Heidelberg (dapd). Der angeschlagene Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck hat einen Fehlstart ins Geschäftsjahr 2012/13 hingelegt. Der Verlust im ersten Geschäftsquartal, das am 1. April begann, belief sich auf 74 Millionen Euro, wie der Konzern am Mittwoch in Heidelberg mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte das Minus 46 Millionen Euro betragen. Heideldruck erzielte von April bis Juni einen Umsatz von 520 Millionen Euro, 24 Millionen weniger als im Vorjahreszeitraum. Eine Wende erhofft sich der Konzern von hohen Auftragseingängen durch die Branchenleitmesse drupa und den Auswirkungen seines Sparprogramms. Die drupa, die im ersten Geschäftsquartal lag, habe den Auftragseingang mit 890 Millionen Euro auf den höchsten Wert seit vier Jahren steigen lassen, erklärte Heideldruck. Dadurch würden sich Umsätze in die zweite Jahreshälfte verschieben. Allerdings sorgte die Messe zum Geschäftsjahresauftakt für hohe Anlaufkosten, und die Kunden hatten sich vor der drupa nach Unternehmensangaben zurückgehalten. Heideldruck kämpft seit Jahren mit Problemen. In der Krise 2008/09 wurde der Heidelberger Weltmarktführer nur durch Staatskredite in Höhe von 1,5 Milliarden Euro gerettet. Im Geschäftsjahr 2011/2012 betrug der Jahresfehlbetrag noch 230 Millionen Euro. Die Branche leidet unter der zunehmenden Digitalisierung und billiger Konkurrenz aus Asien. Im Überlebenskampf setzt Heideldruck auf Entlassungen und drückt auf die Kostenbremse. Im Januar startete das Unternehmen das dritte Effizienzprogramm seit 2008. Darunter fasst Heideldruck einen massiven Personalabbau. Das Unternehmen will die Zahl der Stellen von einstmals über 20.000 bis 2014 auf unter 14.000 senken. Allein im ersten Geschäftsquartal baute der Konzern über 500 Stellen ab. Insgesamt sollen durch das Programm „Focus 2012“ 180 Millionen Euro jährlich eingespart werden. Ein Drittel davon solle im laufenden Geschäftsjahr zum Tragen kommen. Ob die Maßnahmen ausreichen, bleibt vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise abzuwarten. Finanzvorstand Dirk Kaliebe sagte, die wirtschaftlichen Unsicherheiten hätten noch einmal zugenommen. Spätestens mit den steigenden Risikoaufschlägen auf spanische und italienische Staatsanleihen sowie der Zunahme der Besorgnis über die Zukunft Griechenlands zeige sich, dass die Krise weiter ungelöst bleibe. Der Konzern wolle seine Prognose deshalb erst korrigieren, wenn die weiteren Markt- und Konjunkturentwicklungen besser absehbar seien. Ziel für 2013/14 bleibe es aber, wieder einen Jahresgewinn einzufahren und ein operatives Ergebnis ohne Sondereinflüsse von rund 150 Millionen Euro zu erzielen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Schlagwort: euro
Hohe Ausgaben für Werbung drücken Tom Tailor in rote Zahlen
Hamburg (dapd). Der Modekonzern Tom Tailor ist nach einer teuren TV-Werbekampagne tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Nettoverlust im ersten Halbjahr stieg um etwa 5 Millionen Euro auf 7,2 Millionen Euro, wie das Hamburger Unternehmen am Mittwochmorgen mitteilte. Die 3,5 Millionen Euro teure Werbung zeigte aber Wirkung: Der Umsatz lag fast 18 Prozent höher bei 208 Millionen Euro. Der Vorstand rechnet nun damit, dass in der traditionell stärkeren zweiten Jahreshälfte die Ergebnisse in die Gewinnzone drehen. Vorstandsvorsitzender Dieter Holzer kündigte an, die schon im Juni angekündigte Übernahme der Modekette Bonita werde in den nächsten Tagen vollzogen. Bonita soll ab 1. August zum Konzern gezählt werden und Tom Tailor einen Sprung bei Umsatz und Gewinn bringen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Frankfurter Börse schließt nach guten Bilanzzahlen fest
