Mutmaßlicher Millionenbetrüger hofft auf milde Strafe

Mutmaßlicher Millionenbetrüger hofft auf milde Strafe Mannheim (dapd). Ein mutmaßlicher Millionenbetrüger muss sich seit Dienstag vor dem Landgericht Mannheim verantworten. Zum Verhandlungsbeginn kündigte Rechtsanwalt Steffen Lindberg an, sein Mandant plane ein umfassendes Geständnis und hoffe im Gegenzug auf Strafmilderung. Zu einer solchen Verständigung will sich das Gericht am Freitag äußern. Bis dahin wolle sich die Kammer mit den Anschuldigungen gegen den 51 Jahre alten Angeklagten „gedanklich auseinandersetzen“, sagte die Vorsitzende Richterin. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Staubsaugervertreter vor, zwischen Dezember 2004 und September 2007 fast 1.300 Anleger um etwa 37 Millionen Dollar (27,5 Millionen Euro) betrogen zu haben. So habe er mit einem außerbörslichen Wertpapierhandel Renditen bis zu 72 Prozent versprochen. Investoren hätten teilweise zwar Geld von dem Mann und seiner Firma Privat Commercial Office erhalten. Dieses sei aber aus einem „Schneeballsystem“ gekommen. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft betrieb der Angeklagte gar keinen Handel mit Wertpapieren. Vielmehr habe er das eingenommene Geld wie von ihm geplant zur Finanzierung seines Lebensunterhalts, zur Zahlung der Provisionen an die Haupt- und Untervermittler sowie zur teilweisen Ausschüttung der angeblich erwirtschafteten Rendite verwendet. Zahl der Geschädigten soll weit höher liegen Laut Anklage und Verteidigung ist die Zahl der Geschädigten eigentlich höher. Dass in Mannheim die Einlagen von 1.300 Personen Gegenstand der Klage seien, erkläre sich dadurch, dass ein gewisser Teil der Investoren aus „persönlichen Gründen“ auf eine Anzeige verzichtet habe, sagte der Anwalt. Laut Medienberichten wird von bis zu 3.500 Geschädigten ausgegangen, die um eine Gesamtsumme von bis zu 100 Millionen Dollar geprellt worden seien sollen. Mit seiner Aussage hofft der Angeklagte nach Angaben seines Anwalts auf eine Verständigung mit dem Gericht, die ihm eine Haftzeit unterhalb von zehn Jahren anstatt der Höchststrafe von 15 Jahren bringen soll. „Ich gehe davon aus, dass mein Mandant zwei Drittel einer solchen Haftstrafe absitzen müsste“, sagte Lindberg. Er fügte hinzu, das kooperative Verhalten seines Mandanten würde dem Gericht ein „Mammutverfahren“ ersparen. Ex-Staubsaugervertreter narrte Anleger Der Angeklagte gab am Dienstag Auskunft über seinen Lebenslauf, schilderte seinen Berufsweg vom Realschüler hin zum Vermögensberater, Staubsaugerverkäufer, Broker oder Verkäufer von öffentlichen Telefonzellen, die in den USA hergestellt wurden. Auch räumte er ein, er habe einen Großteil des Gelds benötigt, um seinen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren. Der Mann war 2012 in Las Vegas festgenommen worden, offiziell wegen eines Verstoßes gegen das Einwanderungsgesetz. Damit endete eine fünf Jahre währende Flucht quer durch die USA, in dieser Zeit war der mutmaßliche Millionenbetrüger vom Landeskriminalamt gesucht worden. Der Haftbefehl gegen den Angeklagten erging 2007, weshalb er sich in die USA abgesetzt haben soll. Am Freitag soll der Angeklagte die Möglichkeit erhalten, über das von ihm betriebene Betrugssystem auszusagen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Nur noch einmal ist Beck Chef im Kabinettssaal

