Ehingen (dapd). „Und zwar haben wir hier einen wunderbaren Akku-Aufbruchhammer von Würth“, schallt es aus den Lautsprechern. Damit beginnt der Verkauf des sogenannten beweglichen Anlagevermögens der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker. Kurz gesagt heißt das: Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, kommt unter den Hammer. Geht der erste Aufbruchhammer noch für 110 Euro an seinen neuen Besitzer, wird der Preis beim nächsten auf 170 Euro getrieben. „Ich merk schon, Sie werden warm, die Aufbruchhämmer werden teurer“, kommentiert das der Auktionsleiter sichtlich zufrieden. Für die versteigernde Firma Hanseatische Industrie-Consult lohnt sich der Ausverkauf. Vom Warenwert erhält sie 18 Prozent Provision. Der Rest des Verkaufswertes soll in die Insolvenzmasse eingehen, aus der die Gläubiger der Drogeriekette bedient werden. Es ist Mittwochmorgen in Ehingen-Berg. Das ehemalige Zentrallager von Schlecker ist weitgehend leergeräumt. Alles, was noch da ist, wird versteigert. Dazu zählen vor allem Werkzeuge, Regalflächen Bürogegenstände oder Fahrzeuge. Vorne in der Halle herrscht eine skurrile Stimmung. Bierbänke stehen auf dem nackten Betonboden. Nach und nach machen es sich Bieter darauf bequem. Anzugträger, Anpackertypen in Blaumännern, Damen in Kostüm oder Steppjacke – innen geht es bunt zu im Kontrast zum grauen Himmel über Ehingen draußen. Die ersten Bierflaschen mit Bügel ploppen auf. Ulrike und Klaus hoffen auf eine Hebebühne. „Ich schraube selbst am Auto“, sagt Klaus, der genauso wie Ulrike aus Ehingen kommt und seinen Nachnamen nicht verraten will. „Vor 18 Jahren habe ich mal beim Schlecker geschafft“, erzählt Ulrike. Von der Pleite zeigen sich die beiden aber nicht betroffen. Schade sei es nur um die Jobs. „So etwas wie hier gibt es selten“ Albert Heeren hat ein berufliches Interesse an den Waren. Sein Import- und Exportunternehmen Meinex hat sich auf Ladenumbau spezialisiert – die Regale sind für ihn von besonderem Interesse. Seit Montag ist er in Ehingen, hat sich alle Artikel ganz genau angesehen. Aber wenn er nicht zum Zuge kommt, ist er auch nicht böse. „So etwas wie hier gibt es selten“, sagt er. Die Atmosphäre sei einmalig. Richtig vorbereitet geht Horst Angermayer in die Auktion. Der Inhaber einer norddeutschen Regalbautechnik-Firma trägt ein DIN-A4-Blatt mit einer selbstgezeichneten Tabelle vor sich her. Jede einzelne Position, die ihn interessiert, ist darauf eingetragen. Es handelt sich um Regalflächen, maximal 8.640 Euro will er dafür ausgeben. Hinzu kommen die Provision und 19 Prozent Mehrwertsteuer. Neu kann sich da mitunter eher lohnen, meint Angermeyer. Ein Vertreter einer Firma, die Lagerhallen vermietet, steht dagegen zwei Stunden nach Auktionsbeginn sichtlich zufrieden am provisorischen Büro an, das von zwei Wachmännern mit Pistolen gesichert wird. Einen Akkuschrauber und eine Stichsäge hat der Mann, der seinen Namen nicht nennen will, für zusammen 160 Euro erworben. Alleine der Schrauber hätte neu 800 gekostet, sagt er. Die Sachen will er gleich mitnehmen. Später könnte noch ein Gabelstapler hinzukommen, sagt er. Dazu muss er aber am Ende „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten: Verkauft“ hören. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Ulrich Grillo wird neuer Präsident des BDI
