Halle (dapd). Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), hat den Umgang der FDP mit ihrem Vorsitzenden Philipp Rösler kritisiert. „Es gilt auch für die FDP das alte Prinzip: Entweder muss man einen Parteivorsitzenden stützen. Oder man muss ihn stürzen“, sagte Bosbach der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Montagausgabe). Bosbach beklagte: „Der Umgang mit Philipp Rösler ist nicht fair.“ Die FDP könne die „Quälerei nicht bis zur Bundestagswahl fortsetzen“, sagte Bosbach weiter. Abgeschrieben hat er den Koalitionspartner allerdings noch nicht. „In achteinhalb Monaten kann noch viel passieren“, betonte Bosbach. dapd (Politik/Politik)
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Freiheit für Philipp Rösler
Stuttgart (dapd). Die Gnadenfrist für Philipp Rösler läuft: Wenn die Liberalen in Niedersachsen in zwei Wochen an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, sind die Stunden für den FDP-Chef gezählt. Dann wird es heißen, Freiheit für Rösler. Zwei Jahre als Parteichef hatte er ein Plädoyer auf die Freiheit gehalten, aber es nicht vermocht, die Freien Demokraten aus ihrem Umfragetief zu führen. So kam auch auf dem Dreikönigstreffen in Stuttgart die Personaldebatte nicht zur Ruhe. Ausgerechnet Entwicklungsminister Dirk Niebel war es, der am Sonntag wieder Öl ins Feuer goss. „So wie jetzt kann es mit der FDP nicht weitergehen“, sagte er in Stuttgart. Und riet seiner FDP, notwendige Entscheidungen nicht weiter aufzuschieben. Den Namen Rösler nannte er (noch) nicht, dafür aber den von Bundestagsfraktionschef Rainer Brüderle. Dieser gilt vielen als geeigneter Übergangskandidat, mit dem die FDP im Herbst erfolgreich in die anstehende Bundestagswahl ziehen könnte. Kritik als Risiko Solche Kritik an einem Tag der Aufrufe zur Geschlossenheit sind „ein hohes persönliches Risiko“ – wie Niebel selber sagte. In den vergangenen Tagen hatte er sich immer wieder zu Wort gemeldet mit harscher Kritik an einer zerrissenen FDP, die von vielen in der FDP-Spitze geteilt, aber nicht öffentlich geäußert wird. Nur hinter der Hand ist über Rösler zu hören, er sei „der richtige Mann zur falschen Zeit am falschen Ort“. Die Angst, im Januar nicht nur in Niedersachsen zu scheitern, sondern im September auch im Bund, sitzt tief bei den Liberalen. So machen seit Monaten regelmäßig Ablösungsszenarien die Runde. Doch waren es vor einem Jahr die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, die einen raschen Wechsel verhinderten. Ausgerechnet den Rösler-Gegnern Christian Lindner und Wolfgang Kubicki hat es der FDP-Chef zu danken, dass er damals nicht schon seinen Sessel räumen musste. CDU lässt kaum Luft zum Atmen Jetzt wird die Luft aber dünn für den Bundeswirtschaftsminister, dem ohnehin keiner eine Wiederholung des Spitzenergebnisses von 2009 zutraut, als die FDP unter dem damaligen Parteivorsitzenden Guido Westerwelle 14,6 Prozent erzielte und erstmals seit 1990 wieder zweistellig war. Denn die CDU hat schon klargemacht, dass sie zur Bundestagswahl keine Leihstimmen für die schwächelnde FDP zulassen will. Und mit der Betonung ihrer Wirtschaftskompetenz wildert die CDU ohnehin schon massiv in einer einstigen FDP-Domäne. Daher probierte Rösler auf dem Dreikönigstreffen einen Schwenk und ersetzte seinen vor einem Jahr gesetzten Wachstumsbegriff für die FDP durch einen umfassenden Freiheitsbegriff. Immer wieder bemühte er das Wort und bezeichnete die FDP als einzige Freiheitspartei Deutschlands. Das