Frankfurt/Main (dapd). Nach mehreren Jahren gleich bleibender Preise könnte das Briefporto in Deutschland 2013 wieder steigen. „Wir werden im Herbst prüfen, ob die Rahmenbedingungen es ermöglichen, unsere Preise für das nächste Jahr zu erhöhen“, kündigte Finanzvorstand Larry Rosen in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ an. „Fakt ist, dass unser Porto seit vielen Jahren nicht mehr gestiegen ist.“ Rosen zufolge sinkt die Zahl der beförderten Briefe. Zugleich wachse aber das Paketgeschäft „zweistellig, weil immer mehr Menschen immer mehr Produkte im Internet bestellen“. Preiserhöhungen beim Porto muss sich der Konzern von der Bundesnetzagentur in Bonn genehmigen lassen. Die Auswirkungen der Eurokrise spürt die Post Rosen zufolge bisher lediglich im Luftfrachtbereich. „Einige Unternehmen ziehen derzeit den billigeren Transport per Schiff vor“, sagte der Post-Vorstand. Insgesamt entwickele sich das Geschäft weiter „sehr erfreulich“. Die Post sei zuversichtlich, die Prognosen für 2012 erreichen zu können, und erwarte einen operativen Gewinn von 2,5 bis 2,6 Milliarden Euro. Rosen sagte weiter, die Umwandlung von Filialen der Post in sogenannte Partnerfilialen mit Bäckern oder Schreibwarenhändlern sei mittlerweile abgeschlossen. „Dieser Prozess ist beendet.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Schlagwort: das
Kommunale Finanzlage bessert sich
Düsseldorf (dapd). Die finanzielle Lage der Kommunen verbessert sich aufgrund steigender Gewerbesteuereinnahmen merklich. So hätten die Städte und Gemeinden im ersten Quartal dieses Jahres mit 9,9 Milliarden Euro noch einmal 44 Millionen Euro mehr Gewerbesteuer eingenommen als im Vorjahresquartal, berichtet das „Handelsblatt“ (Montagausgabe) unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Prognosen des Städtetages, wonach mit einem deutlichen Rückgang der Einnahmen im ersten Quartal zu rechnen sei, bewahrheiteten sich somit nicht. „Das erste Quartal 2011 war schon ungewöhnlich gut. Wenn dieses Ergebnis nun gehalten wird, ist das ein gutes Zeichen“, sagte die Steuerschätzerin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Kristina van Deuverden, der Zeitung. Das DIW rechnet für das Gesamtjahr 2012 mit einem Plus von sieben Prozent. Im kommenden Jahr dürfte die Gewerbesteuer um weitere vier Prozent auf dann rund 45 Milliarden Euro steigen, schreibt die Zeitung. Das wäre ein neues Allzeithoch. Die Gewerbesteuer steht den Angaben zufolge zum größten Teil den Kommunen zu. Über eine Umlage seien Bund und Länder lediglich mit etwa einem Sechstel an dem Aufkommen beteiligt. dapd (Politik/Politik)
Juden und Muslime kompromisslos für Beschneidung
Berlin (dapd). Nach dem Kölner Beschneidungs-Urteil pochen Juden und Muslime auf die Religionsfreiheit und lehnen Kompromisse ab. „Da gibt es für uns absolut keinen Verhandlungsspielraum“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, am Wochenende. Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime will notfalls das Bundesverfassungsgericht einschalten. Das Kölner Landgericht hatte die rituelle Beschneidung von Jungen als Körperverletzung gewertet. Die jüdische Religion sieht vor, dass Jungen acht Tage nach der Geburt beschnitten werden. Graumann sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS), sollte das Kölner Urteil Schule machen, wäre jüdisches Leben in Deutschland praktisch nicht mehr möglich. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass „das Judentum gefühllos in die Illegalität“ gedrängt werden solle. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Mazyek, sagte dem „Focus“, seine Organisation prüfe gerade, „einen Präzedenzfall zu schaffen“. So solle die Frage der rituellen Beschneidung über den Instanzenweg vor das Bundesverfassungsgericht gebracht werden. Unterstützung erhalten Juden und Muslime von dem SPD-Politiker Reinhold Robbe, dem Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. „Wenn dieses Urteil Bestand hat, dann haben wir wirklich ein Problem“, sagte Robbe. „Dies würde einen massiven Eingriff in die Religionsfreiheit bedeuten.“ „Religiöse Tradition ist nicht automatisch gut“ Auch der Moralphilosoph Robert Spaemann plädierte dafür, die Grundrechte sorgsam abzuwägen. Wer einen „jahrtausendealten Ritus“ abschaffen wolle, „der hat die Begründungspflicht“, sagte er. Im Gegensatz zur Genitalverstümmlung bei Mädchen sei die rituelle Beschneidung von Jungen als Körperverletzung nicht gravierend. Die Abwägung der Grundrechte könne deshalb „nur zugunsten der bisherigen Beschneidungspraxis ausgehen“. Dagegen unterstützt der Vorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, Georg Ehrmann, das Kölner Urteil. „Das ist ein klares Signal zum Schutz des Kindes“, sagte Ehrmann. „Nur weil etwas religiöse Tradition ist, heißt es noch lange nicht, dass es gut ist.“ Der Bundesverband der niedergelassenen Kinderchirurgen Deutschlands empfahl seinen Mitgliedern in einem Schreiben, von rituellen Beschneidungen abzusehen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, sagte der „FAS“, die Kammer werde ihre „Mitglieder nun darauf hinweisen müssen, welches Risiko sie eingehen“. Der stellvertretende Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie, Bernd Tillig, empfahl Eltern, die Beschneidung ihrer Söhne bis zu einem Alter hinauszuzögern, in dem sie selbst entscheidungsfähig sind. FDP für Legalisierung der Beschneidung Der FDP-Integrationsexperte Serkan Tören strebt eine gesetzliche Neuregelung an. „Ich setze mich in der FDP-Bundestagsfraktion für ein Gesetz ein, das klarstellt, dass die weltweit etablierte Praxis der Beschneidung auch in Deutschland legal ist“, sagte Tören der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Ungewissheit, vor der nun Tausende muslimische und jüdische Familien stünden, sei nicht hinzunehmen. „Sollte die Beschneidung aus religiösen Gründen in Deutschland verboten sein, kann sich das Land jede weitere Integrationspolitik sparen“, meinte Tören, der selbst Muslim ist. „Ein Verbot der Beschneidung wäre das deutlichste Signal an die Muslime in unserem Land, dass sie kein Teil Deutschlands, ja nicht einmal willkommen sind.“ dapd (Politik/Politik)
Grüne fordern Initiative für nationalen Volksentscheid
Berlin (dapd). Die Grünen machen sich für die Einführung bundesweiter Volksentscheide stark. Es gebe in Deutschland die abstruse Situation, dass das Volk zwar auf kommunaler, regionaler und europäischer Ebene befragt werden könne, nicht aber auf der nationalen Ebene, sagte der Rechtsexperte der Grünen-Fraktion, Jerzy Montag, der Wochenzeitschrift „Das Parlament“. Denn gerade in der gegenwärtigen Lage müsste das Volk entscheiden, „wie viel Europa es will und wie Europa morgen aussehen soll.“ Zugleich regte Montag an, eine Initiative für einen nationalen Volksentscheid, der mit einem Gesetz enden soll, vorab zur Begutachtung beim Bundesverfassungsgericht vorzulegen. Damit solle verhindert werden, dass verfassungswidrige Ansinnen wie beispielsweise die Einführung der Todesstrafe zur Abstimmung kommen. dapd (Politik/Politik)
Finanztransaktionssteuer könnte 11 Milliarden Euro bringen
