Gysi enttäuscht über Vereinigungsprozeß bei den Linken

Gysi enttäuscht über Vereinigungsprozeß bei den Linken Berlin (dapd). Fünf Jahre nach Gründung der Linken ist ihr Fraktionsvorsitzender Gregor Gysi enttäuscht über das Zusammenwachsen der Partei. Ost- und Westlinke hätten es „bislang nicht vermocht, im Unterschiedlichen Bereicherndes zu sehen und zu finden“, schreibt er in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Neues Deutschland“. Die Probleme der Partei seien aber gemeinsame, sie ließen sich „nicht durch Kämpfe gegeneinander lösen“. Die Linke war am 16. Juni 1007 aus ostdeutscher PDS.Linkspartei und westdeutscher WASG entstanden. Gysi appellierte an die verschiedenen Strömungen in seiner Partei, „endlich die eigene Beschränktheit“ und „die Anderen auch als die notwendig ergänzende Bereicherung“ zu begreifen. dapd (Politik/Politik)

Geheimdienst-Kontrollgremium tagt zur Teppich-Affäre

Geheimdienst-Kontrollgremium tagt zur Teppich-Affäre Berlin (dapd). Das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages (PKGr) zur Überwachung der Nachrichtendienste befasst sich in einer Sondersitzung mit der Teppich-Affäre um Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) und BND-Chef Gerhard Schindler. Die Abgeordneten wollen am Freitag kommender Woche (11.45 Uhr) zusammenkommen, wie die Nachrichtenagentur dapd erfuhr. Zunächst war Montag als Termin erwogen worden. Niebel hatte einen privat erworbenen Teppich in einem Flugzeug des Bundesnachrichtendienstes (BND) von Kabul nach Berlin transportieren lassen. Das Souvenir wurde dann, am Zoll vorbei, in die Privatwohnung des Ministers gebracht. Später stellte Niebel einen Antrag auf Nachverzollung. Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele, der Mitglied im PKGr ist, hatte bereits am Freitagvormittag eine Sondersitzung gefordert. „Ich will jetzt wissen, welcher der Herren die Wahrheit sagt“, sagte Ströbele und verlangte eine Gegenüberstellung von Niebel und Schindler. Über den fahrlässigen Umgang mit der Wahrheit seien früher schon andere Personen gestolpert, sogar Minister. dapd (Politik/Politik)

Gleichstellungskonferenz sorgt sich um Rollenbild der Frauen

Gleichstellungskonferenz sorgt sich um Rollenbild der Frauen Nürnberg (dapd). Die Gleichstellungs- und Frauenminister der Länder fordern einen Rechtsanspruch für Frauen auf Rückkehr in einen Vollzeitarbeitsplatz, wenn sie der Familie wegen eine Zeit lang nur Teilzeit gearbeitet haben. „Teilzeit darf für Frauen nicht zur Sackgasse werden“, erklärte Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) am Freitag in ihrer Funktion als Vorsitzende der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz (GFMK). Das Gremium verabschiedete nach zweitägigen Beratungen in Nürnberg 38 Maßnahmen „zur Verbesserung der Gleichstellung von Frauen und Männern“, davon 22 einstimmig. Die Fachminister sehen vor allem „in den Bereichen Schule, Medien und Erwerbsleben Handlungsbedarf, um alte Rollenbilder aufzulösen“, wie es in einer Erklärung heißt. Haderthauer zufolge müssten sich Teilzeit arbeitende Frauen oft mit weniger verantwortungsvollen und damit schlechter bezahlten Jobs begnügen. „Teilzeit und verantwortungsvolle Aufgaben sind in vielen Bereichen sehr wohl miteinander vereinbar“, sagte die Ministerin an die Adresse der Unternehmen gerichtet. Auf Initiative Bayerns und Hessens hat die Konferenz die Forderung nach einer „Rente nach Lebensleistung“ aufgestellt. „Frauen steigen wegen der Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen zeitweise aus und dürfen deshalb nicht im Alter zu Verliererinnen werden“, betonte Haderthauer. Konkret will die GFMK eine bessere Bewertung von Pflegezeiten bei der Rente durchsetzen und die rentenrechtliche Situation von Müttern stärken. Große Sorge äußerten die überwiegend weiblichen Teilnehmer der Konferenz über eine Zunahme von Frauen bei rechtsradikalen Gruppierungen. Haderthauer kündigte an, die GFMK werde sich an die Bundesregierung wenden, um einen Forschungsauftrag anzustoßen. Mit einer Studie müsse der Grund des Anstiegs herausgefunden werden, danach die richtigen Maßnahmen entwickelt werden, sagte sie. Die GFMK übte in Nürnberg außerdem Kritik am Fernsehprogramm. Ob Serien, Filme, Werbung oder Kinderfernsehen – es fehle an weiblichen Berufsvorbildern. Haderthauer forderte die Rundfunkräte der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten auf, Berufe realistischer darzustellen. Die Ministerin berief sich auf eine Untersuchung der TU Berlin, wonach das Fernsehen für junge Frauen mittlerweile eine größere Inspirationsquelle für Traumberufe darstelle, als die professionelle Berufsberatung der Arbeitsagenturen. dapd (Politik/Politik)