erfreute zumindest die liberalen Wahlkämpfer in Niedersachsen. Frei, aber flach Für eine programmatische Rede war es aber wohl zu wenig. „Die Rede von Philipp Rösler war frei, aber flach“, urteilte der Verband der Redenschreiber den fast einstündigen Auftritt. Für ihn konnte nur Brüderle überzeugen. Dieser habe eine „kämpferisch runde Rede gehalten und dramaturgisch die richtigen Akzente gesetzt“. Das ist Wasser auf die Mühlen aller Ablösungstheoretiker. SPD und Grüne sehen bereits die Abenddämmerung für Rösler angebrochen und erklären die Liberalen schon für überflüssig. Ein kleiner Lichtblick aber bleibt: Vor einem Jahr sahen die Umfragen die FDP bei gerade mal zwei Prozent. Insofern, so das leicht vergiftete Lob aus den eigenen Reihen, hat Rösler dieses Ergebnis schon verdoppelt. dapd (Politik/Politik)
Hasselfeldt: FDP soll Personaldiskussionen beenden
Straubing (dapd). Die Vorsitzende der CSU-Abgeordneten im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, fordert ein Ende der Personaldebatten in der FDP. Mit Blick auf das Dreikönigstreffen der Liberalen in Stuttgart sagte Hasselfeldt der Zeitungsgruppe „Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung“ (Montagausgabe): „Ich hoffe, dass die Personaldiskussionen in der FDP so schnell wie möglich beendet werden und die FDP sich wieder auf die sachliche, inhaltliche Arbeit konzentrieren kann.“ Die FDP ist am Sonntag mit ihrem Dreikönigstreffen in das für sie entscheidende Wahljahr 2013 gestartet. Das Treffen steht unter dem Motto „Damit Deutschland vorn bleibt“ und gilt als wichtige Wegmarke für die politische Zukunft von Parteichef Philipp Rösler. Er steht wegen anhaltend schlechter Umfragewerte für die Liberalen unter starkem Druck. Immer lauter werden die Rufe in der FDP nach einem Sonderparteitag möglichst noch im März. dapd (Politik/Politik)
FDP will geschlossen ins Dreikönigstreffen gehen
Stuttgart/Berlin (dapd-bwb). Trotz der Personalquerelen um den Bundesvorsitzenden Philipp Rösler übt sich die FDP vor dem Dreikönigstreffen in Stuttgart demonstrativ in Geschlossenheit. Führende Bundespolitiker forderten am Samstag auf einem Landesparteitag der baden-württembergischen Liberalen ein Ende der Selbstbeschäftigung und eine Rückkehr zu Sachthemen. Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP), der in den vergangenen Tagen wegen seiner Kritik an Rösler in die Schlagzeilen geraten war, verteidigte sein Vorgehen. Wegen der Führungsdebatte in der Bundespartei sorgt sich die niedersächsische FDP um ihre Wahlchancen. Laut einer am Donnerstag veröffentlichte Befragung der Meinungsforscher von Infratest dimap im Auftrag des NDR würden die Liberalen trotz einer leichten Steigerung mit vier Prozent den Wiedereinzug verpassen. Das Abschneiden der FDP bei der Niedersachsen-Wahl gilt auch als entscheidend für die politische Zukunft von Parteichef Rösler. FDP-Generalsekretär Patrick Döring betonte einen Tag vor dem traditionellen Dreikönigstreffen in Stuttgart, ob die Liberalen noch die notwendigen Stimmen bekämen, liege einzig und allein an ihnen selbst. Zwei Prozent der Wählerstimmen würden entscheiden, ob die Landtagswahl in Niedersachsen die Startrampe für Rot-Grün werde oder die erfolgreiche Koalition der FDP mit der CDU fortgesetzt werden könne. Niebel, der Spitzenkandidat der Südwest-Liberalen bei der Bundestagswahl ist, verteidigte seine Kritik am Bundesvorsitzenden Rösler als Zeichen innerparteilicher Demokratie. Keine Diskussion gebe es nur in