Berlin (dapd). Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) bleibt bei seiner Einschätzung, eine geordnete Insolvenz Griechenlands habe ihren Schrecken verloren. „Ich habe keinen Grund, diese Aussagen zu relativieren oder gar zurückzunehmen“, sagte der FDP-Bundesvorsitzende und Wirtschaftsminister in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit „Zeit online“. Es bleibe dabei, denn mittlerweile seien umfangreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht worden, die zum Schutz der Eurozone beitrügen. Zugleich betonte Rösler, er halte manche Äußerungen aus der CSU zu Griechenland „für gefährlich“. Er fügte hinzu, man könnte den Eindruck gewinnen, „für manche in der CSU ist Europa keine Herzensangelegenheit mehr“. Einige CSU-Politiker nutzten „Brachialrhetorik mit Blick auf Griechenland“. Er halte das für „unverantwortlich“ und hoffe, solche Äußerungen unterblieben künftig. dapd (Politik/Politik)
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Gütliche Einigung im Prozess gegen Ex-MAN-Vorstand scheitert
München (dapd). Der Schmiergeldprozess gegen den früheren MAN-Vorstand Anton Weinmann vor dem Landgericht München ist nicht vorzeitig beendet worden. Eine gütliche Einigung zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung scheiterte am Mittwoch, wie der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Eckert im Anschluss an ein nichtöffentliches Gespräch mitteilte. Der Richter schloss eine mögliche Verständigung für die Zukunft aber nicht aus. Eckert erklärte, alle Interessen müssten abgewogen werden, und deshalb habe man sich bisher nicht einigen können. Dieses Gespräch signalisiere aber, dass „die Fronten nicht so verhärtet sind, dass man nicht mehr miteinander redet“. Die Verteidigung hatte das Treffen vorgeschlagen. Nach Paragraf 153a der Strafprozessordnung kann die Staatsanwaltschaft mit Zustimmung von Gericht und Verteidigung vorläufig von der Erhebung der Klage absehen und zugleich dem Beschuldigten Auflagen und Weisungen wie Geldspenden oder Schadenswiedergutmachung erteilen. Erfüllt der Beschuldigte diese, so kann die Tat nicht mehr als Vergehen verfolgt werden. Die Staatsanwaltschaft wirft Weinmann vor, dass er von 2005 bis 2007 von Schmiergeldzahlungen in Höhe von 1,9 Millionen Euro nach Slowenien und Belgien gewusst und diese geduldet habe. Der Angeklagte hatte zu Verfahrensbeginn sämtliche Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Bisher befragte Zeugen hatten zwar über die langjährige Schmiergeldpraxis bei dem Bus- und Lastwagenhersteller berichtet. So erzählten Revisoren von verschiedenen Bestechungszahlungen, die über Scheinfirmen abgewickelt wurden. An Gespräche mit dem Angeklagten über diese Korruptionsfälle erinnerten sie sich jedoch nicht. Ein Revisor, der bis heute im MAN-Konzern arbeitet, erklärte am Mittwoch, dass er nach einer Prüfung in Slowenien an einem Aktenvermerk mitgearbeitet habe, in dem von Schmiergeld und Scheinfirmen die Rede war. Er gestand ein, dass er auf Anweisung seines Vorgesetzten den daraus entstandenen Bericht an den Vorstand anders formuliert habe. Darin sei dann nur noch von Provisionszahlungen und nicht mehr von Korruption die Rede gewesen. Was aus dem brisanten Aktenvermerk wurde, konnte er nicht sagen. Er könne nur davon ausgehen, dass sein Vorgesetzter den damaligen MAN-Vorstand Weinmann informiert habe, sagte er aus. Er habe aber nicht mehr darüber gesprochen. Auf diesen Vermerk stützt die Staatsanwaltschaft ihre Anklage. Weinmann bestreitet, dass er von dieser Notiz wusste. Ein ehemaliger