Nur noch einmal ist Beck Chef im Kabinettssaal Mainz (dapd). In der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei gibt es Wirbel um eigentlich ganz normale Handwerksarbeit. Eine Frau bringt Büroschilder an, und wird ausgerechnet dabei von einem Fernsehteam gefilmt. Ein Schild nehmen sie ab. „Ministerpräsident Kurt Beck“ steht darauf. Es ist Dienstag, der 15. Januar, und gleich wird der bundesweit dienstälteste amtierende Ministerpräsident in Mainz seine letzte Kabinettssitzung leiten. Eine Mitarbeiterin der Staatskanzlei unterbricht die junge Frau bei ihrer Arbeit. „Die kommen doch gleich raus jetzt!“, zischt sie. Das Schild ist nun ab, das neue noch nicht dran. Kurt Beck tritt aus der Tür und begrüßt auf dem Flur Malu Dreyer (beide SPD), die am Mittwoch im Landtag zu seiner Nachfolgerin gewählt werden soll. Es ist ihr Name, der künftig an der Tür in der Mainzer Regierungszentrale stehen wird. Gemeinsam treten sie vor die Kameras. Ein „bisschen Wehmut“ sei heute sicherlich mit dabei, sagt Beck. In 18 Dienstjahren habe er, nach eigener Schätzung, rund 900 Sitzungen mit den Ministern abgehalten und, grob überschlagen, 15.000 Vorlagen für diese Termine gelesen. Dreyer vertraue er voll und ganz. „Die Zukunft des Landes ist bei ihr in guten Händen“, sagt er. Und: Er wünsche ihr, „dass sie so bleibt wie sie ist – dann wird alles gut“. Bei Malu Dreyer „steigt das Lampenfieber“ Dreyer lobt Becks Tatkraft und seine „gute, menschliche Art“. Und seine sehr präzise Vorbereitung: „Er ist einer der Wenigen, die vor einer Sitzung wirklich alle Vorlagen gelesen haben.“ Dreyer sagt, sie wünsche Beck, dass er wieder voll und ganz gesunde. Mit einem Problem mit der Bauchspeicheldrüse hatte Beck seinen Rückzug aus dem Amt begründet. „Ich hoffe, dass Kurt Beck politisch aktiv bleibt.“ Bei ihr selbst steige nun das Lampenfieber, so kurz vor der Wahl. Dann betreten beide den Kabinettssaal, wo der Ministerpräsident alle herzlich begrüßt. Die Ministerinnen bekommen Küsschen von Beck, Justizminister Jochen Hartloff (SPD) streicht er kurz über die Wange. „Ganz schön stachelig“, befindet der Bartträger Beck dann, bevor er die Sitzung beginnt: „So. Wollen wir uns dann alle hinsetzen?“ „Ist heute irgendwas besonderes?“, fragt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Daniel Köbler betont ahnungslos in Richtung der Journalisten und setzt ein unschuldiges Gesicht auf. Fast möchte man ihm das glauben. Doch zu seinen Füßen liegt, in transparente Folie gehüllt, ein prächtiger Blumenstrauß, der nur noch auf seine Übergabe an Kurt Beck wartet. Draußen, auf dem Flur, wird unterdessen ein neues Schild an der Bürotür angebracht. dapd (Politik/Politik)

Ramsauer will erst am 6. Januar vom Flughafendebakel erfahren haben

Ramsauer will erst am 6. Januar vom Flughafendebakel erfahren haben Berlin (dapd-bln). Im Streit um das Debakel am Hauptstadtflughafen hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) „in aller Deutlichkeit“ den Vorwurf der Täuschung zurückgewiesen. Er habe erst „am 6. Januar abends“ erfahren, dass der Eröffnungstermin für Schönefeld erneut verschoben werden muss, sagte Ramsauer am Dienstag vor einer Sitzung des Bundestags-Haushaltsausschusses in Berlin. Der CSU-Politiker trat damit Äußerungen von SPD-Chef Sigmar Gabriel entgegen, er habe bereits drei Wochen vor den Mitgliedern des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft von der erneuten Verschiebung gewusst. Gabriel sei offenbar „einer Fehlspekulation aufgesessen“, sagte Ramsauer. Es sei „unsinnig“, mit dem Berliner Flughafen ein „parteipolitisches Süppchen zu kochen“. Ramsauer bestätigte, dass er sich bereits am 19. Dezember mit Flughafen-Technikchef Horst Amann getroffen habe. Schon damals sei klar gewesen, dass der Eröffnungstermin „nicht sicher“ sei. Amann habe aber erklärt, er könne darüber „definitiv frühestens Anfang Januar etwas sagen“, da noch eine Reihe von Tests und Überlegungen erforderlich seinen. dapd (Politik/Politik)