Frankfurt/Main (dapd). Die anhaltende Hoffnung auf ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Eurokrise und gute Geschäftszahlen verschiedener DAX-Unternehmen haben am Dienstag an der Frankfurter Börse für weiter steigende Kurse gesorgt. Der DAX stieg um 0,7 Prozent und notierte zum Handelsschluss mit 6.968 Punkten nur leicht unter dem Tageshoch von 6.979 Zählern. Damit bleibt die Marke von 7.000 Punkten in Reichweite. Der MDAX, der den Handel bei 11.167 Punkten beendete, folgte mit einem Plus von 0,4 Prozent diesem Aufwärtstrend nur bedingt. Der TecDAX stagnierte am Ende des Tages bei 796 Punkten. Der Euro blieb bei zum Handelsschluss 1,2423 Dollar auf dem hohen Niveau des Vortages. Gegen Mittag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs der Gemeinschaftswährung auf 1,2436 Dollar festgesetzt. Die Aussicht auf neue Marktbelebung durch die US-Notenbank kurbelte auch den Handel an der New Yorker Wall Street an. Der Dow-Jones-Index legte bis zum Handelsschluss in Deutschland 0,7 Prozent auf 13.201 Punkte zu. Der Nasdaq-Composite kletterte um 1,2 Prozent auf 3.025 Punkte. Bei den DAX-Unternehmen sorgten überraschend gute Geschäftszahlen für kräftige Kursgewinne. So stieg die E.on-Aktie nach der Bekanntgabe von positiven Eckdaten zwei Prozent auf 17,96 Euro. Die ThyssenKrupp-Papiere legten 2,7 Prozent auf 15,84 Euro zu. Den deutlichsten Zugewinn verbuchte die VW-Aktie, die um 2,7 Prozent auf 147,90 Euro stieg. Weniger erfreulich lief der Handelstag für Besitzer von Beiersdorf-Papieren, die 1,7 Prozent auf 56,71 Euro nachgaben. Henkel verloren 1,0 Prozent auf 59,79 Euro. Die Post-Aktie gab 1,1 Prozent auf 15,37 Euro nach. Im MDAX ging es für Klöckner um 8,5 Prozent auf 7,49 Euro nach oben. Verlierer des Tages war die Aktie des Arzneimittelherstellers Stada, die 3,4 Prozent auf 23,60 Euro einbüßte. Im TecDAX verloren Suess Microtec 3,0 Prozent auf 9,03 Euro und waren damit schwächster Wert. Die Aixtron-Aktie legte dagegen um 5,8 Prozent auf 12,23 Euro zu. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Freenet bestätigt nach Gewinnplus seine Prognose
Büdelsdorf (dapd). Der Telekommunikationsdienstleister Freenet hat nach einer Gewinnsteigerung im ersten Halbjahr seinen Ausblick bekräftigt. Das Unternehmen fuhr nach Angaben vom Dienstag in den ersten sechs Monaten 2012 ein Ergebnis vor Abschreibungen, Wertminderungen, Zinsen und Steuern (Ebitda) von 170,7 Millionen Euro ein. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet dies ein Plus von 8,4 Millionen Euro. Abschläge musste die Firma hingegen beim Umsatz hinnehmen: Dieser fiel binnen Jahresfrist auf 1,49 Milliarden Euro von 1,55 Milliarden Euro. Grund zum Optimismus lieferte Freenet unter anderem die Stabilisierung der Vertragskundenzahl bei 5,69 Millionen. Das Unternehmen hält daher an seinen Zielen fest: In den Geschäftsjahren 2012 und 2013 will Freenet einen Umsatz von etwa 3,2 Milliarden Euro und ein Ebitda von 340 Millionen Euro erwirtschaften. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Verfahren gegen frühere Allkauf-Eigentümer eingestellt
Mönchengladbach (dapd). Ein Verfahren gegen vier frühere Eigentümer der Warenhauskette Allkauf ist gegen Geldzahlungen eingestellt worden. Die vier Brüder zahlten als Auflage je 50.000 Euro, wie ein Sprecher des Landgerichts Mönchengladbach am Dienstag sagte. Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen unter anderem Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen. Die Männer sollen laut Anklage 1998 insgesamt 13 Managern im Zuge des Verkaufs der Kette an den Handelskonzern Metro als Schenkung getarnte Abfindungen gewährt haben. Über die niedrigere Besteuerung von Schenkungen im Vergleich zu Abfindungen sollen die Empfänger so rund zwei Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust haben. Ein Verfahren gegen ein Mitglied der Allkauf-Geschäftsführung wegen Steuerhinterziehung und Betrugs wurde gegen Zahlung von 25.000 Euro eingestellt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Rekord beim Taschengeld trotz Eurokrise