Gabriel warnt vor Euro-Austritt Griechenlands

Gabriel warnt vor Euro-Austritt Griechenlands Hamburg (dapd). SPD-Chef Sigmar Gabriel warnt vor einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. „Die Ansteckungsgefahr würde sich wegen der totalen Verunsicherung der Finanzmärkte dramatisch fortsetzen“, sagte er „Spiegel Online“ am Freitag. Die Lage in Spanien und Italien dürfte sich dadurch weiter verschärfen. „Diese Kettenreaktion kann die EU in eine existenzielle Situation bringen“, sagte Gabriel. Zu den Sparauflagen für das hoch verschuldete Griechenland sagte der SPD-Chef: „Die Ziele und Inhalte der Reformen müssen beibehalten werden.“ Über den Zeitplan müsse aber diskutiert werden. dapd (Politik/Politik)

Friedrich zufrieden mit Razzia gegen Salafisten

Friedrich zufrieden mit Razzia gegen Salafisten Berlin (dapd). Das Bundesinnenministerium wertet die bundesweiten Razzien bei radikalen Salafisten als überaus erfolgreich. „Es ist deutlich geworden, dass der Rechtsstaat wehrhaft gegen die Feinde der Demokratie vorgeht“, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag in Berlin. Insgesamt seien am Donnerstag rund 100 Objekte durchsucht und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. Im Zuge der Aktion hatte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) den salafistischen Verein „Millatu Ibrahim“ aus Solingen verboten. Zudem wurden vereinsrechtliche Ermittlungen gegen die beiden Gruppen „Die wahre Religion“ aus Köln und „DawaFFM“ aus Frankfurt am Main eingeleitet. dapd (Politik/Politik)

Hannelore Kraft beliebteste Politikerin

Hannelore Kraft beliebteste Politikerin Mainz (dapd). Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist auf Anhieb zur beliebtesten Politikerin in Deutschland aufgestiegen. Im neuen ZDF-Politbarometer landete Kraft auf dem Spitzenrang, wie der Sender am Freitag in Mainz mitteilte. Die SPD-Politikerin ist neu auf der Liste und kommt auf der Skala von plus fünf bis minus fünf auf einen Wert von 1,7. Kraft liegt damit knapp vor Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ebenfalls mit 1,7 und nur um Hundertstel schlechter als Kraft bewertet wurde. Es folgen Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) Ex-Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier mit je 1,4. Mit deutlichem Abstand liegt Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU/0,6) auf dem sechsten Rang vor SPD-Chef Sigmar Gabriel (0,5) und CSU-Chef Horst Seehofer (0,4). Im Negativbereich bleiben Guido Westerwelle mit minus 1,1 und Philipp Rösler mit minus 1,4. In der Parteienpräferenz hat sich der Abstand zwischen Union und SPD deutlich verringert. CDU und CSU müssen zwei Punkte abgeben und kämen auf 34 Prozent, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Die SPD kann hingegen einen Punkt auf 32 Prozent zulegen. Die Grünen kommen auf 13 Prozent, die Piraten auf 7 Prozent. Die FDP verbessert sich auf fünf Prozent. Auch die Linke erreicht fünf Prozent. dapd (Politik/Politik)

