Hamburg (dapd). Der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking plant eine eigene Restaurantkette. Er wolle eine Reihe italienischer Schnellrestaurants in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit dem Namen Vialino eröffnen, berichtete das „Manager Magazin“ vorab. Nach der Premiere Ende Dezember in Ludwigshafen sind dem Bericht zufolge unter anderem Neueröffnungen in Heidelberg, Karlsruhe, Frankfurt am Main und Zürich vorgesehen. Die Konkurrenz ist von den Plänen wenig begeistert. Die Nürnberger Restaurantkette L’Osteria hatte 2011 mit Wiedeking über eine Partnerschaft verhandelt und ihm auch Einblick in die Bücher gewährt. „Wir hatten das Gefühl, dass Herr Wiedeking von Beginn an eigene Pläne verfolgt hat“, sagte Geschäftsführer Klaus Rader dem Magazin. Die Kette Vapiano zeigte sich durch die Namensähnlichkeit irritiert. Vorstandschef Gregor Gerlach sagte dem „Manager Magazin“ er nehme den Wettbewerb sportlich: „Wir achten aber auch darauf, dass die Regeln eingehalten werden.“ Das Unternehmen plane derzeit keine rechtlichen Schritte. Wiedeking verteidigte sein Vorhaben. „Tatsache ist, dass wir ein eigenständiges Konzept entwickelt haben, das sich eindeutig von Vapiano unterscheidet“, sagte er dem Magazin. Unter anderem gebe es anders als bei Vapiano einen Service am Tisch. Der einst bestbezahlte Manager Deutschlands hatte sich nach der missglückten Übernahme von Volkswagen durch Porsche weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Unternehmerisch war der 60-Jährige aber weiterhin tätig und beteiligte sich an Unternehmen oder beriet sie. So zog er etwa in den Beirat der österreichischen Signa Holding ein, die an Kaufhof Interesse zeigte. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Der steinerne Steinbrück
Hamburg (dapd). Das böse Wort fällt nicht. Peer Steinbrücks umstrittene Nebeneinkünfte kommen auf dem SPD-Bürger-Dialog mit dem Kanzlerkandidaten in Hamburg nicht zur Sprache. Zu der Parteiveranstaltung am Dienstagnachmittag hatten die Jusos und die „AG 60+“ der Hamburger SPD geladen. Ein Heimspiel für Steinbrück, er ist hier geboren. „Ich bin ein Hamburger Jung“, sagt er vor einigen hundert Zuhörern in der Markthalle am Klosterwall. Applaus. Steinbrück grinst. Das ist an diesem Nachmittag selten. Die meiste Zeit blickt der designierte Kanzlerkandidat ernst drein. Wie in einem Boxring steht er auf der Bühne, umringt von den Zuhörern. In einem knappen Monat wollen die Sozialdemokraten Steinbrück auf in Hannover offiziell zum Kanzlerkandidaten küren. Doch die Debatte um seine hohen Vortrags- und Autorenhonorare hat ihm den Wahlkampfstart vermiest. Am Dienstag in Hamburg soll es um andere Themen gehen. „Was muss in Deutschland besser werden?“, will Steinbrück von den Anwesenden wissen und kündigt an, Anregungen fürs Wahlprogramm mitzunehmen. Steinbrück hält EU-Friedensnobelpreis für angemessen Ein junger Mann steht auf und sagt: Transparenz. Steinbrücks Miene versteinert. Warum Politiker ihr Einkommen nicht komplett offen legen müssen, warum der Bundestag nichts gegen Korruption tue, will der junge Mann wissen. Steinbrück antwortet, die schwarz-gelben Regierungsparteien würden alle derartigen Initiativen blockieren. Die SPD wolle die Bestechung von Abgeordneten schon lange unter Strafe stellen. „Die schwarz-gelbe Mehrheit blockiert das im Bundestag, also müssen wir die Mehrheit ändern“, ruft Steinbrück. Verhaltener Applaus. Dann geht es um andere Themen. Von Atomausstieg über Finanzkrise, Mieten und Leiharbeit bis hin zur Vorratsdatenspeicherung: Es gibt viele Fragen an den Kandidaten. Steinbrück antwortet oft mit Begriffen wie „Betreuungsinfrastruktur“, „Alterskohorten“ oder „Philosophie der Derregulierung“. Manchmal kann er das Publikum aber auch mitreißen. Etwa wenn er Sätze sagt wie „Ich glaube, dass das Grundgesetz eine der