Diktaturen und „manchmal auf Parteitagen der SPD“, sagte er vor den über 300 Delegierten bei dem Landesparteitag in der Stuttgarter Liederhalle. Bei manchem habe er aber den Eindruck, er scheue die Diskussion, „weil er das bessere Argument fürchtet“. Niebel hatte in den vergangenen Tagen Röslers Zukunft als Parteivorsitzender angezweifelt, beklagt, die FDP habe ihre Kampagnenfähigkeit verloren und erklärt, es wäre ein Zeichen innerparteilicher Demokratie, sollte es auf dem Parteitag im Mai mehrere Kandidaten für den Parteivorsitz geben. Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Birgit Homburger rief ihre Parteikollegen zur Räson. Die erste Regel müsse lauten: Schluss mit Selbstbeschäftigung, sagte die Vorsitzende der baden-württembergischen Liberalen. 2013 habe das Potenzial, für die Liberalen ein gutes Jahr zu werden. Die FDP habe das selbst in der Hand. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) rief dazu auf, die Erfolge gemeinsam nach außen zu tragen. Dann habe die Partei die Chance, bei der Bundestagswahl 2013 acht Prozent zu erzielen. Der niedersächsische FDP-Landeschef Stefan Birkner forderte vor der Landtagswahl am 20. Januar die Parteispitze ebenfalls zu mehr Geschlossenheit auf. In einem Brief an das FDP-Präsidium, aus dem die „Welt am Sonntag“ zitiert, äußerte Birkner die „dringende Bitte, alles zu unterlassen, was den Wahlerfolg in Niedersachsen gefährden könnte“. Birkner warnt insbesondere davor, den Eindruck zu erwecken, „die FDP beschäftige sich eher mit sich selbst als mit den inhaltlichen politischen Herausforderungen“. Vom Dreikönigstreffen der Liberalen am Sonntag in Stuttgart erhofft sich Birkner das „deutliche Signal“, „dass die FDP geschlossen und kämpferisch in das Wahljahr 2013 startet“. Bei dem Dreikönigstreffen im Stuttgarter Opernhaus reden neben Rösler, Homburger und Niebel der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, und der baden-württembergische FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. dapd (Politik/Politik)
Rösler droht schnelle Absetzung: Rufe nach FDP-Sonderparteitag
Berlin/Stuttgart (dapd). FDP-Chef Philipp Rösler droht eine schnelle Entmachtung, falls seine Partei bei der Landtagswahl in Niedersachsen scheitert. Immer mehr Spitzenpolitiker regen an, den für Mai geplanten Parteitag vorzuziehen und die Führungsfrage zügig zu klären. Die niedersächsische FDP bangt wegen des Dauerstreits um ihre Chancen bei der Landtagswahl in zwei Wochen. Vor dem Dreikönigstreffen in Stuttgart herrscht Nervosität bei den Freidemokraten. Das Treffen im Opernhaus am Sonntag soll das wichtige Wahljahr 2013 einläuten. Seit Tagen beherrschen jedoch Debatten über Röslers Zukunft und die Ausrichtung der Liberalen die Schlagzeilen. Hintergrund ist die anhaltende Umfrageschwäche der FDP: Sowohl in Niedersachsen als auch im Bund liegt die Partei unter der Fünf-Prozent-Hürde. Politikwissenschaftler bescheinigen der FDP ein grundsätzliches Akzeptanzproblem, das nicht mit einem neuerlichen Führungswechsel zu lösen ist. Der frühere FDP-Chef Wolfgang Gerhardt drang dennoch auf eine rasche Klärung der Führungsfrage. Im „Focus“ forderte Gerhardt, den Parteitag vorzuziehen, auf einen Termin gleich nach der Wahl in Niedersachsen am 20. Januar. So könne die FDP schneller Spitzenpersonal, Programm und Koalitionsaussage für die Bundestagswahl bestimmen. „Der geplante Termin im Mai ist zu spät“, sagte Präsidiumsmitglied Gerhardt, der 2001 von Guido Westerwelle vom Parteivorsitz verdrängt worden war. Gerhardt riet Rösler, sich selbst zu hinterfragen: „Politik erfordert von jedem, sich immer wieder zu überprüfen, ob man seine Aufgaben noch schafft.