Hamburg (dapd). Die geplante Finanztransaktionssteuer könnten weitaus mehr einbringen als bisher veranschlagt. Das berichtet der „Spiegel“ unter Bezug auf eine bislang unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der SPD-Bundestagsfraktion. Danach dürfte das jährliche Aufkommen bei bis zu 11,2 Milliarden Euro liegen – fast so viel, wie die Tabaksteuer einbringt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kalkuliert bisher lediglich mit zwei Milliarden Euro pro Jahr. Regierung und Opposition hatten sich in den Fiskalpaktverhandlungen darauf verständigt, Finanzgeschäfte in Deutschland stärker zu besteuern. Käufer und Verkäufer müssten dann beim Aktienhandel jeweils eine Steuer in Höhe von 0,1 Prozent zahlen, bei Termingeschäften 0,01 Prozent. dapd (Politik/Wirtschaft)
Gysi hofft auf Teilerfolg bei Verfassungsklage gegen Fiskalpakt
Köln (dapd). Linken-Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi sieht die Aussichten der Verfassungsbeschwerde gegen den Fiskalpakt skeptisch. „Wir haben gute juristische Argumente“, sagte Gysi im Deutschlandfunk. „Aber ich räume eines ein: Das Bundesverfassungsgericht sagt sehr ungern, dass ein völkerrechtlicher Vertrag grundgesetzwidrig ist, weil das die Außenpolitik einer Regierung beschränkt.“ Er gehe aber davon aus, dass die Verfassungsrichter verhindern werden, dass das Gesetz in Kraft tritt, bevor über die Verfassungsbeschwerde entschieden ist. Der Fiskalpakt begrenzt die Möglichkeit der Euro-Länder, neue Schulden aufzunehmen und verpflichtet sie, Altschulden abzubauen. „Da hat der Bundestag gar keinen Spielraum mehr bei der Haushaltsberatung. Und das darf das Bundesverfassungsgericht nicht zulassen“, sagte der Fraktionsvorsitzende. Gysi sprach sich dafür aus, Europa zu einer politischen Union weiterzuentwickeln. „Wenn man einen Binnenmarkt und eine Währungsunion hat, muss man sich in der Steuerpolitik, in der Lohnpolitik, in der Sozialpolitik abstimmen“, forderte Gysi. Dafür aber sei das Grundgesetz nicht gemacht. Deshalb unterstütze er die Idee von Finanzminister Wolfgang Schäuble, eine neue Verfassung zu entwickeln und darüber per Volksentscheid abstimmen zu lassen. Die Beschlüsse des EU-Gipfels Ende der vergangenen Woche kritisierte Gysi als halbherzig. Das Wachstumspaket sei zu klein, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die geplante Einführung einer Finanztransaktionssteuer sei wichtig. Er fürchte aber, dass die wichtigen Bereiche des Finanzmarktes ausgeklammert werden, Derivate und Hochfrequenzhandel zum Beispiel. dapd (Politik/Politik)
Saar-Bergbau endet mit Mettenschicht
Ensdorf (dapd). Mit einer „Mettenschicht“ hat sich das Saarland endgültig vom Bergbau verabschiedet. Etwa 10.000 Bergleute, Familienmitglieder und Bergbaufreunde waren nach Angaben eines Unternehmenssprechers am Samstag zum Bergwerk Saar gekommen, um gemeinsam „Glück auf zur letzten Schicht“ zu sagen. In vielen Kirchen im Land läuteten am Abend die Glocken zum Abschied. Zuvor hatte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei einem Festakt vor rund 500 Gästen von einem „Tag der Gefühle“ gesprochen. RAG-Aufsichtsratschef Bernd Tönjes bezeichnete das Ende des Bergbaus an der Saar als eine „Zeitenwende“ für das Land. Nach schweren Erderschütterungen am 23. Februar 2008 und einem vorübergehenden Förderstopp war ein Auslaufen des Kohlebergbaus im Saarland bis zum 30. Juni 2012 vereinbart worden. In der Folge wurden knapp 1.400 Bergleute von Saar nach Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen) verlegt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
EnBW-Revision monierte Millionenzahlungen an russischen Lobbyisten
