Ex-Verfassungsschützer Fritsche sorgt für Eklat

Ex-Verfassungsschützer Fritsche sorgt für Eklat Berlin (dapd). Abgeordnete des Bundestages haben dem früheren Vizepräsidenten des Verfassungsschutzes, Klaus-Dieter Fritsche, eine Mitverantwortung für das Versagen der Behörde bei der Aufklärung des NSU zugesprochen. Der Obmann der FDP, Hartfrid Wolff, sagte, es sei hochinteressant, dass das Nazitrio „durchschlüpfen konnte“. Obwohl es klare Hinweise gab, habe Fritsche wenig Rückschlüsse gezogen. Fritsche selbst sorgte in dem Gremium für einen Eklat: Der Sicherheitsexperte gab sich gegenüber den Abgeordneten trotzig und wenig auskunftsfreudig, sodass der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy (SPD) aus Protest eine kurze Unterbrechung der Sitzung herbeiführte. In seinem Eingangsstatement hatte Fritsche auch die Aufklärungsarbeit und das Verhalten der Medien kritisiert. Hintergrund ist die Mordserie des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Die Terroristen-Gruppe lebte mehr als ein Jahrzehnt unentdeckt von den Sicherheitsbehörden im Untergrund und wird bundesweit für zehn Morde verantwortlich gemacht. Nach dem Auffliegen der Gruppe waren insgesamt 310 Akten über den Rechtsextremismus im Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) geschreddert worden. Fritsche war von 1996 bis 2005 Vizepräsident der Sicherheitsbehörde. In diese Zeit fällt ein großer Teil der Morde des NSU. Die Obfrau der Linken, Petra Pau, attestierte Fritsche einen Kompetenzmangel. Im Jahre 2003 habe er einen Brief unterschrieben, indem er die Existenz von rechtsextremen Strukturen des untergetauchten Trios abgestritten habe. Sie sei erschrocken, dass der Zeuge nicht bereit sei, Fehler einzugestehen, sagte Pau. Zudem fehle die Erklärung, warum nach Auffliegen des NSU nicht umgehend ein vollständiger Aktenvernichtungsstopp verhängt worden sei. Die Vernichtung von Akten ist laut dem heutigen Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Fritsche, ein „völlig normaler, ja notwendiger Vorgang“. Das Schreddern der Akten nach dem Auffliegen der NSU habe aber „die ganze Behörde in Verruf gebracht“. Fritsche sagte, dies sei auf ein individuelles „Fehlverhalten eines Mitarbeiters“ zurückzuführen. Dieser habe aber keine Vertuschungsabsicht verfolgt. Fritsche sei einer derjenigen Personen, die in der Affäre „sehr, sehr früh“ die Fäden in der Hand gehabt hätten, sagte der Obmann der Union, Clemens Binninger (CDU), vor Beginn der Sitzung. Der Obmann der Grünen, Wolfgang Wieland, sagte, er sei gespannt, ob Fritsche die Arbeit seines Amtes ähnlich selbstkritisch sehe wie der frühere Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm. dapd (Politik/Politik)