Berlin (dapd). Taschengeld in Deutschland ist krisenfest: Ungeachtet der Lage an den Finanzmärkten können sich Kinder dieses Jahr über Rekordzahlungen ihrer Eltern freuen. 6- bis 13-Jährige erhalten durchschnittlich 27,18 Euro monatlich, wie aus der am Dienstag vorgestellten KidsVerbraucherAnalyse 2012 des Egmont Ehapa Verlags hervorgeht. Das seien fast zehn Prozent mehr als 2011 und bedeute einen Höchststand in der 20-jährigen Geschichte der führenden Erhebung ihrer Art. Der bisherige Taschengeld-Rekord war 2005 mit 25,05 Euro gemessen worden. „Die Eurokrise ist bei den Kindern nicht angekommen“, sagte der Leiter Markt- und Mediaforschung des Verlags, Ralf Bauer, in Berlin. Die Eltern seien wieder großzügiger. Insgesamt verfügten Kinder zwischen 6 und 13 Jahren in diesem Jahr über 1,85 Milliarden Euro an Taschengeld und kleinen Verdiensten. Hinzu kämen 1,02 Milliarden Euro an Geldgeschenken und 2,96 Milliarden Euro auf Sparkonten. Kinder achten wieder stärker auf Marken Auch in anderen Bereichen greifen Eltern der Studie zufolge tiefer in die Tasche. Für Bekleidung werden demnach im Schnitt 346 Euro jährlich ausgegeben, 14 Euro mehr als 2011, Handykosten stiegen um 23 Euro auf 160 Euro. Eine Ursache dafür ist erhöhtes Markenbewusstsein des Nachwuchses, wie Geschäftsleiter Ingo Höhn sagte. So legt mehr als jedes zweite Kind zwischen 6 und 13 Jahren mittlerweile bei Bekleidung (54 Prozent) und beim Handy (53 Prozent) Wert auf eine bestimmte Marke, ein Zuwachs von jeweils acht Prozent zur vorherigen Studie. Beim Mobiltelefon stößt aber nur jedes vierte Kind bei seinen Eltern mit diesem Wunsch auf offene Ohren, wie die Befragung von 1.656 Kindern zwischen 6 und 13 Jahren mit je einem Elternteil von Februar bis März ergab. Zwar besitzen 53 Prozent von ihnen ein Handy, knapp die Hälfte musste sich laut Höhn aber mit den alten Geräten der Eltern zufriedengeben. 17 Prozent der jungen Handybenutzer hatte ein Smartphone. Internet wird intensiver genutzt Nach stetigen Wachstumsraten in den vergangenen Jahren ergab die Studie nun eine Sättigung beim Besitz von Handys. Auch der Anteil der Internetnutzer blieb zwar mit 74 Prozent konstant, dafür wurde das Netz intensiver genutzt. 56 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen gaben an, mehrmals wöchentlich ins Internet zu gehen, ein Plus von zehn Prozent. Bei den 10- bis 13-Jährigen erhöhte sich der Anteil der täglichen oder fast täglichen Internetsurfer um fünf Prozent auf 48 Prozent. Analoge und digitale Freizeitaktivitäten schließen sich dabei laut der KidsVerbraucherAnalyse nicht aus. So würden sieben von zehn Kindern regelmäßig Zeitschriften lesen. Diese Kinder seien insgesamt medial interessierter, würden also überdurchschnittlich oft Bücher lesen oder ins Internet gehen. Dafür ging der Besitz an portablen Videospielgeräten erstmals zurück. Und egal ob Junge oder Mädchen: Kinder verbringen ihre Freizeit immer noch am liebsten mit Freunden. dapd (Vermischtes/Politik)
Munich Re steigert Gewinn und hebt die Prognose
München (dapd-bay). Trotz Eurokrise hat der weltgrößte Rückversicherer Munich Re im zweiten Quartal ein besseres Ergebnis erzielt als erwartet. Der Konzerngewinn erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 738 Millionen auf 812 Millionen Euro, wie das DAX-Unternehmen am Dienstag in München mitteilte. Der Vorstandsvorsitzende Nikolaus von Bomhard sagte, das Geschäft laufe „erfreulich“. Der Versicherungskonzern profitierte dabei von deutlich weniger Schäden durch Naturkatastrophen. Die Munich Re habe im ersten Halbjahr mit einem Gewinn von 1,6 Milliarden Euro bereits mehr als die Hälfte der eigenen Zielmarke von 2,5 Milliarden Euro erreicht, sagte Bomhard. „Damit sind wir auf gutem Kurs, den ursprünglich angestrebten Jahresgewinn leicht zu übertreffen.“ Der Vorstandschef sieht sein Unternehmen auch auf verschiedene Risiken durch die Schuldenkrise gewappnet. „Wir haben bereits vor Jahren begonnen, unsere Kapitalanlagen sehr breit zu streuen.“ Das operative Ergebnis betrug im ersten Halbjahr 2,3 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor hatte die Munich Re wegen der schweren Erdbeben in Japan und Neuseeland noch ein Minus von 437 Millionen Euro gemacht. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen von Januar bis Juni um 3,8 Prozent auf 25,9 Milliarden Euro. Das Geschäft der Erstversicherungstochter Ergo lief im zweiten Quartal jedoch schlechter als vor Jahresfrist. Der Gewinn ging um 18,5 Prozent auf 150 Millionen Euro zurück. Das operative Ergebnis fiel um 15,3 Prozent auf 293 Millionen Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge sanken um 0,9 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Die Ergo hatte vor wenigen Tagen angekündigt, bis Anfang 2014 den Vertrieb zu zentralisieren und im Innen- und Außendienst jede vierte Stelle zu streichen. Aus fünf Vertriebsorganisationen sollen zwei werden. Den Großteil des Halbjahresgewinns der Munich Re steuerte der Bereich Rückversicherungen mit 1,3 Milliarden Euro bei. Vor einem Jahr hatte der Konzern in seinem Kerngeschäft noch einen Nettoverlust von 476 Millionen Euro gemacht. Die Bruttobeiträge stiegen um 4,8 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro. Der Versicherer hatte nach den Katastrophen des Vorjahres die Prämien für die Schaden- und Unfallversicherungen erhöht. Im Gesundheitsgeschäft Munich Health sank der Gewinn im ersten Halbjahr 2012 gegenüber 2011 von 35 auf 6 Millionen Euro. Das Ende des Jahres auslaufende Geschäft mit privaten Krankenversicherungen für Senioren in den USA habe für den Rückgang gesorgt. Die Munich Re verwaltete Ende Juni Kapitalanlagen in Höhe von 209,2 Milliarden Euro. Das sind 3,7 Prozent mehr als Ende 2011. Der Gewinn stieg um 16,8 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Das Unternehmen konnte eine durchschnittliche Rendite von 3,8 Prozent erzielen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Daimler-Finanzchef mahnt zu verbaler Zurückhaltung in der Eurokrise
München (dapd). Der Euro muss nach Ansicht von Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebbber im Interesse der deutschen Wirtschaft unbedingt erhalten werden. Dazu forderte der Manager des Autokonzerns in der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstagausgabe) „eine größere Zurückhaltung in der Öffentlichkeit“ gerade auch von Politikern. „Ohne den Euro hätten wir immense Wechselkursrisiken und Abwertungen innerhalb des europäischen Marktes – ich will mir gar nicht erst vorstellen, wie es ohne den Euro wäre“, warnte Uebber. Folgen eines Auseinanderbrechens der Gemeinschaftswährung wären „ein riesiger Einbruch in der Wirtschaftsleistung, gerade auch in Deutschland, mit sehr großen Schwankungen an den Finanzmärkten“, sagte Uebber weiter. Er befürworte daher eine „konsequente Stufenlösung“, wie sie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verfolge. „Eine Fiskalunion muss kommen, ebenso wie eine Bankenunion und eine stärkere Integration Euro“, forderte der 52-jährige Manager. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Zeitung: Deutsche Telekom bietet für Kabelnetzbetreiber Primacom
Hamburg (dapd). Die Deutsche Telekom versucht angeblich erneut, in den deutschen Fernsehkabelmarkt einzusteigen. Der Bonner Konzern gehöre zu mindestens vier Interessenten, die Ende Juli Gebote für den Betreiber Primacom abgegeben haben, berichtete die „Financial Times Deutschland. Zu den weiteren Bietern gehören demnach der Investor Star Capital Partners, DTK Deutsche Telekabel sowie ein weiterer unbekannter Finanzinvestor. Star Capital besitzt bereits den deutschen Kabelnetzbetreiber Pepcom. Die letzten öffentlichen Daten des Leipziger Unternehmens Primacom stammen der Zeitung zufolge aus dem Jahr 2010. Damals habe das Unternehmen bei einem Jahresumsatz von 108 Millionen Euro ein konsolidiertes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von knapp 28 Millionen Euro erwirtschaftet. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Autofahren wird wegen stärkerem Wertverlust immer teurer