Hamburg (dapd). In der Affäre um den russischen Lobbyisten Andrey Bykov erhöht der Entwurf eines internen Revisionsberichts des Stromversorgers EnBW aus dem Jahr 2004 den Druck auf den Konzern. In dem streng vertraulichen Bericht seien 34 Millionen Euro an Honoraren für Bykov gefunden worden, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vorab. Das Geld sei für Leistungen geflossen, die man früher auch „ohne Vermittlung Dritter“ erhalten habe, monierten die Prüfer. Nach Aussagen der EnBW-Kraftwerkssparte heiße es in dem Bericht, die Verträge seien „mit der Intention geschlossen worden, für die Interessen im Gasbereich ein vorteilhaftes Klima zu schaffen“. EnBW und alle drei bislang dort tätigen Chefs hätten das bislang kategorisch abgestritten. Bykov verfasste laut „Spiegel“ zudem ein 13-seitiges Schreiben an die EnBW-Hauptaktionäre, das ihnen am Wochenende zugehen sollte. Darin konkretisiere er Behauptungen, mit dem Großteil der gezahlten Honorare von mehr als 200 Millionen Euro in Russland „Landschaftspflege“ für EnBW betrieben zu haben. Auch die Staatsanwaltschaft in Mannheim interessiert sich für die undurchsichtigen Verträge. Die Behörde hatte am Freitag mitgeteilt, dass sie ein Ermittlungsverfahren gegen sieben aktive und ehemalige EnBW-Verantwortliche, darunter auch Vorstandsmitglieder, eingeleitet habe. Vorstandschef Hans-Peter Villis gehöre aber nicht dazu. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Das Saarland nimmt Abschied vom Bergbau
Ensdorf (dapd). Ende einer mehr als 250-jährigen Epoche: Bei einem Festakt auf dem Gelände des Bergwerks Saar hat sich das Saarland am Samstag vom Bergbau verabschiedet. Dies sei „kein Tag der Gleichgültigkeit“, sagte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Ensdorf. Im Saarland gehe sehr viel mehr zu Ende als die Produktion in einem bestimmten Industriezweig. Der Bergbau sei über Jahrhunderte hinweg für das Saarland bestimmend gewesen. Der RAG-Vorstandschef Bernd Tönjes sagte, der Bergbau sei „existenz- und identitätsstiftend für den Einzelnen und das gesamte Land“ gewesen. Die Bergleute könnten mit Stolz auf großartige Leistungen zurückblicken. Er hoffe, dass man in Deutschland den Verzicht auf die einzige heimische Energiequelle neben der Braunkohle „nicht eines Tages bitter bereuen“ müsse, sagte Tönjes. Gewerkschaft hält Ausstieg weiter für falsch Der Chef der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, betonte, dass die Gewerkschaft den bis 2018 geplanten vollständigen Ausstieg Deutschlands aus der Steinkohleförderung weiterhin für falsch halte. Das Ende des Bergbaus an der Saar sei deshalb „kein Grund zum Feiern“. Die Gewerkschaft habe sich dennoch entschieden, diesen Weg mitzugestalten, weil eine Verweigerungshaltung Einflusslosigkeit zur Folge gehabt hätte. Vassiliadis hob es als großen Erfolg hervor, dass der Ausstieg ohne betriebsbedingte Kündigungen vonstattengehe – und zwar im Saarland ebenso wie in Nordrhein-Westfalen. Bis zum endgültigen Ende des Steinkohlebergbaus 2018 wechseln nun einige der Saar-Bergleute ins Bergwerk in Ibbenbüren. Die betroffenen Bergleute und ihre Familien hätten eine große berufliche Flexibilität gezeigt. Bergbaubedingtes Erdbeben 2008 brachte das vorzeitige Aus Der Beschluss zum vorzeitigen Ende des Saar-Bergbaus war Folge schwerer Erderschütterungen am 23. Februar 2008. Diese hätten „mit einem Schlag die Zukunftsperspektiven des Bergwerks Saar zerstört“, sagte Tönjes. Unter anderem waren damals Teile eines Kirchturms in Saarwellingen auf die Straße gestürzt. Dabei hätten auch Menschen zu Schaden kommen können, es sei jedoch „zum Glück bei Sachschäden geblieben“, betonte der RAG-Chef. Am Abend wollten die Bergleute mit ihren Familien bei einem Gottesdienst, der sogenannten Mettenschicht, Abschied vom Saar-Bergbau nehmen. Dazu wurden etwa 5.000 Menschen auf dem Bergwerksgelände erwartet. Am Freitag hatten die letzten zehn Güterwaggons mit rund 1.000 Tonnen Kohle das Bergwerk Saar verlassen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Karlsruhe muss Euro-Streit schlichten
