Prozent betragen. Dennoch warnen die Banker vor zu viel Zinseuphorie. Langfristig sei „mit spürbaren Änderungen“ im Kreditgeschäft zu rechnen. Die Finanzkrise und die Staatsschuldenkrise hätten die Finanzmärkte und das Bankgeschäft nachhaltig verändert, heißt es beim BdB. „Die Risikowahrnehmung der verschiedenen Marktteilnehmer hat sich verschärft und die Bereitschaft zur langfristigen Übernahme von Risiken ist gesunken“, berichtet der Bankenverband. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Deutsche Bank streicht 1.900 Stellen
Frankfurt/Main (dapd-hes). Die Deutsche Bank reagiert mit harten Einschnitten auf die Krise: Das größte deutsche Geldhaus streicht 1.900 Stellen, vor allem außerhalb von Deutschland. Das teilte das Institut am Dienstag in Frankfurt am Main mit. Die Bank wolle drei Milliarden Euro einsparen, der Stellenabbau solle 350 Millionen Euro dazu beitragen. Allein im Investmentbanking sollen 1.500 Arbeitsplätze wegfallen. Die Börse reagierte euphorisch. Vor der Ankündigung hatte der Kurs noch leicht im Minus gelegen, binnen 20 Minuten stand die Aktie mit einem Plus von knapp drei Prozent da. Am Morgen hatte die Deutsche Bank einen Gewinneinbruch im zweiten Quartal 2012 bekanntgegeben. Vor allem die Investmentbanker hatten deutlich weniger Geld verdient. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Ferienzeit lässt Zahl der Arbeitslosen im Juli steigen
Nürnberg (dapd). Die Hauptferienzeit hat die Zahl der Arbeitslosen im Juli auf 2,87 Millionen steigen lassen. Das ist im Vergleich zum Vormonat ein Plus von 67.000 und gegenüber dem Vorjahresmonat ein Minus von 63.000, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Saisonbereinigt kletterte die Arbeitslosigkeit um 7.000. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 6,8 Prozent. Sie liegt in Westdeutschland bei 5,9 Prozent und in Ostdeutschland bei 10,3 Prozent. Bayern weist mit 3,4 Prozent erneut die niedrigste Quote auf, Schlusslicht ist Berlin (12,3 Prozent). Der BA-Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise bewertete die Entwicklung als „grundsätzlich gut“. Der Trend der Vormonate habe sich fortgesetzt, wenngleich Anzeichen für eine Abschwächung sichtbar seien. Daran wird sich seinen Worten zufolge auch im weiteren Jahresverlauf nichts ändern: Wegen der kriselnden Konjunktur kommt der Abbau von Arbeitslosigkeit zum Stillstand. Gleichzeitig wird aber die Beschäftigung – auch durch Zuwanderung – weiter aufgebaut, wobei der Zuwachs immer geringer ausfallen dürfte. BA-Vorstand Raimund Becker erklärte, dass seit Einführung der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit zum 1. Mai 2011 aus Osteuropa 95.000 Menschen eine Beschäftigung in Deutschland aufgenommen hätten. Im Zuge der Wirtschaftskrise seien weitere 28.000 Arbeitnehmer aus Griechenland, Portugal, Spanien und Italien dazugekommen. Allein dadurch habe sich die Zahl der Beschäftigten hierzulande um mehr als 120.000 erhöht, ohne dass die Arbeitslosigkeit gesunken sei. Den Zuwachs im Juli erklärte Weise vor allem mit der Hauptferienzeit in Deutschland: Viele Jugendliche unter 25 Jahren hätten ihre Schul- oder Berufsausbildung beendet, würden aber von den Unternehmen erst nach den Ferien eingestellt und seien daher in der Zwischenzeit arbeitslos gemeldet. Das zeigt auch der deutliche Anstieg der Arbeitslosenquote bei den 15- bis unter 25-Jährigen von 5,5 Prozent im Juni auf 6,5 Prozent im Juli. Auch mit sonstigen Neueinstellungen hielten sich die Betriebe bis nach der Sommerpause zurück. Weiter gut entwickelt habe sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Sie stieg nach BA-Hochrechnungen für Mai im Vergleich zum Vorjahr um 592.000 auf 28,95 Millionen. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Juni um 496.000 auf 41,70 Millionen. Eine Trendwende oder Delle am Arbeitsmarkt sieht Weise noch nicht: Die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung schürten zwar schlechte Erwartungen, konkretisiert habe sich aber noch nichts, betonte er. Daher bleibe die Behörde bei ihrer Einschätzung, dass die Arbeitslosigkeit in der zweiten Jahreshälfte zwar nicht mehr sinke, die Beschäftigung aber noch etwas zulegen könnte. Für das Gesamtjahr geht die BA weiter von durchschnittlich 2,8 bis 2,9 Millionen Arbeitslosen aus. Komme es allerdings zu „Schocks“ im Zuge der Eurokrise, beispielsweise zur Pleite Griechenlands, würden diese Prognosen hinfällig, sagte Weise. Aktuell stütze die gute Binnenkonjunktur noch den deutschen Arbeitsmarkt. Sie werde unter anderem noch durch Ausläufer der Konjunkturprogramme der jüngsten Wirtschaftskrise, etwa im Bausektor, sowie die guten Tarifabschlüsse getragen. Auf eine neue Wirtschaftskrise in Deutschland sei die BA zwar organisatorisch gut vorbereitet, sagte Weise. Ihr fehlten allerdings anders als vor der letzten Krise die finanziellen Rücklagen, die 2008 bei knapp 18 Milliarden Euro lagen und der BA Handlungsspielraum gaben. „Wir haben keine finanziellen Reserven mehr“, sagte Weise. Ende Juli belief sich der Finanzüberschuss der Behörde auf 1,78 Milliarden Euro. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Investmentbanking der Deutschen Bank schwächelt
Frankfurt/Main (dapd). Ein drastischer Einbruch des Investmentbankings hat der Deutschen Bank das Quartalsergebnis verhagelt. Die Verunsicherung im Zuge der Schuldenkrise ließ den Gewinn des größten deutschen Geldhauses im zweiten Quartal einbrechen. Zwischen April und Juni 2011 hatte der Branchenprimus noch 1,2 Milliarden Euro verdient, dieses Jahr waren es im gleichen Zeitraum nur noch 661 Millionen Euro, wie das Institut am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilte. Es ist das erste Quartalsergebnis unter der neuen Doppelspitze aus Jürgen Fitschen und Anshu Jain. Ausgerechnet Jain, vormals Chef der Investmentbanking-Sparte, musste nun bekanntgeben, dass dieser Bereich vor Steuern nur noch 357 Millionen Euro verdiente. Im ersten Quartal waren es noch 1,7 Milliarden Euro gewesen, im besser vergleichbaren zweiten Quartal 2011 knapp eine Milliarde. Nun verdienten die Deutschbanker sogar im einst ungeliebten Privatkundengeschäft mehr Geld, vor Steuern waren es dort 398 Millionen Euro. „Die europäische Staatsschuldenkrise belastet weiterhin das Investorenvertrauen und die Kundenaktivitäten über alle Geschäftsbereiche hinweg“, erklärten die beiden Vorstandsvorsitzenden Fitschen und Jain. Allerdings arbeiteten alle Geschäftsbereiche profitabel. Von einstigen Renditezielen ist die Bank allerdings weit entfernt: Die Eigenkapitalrendite habe 6,8 Prozent betragen, hieß es in der Mitteilung. Im zweiten Quartal 2011 habe diese noch bei 13,9 Prozent gelegen. Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vor einigen Jahren eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zum Ziel erklärt, war aber bereits in der Finanzkrise davon abgerückt. Gemessen an den neuen Eigenkapitalvorschriften steht die Deutsche Bank nach eigenen Angaben aber gut da. Die Kernkapitalquote (Core-Tier-1) habe zum Ende des zweiten Quartals 10,2 Prozent betragen und liege damit deutlich oberhalb der erforderlichen 9 Prozent. Im Zuge der Finanzkrise waren die Anforderungen verschärft worden. Banken müssen nun mehr Eigenkapital vorhalten, um mögliche Verluste ausgleichen zu können. Nicht erwähnt wurde im Zwischenbericht eine mögliche Stellenstreichung im Investmentbanking. Gestützt auf Angaben aus Finanzkreisen hatte das „Handelsblatt“ Mitte Juli berichtet, die Deutsche Bank wolle in der angeschlagenen Sparte gut 1.000 Arbeitsplätze abbauen. Weiteres Ungemach droht der Deutschen Bank, weil sie in die jahrelange Manipulation des Zinssatzes Libor verwickelt sein soll, der im internationalen Finanzgeschäft eine wichtige Rolle spielt. Die Bank Morgan Stanley schätzt, dass auf die Deutsche Bank infolge von Zivilklagen Kosten von mehr als einer Milliarde Euro zukommen. In dem Quartalsbericht sind