Controller der MAN Nutzfahrzeuge AG hatte zuvor von Schmiergeldfällen in Belgien berichtet. Ihm seien zwei Zahlungen an eine Firma über mehr als 400.000 und mehr als 300.000 Euro aufgefallen, dessen Zweck er nicht nachvollziehen konnte. Er habe dies seinem Vorgesetzten berichtet. Dieser habe ihm gesagt, es handele sich um Provisionszahlungen an einen Geschäftsmann in Belgien, der Geschäfte vermittele und Marketing für MAN betreibe. Die Zahlungen habe er daraufhin freigegeben. Mit einem Vorstandsmitglied habe er darüber nicht gesprochen. „Ich bedauere, dass ich das damals nicht gemacht habe“, sagte er. Der damalige Geschäftsführer der belgischen MAN-Vertriebsgesellschaft bestätigte als Zeuge, dass er Provisionszahlungen an einen Großkunden freigegeben habe. Für ihn sei dies aber kein Schmiergeld gewesen. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Thierse nimmt Abschied aus Bundespolitik gelassen
Berlin (dapd). Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) verabschiedet sich ohne Wehmut aus der Bundespolitik. „Ich gehe selbstbestimmt, das ist besser, als das man davongejagt wird“, sagte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. Die 24 Jahre als Parlamentarier seien eine intensive Zeit gewesen. In seinem Berliner Wahlkreis stünden die potenziellen Nachfolger schon bereit. „Die politische Konkurrenz ist wach“, sagt Thierse. Er nehme dies einen Parteikollegen aber nicht übel. Im politischen Leben sei dies normal. Zwar tue es ein bisschen weh, dass einige Genossen ihn für verzichtbar hielten. Es gebe aber auch viele andere Stimmen: „Für mein Selbstbewusstsein reicht das, das andere kann ich beiseiteschieben.“ Thierse, der im kommenden Jahr 70 Jahre wird, tritt bei der Bundestagswahl 2013 nicht mehr an. Von 1998 bis 2005 war er Präsident des Bundestags. dapd (Politik/Politik)
Wolfgang Thierse tritt nicht mehr für den Bundestag an
Berlin (dapd). Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) kandidiert im nächsten Jahr nicht erneut für ein Mandat im Parlament. Dies gab er am Dienstag auf seiner Internetseite bekannt. Dazu habe er sich „nach reiflicher Überlegung entschieden“, erklärte Thierse. „Ich bin gerne, ja mit Leidenschaft Parlamentarier – im kommenden Herbst werden es 24 Jahre gewesen sein.“ Thierse wird im Oktober 2013 70 Jahre. Von 1990 bis 2005 war Thierse stellvertretender Vorsitzender der SPD, und von 1998 bis 2005 Präsident des Bundestags. Weiter schrieb der Berliner SPD-Politiker: „Ich habe mich mit vielen Themen befassen können, war an wichtigen politischen Entscheidungen beteiligt und war, so glaube ich, eine vernehmbare Stimme, insbesondere für Ostdeutschland und Berlin.“ Seine Aufgaben als Abgeordneter und als Vizepräsident des Bundestags werde er bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode engagiert und mit viel Freude wahrnehmen, versicherte er. dapd (Politik/Politik)
Mehdorn will nach Vorstandsjob nicht wieder ins Board von Air Berlin
Berlin (dapd). Hartmut Mehdorn will nach dem Auslaufen seines Vorstandsamts bei Air Berlin nicht wieder in den Aufsichtsrat der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft zurück. Dass er 2013 seinen Abschied bei der zweitgrößten Fluggesellschaft Deutschlands nehmen würde, „stand von Anfang an fest“, sagte der 70-jährige Manager im Interview der Nachrichtenagentur dapd. Er wehrte sich zugleich gegen Vorwürfe, die Sanierung bei Air Berlin komme nur schleppend voran. Vor einem Jahr, am 1. September 2011, wurde Mehdorn als Nachfolger des Firmengründers Joachim Hunold in das Amt des Vorstandschefs der finanziell klammen Fluggesellschaft berufen. Seitdem besetzte er den Vorstand weitgehend neu, schloss die finanzielle Beteiligung der arabischen Airline Etihad mit 29 Prozent ab und leitete ein umfangreiches Sanierungsprogramm namens „Shape & Size“ in die Wege. Air Berlin ist zurzeit mit rund 500 Millionen Euro verschuldet. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Krise im Kopf