“ Nach Informationen der „Bild“-Zeitung erwägen mindestens vier Landesverbände der FDP, nach der Niedersachsen-Wahl einen Sonderparteitag zu beantragen, falls Rösler trotz einer Schlappe als Parteichef weitermachen wolle. Dazu zähle auch ein Ergebnis von knapp über fünf Prozent. Der rheinland-pfälzische FDP-Chef Volker Wissing äußerte die Erwartung, dass die Debatten nach dem Dreikönigstreffen beendet werden. „Falls nicht, muss ein früherer Parteitag erwogen werden“, sagte Wissing der „Rheinischen Post“. Entwicklungsminister Dirk Niebel forderte, die FDP müsse „bald darüber sprechen“, mit welcher Aufstellung sie ins Wahljahr gehe. Im Wahlkampf müsse die FDP mit den Themen Gerechtigkeit und Leistungsgerechtigkeit punkten und als „Partei der sozialen Verantwortung“, sagte Niebel der Zeitung „B.Z. am Sonntag“. Niebel gehört zu den Kritikern von Rösler. Dagegen stärkte Parteivize Sabine Leutheusser-Schnarrenberger dem Vorsitzenden den Rücken. „Philipp Rösler ist von der Partei gewählt worden. Und er hat geliefert“, sagte die Bundesjustizministerin der „Welt am Sonntag“. Sie nannte die Durchsetzung von Joachim Gauck als Bundespräsident und die Abschaffung der Praxisgebühr. Sie warnte zugleich vor weiteren Personaldebatten. „Vor Wahlen muss in Personalfragen Ruhe herrschen.“ Für einen vorgezogenen Parteitag sieht Leutheusser-Schnarrenberger „keine Notwendigkeit“. „Wer sich zu früh festlegt, legt schnell einen Fehlstart hin – ich erinnere da an die übereilte Kür von Peer Steinbrück“, argumentierte sie. Große Sorgen macht sich derweil die niedersächsische FDP. Deren Vorsitzender und Spitzenkandidat Stefan Birkner äußerte laut „Welt am Sonntag“ in einem Brief an das FDP-Präsidium die „dringende Bitte, alles zu unterlassen, was den Wahlerfolg in Niedersachsen gefährden könnte“. Birkner warnt insbesondere davor, den Eindruck zu erwecken, „die FDP beschäftige sich eher mit sich selbst als mit den inhaltlichen politischen Herausforderungen“. Der aus Niedersachsen stammende FDP-Generalsekretär Patrick Döring bat auf einem Landesparteitag der baden-württembergischen FDP die Partei, sich allein einem Wahlerfolg in Niedersachsen zu verschreiben. Zwei Prozent der Wählerstimmen würden entscheiden, ob die Landtagswahl die Startrampe für Rot-Grün werde oder die erfolgreiche Koalition der FDP mit der CDU fortgesetzt werden könne. Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Birgit Homburger mahnte in Stuttgart, wie im Fußball müsse die Partei als „geschlossene Formation“ aufs gegnerische Tor spielen. Die „politische Zirkusarena“ sollte dem politischen Gegner überlassen werden. Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap, Richard Hilmer, sagte dem SWR: „Es genügt nicht, nur die Personen auszuwechseln, man muss auch die Politik verändern.“ Die FDP habe „bislang dieser Bundesregierung kaum ihren Stempel aufdrücken können“. Der Duisburger Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte sagte dem rbb-Inforadio, das Problem sei die Partei, nicht der Chef. Der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt betonte im Sender NDR Info, die FDP könnte als ordnungspolitsch klare Kraft durchaus gebraucht werden. Die Partei brauche aber auch Nähe zu den Bürgern und eine klare Position zur Finanzkrise und zur Regulierung der Finanzmärkte positionieren. An beiden Baustellen habe die FDP bisher keine Maßnahmen erkennen lassen. dapd (Politik/Politik)