Berlin (dapd). Neuer Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) wird der 53 Jahre alte Ulrich Grillo. Er wird am 1. Januar 2013 den 65-jährigen Hans-Peter Keitel ablösen, dessen Amtsperiode turnusgemäß ausläuft. Dieses Wahlergebnis seines Präsidiums teilte der BDI am Montag in Berlin mit. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) würdigte in seiner Gratulation besonders, dass mit Grillo ein „erfahrener und engagierter Familienunternehmer“ an der Spitze des Industrieverbands stehe. Grillo war seit 2006 Präsident der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM) und seit 2011 BDI-Vizepräsident. Seit 2001 ist er im Vorstand und seit 2004 Vorstandschef der Grillo-Werke in Duisburg, die hauptsächlich in der Zinkverarbeitung und der Schwefelchemie tätig sind. Er hat zusätzlich den Vorsitz des BDI-Ausschusses Rohstoffpolitik und mehrere Aufsichtsrats- und Beiratsmandate inne. Keitel ist seit 1. Januar 2009 Präsident des industriellen Dachverbands. Er wird nach Ablauf seiner Amtszeit satzungsgemäß Vizepräsident des BDI. Die Mitgliederversammlung ernannte darüber hinaus den BDI-Vizepräsidenten Arend Oetker zum Ehrenmitglied des BDI-Präsidiums. Er ist seit 1977 Mitglied des Präsidiums und seit 1993 Vizepräsident sowie Schatzmeister des Verbands. Neue Schatzmeisterin wird Ingeborg Neumann, geschäftsführende Gesellschafterin der Berliner Peppermint Holding GmbH. Der BDI ist die Spitzenorganisation der deutschen Industrie und der industrienahen Dienstleister. Er spricht für 38 Branchenverbände, 15 Landesvertretungen und eigenen Angaben zufolge für mehr als 100.000 Unternehmen mit rund acht Millionen Beschäftigten. ( http://www.bdi.eu ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Chefhaushälter gegen neuen Schuldenschnitt für Griechenland
Hamburg (dapd). In der Unionsfraktion hält der Widerstand gegen einen Schuldenschnitt mit öffentlichen Geldern für Griechenland an. Der Unions-Haushaltsexperte Norbert Barthle (CDU) lehnt eine solche Maßnahme vor der entscheidenden Sitzung der Euro-Finanzminister am Montag in Brüssel entschieden ab.
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Die Wulff-Affäre soll als Doku-Drama verfilmt werden
Potsdam (dapd). Der spektakuläre Rücktritt des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff soll als Doku-Drama verfilmt werden. Produzent Nico Hofmann buhlt nach den Filmrechten am Buch der Wulff-Gattin Bettina nun auch um die Rechte am vergangene Woche erschienenen Sachbuch „Affäre Wulff“, wie eine Sprecherin von Hofmanns Firma teamWorx am Freitag in Potsdam der Nachrichtenagentur dapd bestätigte. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet. Ein Angebot liege zum einen dem Riva Verlag für die Veröffentlichung von Bettina Wulff vor. Eine weitere Offerte für die Verfilmung sei an den Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf gegangen, die das Buch „Affäre Wulff“ der beiden Journalisten der „Bild“-Zeitung, Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch, herausbrachten. Beide Redakteure hatten viele Wochen lang die Hintergründe um dessen umstrittene Vorteilsnahme und die Beeinflussung von Medien recherchiert. Produzent Hofmann plane aus beiden ein „hochwertiges Doku-Drama“ zu machen, für das beide Bücher als Vorlagen dienen sollten, sagte seine Sprecherin. Als Regisseur wünsche er sich Thomas Schadt, mit dem er das Doku-Drama „Der Mann aus der Pfalz“ über den Altbundeskanzler Helmut Kohl gedreht hatte. Dieses war 2009 im ZDF gesendet worden. Autor des Wulff-Filmes solle Bernd Lange („Requiem“, „Sturm“) werden. Anders als bei Guttenberg keine Satire geplant Die Sprecherin betonte, die Geschichte Wulffs solle nicht als Satire verfilmt werden. Bis Oktober hatte Hofmann nämlich für Sat.1 die Geschichte des