Rückstellungen zur Deckung möglicher Schadenersatz- und Gerichtskosten aber nicht aufgeführt. Sollte das Institut tatsächlich zur Rechenschaft gezogen werden, drohen also hohe Belastungen. Auch die Schweizer Großbank UBS meldete für das zweite Quartal einen Einbruch des Gewinns um mehr als die Hälfte. Der Profit sei auf 425 Millionen Franken (356 Millionen Euro) gefallen, nach 1,02 Milliarden Franken im Vorjahreszeitraum, hieß es. Grund seien unter anderem rote Zahlen in der Investmentbank, die sich allein mit dem Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook ein Minus von 349 Millionen Franken einhandelte. Auch das Wertpapiergeschäft habe mit vielen Problemen gekämpft. Im ersten Halbjahr 2012 kommt die Deutsche Bank auf einen Vorsteuergewinn von 2,8 Milliarden Euro. Das ist zwar viel weniger als zu besten Zeiten, doch immer noch dreimal so viel wie beim größten deutschen Konkurrenten, der Commerzbank. Diese gab am Montagabend bekannt, in der ersten Jahreshälfte rund 900 Millionen Euro vor Steuern verdient zu haben. Im Vorjahreszeitraum waren es noch mehr als eine Milliarde Euro gewesen. Allerdings verbesserte die Commerzbank ihr operatives Ergebnis im zweiten Quartal von 55 Millionen Euro 2011 auf d 450 Millionen Euro in diesem Jahr. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Investmentbanking der Deutschen Bank in der Krise
Frankfurt/Main (dapd). Die Verunsicherung im Zuge der Schuldenkrise belastet die Deutsche Bank schwer: Der Gewinn halbierte sich im zweiten Quartal nahezu, besonders schwach lief das einst höchst erfolgreiche Investmentbanking. Zwischen April und Juni 2011 hatte der Branchenprimus noch 1,2 Milliarden Euro verdient, dieses Jahr waren es im gleichen Zeitraum nur noch 661 Millionen Euro, wie das Institut am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilte und damit vorab veröffentlichte Eckdaten bestätigte. Es ist das erste Quartalsergebnis unter der neuen Doppelspitze aus Jürgen Fitschen und Anshu Jain. Ausgerechnet Jain, vormals Chef der Investmentbanking-Sparte, musste nun bekanntgeben, dass dieser Bereich vor Steuern nur noch 357 Millionen Euro verdiente. Im Vorjahreszeitraum war es noch zweieinhalbmal so viel gewesen. Nun verdienten die Deutschbanker sogar im einst ungeliebten Privatkundengeschäft mehr Geld, vor Steuern waren es dort 398 Millionen Euro. „Die europäische Staatsschuldenkrise belastet weiterhin das Investorenvertrauen und die Kundenaktivitäten über alle Geschäftsbereiche hinweg“, erklärten die beiden Vorstandsvorsitzenden Fitschen und Jain. Allerdings arbeiteten alle Geschäftsbereiche profitabel. Von einstigen Renditezielen ist die Bank allerdings weit entfernt: Die Eigenkapitalrendite habe 6,8 Prozent betragen, hieß es in der Mitteilung. Im zweiten Quartal 2011 habe diese noch bei 13,9 Prozent gelegen. Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vor einigen Jahren eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zum Ziel erklärt, war aber bereits in der Finanzkrise davon abgerückt.ch Gemessen an den neuen Eigenkapitalvorschriften steht die Deutsche Bank nach eigenen Angaben aber gut da. Die Eigenkapitalquote (Core-Tier-1) habe zum Ende des zweiten Quartals 10,2 Prozent betragen und liege damit deutlich oberhalb der erforderlichen 9 Prozent. Im Zuge der Finanzkrise waren die Anforderungen verschärft worden. Banken müssen nun mehr Eigenkapital vorhalten, um mögliche Verluste ausgleichen zu können. Im ersten Halbjahr 2012 kommt die Deutsche Bank auf einen Vorsteuergewinn von 2,8 Milliarden Euro. Das ist zwar viel weniger als zu besten Zeiten, doch immer noch dreimal so viel wie beim größten deutschen Konkurrenten, der Commerzbank. Diese gab am Montagabend bekannt, in der ersten Jahreshälfte rund 900 Millionen Euro vor Steuern verdient zu haben. Am Dienstagnachmittag (14.00 Uhr) wollte sich die Deutsche-Bank-Spitze den Fragen von Analysten stellen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)