besten Verfassungen der Welt ist“. Fast schon Jubel braust sogar auf, als Steinbrück erklärt, dass er anders als sein Vater und Großvater „nicht in einem europäischen Krieg verheizt worden ist“. Deshalb halte er den Friedensnobelpreis für die Europäische Union auch für berechtigt. Maskierter beschuldigt Steinbrück Kampf sagt Steinbrück den hohen Mieten in Großstädten an. Möglich sei etwa ein Wohnungsbauprogramm mithilfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau, um mehr günstigen Wohnraum in Ballungsräumen zu schaffen. Auch das kommt beim Publikum gut an. Nach knapp zwei Stunden beendet er die Fragerunde mit einem seltenen Lacher. Ob Steinbrück nicht das Steuersystem vereinfachen könne, fragt ein älterer Herr. Er habe schon graue Haare von seiner Steuererklärung. „Na wenigstens haben Sie noch welche“, lacht der ziemlich kahlköpfige Steinbrück und mit ihm das Publikum. Aber dann ist wieder schnell Schluss mit lustig. Als der Moderator den Kandidaten gerade verabschiedet, springt ein Maskierter auf die Bühne. In den Händen hält er ein Schild und darauf steht: „Banken-Lobbyist“. Steinbrücks Miene versteinert. dapd (Politik/Politik)
Großunternehmer Anton Kathrein ist tot
Rosenheim (dapd-bay). Der bayerische Großunternehmer Anton Kathrein junior ist tot. Der Inhaber der Rosenheimer Kathrein-Werke sei plötzlich und unerwartet in der Nacht zum Dienstag im Alter von 61 Jahren gestorben, teilte Firmensprecher Rudolf Sonnleitner mit: „Unser Mitgefühl gilt in erster Linie der Familie und den engsten Angehörigen. Sämtliche Firmenangelegenheiten sind entsprechend eines Notfallplanes geregelt.“ In der bayerischen Wirtschaft und Politik löste die Todesnachricht tiefe Betroffenheit aus. Die Kathrein-Werke sind nach eigenen Angaben der weltweit älteste und größte Antennenhersteller. Die Firmengruppe mit einem Jahresumsatz von zuletzt 1,3 Milliarden Euro beschäftigt etwa 6.600 Mitarbeiter. Allein in Rosenheim gibt es vier Werke von Kathrein, weltweit sind es 24 Produktionsstätten. Anton Kathrein senior hatte 1919 das Unternehmen gegründet, das zunächst Blitzableiter und später Radioantennen herstellte. Nach dem Tod des Vaters übernahm Anton Kathrein junior 1972 das Ruder und baute die Firma zu einem weltweit führenden Anbieter von Satelliten-Empfangsanlagen und Empfangsantennen, Autoantennen und Automobilelektronik aus. Einen zukunftsträchtigen Geschäftszweig entdeckte Kathrein im Mobilfunk. Der Unternehmer engagierte sich vielfältig. Er hatte eine Vielzahl von Ehrenämtern inne. Unter anderem war er 3. Bürgermeister und Stadtrat in Rosenheim. Als Honorarprofessor lehrte er seit 1992 Betriebswirtschaft an der Fachhochschule der Stadt. Er war Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) und Vizepräsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) sagte: „Anton Kathrein war leidenschaftlicher Bayer und lebte die Soziale Marktwirtschaft.“ Wegen seiner menschlichen Qualitäten und seines unternehmerischen Geschicks sei Kathrein in Wirtschaft und Politik hoch geschätzt, anerkannt und beliebt gewesen. Der Tod des Unternehmers bedeute für ganz Bayern einen großen Verlust. Auch vbw-Präsident Randolf Rodenstock würdigte das Lebenswerk Kathreins. „Anton Kathrein war mit Leib und Seele Unternehmer.“ Kathrein habe wie kein zweiter für innovativen Gründergeist gestanden und höchst erfolgreich das Modell des global agierenden Mittelständlers verkörpert. „Die Lücke, die er hinterlässt, ist nicht zu füllen“, sagte Rodenstock. IHK-Präsident Erich Greipl erklärte: „Anton Kathrein war der Inbegriff einer erfolgreichen und verantwortungsvollen Unternehmerpersönlichkeit.“ Kathrein sei ein Vorbild für viele bayerische Unternehmer gewesen. Für deren Interessen habe er sich Jahrzehnte mit großem Herzen und unendlich viel ehrenamtlichem Engagement eingesetzt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