Schwarz wildert bei den Gelben
Wilhelmshaven (dapd-nrd). Bei der Klausurtagung des CDU-Bundesvorstands in Wilhelmshaven war es ein bisschen so wie auf einer Party: Interessant waren die, die nicht dabei waren – geredet wurde bei der zweitägigen Veranstaltung gerne und viel über die FDP. Angesichts stabiler Umfragewerte für die eigene Partei sind die desolaten Zustände beim liberalen Koalitionspartner derzeit Gesprächsstoff Nummer eins in der CDU. Dabei tragen die Christdemokraten nicht unerheblich zur Schieflage der FDP bei. Denn es ist sicherlich nicht nur die Personaldebatte um Philipp Rösler, die die FDP sowohl in Niedersachsen – wo am 20. Januar ein neuer Landtag gewählt wird – als auch im Bund unter der Fünf-Prozent-Hürde verharren lässt. Schon FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle wusste, dass „der Erfolg von drei Komponenten abhängt: Von Personen, von Inhalten und von Stil.“ Die Personaldebatte läuft auf Hochtouren, über Stil lässt sich streiten, bei den Inhalten sieht es schlecht aus. Es gibt derzeit kein großes Thema, mit dem die FDP beim Wahlvolk punkten kann. Die Union und ihre Euro-Retterin Angela Merkel schnüren die FDP ein, viel schlimmer noch: Mit der Betonung auf ihre Wirtschaftskompetenz wildert die CDU massiv in einer einstigen FDP-Domäne. Die Wiederentdeckung der christdemokratischen Wirtschaftskompetenz und der Popularitätsverlust der FDP und ihres Vorsitzenden Rösler gehen zeitlich in etwa einher. 2010 hatte die CDU ihr Image als „Partei der Mitte“ betont. „Als größte Volkspartei in unserem Land sind wir nicht zuletzt durch die Arbeit unserer Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker sowie durch das Wirken unserer Vereinigungen fest verwurzelt in unserer Gesellschaft“, hieß es in der „Berliner Erklärung“, die Anfang 2010 verabschiedet wurde. Kritiker forderten daraufhin mehr Konservatismus in der Partei, es wurde Kritik am Kurs der Parteivorsitzenden laut. Die vom Bundesvorstand 2011 verabschiedete „Mainzer Erklärung“ läutete die Wende ein. Der Begriff „Volkspartei“ tauchte in diesem Papier nur noch an einer Stelle auf. Statt dessen legte sie unter dem Titel „Im Interesse der Menschen – Für eine moderne Standortpolitik“ den Fokus gezielt auf Wirtschaftsthemen. Der Führungswechsel in der FDP kam wenige Wochen später, Rösler wurde Parteichef und Wirtschaftsminister. Die Christdemokraten würden nach der Bundestagswahl im September auch mit Grünen oder der SPD koalieren, wenn die Liberalen an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Bis zur Feststellung des Wahlergebnisses bleibt allerdings die FDP der Wunsch-Koalitionspartner. So macht CDU-Chefin Merkel derzeit auf Zweckoptimismus. Die Kanzlerin bekräftigte, dass die CDU die Koalition mit der FDP gerne fortsetzen wolle. Dies gelte auch für die CDU in Niedersachsen und deren Spitzenkandidaten, Ministerpräsident David McAllister. Trotz gegenteiliger Umfragewerte sei sie „sehr optimistisch und sehr positiv gestimmt, dass wir das schaffen“. Vorerst müssen die Liberalen den Sumpf alleine trockenlegen. „Natürlich kämpft jede Partei erst einmal für einen starken Anteil der eigenen Partei“, sagte Merkel. Die Betonung liegt auf „erst einmal“. Wenn die FDP auch in den nächsten Wochen nicht aus dem Knick kommt, müssen CDU und ihre kleine Schwester CSU dem Patienten Leben einhauchen. Oder ihm zumindest mal Luft zum Atmen lassen. dapd (Politik/Politik)