Brüssel (dapd). Mit Schaudern denkt Jörg Krämer an den Sommertag zurück, der sein Berufsleben auf den Kopf stellte. „Als die Geldmarktsätze auseinanderflogen, dachten wir erst an einen Datenfehler im System“, erinnert sich der Chefvolkswirt der Commerzbank an jenen 9. August 2007, als die US-Hypothekenkrise endgültig nach Europa rüberschwappte. „Aber als die Europäische Zentralbank kurz darauf Milliarden in den Markt pumpte, wusste ich: Die Krise hat begonnen.“ Für Krämer und andere Ökonomen brachen turbulente Zeiten los, die ihnen die Fehlbarkeit ihrer eigenen Prognosen vor Augen führten. „Danach war nichts mehr wie vorher“, blickt der Bankenexperte Hans-Peter Burghof heute zurück. Die Finanzkrise verschärfte sich rasant, riss erst die Investmentbank Lehman, dann ganze Volkswirtschaften und schließlich auch den Euro in ihren Strudel. Inzwischen können und wollen viele Normalbürger den täglichen Hiobsbotschaften nicht mehr folgen. Politiker sind überfordert, auch Fachjournalisten stoßen an ihre Grenzen. In solchen Krisenzeiten sind Experten gefragt, die den komplexen Informationsfluss verdauen, analysieren und einordnen – Männer wie Krämer und Burghof. „Ich habe kaum noch Tage ohne Medienanfrage“, seufzt Burghof, während vor seiner Bürotür schon das nächste Fernsehteam wartet. Es klingt, als wisse er nicht so recht, ob er sich darüber nun freuen oder ärgern soll. Vor EU-Gipfeln klingelt sein Telefon besonders häufig, 20 Anfragen pro Woche sind dann keine Ausnahme. Burghof versucht, sie alle zu beantworten. „Medien müssen immer gleich behandelt werden“, sagt der Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim. „Deshalb habe ich selbst für das Leipziger Studentenradio noch in der größten Hektik ein Ohr.“ Von solch hehren Ansprüchen hat sich Guntram Wolff längst verabschiedet. „Wir haben eine Rangliste von Medien“, verrät der Vizedirektor des Brüsseler Thinktanks Bruegel, ein viel gefragter Experte für Wirtschafts- und Währungsfragen. „Wenn das ‚Wall Street Journal‘ oder die ‚New York Times‘ anrufen, nehmen wir das eher entgegen als bei Regionalzeitungen.“ In besonders geschäftigen Wochen hätten „nur Premiummedien“ eine Chance, für den Rest bleibe keine Zeit. Denn die eigene Forschung müsse im Zweifelsfall Priorität haben, „sonst wird man in die Krise hineingesogen“. Fünf schmerzhafte Fehlprognosen Jörg Krämer wird häufig auch von Kundenberatern aus dem eigenen Haus um Rat gefragt. „Wie wird das Anleihenkaufprogramm der EZB aussehen? Wie urteilt das Verfassungsgericht zum ESM? Wie sieht die Währungsunion in fünf Jahren aus? Antworten darauf kann man nicht in Büchern finden.“ Nach nächtlichen Gipfelmarathons pflügt er schon mal morgens um 6.00 Uhr mit seinem Team durch die Abschlussdokumente, um Kundenunternehmen bis 8.00 Uhr eine Analyse zu liefern. Ständig neue Reports erstellen, das muss seit Beginn der Krise auch Heiner Flassbeck – für die Vereinten Nationen. Überfordert fühle er sich als Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung nie, weil er von der immer schneller rotierenden Nachrichtenspirale vieles als unwichtig ausblende. „Ich bin ja kein Berichterstatter, sondern Analytiker. Und mein ökonomisches Raster hat sich seit den neunziger Jahren nicht verändert.