Ex-Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg satirisch verfilmt. Der CSU-Politiker war zurückgetreten, weil er seine Doktorarbeit in großen Teilen abgeschrieben hatte. Hofmann, der zu den bekanntesten deutschen Produzenten zählt, hatte sich zuletzt verstärkt auf zeitgeschichtliche Filmstoffe konzentriert. So kündigte er im Oktober auch eine achtteilige TV-Serie zum Leben Adolf Hitlers an, die in englischer Sprache gedreht werden und voraussichtlich 2014 synchronisiert in Deutsch ausgestrahlt werden soll. (Verlag zum Buch „Affäre Wulff“: http://url.dapd.de/Qvg1cv ) dapd (Politik/Politik)
Steinbrück sieht reale Machtoption für Rot-Grün
Berlin (dapd). Rund 300 Tage vor der Bundestagswahl machen sich die Sozialdemokraten Mut für einen Machtwechsel. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sieht ein reale Chance für Rot-Grün. Derzeit liege die SPD in den Umfragen bei 28 bis 30 Prozent, er sei aber überzeugt, dass es im Wahlkampf gelingen könne, da noch „drei bis vier Punkte draufzulegen“, sagte Steinbrück am Donnerstagabend in Berlin. „Wenn die Grünen ihr Niveau halten, dann haben wir eine Mehrheit.“ Auf einem kleinen Parteitag wollen die Sozialdemokraten am Samstag unterdessen das jahrelange Streitthema Rente abräumen. „Wir haben ein tragfähiges Gesamtkonzept und sind damit für die Bundestagswahl gut aufgestellt“, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles vor dem Parteikonvent der Nachrichtenagentur dapd. Auf dem Treffen wollen 200 Delegierte und der SPD-Vorstand in Berlin ein neues Rentenkonzept verabschieden. „Die Kernelemente sind eine Solidarrente von mindestens 850 Euro, die abschlagsfreie Rente nach 45 Jahren Arbeit und deutliche Besserungen für Erwerbsgeminderte“, erläuterte Nahles. Wer sein Leben lang gearbeitet, für Kinder gesorgt und Angehörige gepflegt habe, dürfe im Alter nicht bedürftig werden. „Der Schutz vor Altersarmut ist ein Frage der Würde und der Solidarität“, betonte die Generalsekretärin. Nahles zeigte sich „optimistisch“, dass das Konzept vom nichtöffentlich tagenden Parteikonvent beschlossen wird. „Wir haben viel diskutiert und stehen nun geschlossen da mit einem guten Ergebnis.“ Auch Steinbrück betonte: „Ich habe mit diesem Rentenkonzept keine Schwierigkeiten.“ Entscheidend sei für hin, dass die Rentenreform „nicht infrage gestellt werde“. Der zuletzt vor allem wegen seiner Nebeneinkünfte als Parlamentarier unter Druck geratene Kanzlerkandidat kann zudem keinen schlechten Start seiner Kampagne erkennen, da der Wahlkampf für ihn noch gar nicht begonnen habe. „Wir sind jetzt nicht im Wahlkampfmodus“, sagte Steinbrück. Dieser beginne „frühestens“ nach dem Wahlprogrammparteitag der SPD „im April oder Mai“. Niemand ertrage einen monatelangen „Beauty-Contest“. „Berührende Solidarität“ der Genossen Über seine Honorare als Vortragsredner sagte Steinbrück: „Ich bleibe dabei, ich habe nichts Unrechtes getan. Er habe seine Einkünfte zudem „offengelegt wie kein Anderer“. Steinbrück bedankte sich zudem für die „bemerkenswerte“ und „berührende“ Solidarität, die er derzeit von der SPD erfahre, obwohl er mit der Partei früher „provozierend umgegangen“ sei. Zugleich stellte er klar, dass er seine Kanzlerkandidatur trotz aller Vorwürfe aufrechterhalten werde. Er könne doch nicht sagen: „Wenn es so ist Herr Förster, lege ich das Reh wieder auf die Lichtung zurück“, scherzte der Kandidat. Im Wahlkampf werde er um diejenigen werben, die „es in der Politik etwas anders machen wollen“. Zwar gebe es derzeit möglicherweise keine Wechselstimmung gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die schwarz-gelbe Koalition habe aber „keine Perspektive“, ihre Arbeit fortsetzen zu können. Viele Bürger fragten sich zudem, „ob etwas in der Unwucht ist in dieser Gesellschaft“. Unter anderem kündigte Steinbrück eine Initiative gegen die steigenden Mieten an. Auf die Frage, ob das neue Rentenprogramm zum Agenda-2010-Verteidiger Steinbrück passt, sagte der Parteilinke Ralf Stegner den „Stuttgarter Nachrichten“: „Nicht jedem in der Parteispitze gefällt jeder Punkt des Konzepts.