Hamburg (dapd). Autofahren wird immer teurer, weil die Kunden beim Wiederverkauf der Neuwagen deutlich höhere Wertverluste wegstecken müssen. Angebliche Abzocke der Ölmultis oder horrende Werkstattrechnungen sind dagegen eher gefühlte Belastungen als, als dass sie in nackten Zahlen nachzuweisen wären. Das hat eine umfassende Berechnung der sogenannten Vollkosten des Autofahrens von 1980 bis heute ergeben, die am Montag von der Unternehmensberatung Progenium veröffentlicht wurde und der Nachrichtenagentur dapd vorliegt. Im Kern sagt die Untersuchung: Immer mehr Geld aus der Gesamtkasse für das Autofahren fließt an die Hersteller. Verlierer sind vor allem die Werkstätten. Die auf die Autobranche spezialisierten Berater haben sich drei Klassiker der deutschen Fahrzeugindustrie genauer angesehen: Den Kleinwagen VW Polo, den 3er BMW in der Mittelklasse und die S-Klasse im obersten Segment. Ergebnis: Die sogenannten Vollkosten eines VW Polo stiegen seit 1980 inflationsbereinigt um 9 Prozent, das Fahren des 3ers wurde 34 Prozent teurer und die Vollkosten einer Mercedes S-Klasse stiegen um 98 Prozent. Die Münchener Berater haben alle Kosten des durchschnittlichen Autobetriebs von der Anschaffung über Steuern, Versicherung, Benzin, Reparaturen bis zur Straßenkarte über 32 Jahre ermittelt und mit den jeweiligen Nettohaushaltseinkommen der Jahre verglichen. Ergebnis: Die Hauptlast ist nicht wie oft angenommen die Tankrechnung, sondern der Wertverlust. Weniger Geld als früher fließt dagegen an Werkstätten und die Reifenbranche, während die Kosten für Benzin, Schmieröl und Ähnliches weitgehend gleich geblieben sind. „Den Automobilkonzernen ist es gelungen ihren Anteil am Kuchen der Ausgaben der Autofahrer deutlich zu steigern“, stellte Progenium-Geschäftsführer Kilian Frühauf fest. Allerdings bekommen die Kunden dafür auch bessere Autos als noch 1980: Die Autobauer haben „über Sprit sparende Technologien sowie bessere Qualität der Fahrzeuge die Kosten für Betrieb, Werkstatt und Reifen“ verringert, sagte Frühauf. Beispiel Polo: Der Grundpreis legte laut Progenium von 1980 bis heute inflationsbereinigt um 19 Prozent zu, von umgerechnet 10.489 Euro auf 12.450 Euro. Die Gesamtkosten im Monat stiegen aber nur um 9 Prozent von 378 Euro auf 413 Euro. Davon flossen 1980 noch 19 Prozent oder 71 Euro in Kosten für Werkstatt und Reifen. Heute sind es nur noch 8 Prozent oder 33 Euro. Die Betriebskosten – das ist vor allem der Sprit – fielen um 2 Prozent auf 132 Euro. Dagegen stieg der monatliche Wertverlust von 112 auf 181 Euro oder von 30 Prozent auf 44 Prozent. Noch krasser ist der Effekt bei der S-Klasse: Hier fielen die Spritkosten sogar kräftig, von 218 auf 173 Euro pro Monat. Kein Wunder: 1980 soff eine S-Klasse noch 15 bis 20 Liter, heute sind es unter 10 Liter. Auch bei den Luxusautos fielen die Werkstattkosten drastisch. Den gewaltigen technischen Fortschritt lässt Mercedes sich aber bezahlen. Der Grundpreis legte von 43.000 Euro zu auf 79.000 Euro. Auf den Monat umgerechnet sieht das so aus: 403 Euro Wertverlust im Jahr 1980 und 1.346 Euro heute. „Der prozentuale Wertverlust ist bei der Oberklasse deutlich höher als in anderen Segmenten, da die Oberklasseautos fast ausschließlich als Firmenwagen gekauft werden und es im Gebrauchtwagenmarkt, der weitgehend von Privatkunden geprägt ist, praktisch keine dazu passende Nachfrage gibt“, stellt Frühauf fest. Der Berater hat noch einen Effekt ermittelt, der den Autoherstellern Geld in die Kassen spült: „Der Hersteller übernimmt für immer längere Zeiträume Garantie oder Kulanz und trägt die notwendigen Werkstattkosten der ersten Jahre aus dem Kaufpreis.“ In der Tat wirbt etwa Opel mit „lebenslanger Garantie“, Toyota bietet 3 Jahre oder 100.000 Kilometer. Allerdings sind diese langen Zeiten der Sicherheit nicht wirklich umsonst für die Kunden: Die Kosten sind im Kaufpreis verborgen. Für die Privatkunden bedeutet die Analyse, dass der Kauf eines jungen Gebrauchtwagens der meist beste Deal ist: In den ersten Jahren fällt der Wertverlust enorm aus, wegen der deutlich höheren Qualität sind die Wagen aber deutlich besser in Schuss als Gebrauchtwagen es früher waren. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)