“ Auch Krämer zählt auf seinen „inneren Kompass grundlegender Überzeugungen“. Und weil der alleine nicht ausreicht, steht ihm bei der Commerzbank ein Krisenteam mit zwölf Volkswirten, acht Zins- und acht Divisenexperten zur Seite. Aber Hand aufs Herz: Ist es überhaupt möglich, alle Krisenstränge stets im Auge zu behalten? „Das können wir“, versichert Krämer. „Wir sind eigentlich immer im Bilde“, sagt auch Bruegel-Forscher Guntram Wolff. „Das ist weder möglich noch nötig“, entgegnet der Fondsmanager Max Otte. Er suche lieber gezielt nach Lücken in den Argumente der Anderen. Der Wormser BWL-Professor, bekannt geworden durch sein 2006 erschienenes Buch „Der Crash kommt“, genießt sein Image als Krisenprophet. Sich selbst nennt er lieber einen „Seher, der die Gegenwart deutet“. Otte hat ja einen Fond zu vermarkten. Aller Umsicht zum Trotz, vor Fehlschlägen sind auch Ökonomen nicht gefeit. Flassbeck etwa gibt zu, die Subprime-Blase in den USA seinerzeit gehörig unterschätzt zu haben. Wolff ärgert sich im Nachhinein über sein Urteil zur spanischen Bankenrettung, das angesichts der Marktreaktion wohl zu überschwänglich gewesen sei. Bei Burghof ging die Vorhersage in die Hose, dass die Krise den deutschen Arbeitsmarkt 2008 schwer belasten würde. Und Jörg Krämer grämt sich ob seiner verfehlten Konjunkturprognose aus dem Jahr 2007, als er das Wachstum unterschätzte. Als Ökonom habe ihm das „weh getan“, sagt er. Fünf goldrichtige Vorhersagen Otte wiederum verrät nach langem Zögern, dass er „hin- und hergerissen ist wegen dieses Aufrufs, den ich unter Zeitdruck unterschrieben habe“. Er meint den Protestbrief von Hans-Werner Sinn und mehr als 200 anderen Ökonomen gegen die jüngsten EU-Gipfelbeschlüsse. „Später habe ich mich gefragt, ob das richtig war, weil die Beschlüsse eigentlich ganz geschickt formuliert wurden.“ Guntram Wolff jedenfalls ist der Aufruf ziemlich übel aufgestoßen, er fand ihn „in Teilen populistisch. Danach habe ich sofort E-Mails an ein paar alte Studienfreunde und Mit-Unterzeichner geschrieben und sie gefragt: Wie konntet ihr das unterschreiben!?“ Aber auch in der Krise gibt es Glücksmomente. So hat Flassbeck das Euro-Chaos nach eigenem Wissen „als Einziger“ schon vor 15 Jahren vorhergesagt. Otte machte Kasse mit seiner Crash-Prognose in Buchform. Wolff ist stolz, noch vor der Politik für eine Banken- und Fiskalunion plädiert zu haben. Und Krämer schreibt sich auf die Fahne, bereits im Februar 2010 erkannt zu haben, „dass die Währungsunion zu einer Transferunion mutiert“. Nur Burghof will sich keines persönlichen Meisterstücks rühmen, „weil die Krise menschlich, moralisch und wirtschaftlich eine Katastrophe ist“. In einem sind sie sich aber einig: Langsam ist es wahrlich genug mit dem Stress. Nach fünf Jahren Dauerkrise und mehrfachen Anhörungen im Bundestag stellt nicht nur Flassbeck Abnutzungserscheinungen bei sich fest. „Ein gewisser Ermüdungseffekt ist schon da“, räumt er ein. „Ich werde resignativer und zynischer angesichts der Unfähigkeit der Politik, unsere dringenden Probleme zu lösen.“ Egal wie viel Expertise angeboten werde, am Ende spiegele sich nur ein Bruchteil davon in politischen Entscheidungen wider. Flassbecks Fazit: „Da reden Sie gegen Mauern an.