“ Steinbrück sei aber mit seinem Profil, „das ihn auszeichnet und mit dem er in bestimmte Milieus hineinwirkt, ganz besonders darauf angewiesen, dass wir nicht bei unseren Stammwählern verlieren“. Sollte der Parteikonvent das Konzept beschließen, habe die SPD „das letzte große Streitthema vor der Bundestagswahl abgeräumt“. dapd (Politik/Politik)
Steinbrück sieht reale Machtoption für Rot-Grün
Berlin (dapd). SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sieht ein reale Machtoption für Rot-Grün nach der Bundestagswahl 2013. Derzeit liege die SPD in den Umfragen bei 28 bis 30 Prozent, er sei überzeugt, dass es im Wahlkampf gelingen könne, da noch „drei bis vier Punkte draufzulegen“, sagte Steinbrück am Donnerstagabend in Berlin. „Wenn die Grünen ihr Niveau halten, dann haben wir eine Mehrheit.“ Die schwarz-gelbe Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe dagegen „keine Perspektive“, ihre Arbeit fortsetzen zu können. Der zuletzt vor allem wegen seiner Nebeneinkünfte als Parlamentarier unter Druck geratene Kanzlerkandidat kann zudem keinen schlechten Start seiner Kampagne erkennen, da der Wahlkampf für ihn noch gar nicht begonnen habe. „Wir sind jetzt nicht im Wahlkampfmodus“, sagte Steinbrück. Dieser beginne „frühestens“ nach dem Wahlprogrammparteitag der SPD „im April oder Mai“. Niemand ertrage eine monatelangen „Beauty-Contest“. Über seine Honorare als Vortragsredner sagte Steinbrück: „Ich bleibe dabei, ich habe nichts Unrechtes getan. Er habe seine Einkünfte zudem „offengelegt wie kein Anderer“. Zum Abgang des Unternehmers Roman Maria Koidl als sein Online-Berater sagte Steinbrück, dieser habe in der SPD-Zentrale keinen Vertrag gehabt, aber „umfangreiche Vorschläge gemacht, die zu einer revolutionären Umstellung im Willy-Brandt-Haus geführt hätten“. Das berufliche Vorleben Koidls als Hedgefonds-Berater sei für ihn „nicht ausschlaggebend“ gewesen. „Berührende Solidarität“ der Genossen Steinbrück bedankte sich für die „bemerkenswerte“ und „berührende“ Solidarität, die er derzeit von der SPD erfahre, obwohl er mit der Partei früher „provozierend umgegangen“ sei. Zugleich stellte er klar, dass er seine Kanzlerkandidatur trotz aller Vorwürfe aufrecht erhalten werde. Er könne doch nicht sagen: „Wenn es so ist Herr Förster, lege ich das Reh wieder auf die Lichtung zurück“, scherzte der Kandidat. Mit den Worten: „Sie werden mich in den nächsten elf Monaten nicht anders erleben, als ich bin“, lehnte Steinbrück eine „politische Geschlechtsumwandlung“ ab. Er wolle sich „treu bleiben, ohne borniert zu sein“. Im Wahlkampf werde er um diejenigen werben, die „es in der Politik etwas anders machen wollen“. Zwar gebe es derzeit möglicherweise keine Wechselstimmung gegen die Kanzlerin. Viele Bürger fragten sich aber, „ob etwas in der Unwucht ist in dieser Gesellschaft“. Unter anderem kündigte Steinbrück eine Initiative gegen die steigenden Mieten an. dapd (Politik/Politik)
Westerwelle will Patriot-Antrag der Türkei zustimmen