Deutscher Militäreinsatz in Mali darf kein Tabu sein

Deutscher Militäreinsatz in Mali darf kein Tabu sein Köln (dapd). Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hat die Absage an ein militärisches Engagement deutscher Truppen in Mali kritisiert. Er finde es sehr unklug, die Beteiligung an einem Kampfeinsatz generell abzulehnen, sagte er am Dienstag im Deutschlandfunk. „Ich halte das für zu früh“, mahnte er mit Blick auf die anhaltenden Gefechte in dem westafrikanischen Land. Zunächst müssten die deutschen Politiker zwar darauf einwirken, dass sich die Europäische Union in den Konflikt zwischen Islamisten und Regierung einschalte. „Man muss dann allerdings auch bereit sein, sich in diesem Land militärisch mit zu engagieren“, forderte Kujat. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte den Einsatz deutscher Kampftruppen in Mali am Montagabend im ZDF-„heute journal“ abgelehnt, aber humanitäre, medizinische und logistische Hilfe für den französischen Militäreinsatz in dem westafrikanischen Staat in Aussicht gestellt. dapd (Politik/Politik)

Westerwelle lehnt deutsche Beteiligung an Kampfeinsatz in Mali ab

Westerwelle lehnt deutsche Beteiligung an Kampfeinsatz in Mali ab Mainz (dapd). Außenminister Guido Westerwelle (FDP) will für den Fall deutscher Hilfe für den französischen Militäreinsatz in Mali die „enge Einbindung des Deutschen Bundestages“ sicherstellen. Die Bundesrepublik sei ein „Land mit einer Parlamentsarmee, nicht mit einer Regierungsarmee“, sagte er am Montagabend im ZDF-„heute-journal“. Ob eine Zustimmungspflicht des Bundestages vorliege, komme darauf an, wie der Einsatz in der Praxis aussehe. Er habe am Montag das deutsche Angebot an Frankreich übermittelt, jetzt werde zwischen den Regierungen über das weitere Vorgehen beraten. Davon hänge natürlich auch ab, worüber der Bundestag zu beraten habe. Westerwelle betonte zugleich: „Wir werden nicht mit Kampftruppen uns an diesem Einsatz beteiligen.“ Es werde jetzt mit den französischen Partnern erörtert, „wie wir humanitär, medizinisch oder auch logistisch politisch unterstützen können“, betonte er. Er habe am Montag mit seinem französischen Amtskollegen telefoniert, der „sehr erfreut“ auf das Angebot reagiert habe. „Wir tun unsere Arbeit, wir werden unseren internationalen Verpflichtungen auch gerecht“, sagte Westerwelle. Aber Deutschland könne und wolle nicht bei jedem Kampfeinsatz dabei sein. dapd (Politik/Politik)

Ehemaliger NPD-Schatzmeister erneut vor Gericht

Ehemaliger NPD-Schatzmeister erneut vor Gericht Münster (dapd). Wegen Verstoßes gegen das Parteiengesetz muss sich der ehemalige Bundesschatzmeister der rechtsextremen NPD, Erwin Kemna, seit Montag in Münster vor Gericht verantworten. Zum Prozessauftakt am Landgericht wies der 62-Jährige die Vorwürfe zurück. Nach seinen Angaben basiert die Anklage auf fehlerhaften und unvollständigen Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Das Landgericht Münster wirft Kemna vor, zwischen Dezember 2003 und Dezember 2007 die Einnahmen der NPD in den Rechenschaftsberichten für fünf Jahre um insgesamt 870.000 Euro zu hoch angegeben zu haben. Vorrangig geht es dabei um Mitgliedsbeiträge und Spenden. Dadurch soll die Partei, die der Vorsitzende Richter als „fortlaufend klamm“ bezeichnete, unrechtmäßig 270.000 Euro kassiert haben. Ein Problem des auf 14 Verhandlungstage bis Mitte April angesetzten Verfahrens dürfte sein, dass für keines der in Rede stehenden Jahre eine vollständige elektronische Buchführung Kemnas vorliegt. Die Vorgänge sind deshalb nur schwer nachvollziehbar. Der frühere NPD-Schatzmeister erklärte dies mit regelmäßigen „Abstürzen“ seines entsprechenden Computerprogramms. Er habe dann die Buchführung handschriftlich fortgesetzt und die sich daraus ergebenden Beträge später auf das Jahresende datiert als Sammelnachtrag in das PC-Programm ergänzt. Kemna: Mitgliedsbeiträge gingen bar ein Außerdem seien Mitgliedsbeiträge und Spenden vielfach bar oder als Scheck zu ihm oder in die Berliner Parteizentrale geflossen. Deshalb seien die Vorgänge nicht allein anhand der Unterlagen des bei einer Bank im baden-württenbergischen Ludwigsburg geführten Parteikontos nachvollziehbar. Kemnas Rechtsanwalt stellte überdies einen Antrag auf Aussetzung des Verfahrens. Er begründete dies mit der Unzulänglichkeit des Gutachtens und nicht ausreichender Zeit für die Vorbereitung der Verhandlung. Das Gericht will über den Antrag bis zum nächsten Verhandlungstag am Donnerstag (17. Januar) entscheiden. Im Fall eines Schuldspruchs droht Kemna, der inzwischen die Partei verlassen hat, eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. Bereits 2008 war er wegen Untreue zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte zugegeben, die NPD um 740.000 Euro betrogen zu haben, weil er sein vor der Pleite stehendes Küchenstudio retten wollte. dapd (Politik/Politik)