“ So oder so ähnlich sprechen auch seine Kollegen über ihr nagendes „Gefühl des Vergeblichen“. Der ewige Ausnahmezustand, er zehrt nicht nur an der Substanz. Irgendwann kann auch die wissenschaftliche Vogelperspektive verloren gehen. Guntram Wolff etwa vermisst die Zeit zum Innehalten, zum Abstand nehmen vom Hamsterrad der permanenten Krise. Andererseits ist er wie andere Ökonomen froh, das überhaupt miterleben zu dürfen: „Vor allem die letzten zwei Jahre hatten historische Dimensionen und werden sicher noch in künftigen Geschichtsbüchern diskutiert.“ Und dann, ohne es zu merken, wagt er doch wieder eine Prognose: „Glauben Sie mir: Die nächsten Monate werden noch historischer.“ (* Die vielleicht bekanntesten deutschen Ökonomen, der Wirtschaftsweise Peter Bofinger und Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn, wollten sich auf dapd-Anfrage nicht zu ihren Krisenerfahrungen äußern. Beide arbeiten gerade hoch konzentriert an neuen Büchern, die demnächst erscheinen sollen. Was sie deshalb brauchen, ist das, was sie sonst kaum haben. Bofinger fasst es in drei Worten zusammen: „Zeit zum Innehalten.“) © 2012 AP. All rights reserved (Politik/Politik)
Rösler rudert bei Griechenland zurück
Berlin (dapd). Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat seine Position zum Euro-Austritt Athens deutlich relativiert. „Ein Verbleiben Griechenlands in der Eurozone wäre wünschenswert“, sagte Rösler in einem Interview für die ZDF-Sendung „Berlin direkt“, die am Sonntagabend ausgestrahlt werden solle. Er lehnte es zugleich ab, die Frist für die vereinbarten Reformen zu verlängern. „Mehr Zeit bedeutet mehr Geld“, betonte der FDP-Chef, das sei mit seiner Partei nicht zu machen. Rösler sagte, es komme jetzt darauf an, dass die griechische Regierung ihre Zusagen einhalte. Daran hänge die Akzeptanz nach innen und nach außen. Noch vor einem Monat hatte er erklärt, er könne sich einen Ausstieg Griechenlands aus der europäischen Gemeinschaftswährung vorstellen. Der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras hatte am Freitag bei seinem Besuch in Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gebeten, solche Äußerungen zu unterbinden. Merkel hatte zugleich ein klares Bekenntnis zum Verbleib Athens in der Eurozone abgegeben. dapd (Politik/Politik)
Mobbing statt Zugeständnissen für Athen
Berlin (dapd). Griechenland muss weiter warten: Ministerpräsident Antonis Samaras konnte am Tag nach seinem Berlin-Besuch auch in Paris keine Zugeständnisse erreichen. Frankreichs Staatspräsident François Hollande lehnte jegliche Entscheidung vor der Lektüre des nächsten Experten-Berichts ab. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt forderte den Euro-Austritt Athens und widersprach damit Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vom Freitag. Dafür fing er sich eine harsche Rüge von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) ein. Hollande wollte am Samstag nicht auf Samaras‘ Hoffnung eingehen, dass Griechenland mehr Zeit für Spar- und Reformbemühungen bekommt. Er sagte, zunächst müsse der Bericht der Experten von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank abgewartet werden. Dieser wird für September oder Oktober erwartet. Auch Merkel hatte am Freitag erklärt, den Troika-Bericht abwarten zu wollen, bevor Entscheidungen fallen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dämpfte Athens Hoffnung. „Mehr Zeit heißt im Allgemeinen mehr Geld“, sagte Schäuble dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Ein weiteres Hilfspaket sei „nicht der richtige Weg, um das fundamentale Problem der Eurozone zu lösen“. Dobrindt schlug eine andere Lösung vor. „Ich sehe Griechenland 2013 außerhalb der Eurozone“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Seiner Überzeugung nach führe an einem Austritt kein Weg vorbei. Anschließend solle das Land wirtschaftlich wieder aufgebaut werden und dann die Möglichkeit haben, zum Euro zurückzukehren. Dobrindts Parteikollege, der Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn, empfahl im „Focus“ einen Euro-Ausstieg nach der laufenden Tourismussaison. Die beiden Politiker widersprachen Merkel, die am Freitag nach ihrem Gespräch mit Samaras gesagt hatte: „Ich will, das Griechenland Teil des Euroraums bleibt.