Berlin (dapd). Außenminister Guido Westerwelle (FDP) will dem Antrag der Türkei auf Verlegung von „Patriot“-Luftabwehrsystemen an die Grenze zu Syrien unter den „üblichen Vorbehalten“ zustimmen. Er habe den deutschen Botschafter entsprechend angewiesen, sagte Westerwelle am Mittwoch im Bundestag. Allen parlamentarischen Vorbehalten müsse dabei Rechnung getragen werden, betonte er. Eine Befassung des Bundestages halte er für erforderlich. Der Antrag der türkischen Regierung auf die Stationierung von „Patriot“-Raketen an der syrischen Grenze ist bei der NATO eingetroffen. Das teilte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Mittwoch via Twitter mit. Die Militärallianz werde den Fall umgehend diskutieren. dapd (Politik/Politik)
Westerwelle will Patriot-Antrag unter Vorbehalt zustimmen
Berlin (dapd). Außenminister Guido Westerwelle (FDP) will dem Antrag der Türkei auf Verlegung von „Patriot“-Luftabwehrsystemen an die Grenze zu Syrien unter den „üblichen Vorbehalten“ zustimmen. Wenn sich die erste Prüfung des Antrags bestätige, werde er eine entsprechende Empfehlung aussprechen, sagte Westerwelle am Mittwoch im Bundestag. Allen parlamentarischen Vorbehalten müsse dabei Rechnung getragen werden, betonte er. Eine Befassung des Bundestages halte er für erforderlich. Nach einem ersten Eindruck erfülle der Antrag der Türkei „alle Kriterien, die wir selber gestellt haben“, sagte der Außenminister weiter. So gehe es um eine ausschließlich defensive Unterstützung und keinesfalls um eine Luftoffensive. Der Antrag der türkischen Regierung auf die Stationierung von „Patriot“-Raketen an der syrischen Grenze ist bei der NATO eingetroffen. Das teilte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Mittwoch via Twitter mit. Die Militärallianz werde den Fall umgehend diskutieren. dapd (Politik/Politik)
BGH urteilt über Sonderfall der Unfallflucht
Karlsruhe (dapd). Der Bundesgerichtshof (BGH) steht vor einem Urteil zu den versicherungsrechtlichen Konsequenzen bei einem Sonderfall der Unfallflucht. Es geht darum, ob die Versicherung die Schadensregulierung verweigern kann, wenn der Unfallfahrer sich zwar berechtigt nach einer gewissen Zeit vom Unfallort entfernt hat, aber die Polizei nicht informiert und nur die Versicherung unverzüglich verständigt hat. In dem am Mittwoch verhandelten Fall aus Sachsen war ein Autofahrer nachts auf einer Landstraße bei Hoyerswerda in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen und mit dem Heck gegen einen Baum geprallt. Er will drei auf der Straße stehenden Rehen ausgewichen sein. Nach dem Unfall verständigte er den ADAC, der den Wagen abschleppte. Auch die Versicherung will er „unverzüglich“ informiert haben. Die Polizei oder das Straßenverkehrsamt – als Geschädigten des Baumunfalls – verständigte er jedoch nicht. Die Kaskoversicherung lehnte daraufhin die Regulierung des Fahrzeugschadens in Höhe von rund 27.000 Euro wegen Verletzung von Aufklärungsobliegenheiten ab. Die dagegen gerichtete Klage blieb in den Vorinstanzen erfolglos. Der 4. Zivilsenat des BGH in Karlsruhe wollte am Nachmittag über die Revision des Autofahrers entscheiden. (Aktenzeichen: IV ZR 97/11) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Ein Mann der deutlichen Worte