CDU will mit Wirtschaftskompetenz beim Wähler punkten
Wilhelmshaven (dapd). Die CDU setzt im Bundestagswahlkampf auf das Thema Wirtschaft und ein Erstarken des Koalitionspartners FDP. Für ihre Partei sei die Linie klar: Wirtschaftliche Kompetenz verbunden mit der Sicherung von Arbeitsplätzen erhalte den Wohlstand Deutschlands, sagte CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel am Samstag zum Abschluss der CDU-Vorstandsklausur im niedersächsischen Wilhelmshaven. Mit Blick auf den Koalitionspartner sagte Merkel, sie sei „sehr optimistisch“, dass die FDP die Wähler aus eigener Kraft überzeugen könne. Merkel sagte, die FDP werde die Menschen in Niedersachsen und im Bund „aus eigener Kraft, und mit ihren Gedanken und mit ihrem Anteil an der Erfolgsbilanz“ überzeugen können. Die CDU-Spitze verabschiedete am Samstag eine „Wilhelmshavener Erklärung“. Unter dem Titel „Gemeinsam für ein starkes Deutschland“ rechnen die Christdemokraten mit SPD und Grünen ab und werfen beiden Parteien vor, in wesentlichen Politikfeldern versagt zu haben. Die CDU hält Rot-Grün unter anderem vor, die Steuern erhöhen zu wollen. Insbesondere der Mittelstand sei betroffen. Damit werde „eine gute wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes aufs Spiel gesetzt“, Arbeitsplätze würden vernichtet, heißt es warnend. Die Klausurtagung diente vor allem der Unterstützung der niedersächsischen CDU und ihres Spitzenkandidaten, Ministerpräsident David McAllister. Der kann aktuellen Umfragen zufolge zwar damit rechnen, dass seine CDU stärkste Kraft im Land wird. Er muss aber um die Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition fürchten, weil die FDP schwächelt und in Umfragen unter fünf Prozent liegt. McAllister zeigte sich gleichwohl optimistisch. Er verwies auf eine Umfrage, derzufolge noch 40 Prozent der Wähler in Niedersachsen unentschlossen seien. Es komme jetzt darauf an, „voll durchzustarten. Und das tun wir“. Gleichzeitig sprach sich McAllister gegen aktive Hilfe für die FDP aus. „Die CDU wirbt um jede Erst- und Zweitstimme“, sagte er. Auch wolle seine Partei möglichst viele Direktmandate gewinnen. McAllister zeigte sich zudem „sehr sicher“, dass die FDP dem nächsten Landtag wieder angehören und den Sprung ins Parlament aus eigener Kraft schaffen werde. Zuvor hatten Berichte für Wirbel gesorgt, wonach McAllister mit Zweitstimmen von potenziellen CDU-Wählern für die FDP keine Probleme hätte. IG-Metall-Chef Berthold Huber forderte in Wilhelmshaven von der CDU massive Änderungen in der Arbeitspolitik. „Wir mahnen einen Kurswechsel an“, sagte er. Dieser Kurswechsel müsse „prekäre Arbeit, den gesamten Niedriglohnsektor“ betreffen. Seine Gewerkschaft gehe fest davon aus, „dass eine funktionierende Industrie nicht angewiesen ist auf prekäre Arbeit“. Vielmehr seien sicherere und faire Arbeitsbedingungen eine der Voraussetzungen, „um den Industriestandort Deutschland wetterfest zu machen. Huber war zusammen mit dem Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, zu der Klausurtagung eingeladen worden. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles kritisierte die „Wilhelmshavener Erklärung“. Die Union verschließe die Augen vor den Problemen, die viele Bürger täglich erlebten, erklärte sie. „Ungesicherte Arbeitsverhältnisse und Niedriglöhne werden von der CDU ignoriert. Kein Wort zur Stärkung von Tarifverträgen, kein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn – stattdessen Merkels Mogelpackung Lohnuntergrenze, die sie nicht einmal gegen die FDP durchsetzt.“ Nahles kritisierte, in Deutschland würden „die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer“. Die Union aber wolle hohe Einkommen und Vermögen nicht zur Lösung der drängenden Probleme heranziehen. „So bleiben Bildung und Gerechtigkeit auf der Strecke und Zukunftschancen verspielt.“ dapd (Politik/Politik)