NSU-Experte kritisiert Arbeit des Verfassungsschutzes

NSU-Experte kritisiert Arbeit des Verfassungsschutzes Dresden (dapd-lsc). Trotz Hinweisen hat Sachsens Verfassungsschutz nach Expertenmeinung die rechtsextreme Terrorzelle NSU unterschätzt. Es gebe zahlreiche Indizien für eine enge Beziehung des NSU-Kerns zum Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“, sagte der Politikwissenschaftler Fabian Virchow am Freitag im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags in Dresden. Diesen Indizien sei aber „offenbar nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt“ worden, fügte Virchow hinzu. Von 1998 bis 2000 habe es fünf Hinweise zur Verbindung von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe zu „Blood & Honour“-Strukturen gegeben. So hätten die Thüringer Ermittler bei der Durchsuchung einer Garage in Jena nicht nur Material zum Bau von Rohrbomben gefunden, sondern auch eine Liste mit Adressen von Neonazis. Mundlos habe einen Artikel in einer „Blood & Honour“-Zeitschrift veröffentlicht. Später habe es eine Berichterstattung über das abgetauchte Terror-Trio gegeben, sagte der Experte unter Berufung auf Verfassungsschutzberichte. Zudem hätten andere Ermittlungsverfahren weitere Verbindungen von Böhnhardt und Mundlos zu „Blood & Honour“ gezeigt, deren harte Kerne sich in Zwickau, Chemnitz und Meerane befunden hätten. Offenbar fügten sich diese Indizien aber zu keinem Gesamtbild für die Ermittler zusammen, wie der Experte schilderte. Man hätte aber „etwas systematischer hingucken können auf diese ‚Blood & Honour‘-Strukturen“. Allein der Fund von Sprengstoff in der Jenaer Garage habe die Gewaltbereitschaft und extremistischen Strukturen verdeutlicht. Zudem habe sich die rechtsextreme Szene in den vergangenen Jahren stark radikalisiert. Der einmal im Monat tagende Ausschuss untersucht die Behördenarbeit im Fall der Mordserie des rechtsextremen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). Die Terrorgruppe aus Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe flog im November 2011 nach einem Banküberfall in Thüringen auf. Ihr werden zehn Morde bundesweit zur Last gelegt. Mundlos und Böhnhardt erschossen sich nach dem Überfall in einem Wohnwagen, als die Polizei anrückte. Zschäpe jagte laut Polizei das Haus des Trios in Zwickau in die Luft. Dort waren die drei nach ihrem Wegzug aus Thüringen jahrelang untergetaucht. Zschäpe sitzt in U-Haft. Der im vergangenen März vom Landtag auf Initiative der Opposition beschlossene Ausschuss soll bis zum Ende der Legislaturperiode 2014 mögliche Fehler und Versäumnisse der sächsischen Behörden und der schwarz-gelben Landesregierung im Zusammenhang mit der Terrorzelle untersuchen. Nach einigen Sitzungen, in denen Beweisanträge eingebracht und Expertenanhörungen geplant wurden, war Virchow nun der erste Sachverständige, der im Ausschuss Auskunft gab. Andere geladene Experten hatten ihr Erscheinen abgesagt, darunter mit dem Verweis, Sachsens Landesregierung habe in der Vergangenheit mehrfach die Unterstützung von Forschungsprojekten zu Rechtsextremismus bei Schülern abgelehnt. Weitere NSU-Untersuchungsausschüsse gibt es im Bundestag und in Thüringen. Virchow verwies bei der Befragung noch darauf, dass nach dem bundesweiten Verbot von „Blood & Honour“ im Jahr 2000 der sächsische Verfassungsschutz den Begriff Rechtsterrorismus zunächst nicht mehr verwendet habe. Angesichts der Tatsache, dass Zwickau zu diesem Zeitpunkt neue Heimat des NSU wurde, sei dies paradox, betonte der 51-jährige Politologe, der an der Fachhochschule Düsseldorf den Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus hat. „Die Ausführungen von Professor Virchow lieferten wichtige Korrekturen zu den Lagebildern in Sachen extreme Rechte, die die sächsischen Behörden regelmäßig verbreiten“, sagte Ausschussmitglied Kerstin Köditz (Linke). Ihr Ausschusskollege Miro Jennerjahn (Grüne) sagte, dass Virchow nicht ausgeschlossen habe, dass die Verbindungen der NSU-Mitglieder zum starken sächsischen „Blood & Honour“-Netzwerk unterschätzt worden seien. dapd (Politik/Politik)