De Maizière: Sicherheitslage in Afghanistan verbessert sich
Berlin (dapd). Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sieht Fortschritte bei der Sicherheitslage in Afghanistan. Mit der Entscheidung, erstmals mit einer zivilen Maschine der Flugbereitschaft direkt nach Afghanistan zu fliegen, habe er zeigen wollen, dass die Sicherheitslage „ein bisschen vorankommt“, sagte de Maizière am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Er habe der Erste sein wollen, der das mache, fügte er hinzu. „Wir sehen, dass die Sicherheitsverantwortung allmählich in afghanische Hände übergeht“, sagte er. Von den Sicherheitskräften im Norden würden jetzt 80 Prozent von den Afghanen gestellt, nur noch 20 Prozent seien ISAF-Soldaten. Die Sicherheitslage bleibe „labil, aber sie ist stabil“, sagte der Minister weiter. Es seien ja auch noch zwei Jahre Zeit. „Niemand malt hier ein rosa Bild, aber es gibt Fortschritte“, fügte er hinzu. Zugleich verwies er darauf, dass sich die Sicherheitslage in Afghanistan sehr unterschiedlich darstelle. Sie sei im Norden – wo die Bundeswehrsoldaten stationiert sind – deutlich besser als anderswo. Die ausländischen Kampftruppen werden bis Ende 2014 abziehen. De Maizière war am Montag nach Afghanistan geflogen. dapd (Politik/Politik)
Schäuble schließt weitere Jahre als Finanzminister nicht aus
Berlin (dapd). Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will auch nach der Bundestagswahl weiterhin eine wichtige Rolle in der Politik spielen. „Ich habe jetzt die Entscheidung getroffen, wieder für den Bundestag zu kandidieren. Das mache ich sicherlich nicht, um mich anschließend auf Nebeneinkünfte zu konzentrieren“, sagte Schäuble der „Welt am Sonntag“. Auf die Frage, ob er nach der Bundestagswahl für vier weitere Jahre Finanzminister werden wolle, antwortete er: „Ich mache die Aufgabe sehr gerne, aber ich zerbreche mir jetzt nicht den Kopf, was in der nächsten Legislaturperiode sein wird.“ In den Ruhestand will der 70-Jährige so schnell nicht gehen. „Ich mache Politik mit Leidenschaft und Freude“, sagte er. Ansonsten hätte er sich nicht bereit erklärt, noch einmal für den Bundestag zu kandidieren. „Aber ich weiß natürlich auch, dass alles endlich ist und niemand unersetzlich ist“, sagte Schäuble. dapd (Politik/Politik)
Steinbrück wirbt um weibliche Wählerstimmen
Wolfsburg (dapd). SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat vor einem Auseinanderdriften der Gesellschaft gewarnt. Der „gespaltene Arbeitsmarkt“, eine mangelnde Finanzausstattung der Kommunen und fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder seien Fliehkräfte in der Gesellschaft, sagte Steinbrück auf dem Landesparteitag der niedersächsischen SPD in Wolfsburg. Es gebe zunehmend Menschen, die von Politik nichts mehr erwarteten und sich ausgegrenzt fühlen. „Das wirkt sich auch auf die demokratische Substanz des Staates aus“, warnte er. Neben inhaltlichen Themen setzte sich Steinbrück am Samstag auch erneut mit der Kritik an seinen Nebeneinkünften auseinander. Er betonte, dass er sich zu keinem Zeitpunkt in einem Abhängigkeitsverhältnis mit seinen Geldgebern befunden habe. Zudem könne er nicht verstehen, dass man Menschen, die „mehr Vermögen haben“, die Verantwortung für die sozialen Nöte anderer Menschen abspreche. Er wünsche sich sogar mehr vermögende Menschen, die soziale Verantwortung für andere übernehmen. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder sprach am Rande des Parteitages von einer Kampagne gegen Steinbrück in Bezug auf die Redehonorare, die ihm „gar nicht gefalle“. Seine Frau Doris Schröder-Köpf, die für den niedersächsischen Landtag kandidiert, sieht jedoch den Kandidaten jedoch nicht durch die Honorar-Debatte beschädigt. „Ich glaube, dass es für jeden Kandidaten einer Partei gut ist, wenn er so hervorragend ist, dass andere sogar dafür bezahlen“, sagte sie. Die niedersächsische CDU nutzte dennoch erneut die Honorardebatte für Kritik. „Mit etwas Glück hat die Landes-SPD dafür ihren Wahlkampfetat komplett ausgeben müssen. Vielleicht hat Steinbrück es ja gegen Spendenquittung gemacht“, giftete CDU-Generalsekretär Ulf Thiele. Steinbrück zeigte aber auch in einem anderen Punkt am Samstag, dass er sich nicht von Kritik verunsichern lasse. Angesprochen auf eine mangelnde Begeisterung bei weiblichen Wählern im Bezug auf seine Person, sagte er ironisch: „Klar, ich gelte als wahnsinnig verklemmt bei Frauen. Ich habe Annäherungsschwierigkeiten.“ In seiner Rede warb er verstärkt auch um weibliche Stimmen. Die Gesellschaft könne sich nicht mehr leisten, dass Frauen wegen einer fehlenden „Betreuungsinfrastruktur“ für Kinder dem Arbeitsmarkt fernblieben. Er wolle sich für den Ausbau von Kita-Plätzen einsetzen, versprach er. Zudem sollten Frauen endlich für gleiche Tätigkeiten auch die gleiche Bezahlung wie Männer erhalten, forderte der 65-Jährige. Er kündigte zudem an, sich für günstigeren Wohnraum in den deutschen Großstädten einsetzen. Viele Studenten, Auszubildende, aber auch junge Familien und alleinerziehende Frauen könnten sich in München, Hamburg, Berlin oder Düsseldorf keinen Wohnraum mehr in der Nähe ihres Arbeitsplatzes leisten, kritisierte er. „Es stünde der SPD gut an, sich mit Blick auf ein Regierungsprogramm auf Bundesebene mit der Frage zu beschäftigen, dass die Menschen in Deutschland nicht 40 oder 35 Prozent ihres verfügbaren Einkommens in Miete investieren müssen“, sagte er. Der Anteil der Mietausgaben müsse deutlich reduziert werden, auch „durch eine Wiederbelebung dessen, was wir mal sozialen Wohnungsbau genannt haben“, sagte Steinbrück. dapd (Politik/Politik)
Weil stimmt niedersächsische SPD auf Wahlkampf ein
Wolfsburg (dapd). Niedersachsens SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil hat seine Partei auf den Landtagswahlkampf eingestimmt. Mit einem Wahlsieg am 20. Januar 2013 wolle er der SPD zu ihrem 150-jährigen Jubiläum im nächsten Jahr ein ganz besonderes Geschenk machen. „Ich will, dass wir wieder mit Stolz und Selbstbewusstsein sagen können: Hier in Niedersachsen regiert die SPD“, sagte er am Samstag beim Landesparteitag in Niedersachsen. In seiner Rede sparte Weil nicht mit Kritik an der schwarz-gelben Landesregierung. Ein großes Lob sprach er dem designierten Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück aus. Steinbrück habe konsequent seine Lehren aus der Finanzkrise gezogen, lobte Weil. „Aus diesem Holz sind Bundeskanzler geschnitzt“, betonte er und sagte seine Unterstützung zu: „Ich werde mit allem, was ich drauf habe, dafür kämpfen, die schlechteste Bundesregierung abzulösen, die dieses Land jemals hatte.“ Auch die niedersächsische Koalition aus CDU und FDP kritisierte er und warf ihr Untätigkeit sowie „Kälte und Unvermögen“ vor. „Diese Landesregierung ist müde, verbraucht, die hat keinen Plan und wird ihre Vergangenheit nicht los“, sagte Weil mit Blick auf die Affäre um den Ex-Bundespräsidenten und früheren Ministerpräsidenten Christian Wulff: „Wie der Geist von Hamlets Vater wabert Christian Wulff durch die Reihen der niedersächsischen CDU“. Als Kernpunkte seiner Vorhaben bei einer Regierungsübernahme nannte Weil die Bildungs- und Wirtschaftspolitik. Bei letzteren wolle er sich an dem Handeln des früheren Ministerpräsidenten Gerhard Schröder orientieren. Im Falle der insolventen Nordseewerke hätte dieser „Himmel und Hölle“ in Bewegung versetzt, um die Arbeitsplätze zu retten, zeigte sich Weil überzeugt. „An diese Tradition werde ich anknüpfen. Das habe ich mir fest vorgenommen“, betonte er. Der Landesparteitag verabschiedete am Samstag eine Resolution, um sich für den insolventen Windkraftanlagenbauer aus Emden einzusetzen. Die SPD kann sich aktuellen Umfragen zufolge Hoffnungen auf einen rot-grünen Regierungswechsel in Niedersachsen am 20. Januar 2013 machen. Die CDU und ihr Spitzenkandidat Ministerpräsident David McAllister liegen zwar in einer NDR-Umfrage klar vorne, wegen der schwächelnden FDP fehlt aber ein Koalitionspartner. dapd (Politik/Politik)