Experten: Das Problem der FDP ist nicht Rösler
Berlin (dapd). Die FDP hat aus Sicht von Experten ein grundsätzliches Akzeptanzproblem, das nicht mit einem neuerlichen Führungswechsel zu lösen ist. Der Meinungsforscher Richard Hilmer und der Politologe Karl-Rudolf Korte sagten am Samstag, der Partei fehle es an Konturen und eigenen Themen. Unterstützung für den angeschlagenen Parteichef Philipp Rösler kommt unterdessen aus der CSU. Am Sonntag (6. Januar) muss Rösler auf dem traditionellen Dreikönigstreffen in Stuttgart seiner Partei beweisen, dass er für das wichtige Wahljahr 2013 der richtige Vorsitzende ist. Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap, Hilmer, sagte dem SWR: „Es genügt nicht, nur die Personen auszuwechseln, man muss auch die Politik verändern.“ Die FDP habe „bislang dieser Bundesregierung kaum ihren Stempel aufdrücken können“, bemängelte Hilmer. Auch Fraktionschef Rainer Brüderle habe es nicht geschafft, die Handschrift der FDP in der Regierung deutlich zu machen. Brüderle, den die Basis laut Umfragen als neuen Vorsitzenden favorisiert, stehe eher für die „alten Erfolge“ der Liberalen. Sollte es einen Wechsel an der Spitze geben, müsse der mit neuen programmatischen Ausrichtungen verbunden werden, findet Hilmer. Die Partei ist das Problem, nicht ihr Chef Der Duisburger Politikwissenschaftler Korte bezweifelt, dass es Rösler gelingt, seinen Vertrauensverfall durch die Rede am Sonntag umzukehren. Jedoch wäre auch ein anderer Spitzenkandidat für die FDP noch keine Erfolgsgarantie, sagte Korte im rbb-Inforadio. Das Problem sei die Partei, nicht der Chef. Es fehle ein konkretes Thema, für das die FDP stehe. Entscheidend dürfte das Ergebnis der Wahl in Niedersachsen sein, dann werde sich zeigen, ob Rösler Parteivorsitzender bleibe. Der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt schlug in dieselbe Kerbe. Die FDP könnte durchaus gebraucht werden als eine ordnungspolitisch klar argumentierende Partei, sagte Patzelt dem Hörfunksender NDR Info. Die Liberalen müssten aber ihren Ordoliberalismus ergänzen um eine Nähe zum Bürger. Und sie müsste sich klarer zur Finanzkrise und zur Regulierung der Finanzmärkte positionieren. An beiden Baustellen habe die FDP bisher keine Maßnahmen erkennen lassen. Patzelt bezeichnete Rösler als „eine Ente mit ziemlich gelähmten Flügeln“. Der Parteichef bade noch immer die strategischen Fehler seines Vorgängers Guido Westerwelle aus. Rösler sei eine „redliche Haut, ein fleißiger Mann“. Es fehle ihm aber an Ausstrahlung und rhetorischem Talent. „Wenn die Wahlergebnisse in Niedersachsen nicht stimmen, werden seine Tage an der FDP-Spitze gezählt sein“, meint Patzelt. Umgang mit Politikern überdenken Die Schwäche der FDP ist nach den Worten von Hilmer auch für die Union ein Problem. In Niedersachsen könne es wegen der schwächelnden Liberalen sogar zu einem Wechsel kommen, obwohl es dort gar keine Wechselstimmung gebe. Unterdessen bekommt Rösler Schützenhilfe aus der Union. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) riet der FDP „dringend, sich mit ihren Themen zu beschäftigen und nicht mit Personal“. „Die FDP hat schon einmal gedacht, dass ein Personalwechsel alle Probleme löst. Das hat sich als Irrtum herausgestellt“, spielte Aigner in der „Welt“ auf den Sturz von Westerwelle als Parteichef im Jahr 2011 an. Über ihren Kabinettskollegen sagte Aigner: „Ich mag und schätze Philipp Rösler als Menschen sehr.“ Ein Parteivorsitz sei eine Herkulesaufgabe. „Ich denke, wir alle sollten unseren Umgang mit Politikern überdenken“ mahnte sie. Der rheinland-pfälzische FDP-Chef Volker Wissing forderte kurz vor dem Dreikönigstreffen ein Ende der Personaldebatte in seiner Partei. „Wir müssen endlich aufhören, uns mit uns selbst zu beschäftigen und uns auf unsere Inhalte konzentrieren“, sagte Wissing der „Rheinischen Post“. „Ich hoffe, dass die Personaldebatten nach Stuttgart beendet werden. Falls nicht, muss ein früherer Parteitag erwogen werden“, sagte Wissing. dapd (Politik/Politik)
Wunschpartner FDP
Hannover (dapd). Knapp drei Wochen vor der Wahl in Niedersachsen hat die CDU eine Koalition mit den Grünen kategorisch ausgeschlossen. „Mit diesen Grünen in Niedersachsen kann man nicht koalieren. Und wir werden mit ihnen nicht koalieren“, sagte CDU-Generalsekretär Ulf Thiele der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.Vor allem die von den Grünen geplante Wiedereinführung der Vermögenssteuer und die Verdoppelung der Erbschaftssteuer lehnt Thiele ab. Die CDU legt sich damit fest auf ein Bündnis mit der FDP. In Umfragen sind die Christdemokraten derzeit zwar klar stärkste Kraft. Wegen der Schwäche der FDP ist aber unklar, ob die FDP den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafft und eine schwarz-gelbe Landesregierung gebildet werden kann. Die Grünen hatten bereits vor einigen Wochen ein schwarz-grünes Bündnis ausgeschlossen. dapd (Politik/Politik)
CDU geht auf Distanz zu Röslers Thesen
Berlin (dapd). Die CDU hält wenig vom umstrittenen Positionspapier des Wirtschaftsministers und FDP-Chefs Philipp Rösler. So seien etwa die vom Vizekanzler geforderten Abstriche beim Kündigungsschutz mit den Christdemokraten nicht zu machen, sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe der „Welt“ (Mittwochausgabe). „Mit der CDU gibt es kein Rütteln am Kündigungsschutz.“ Die Arbeitnehmer hätten durch Lohnzurückhaltung einen sehr wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass Deutschland gut dastehe. „Es ist richtig, ihnen Sicherheit in guter Arbeit zu geben“, sagte der Generalsekretär. Zum geforderten Verkauf von Staatsbeteiligungen sagte Gröhe, dies sei ordnungspolitisch zwar sinnvoll. Solche Geschäfte müssten aber zum richtigen Zeitpunkt einen guten Ertrag bringen. Als Einmaleinnahme lösten die Verkäufe überdies keine strukturellen Haushaltsfragen. Uneins bleiben sich die Koalitionspartner auch beim Mindestlohn. Gröhe forderte die FDP auf, ihren hartnäckigen Widerstand aufzugeben. „Wir wollen eine marktwirtschaftlich organisierte Lohnuntergrenze. Die FDP sollte sich unserem Vorschlag öffnen.“ Zugleich machte der CDU-Generalsekretär deutlich, dass die Union nicht zur Wahlkampfhilfe für die in Umfragen daniederliegende FDP bereit ist. „Jede Partei tritt für sich und mit ihrem Programm bei Wahlen an. Aber wir sagen deutlich, dass wir die größte inhaltliche Übereinstimmung mit der FDP haben.“ Im übrigen sei er überzeugt, dass die FDP wieder über die Fünf-Prozent-Hürde komme. „Es wäre völlig verfehlt, Abgesänge auf die FDP anzustimmen.“ dapd (Politik/Politik)