Ein Drückeberger ist das nicht

Ein Drückeberger ist das nicht Potsdam (dapd). Warum tut er sich das an? Warum will Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) mitten in dieser schweren Krise nach der vierten verschobenen Eröffnung des Hauptstadtflughafens in Schönefeld den Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen? Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will das Amt loswerden. Seine Umfragewerte sind vor allem wegen des Flughafen-Debakels stark gesunken. Erst am Samstag musste er sich eines Misstrauensvotums im Abgeordnetenhaus erwehren Platzeck stellt am Montag selbst die Vertrauensfrage. Im Wissen, dass die rot-rote Koalition hinter ihm steht. Platzeck rennt nicht weg. Das hat er noch nie gemacht. Außer, wenn die Gesundheit streikte. Wie damals, als er nach nur fünf Monaten im Amt als Bundesvorsitzender der SPD zurücktrat. Er habe seine Kräfte überschätzt, sagte Platzeck damals. Der Stress aus den drei Ämtern als Ministerpräsident sowie Landes- und Bundeschef der SPD hatten ihm Hörstürze und Kreislaufprobleme beschert. Und nun Aufsichtsratschef der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH. Platzeck knüpft sein Schicksal an den Flughafen. Wenn dort nichts fliege, fliege er selbst, sagt er am Sonntagabend in der ARD. Im Landtag erklärte er: „Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass ich noch mehr Verantwortung übernehmen muss.“ Er wolle mit aller Kraft dazu beitragen, dass das Großflughafenprojekt „doch noch glücklich zu Ende gebracht werden kann“. Warum überlässt er den Vorsitz nicht einem Fachmann? Das fordert nicht nur die brandenburgische Opposition. Platzeck könnte es sich einfach machen und die Verantwortung delegieren. Aber das ist eben nicht seine Art. Er sieht sich selbst in preußisch-brandenburgischer Tradition. Also sieht er sich in der Pflicht. In der Pflicht für sein Land und die Menschen. Außerdem ist Platzeck Parteisoldat. Und vielleicht ist er ja auch überzeugt, dass der Flughafen doch noch ein Erfolg wird. Das könnte er sich dann auf die Fahnen schreiben. Erst Kybernetik, dann Politik Fraglich ist allerdings, wann der Airport betriebsbereit wird. 2014 wird in Brandenburg gewählt. Wird er dann erneut Spitzenkandidat der SPD werden? Seit 1990 regiert die SPD in Brandenburg. Platzeck will die Partei eigentlich erneut in den Wahlkampf führen. Doch das hängt nun von der Baustelle in Schönefeld ab. Und von Platzecks Gesundheit. Seine Parteigenossen hoffen, dass er sich nicht erneut übernimmt. Platzeck wurde am 29. Dezember 1953 als Sohn eines Arztes und einer medizinisch-technischen Assistentin in Potsdam geboren. Nach Abitur und Grundwehrdienst studierte er biomedizinische Kybernetik und wurde Diplomingenieur. Anschließend arbeitete er unter anderem bei der Hygieneinspektion Potsdam. Seine politische Laufbahn begann Ende der 1980er Jahre in der DDR. Im April 1988 gründete Platzeck mit Freunden die AG Pfingstberg und die Potsdamer Bürgerinitiative ARGUS (Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtgestaltung). Im November 1989 beteiligte er sich an der Gründung der Grünen Liga und wurde deren Sprecher. Von