“ Sie kenne niemanden in der schwarz-gelben Regierungskoalition, der dies nicht wolle. Außenminister Westerwelle attackierte die beiden CSU-Politiker scharf. „Dieses Mobbing gegen einzelne Länder in Europa – es muss aufhören“, sagte er in Berlin. Das „Griechenland-Mobbing“ untergrabe die Politik der Bundesregierung und der Kanzlerin und schade so Deutschlands Ansehen in der Welt. „Das fällt uns auf die Füße“, warnte Westerwelle. Die Eurozone müsse zusammenbleiben. Außerdem sei es falsch, über Griechenland zu urteilen, bevor der Troika-Bericht vorliege. Unterstützt wurde der Minister vom deutschen EU-Kommissar Günther Oettinger. „Man darf die Griechen nicht aus der Eurozone hinausdrängen“, sagte er dem „Focus“. Er rief dazu auf, europafeindliche Töne aus deutschen Wahlkämpfen herauszuhalten. Samaras bekräftigte in Paris den Willen seines Landes, die vereinbarten Auflagen zu erfüllen und in der Eurozone zu bleiben. „Ich bin heute hier, um zu sagen, dass es durchhalten wird, dass es in der Eurozone bleiben wird“, sagte er über Griechenland. Hollande erklärte das Thema für erledigt. Die Frage nach dem Verbleib im Euro solle nicht mehr gestellt werden, befand er. dapd (Wirtschaft/Politik)
An einem Ende der Leitung sitzt immer ein Profi
Bonn (dapd). „Guten Tag, mein Name ist …“ Gegenseitige Vorstellung, der Anrufer nennt seine Kundennummer, gegebenenfalls das Geburtsdatum: Ein Kundenkontakt von einer Million pro Woche beginnt im Service-Zentrum der Telekom. Der Kunde ist gerade umgezogen und will nun, dass endlich sein Festnetzanschluss funktioniert. Hier in diesem Brühler Großraumbüro mit maximal 66 Mitarbeitern in vier Teams geht es bei jedem Anruf um einen Umzug. Auf dem Bildschirm des Mitarbeiters erscheinen zahlreiche Kundendaten: neben dem Geburtsdatum auch die Postadresse, sämtliche Telefonnummern und eine Anzeige zur Bonität des Kunden. Der gerade umgezogene Anrufer hat seine Rechnungen immer pünktlich beglichen. Aber sein Anschluss funktioniert noch nicht, und aus den digitalen Akten auf dem Monitor des Sachbearbeiters geht nicht eindeutig hervor, warum das so ist. Während des Gesprächs kann der „Kaufmann für Dialogmarketing“ – so heißt der Ausbildungsberuf für die Mitarbeiter in den Call-Centern – die Frage trotz eines Anrufs bei Telekom-Kollegen vor Ort nicht klären. Daher muss er den Kunden vertrösten. Den Rückruf aufs Handy verspricht er aber noch für denselben Tag. Wenn man so viel helfen kann „Es ist ja auch befriedigend, wenn man so viel helfen kann“, sagt Gero Niemeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutsche Telekom Kundenservice GmbH. Er ist der oberste Chef von 13.000 fest angestellten Mitarbeitern in 33 über die ganze Republik verteilten Kundencentern und bis zu 5.000 Kollegen aus Subunternehmen. Schwierigkeiten beim Kundenkontakt gebe es selten. „An einem Ende der Leitung sitzt immer ein Profi“, sagt er. Die Dialogmarketingleute sind geschult, wie sie ein Gespräch führen sollen, und Niemeyers Ausbilder haben ihnen klar gemacht, dass erstens die Zufriedenheit der Kunden und zweitens die