Schröder-Köpf schließt weitere Karriere in der SPD nicht aus
Wolfsburg (dapd). Die Frau von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Doris Schröder-Köpf, hat eine weitere Karriere in der SPD nicht ausgeschlossen. Sie habe sich zwar bewusst jetzt nicht für einen Posten im niedersächsischen SPD-Schattenkabinett beworben, weil sie ein Mensch sei, der sich „nach und nach Sachen erarbeite.“ Aber keiner müsse um sie „Angst“ haben. „Ehrgeiz habe ich schon“, sagte sie am Samstag am Rande des Landesparteitags der SPD in Wolfsburg. Der Altkanzler sagte, dass er seine Frau derzeit bei ihrer Kandidatur für den niedersächsischen Landtag sehr unterstütze. Er sei jetzt „häufiger mal zu Hause“ und passe auf die Kinder auf. Er räumte aber auch ein: „Aus mir wird man aber wahrscheinlich nie einen richtigen Hausmann machen können.“ dapd (Politik/Politik)
NSU-Terror: Zentralrat der Juden vermisst Willen zur Aufklärung
Berlin (dapd). Der Zentralrat der Juden wirft den deutschen Sicherheitsbehörden Nachlässigkeit bei der Aufklärung des rechtsextremen Terrorismus vor. Mit Blick auf die Mordserie der Terrortruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) sagte Generalsekretär Stephan Kramer am Freitag, es gebe bislang es kein schlüssiges Konzept, wie derartige Verbrechen verhindert werden könnten. Stattdessen werde weiter „vertuscht, beschönigt und geschreddert“. In Berlin sorgt unterdessen die Affäre um geschredderte Akten des Landesverfassungsschutzes zum Rechtsextremismus für Schlagzeilen. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) musste in einer Sondersitzung des Verfassungsschutz-Ausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses Rede und Antwort stehen. Durch den „hochnotpeinlichen“ Vorgang sei das Vertrauen in die deutschen Sicherheitsbehörden „erneut infrage gestellt“ worden, räumte Henkel ein. Er wiederholte, dass er für ihn „inakzeptabel“ und „schwer darstellbar“ sei. Auch er habe noch viele Fragen, wie es zu der Aktenvernichtung kommen konnte. Er habe aber von Anfang an das Ziel gehabt, den NSU-Bundestagsuntersuchungsausschuss und die Berliner Abgeordneten zu informieren. Dabei geht es um 57 Aktenordner zu 13 rechtsextremen Vorgängen. Ende Juni wurden die Akten vernichtet. Die Opposition in Berlin kritisierte Henkel, weil dieser schon seit dem 15. Oktober von der Löschaktion wusste. Doch weil er „das Parlament achte“, gebe er nur Informationen weiter, die er geprüft habe. Aus diesem Grund seien zunächst Mitarbeiter befragt worden. Der Landesverfassungsschutz hat eigenen Angaben zufolge aber keine Hinweise auf einen Bezug zur NSU, Henkel schloss dies aber auch nicht aus. Opferanwalt mit Anklage unzufrieden Am Donnerstag hatte die Bundesanwaltschaft Klage gegen das NSU-Mitglied Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Unterstützer erhoben. Der Anwalt von zwei Opfer-Familien, Mehmet Daimagüler, bedauerte im „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass nur so wenige Verdächtige angeklagt würden. „Wenn die Sicherheitsbehörden besser gearbeitet hätten, dann wären nicht so viele Taten verjährt. Die Justiz muss nun versuchen, die Fehler der Vergangenheit ein wenig zu heilen“, sagte er. Daimagüler tritt in dem Verfahren als Nebenkläger auf. Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast, zeigte sich dagegen zufrieden. „Die Erhebung der Anklagen gegen Zschäpe und andere ist ein Schritt, auf den die Hinterbliebenen der Opfer lange gewartet haben.