Dezember 1989 bis Februar 1990 nahm er an den Verhandlungen des Zentralen Runden Tisches der DDR teil. Von Februar 1990 bis April 1990 war er Minister ohne Geschäftsbereich im Kabinett Modrow. Erst Grüner, dann Sozialdemokrat Bei der Volkskammerwahl im März 1990 holte Platzeck ein Mandat für die Grüne Partei der DDR. In der Fraktionsgemeinschaft Bündnis 90/Grüne wurde er Parlamentarischer Geschäftsführer. Er gehörte zu den 144 Abgeordneten der neuen Bundesländer, die nach der Vereinigung in den Bundestag delegiert wurden. Nach der ersten Landtagswahl in Brandenburg am 14. Oktober 1990 wurde Platzeck Abgeordneter der Fraktion Bündnis 90. Einen guten Monat später erhielt er seine Ernennungsurkunde als Umweltminister der ersten Brandenburger Landesregierung. 1994 wurde Platzeck erneut als Minister berufen. 1995 trat er in die SPD ein. Bundesweit bekannt wurde Platzeck als „Deichgraf“. Beim verheerenden Oder-Hochwasser 1997 übernahm er das Krisenmanagement. Ein gutes Jahr später gab Platzeck sein Amt als Umweltminister auf und wurde Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam. Erst Parteichef, dann Ministerpräsident Im Jahr 2000 wählte ein Parteitag Platzeck erstmals zum SPD-Landesvorsitzenden. 2002 übernahm er von seinem Ziehvater Manfred Stolpe (SPD) das Amt des Ministerpräsidenten. 2004 konnte Platzeck die SPD trotz der Proteste gegen die von der SPD auf Bundesebene eingeführten „Hartz IV“-Gesetze zum Wahlsieg führen. Danach legte Platzeck das von Stolpe übernommene rot-schwarze Regierungsbündnis neu auf. Doch im Jahr 2009 schmiedete Platzeck Brandenburgs erstes rot-rotes Bündnis. Und auch damals bewies er Stehvermögen. Obwohl Rot-Rot aufgrund verschwiegener Stasi-Tätigkeiten einiger Linke-Abgeordneter einen kapitalen Fehlstart hinlegte, brachte Platzeck das Bündnis voran. Ein Großteil der Wahlversprechen der SPD jedenfalls ist erfüllt. Mittellose Abiturienten bekommen das Schüler-Bafög, öffentliche Aufträge werden nur noch an Firmen mit Mindestlöhnen gezahlt, Hunderte Lehrer werden eingestellt. Die Opposition moniert freilich, das das Land nicht vorankomme, dass zu wenig in die Bildung investiert werde. Doch Platzeck ficht das nicht an. Er ist noch immer der mit Abstand beliebteste Politiker im Land. Und es wäre nicht Platzeck, wenn er nicht die Zuversicht hätte, dass das auch im Herbst 2014 noch so ist. Nach bewältigter Flughafenkrise. dapd (Politik/Politik)

Anschlag auf Arbeitnehmerrechte

Anschlag auf Arbeitnehmerrechte Köln (dapd). Der nordrhein-westfälische Sozialminister Guntram Schneider (SPD) hat den Gesetzentwurf der Koalition zur Neuregelung der Videoüberwachung am Arbeitsplatz scharf kritisiert. Der Entwurf ermögliche eine Legalisierung von Überwachungen und sei damit ein „Anschlag auf Arbeitnehmerrechte“, sagte er am Montag im Deutschlandfunk. Er begrüße es zwar, dass die heimliche Videoüberwachung damit verboten werden soll. Dies halte er aber ohnehin für eine Selbstverständlichkeit. Nach den bisherigen Plänen bleibe hingegen völlig unklar, in welchen Fällen eine Videoüberwachung künftig begründet sein soll und in welchen nicht, beklagte Schneider. dapd (Politik/Politik)

