Frankfurt/Main (dapd). Trotz der Festnahmen und Verdächtigungen im Steuerskandal der Deutschen Bank rät ein erfahrener Krisenexperte von der Kündigung der betroffenen Mitarbeiter ab. „Jemanden als Sofortreaktion rauszuschmeißen, ist fast immer falsch“, sagte Peter Höbel, Geschäftsführer der auf Krisenkommunikation spezialisierten Unternehmensberatung Crisadvice, im dapd-Interview. „Das ist oft ein Reflex, um die Öffentlichkeit zu befriedigen. Sie lösen damit aber kein Problem.“ Der Konzern solle verdächtige Mitarbeiter besser suspendieren, um den Zugriff auf sie nicht zu verlieren. Außerdem riskiere ein Unternehmen mit einem Rausschmiss auch immer, einen unwillkommenen Nebenkriegsschauplatz zu eröffnen, wenn dann der Gekündigte vors Arbeitsgericht gehe. Ein großes Problem der Deutschen Bank ist nach Höbels Ansicht die Vielzahl ihrer Skandale, die innerhalb kurzer Zeit auftraten. „Der neuerliche Fall ist bedenklich. Die Vorfälle addieren sich nicht, sie potenzieren sich“, sagte der ehemalige Journalist und Pressesprecher der Deutschen Bank. Hauptziel der Bank müsse nun sein, einen anhaltenden Schaden ihres Ansehens abzuwenden, erklärte Krisenexperte Höbel. „Solange die Reputation nicht nachhaltig beschädigt ist, gibt es auch keinen nachhaltigen wirtschaftlichen Schaden.“ Trotz des viel kritisierten Anrufs Fitschens beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) sieht Höbel aber keine Parallele zum Fall von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, der mit einem Telefonat bei einem Chefredakteur seinen Niedergang beschleunigt hatte. „Die Vorgänge können Sie gar nicht vergleichen“, sagte Höbel. Bei Wulff habe es sich um eine Personenkrise gehandelt, im aktuellen Fall gehe es aber um die Deutsche Bank als Institution. Das Interview Fitschens in der „Bild“-Zeitung direkt nach der Aufsehen erregenden Razzia sei ein vernünftiger Schritt gewesen. „Das war eine Form der aktiven Krisenkommunikation“, sagte Höbel. So habe Fitschen daran gearbeitet, den Bildern von Polizisten in der Konzernzentrale eine eigene Botschaft entgegenzustellen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)