Humboldt- und Freie Universität erhalten Elite-Status

Humboldt- und Freie Universität erhalten Elite-Status Berlin (dapd-bln). Berlin hat nunmehr zwei sogenannte Elite-Universitäten. Aus der neuen Runde des bundesweiten Exzellenz-Wettbewerbs ging auch die Humboldt-Universität (HU) als Sieger hervor. Die Freie Universität (FU) kann ihren 2007 erstmals verliehenen Titel fortführen, bestätigten die Spitzen der Einrichtungen am Freitag. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gratulierte. Die Ergebnisse des neuen Wettbewerbs wurden am Freitag von der gemeinsamen Kommission aus Deutscher Forschungsgemeinschaft und Wissenschaftsrat sowie den Ressortministern des Bundes und der Länder in Bonn mitgeteilt. Die neue Exzellenz-Phase läuft bis 2017. Universitäten konnten sich in drei Linien bewerben: Auf Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, auf Cluster für Forschungsverbünde sowie mit einem Zukunftskonzept. Für den Elite-Status war allein das Zukunftskonzept maßgeblich. Nach der aktuellen Runde gibt es elf Exzellenz-Unis in Deutschland. Den Angaben zufolge erhält die FU Gelder in allen drei Förderlinien: Für ihr Zukunftskonzept „Veritas – lustitia – Libertas. Internationale Netzwerkuniversität“, und für drei Exzellenzcluster und sieben Graduiertenschulen mit Beteiligung der FU. FU-Präsident Peter-André Alt sprach von einem „glücklichen Tag für die Universität und ihre Kooperationspartner“. Der Erfolg bestätige, dass die Reputation und Strahlkraft der Universität größer denn je seien. Alt rechnet mit Fördergeldern aus den Bewilligungen von rund 120 Millionen Euro allein für die FU-eigenen Projekte bis 2017. Auch die HU schloss in allen Linien mit Erfolg ab. Bewilligt wurden die Anträge für das Zukunftskonzept „Bildung durch Wissenschaft“, zwei Exzellenz-Cluster (eines davon gemeinsam mit der FU sowie eine Beteiligung an einem weiteren Cluster der Technischen Universität Berlin, TU) und fünf Graduiertenschulen (zwei davon mit der FU, eine gemeinsam mit FU und TU sowie zwei weitere Beteiligungen mit der FU). Zudem konnte die HU gemeinsam mit der FU ein erfolgreiches Exzellenzcluster und zwei Graduiertenschulen der Charité einwerben. HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz geht momentan von insgesamt 170 bis 180 Millionen Euro an Sonderzuwendungen nur für die Forschungseinrichtungen seiner Uni aus. Das Ganze sei eine Auszeichnung und Anerkennung für die Wissenschaft, aber auch für die Politik des Landes, die gerade in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen habe. TU-Präsident Jörg Steinbach sagte, er sei auf den Erfolg stolz und freue sich. „Wir gehen davon aus, dass die beiden Exzellenz-Unis genug Sog erzeugen, dass man gut mitschwimmen kann.“ Gerade für die auf Spitzenmathematik spezialisierten Einrichtungen Einstein-Zentrum und Matheon bedeuteten die Zuwendungen eine Langzeitperspektive, ohne die möglicherweise dort arbeitende Kapazitäten bald abgewandert wären. „Nun können wir mit einer gewissen Genugtuung und Freude in die Sommerpause gehen.“ Nach Einschätzung von Charité-Chef Karl Max Einhäupl hat Berlin mit der Fülle an Bewilligungen seine Stellung als Wissenschaftsstadt gefestigt. Die Erfolge der Exzellenz-Kooperationen seines Hauses mit HU und FU spielten „eine ganz große Rolle“ bei einer künftigen engen Zusammenarbeit mit dem vom Bund gestützten Max-Delbrück-Centrum. Diese Kooperation schaffe die „unglaubliche Voraussetzung“, sich in Europa auf dem Gebiet der Medizin an die Spitze zu stellen. Auch die Dekanin der Charité, Annette Grüters-Kieslich, zeigte sich erfreut. „Wir sind super stolz, nun das Kind von zwei Elite-Müttern zu sein.“ Der Erfolg bestätige die wissenschaftlichen Schwerpunkte der Charité – Neurologie, Onkologie und regenerative Therapien. Die bisherige Arbeit und die Zukunft der Forschung werde sich vor allem für Patienten als hilfreich erweisen. Wissenschaftsstaatssekretär Knut Nevermann sprach nach seiner Rückkehr aus Bonn von einem Tag „wie Weihnachten“. Demonstrativ umarmte er die anwesenden Präsidenten der Universitäten und die Spitzen der Charité. „Das ist ein großer, exzellenter Tag für die Wissenschaft in Berlin“, sagte er. Der Erfolg sei nicht zuletzt der hervorragenden Zusammenarbeit der Einrichtungen geschuldet. dapd (Politik/Politik)