“ Künast betonte zugleich, die Aufklärung des Versagens der Verfassungsschutzbehörden sei damit noch nicht erledigt. Der Bundesinnenminister müsse endlich für eine umfassende Aufklärung sorgen, „anstatt tatenlos den Aktenvernichtungen zuzusehen und nur beschwichtigende Worte zu finden.“ Das Vertrauen in die Sicherheitsbehörden sei ein Jahr später immer noch nachhaltig erschüttert. Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach sieht keine Möglichkeit für Zschäpe, durch Kooperation mit den Ermittlungsbehörden einen Strafnachlass auszuhandeln. „Die gegen sie erhobenen Vorwürfe sind derart massiv, dass im Falle einer Verurteilung keine Form eines Strafnachlasses zu begründen wäre“, sagte er der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Eine Kronzeugenregelung für Zschäpe kann er sich nicht vorstellen. dapd (Politik/Politik)
Piech öffnet sich Hintertür für längere Amtszeit
Hamburg (dapd). Der Milliardär Ferdinand Piech hat sich eine Hintertür geöffnet, um auch über 2017 hinaus im Amt des VW-Aufsichtsratschefs zu bleiben. In einem Interview deutete der Topmanager an, er könne bis 2019 oder länger die mächtigste Position im europäischen Automobilbau ausfüllen. Bisher ist Piech bis 2017 gewählt. Dann wird er 80 Jahre alt sein. Piech gab der Zeitschrift „Auto Bild“ eines seiner seltenen Interviews. Auf die Frage, wie lange er sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des größten Autoherstellers in Europa noch behalten wolle, sagt der 75 Jahre alte Piech: „Ich habe Martin Winterkorn gebeten, auch noch den nächsten Golf erfolgreich auf den Markt zu bringen. Golf kommen alle fünf bis sieben Jahre heraus. Mindestens so lange werde ich als Aufsichtsratschef Herrn Dr. Winterkorn den Rücken freihalten.“ Die neue Golf-Generation ist soeben erschienen, damit käme die nächste Auflage frühestens 2017 und spätestens 2019. Piech wurde im April 2012 für fünf weitere Jahre als Aufsichtsratschef gewählt. Er leitet bereits seit 2002 den VW-Aufsichtsrat, vorher war er ab 1993 Vorstandsvorsitzender bei VW. Der Milliardär ist über die Porsche-Holding PSE auch Großaktionär von Volkswagen. Mit dem Interview machte Piech auch klar, dass Vorstandschef Winterkorn mindestens bis 2017 oder 2019 bleibt. Bisher ist Winterkorn bis Ende 2016 bestellt. „Er handelt so, wie ich handeln würde“, sagte Piech über den VW-Vorstandschef. Winterkorn hatte VW die Strategie 2018 verordnet, wonach der Konzern bis 2018 weltweit mehr als zehn Millionen Autos verkaufen und der größte Autobauer der Welt werden soll. Mit Ducati noch nicht das Ende der Übernahmen erreicht Piech machte auch klar, dass er noch große Pläne für die weitere Entwicklung von Volkswagen hegt. Er deutete an, dass mit dem Kauf der italienischen Motorradfirma Ducati nicht das Ende der Übernahmen erreicht sein muss. Auf die Frage, welche Marke noch zu VW passen würde, sagte Piech: „Eine reformfähige Marke. Das bedeutet: Wenn man Technik und Design reinsteckt, kommt dabei etwas Gutes heraus.“ Piech und Winterkorn wird seit Jahren ein Interesse an der Fiat-Tochter Alfa Romeo nachgesagt. Für ein anderes VW-Projekt meldete Piech Vollzug: „Nächstes Jahr kommt unser Ein-Liter-Auto. Das funktioniert sogar mit weniger als einem Liter.“ VW hatte den Zweisitzer mit dem Namen XL1 mehrfach gezeigt, aber nur gesagt, für 2013 sei eine Kleinserie geplant. Der Hybrid, den Piech persönlich zur Hauptversammlung im April in Hamburg steuerte, verbraucht nur 0,9 Liter Diesel. Der 75-Jährige äußerte sich zugleich anerkennend über seine Frau Ursula als Autofahrerin: Er könne sich als Beifahrer nicht daran gewöhnen, dass seine Frau „mit 180 km/h Mehrtempo an Lkw vorbeirauscht“. Bei einer erlaubten Lkw-Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometer würde dass bedeutet, dass Ursula Piech mit 280 km/h überholt. Piech sagte: „100 km/h schneller reicht auch.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)