Problemlösung die obersten Ziele des Gesprächs sein müssen. Zurzeit ist die Zahl der zusätzlichen Mitarbeiter besonders hoch. Das hat seine Ursache in der Urlaubssaison, die leider mit der Hochsaison für Gewitter zusammenfällt. „Früher suchte sich der Blitz Wasseradern, heute schlägt er in Telekommunikationsleitungen und Schaltschränke ein“, sagt dazu Sven-Eric Stein, der Leiter des Workforcemanagements der Telekom, dessen Mitarbeiter in der Zentrale in Bonn vor einer großen Monitorwand dafür sorgen, dass die Besetzung der 33 Standorte dem Anrufaufkommen möglichst entspricht. Der geschilderte Anruf-Ablauf ist allerdings nicht ganz das, was Niemeyer sich als Ideal vorstellt. Es sollten nämlich so wenig Kontakte wie möglich nötig sein, um ein Kundenproblem zu lösen. Am besten, es klappt gleich beim ersten Mal. Die Quote der Mehrfachkontakte liegt bei zehn bis 15 Prozent, „was nicht von vornherein schlecht sein muss“. Gerade bei Umzügen ist es eher die Regel. Dazu sollten die Kontakte so protokolliert werden, dass nachfolgende Bearbeiter nahtlos anknüpfen können. Im fraglichen Gespräch blieb aber unklar, ob der Anschluss des Kunden bereits nutzbar ist oder nicht. Er konnte jedenfalls nicht via Festnetz telefonieren. Das Gespräch endet in verbindlichem Ton Dennoch endet das Gespräch in verbindlichem Ton. Der Kunde ist zufrieden, dass die Telekom sich kümmert und ihn sogar dieselbe Person zurückruft, mit der er gesprochen hat. Das ist eher selten. „Wir können nicht sicherstellen, dass derselbe Mitarbeiter immer für ein und denselben Kunden zuständig ist“, bedauert Niemeyer, „wenn wir auf der anderen Seite an sieben Tagen der Woche 24 Stunden lang erreichbar sein wollen.“ Die Telekom versuche aber, hier besser zu werden, verspricht er. Ganz schwierige Probleme landen in Kompetenz-Centern, wo sich 150 Mitarbeiter in Teams um sie kümmern. Regt der Kunde sich so auf, dass keine vernünftige Gesprächsführung mehr möglich ist, so wird er im Idealfall verbindlich an einen Kollegen verwiesen, bei dem die Chemie vielleicht besser stimmt. Der Chef der Kompetenz-Center, Ralf Hossbach, hat besonders erfahrene Mitarbeiter, die den Adrenalinspiegel beim Kunden wieder senken können. Dennoch räumt er ein: „Man macht diesen Beruf nicht ein Leben lang.“ Aber er ist eine gute Ausgangsposition – Niemeyer nennt es „Talentschmiede“ – für Karrieren. Wer als Kaufmann oder -frau im Dialogmarketing angefangen hat, kennt sich mit vielen Prozessen des Konzerns sowie ihren Herausforderungen aus. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Hopp glaubt wieder an SAP
Walldorf/Hamburg (dapd). Der Mitgründer von Europas größtem Softwarekonzern SAP, Dietmar Hopp, hat wieder volles Vertrauen in das Unternehmen. „Unter der neuen Führung hat sich SAP wieder auf die Werte besonnen, die sie stark gemacht haben: Kundenorientierung, Respekt vor den Leistungen der Mitarbeiter und Innovationsfreudigkeit“, sagte Hopp dem „Manager Magazin“ mit Blick auf die Doppelspitze Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott. Das sei noch in der Krise 2008/09 anders gewesen. „Die damalige Führung hat zu sehr dem Margendenken gehuldigt“, kritisierte er. Die Dietmar-Hopp-Stiftung, die nach wie vor Großaktionär bei SAP ist, habe sich damals von einem Großteil ihrer Aktien getrennt. „Damals war ich in großer Sorge um den langfristigen Bestand der Stiftung, deren Einkommen nur aus SAP-Dividenden bestand“, begründete er den Schritt. Heute sehe er keinen Grund mehr, Aktien zu verkaufen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)