Sieben entscheidende Minuten

Sieben entscheidende Minuten Hamburg (dapd-nrd). Dong. Eine Glocke läutet mit unsanftem Ton die nächsten sieben Minuten ein. Antoine Schultz sitzt am Freitagnachmittag sichtlich nervös im Wartebereich der Hamburger Arbeitsagentur und spielt mit seiner Bewerbungsmappe. Gleich ist er an der Reihe beim Azubi-Speed-Dating der Handwerkskammer. Der 18-Jährige möchte Tischler werden und bislang hat es trotz zahlreicher Bewerbungen noch nicht mit einem Ausbildungsplatz geklappt. „Ich habe zwar ein Praktikum, aber wollte die Chance nicht auslassen.“ Dong. Die Glocke läutet ein zweites Mal – jetzt ist er dran. Im großen, spartanisch eingerichteten Raum der Arbeitsagentur sitzen Vertreter von 20 Betrieben an einzelnen Bürotischen. Sie warten auf etwa 100 angemeldete Jugendliche, um mit ihnen siebenminütige Bewerbungsgespräche zu führen. Was in anderen Branchen schon ausprobiert wurde, ist für die Hamburger Handwerkskammer eine Premiere: „Wir waren immer davon ausgegangen, dass es im Handwerk mit seinen vielen kleinen Betrieben keinen Bedarf für so etwas wie Azubi-Speed-Dating gibt“, sagt Eva Brandis, Leiterin der Lehrstellenagentur Handwerk der Handwerkskammer. Doch die Nachfrage nach Azubis heutzutage auch im Handwerk groß. Selbst die kleinsten Betriebe müssen jede Chance nutzen, um Bewerber zu finden. Allein Anfang Juni gab es im Handwerk 541 freie Ausbildungsplätze. „Die Resonanz auf unsere Veranstaltung ist super“, sagt Brandis. Bäckereien, Friseure oder Gärtner, aber auch ungewöhnlichere Handwerksberufe wie Gebäudereiniger oder Kanalbauer stehen als Speed-Dating-Partner zur Auswahl. Da parallel der Bewerbertag der Agentur für Arbeit läuft, gibt es auch für dessen Teilnehmer spontan die Möglichkeit, beim Speed-Dating vorbeizuschauen. „Einzige Voraussetzung für die Bewerber ist, dass sie zurzeit auf der Suche nach einen Ausbildungsplatz sind“, sagt die Sprecherin der Handwerkskammer, Ute Kretschmann. Darüber hinaus habe keine Vorauswahl stattgefunden. „Diese Aufgabe“, sagt Kretschmann, „liegt allein bei den Betrieben – wir bringen die Menschen nur zusammen.“ Frank Holgersson hat bereits drei Ausbildungsplätze vergeben und sucht noch ein bis zwei weitere Kandidaten. Für den Bäckermeister ist es das erste Speed-Dating. Dennoch ist er bereits nach der Hälfte der Zeit vom Konzept überzeugt: „Es sind deutlich mehr Bewerber gekommen, als ich dachte.