Weil: Steinbrück-Diskussion in Niedersachsen kein Thema

Weil: Steinbrück-Diskussion in Niedersachsen kein Thema Osnabrück (dapd). Der niedersächsische SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil (SPD) hält die Chancen für ein gutes Abschneiden seiner Partei bei der Landtagswahl trotz der Debatte um SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück für hoch. „Nach allem, was ich sehe, perlt diese Diskussion an den Niedersachsen ziemlich stark ab“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wir haben deshalb in den Umfragen eine bemerkenswerte Stabilität“, sagte er. Die vorgezogene Benennung des Kanzlerkandidaten halte er nicht für falsch. Ohne diesen Schritt hätte „eine Partei mit einem Führungsanspruch wie die SPD noch nicht einmal die Frage beantworten können, wer dafür denn personell steht“, sagte Weil. In Niedersachsen wird am 20. Januar ein neues Parlament gewählt. dapd (Politik/Politik)

IG-Metall Chef verteidigt Kollegen wegen Luxusreisen für Thyssen-Krupp

IG-Metall Chef verteidigt Kollegen wegen Luxusreisen für Thyssen-Krupp Hamburg (dapd). IG Metall-Chef Berthold Huber hat seinen Vorstandskollegen Bertin Eichler gegen Kritik wegen dessen Luxusreisen als Aufsichtsrat von ThyssenKrupp in Schutz genommen. Er stelle die Integrität eines Menschen nicht wegen fünf Flügen infrage, sagte Huber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Gleichzeitig sprach er Eichler sein Vertrauen für dessen Tätigkeit bei der Gewerkschaft aus. „Wenn er sich nichts anderes vorwerfen lassen muss, dann bleibt er Vorstand der IG Metall,“ erklärte Huber. Vergangene Woche war publik geworden, dass Eichler und andere Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zwischen 2004 und 2012 mehrfach auf Kosten von ThyssenKrupp luxuriös auch erster Klasse nach Asien und Südamerika geflogen waren, um dort geschäftliche Aktivitäten mit einem Touristenprogramm zu verbinden. Eichler hatte zwar den dienstlichen Charakter der Reisen betont, auf eine weitere Kandidatur für dass Kontrollgremium jedoch verzichtet. Zudem kündigte er an, dem Stahlkonzern die Preisdifferenz zwischen First-Class- und Business-Class-Flügen zu erstatten. Huber glaubt nicht, dass Eichler sich durch die Luxusreisen hat lenken lassen. „Herr Eichler hat sich wegen fünf Flügen doch nicht in seiner Arbeit als Aufsichtsrat beeinflussen oder gar kaufen lassen“, sagte Huber. Im „Handelsblatt“ forderte Huber gleiche Maßstäbe für Kapital- und Belegschaftsverteter in Aufsichtsräten. „Offensichtlich kümmert es niemanden, ob Vertreter der Anteilseigner erster Klasse fliegen oder sich von den Tantiemen vielleicht ein privates Ferienhaus kaufen“, sagte er der Zeitung (Montagausgabe). Wer die Unabhängigkeit der Arbeitnehmervertreter anzweifle, müsse „dieselben Fragen ja wohl konsequenterweise auch an die Vertreter der Kapitalseite“ richten. Vereinigte Aufsichtsräte machen Druck auf Cromme Angesichts der horrenden Verluste bei ThyssenKrupp durch Stahlwerke in Übersee sowie die Skandale um Luxusreisen legt die Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland dem Konzern-Chefkontrolleur Gerhard Cromme den Rücktritt nahe. Der „Spiegel“ zitierte aus einem Brief des Verbands an Cromme, laut dem die Mehrheit der „verantwortungsbewussten Aufsichtsräte“ erwartet, „dass Sie selber über persönliche Konsequenzen nachdenken und Ihr Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender der ThyssenKrupp AG niederlegen“. Die Forderung der Vereinigung, die sich für eine höhere Qualität der Aufsichtsratsarbeit einsetzt, ist weitere Munition für Aktionärsvertreter, die Cromme, dem Aufsichtsrat und dem Vorstand bei der Hauptversammlung von Thyssen-Krupp am 18. Januar die Entlastung verweigern wollen. Das hätte vor allem symbolischen Wert, angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Versammlung aber keine praktischen Folgen. Cromme hat einen Rücktritt bislang abgelehnt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)