Berlin (dapd). Der scheidende Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, hat fast sein gesamtes Berufsleben in Bauunternehmen verbracht. Vielleicht stammt daher seine Vorliebe für deutliche Worte. Sein Amt als BDI-Chef hat der frühere Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Baukonzerns Hochtief in den vergangenen vier Jahren jedenfalls gern genutzt, um Klartext zu reden, wenn ihm eine Sache wichtig war. Das bekamen Politiker und Banker zu spüren. Aber auch in den eigenen Reihen eckte der hochgewachsene 65-Jährige zuweilen mit seinen Äußerungen an. Besonders oft legte sich Keitel mit der Politik an. Etwa, als er im März in einem Zeitungsinterview die Arbeit der schwarz-gelben Koalition in Berlin mit den Worten kommentierte: „Wir Unternehmer haben uns mehr von dieser Regierung erwartet.“ Offenbar war er da nicht der besten Stimmung. Auf die Frage, was er tue, wenn er schlecht gelaunt sei, antwortete Keitel im Sommer der „Welt am Sonntag“: „Dann spiele ich lieber selbst Klavier, so kann ich mich am besten abreagieren. Ohne Noten, ich improvisiere dann drauflos.“ Allerdings habe ihm sein Klavierlehrer einst nahegelegt, den Unterricht abzubrechen, weil er so wenig geübt habe. Als BDI-Präsident forderte Keitel immer wieder mehr Haushaltsdisziplin und größeren Sparwillen. Und er verlangte ein besseres Management der Energiewende. Notwendig sei hier ein unabhängiges Monitoring der erzielten Fortschritte, forderte Keitel. Aus seinem Berufsleben besitzt er umfangreiche Erfahrung im Projektmanagement. Der Umbau der Energieversorgung gleiche einer Operation am offenen Herzen: „Wenn man nur einen Fehler macht, kann das katastrophale Folgen haben.“ Doch auch die Finanzwelt nahm der Manager gern aufs Korn. Angesichts der weltweiten Finanzkrise verlangte er: „Die Finanzwirtschaft muss sich wieder auf ihre ureigene Funktion im volkswirtschaftlichen Kreislauf besinnen.“ Keitel: Rücktritt ist keine Frustreaktion Zwar musste Keitel als Verbandschef zuweilen auch Rücksicht nehmen auf die heterogenen Interessen der BDI-Mitglieder. Schließlich vertritt der BDI mit seinen 38 Mitgliedsverbänden die Interessen von mehr als 100.000 Unternehmen mit rund acht Millionen Beschäftigten – darunter Gewinner und Verlierer der Energiewende, Befürworter und Gegner des Euro-Rettungsschirms. Doch den Mund ließ sich der Manager deshalb nicht verbieten. Im Juni löste Keitel Krach im Unternehmerlager aus, als er sich in einem Brief an die wichtigsten Unternehmens- und Verbandsvertreter im BDI klar hinter den Euro-Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merke stellte. „Die langfristige Sicherung der Währungsunion liegt im elementaren Interesse jedes Einzelnen von uns“, schrieb der Manager. Jeder Schritt zurück in der europäischen Integration bedeute unkalkulierbare Risiken. Keitel dürfte gewusst haben, dass er damit Streit vom Zaun bricht. Tatsächlich ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten. Der Vorstand der kleinen Stiftung Familienunternehmen Brun-Hagen Hennerkes schimpfte in einer Stellungnahme, Keitels Brief gehe an den Sorgen und Bedürfnissen der größeren deutschen Familienunternehmen und der Bevölkerung vorbei und warnte: „Der vom BDI-Präsident eingeschlagen Kurs wird in den Abgrund führen.“ Doch als Frust-Reaktion auf derartige Querelen wollte der scheidende BDI-Präsident die Ankündigung seines Verzichts auf eine weitere Amtszeit ausdrücklich nicht verstanden wissen. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich solche Entscheidungen nicht aus der Hüfte treffe“, sagte Keitel bei der Vorstellung seines designierten Nachfolgers Ulrich Grillo. Keitel kann sich als unglaublich rüstiger Rentner nun seinen Lieben widmen: seiner Frau, seinen drei Kindern, dem Alpinismus und dem Jazz. Der WamS sagte er: „Manchmal kann mich Musik völlig unvorbereitet in eine bestimmte Stimmung versetzen.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)