“ Gerade im Bäckereihandwerk seien die Zeiten vorbei, in denen Jugendliche von alleine auf die Betriebe zukamen. Da sei diese Möglichkeit der Bewerbersuche zweifelsohne eine Bereicherung. „Ein oder zwei Jugendliche“, meint Holgersson, „sind eindeutig interessiert und mit denen werde ich kommende Woche noch einmal ausführlicher sprechen.“ Dong. Wieder läutet die Glocke. Antoine ist mit seinem Speed-Dating-Termin durch. „Es war eigentlich ganz entspannt“, sagt er und scheint erleichtert. Er habe Tipps erhalten und das Angebot sich zu melden, falls es mit seinem Praktikum nicht klappe – eine weitere Chance für ihn. Auch Eva Brandis ist sehr zufrieden mit dem Ablauf. Bislang habe sie so viel positives Feedback erhalten, dass sie davon ausgehe, dass es im kommenden Jahr wieder ein Azubi-Speed-Dating der Handelskammer gebe – vielleicht werde sogar ein alljährlicher Termin daraus. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Neue Reservisteneinheit soll militärische Objekte bewachen

Neue Reservisteneinheit soll militärische Objekte bewachen Bremen (dapd-nrd). In Bremen ist eine neue Reservisteneinheit der Bundeswehr in Dienst gestellt worden. Es ist bundesweit die erste von 27 Regionalen Sicherungs- und Unterstützungseinheiten mit insgesamt 2.700 Reservisten, wie ein Sprecher des Landeskommandos Bremen am Freitag sagte. Zum sogenannten Aufstellungsappell der über 100 Bremer Reservisten in der Scharnhorst-Kaserne reiste Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) an. Rund 20 Bundeswehrgegner demonstrierten vor der Kaserne gegen die NATO und den „Rüstungsstandort Bremen“. Die Männer und Frauen, die sich freiwillig für den Dienst gemeldet haben, sollen die aktive Truppe und zivile Rettungskräfte bei Einsätzen im Natur- und Umweltkatastrophenfall wie Deichbrüchen oder Chemieunfällen unterstützen. Bei einer Erhöhung der Gefährdungsstufe in Deutschland sollen sie zudem militärische Liegenschaften und von der Bundeswehr genutzte Objekte bewachen. Die Reservisten werden dafür fünf Mal pro Jahr trainiert. Sie durchlaufen etwa eine Sanitäter- und eine Kraftfahrerausbildung, sagte der Sprecher. Die Arbeitgeber stellten die Reservisten für die Trainings und für die Einsätze frei. Mit dem Auslaufen der Wehrpflicht Mitte 2011 wird die Bundeswehr zu einer Freiwilligenarmee umgestaltet. Der Umfang der Streitkräfte soll künftig bei 170.000 Zeit- und Berufssoldaten und 2.700 Reservisten liegen. Hinzu kommen durchschnittlich 5.000 freiwillige Wehrdienstleistende. dapd (Politik/Politik)