Berlin (dapd). Im Streit über die Euro-Rettung hat das Bundesverfassungsgericht jetzt das Wort. Kurz nach der historischen Einigung von Bundestag und Bundesrat reichten verschiedene Gruppen in Karlsruhe Klagen gegen den Fiskalpakt und den künftigen Euro-Rettungsschirm ESM ein. Da Bundespräsident Joachim Gauck bereits angekündigt hat, dem Gericht ausreichend Zeit zur Prüfung der Eilanträge zu geben, wird der ESM verspätet starten. Mit einer ersten Entscheidung des Gerichts wird nicht vor Mitte Juli gerechnet. Die ESM-Gegner sind breit aufgestellt: Sowohl die Linksfraktion im Bundestag als auch der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler haben das Gericht angerufen. Weiterhin haben eine Gruppe von Professoren sowie die Bürgerinitiative „Mehr Demokratie“ ihre Verfassungsbeschwerden in Karlsruhe eingereicht. Die Initiative wird von der früheren Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) angeführt; zu den rund 12.000 Unterzeichnern gehört auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert. Schließlich hat ein einzelner Bürger gegen die neuen EU-Kompetenzen Verfassungsbeschwerde eingelegt. Eine Sprecherin des Bundesverfassungsgerichts bestätigte den Eingang der Eilanträge. Die acht zuständigen Richterinnen und Richter können darüber eine mündliche Verhandlung führen. Möglich ist aber auch, dass der Zweite Senat auf dem Beschlussweg entscheidet. Ob es eine Verhandlung gibt, will das Bundesverfassungsgericht Anfang der Woche bekannt geben. Ohne ein deutsches Ja läuft nichts Der Europäische Stabilitätsmechanismus ESM soll langfristig den befristeten Vorgänger EFSF ablösen und mit bis zu 500 Milliarden Euro angeschlagenen EU-Staaten unter die Arme greifen können, wenn sie am Markt kein Geld mehr bekommen. Doch ohne eine Zustimmung Deutschlands, das den größten Einzelanteil erbringt, kann er seine Arbeit nicht aufnehmen. Bislang haben zehn Länder den ESM-Vertrag ratifiziert: Frankreich, Spanien, Griechenland, Portugal, Finnland, Zypern, Belgien, Slowenien, Luxemburg und die Slowakei. In den Niederlanden sind noch formale Hürden zu nehmen. Flankiert werden soll der ESM durch einen sogenannten Fiskalpakt für mehr Haushaltsdisziplin in den EU-Staaten. Dieser soll Anfang 2013 in Kraft treten. 25 Länder nehmen am Fiskalpakt teil – alle EU-Staaten außer Großbritannien und Tschechien. Neben klaren Vorgaben zur Begrenzung der Neuverschuldung gibt er auch den langfristigen Rahmen zur Schuldentilgung vor. Breites Anti-ESM-Bündnis Genau damit geht der Fiskalpakt nach Ansicht der Kläger zu weit. Nicht mehr auszuschließen sei, dass künftig in das bisher autonome Haushaltsrecht der EU-Staaten direkt eingegriffen werden könne, argumentieren alle Gegner übereinstimmend. „Der Sozialstaat entzieht sich so der Gestaltung durch den Deutschen Bundestag“, sagte etwa der Prozessbevollmächtigte der Linksfraktion, Andreas Fisahn. Für Gauweiler verstoßen diese von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ausverhandelten Instrumente „in schwerwiegender Weise gegen das Demokratieprinzip“. Der ESM übertrage beispielsweise die Verfügung über Steuergelder in dreistelliger Millionenhöhe „auf eine demokratisch nicht legitimierte Organisation“. Der FDP-Eurorebell Frank Schäffler sprach sogar von einem „Weg in die Knechtschaft“. Die Kläger wollen daher erreichen, dass das Bundesverfassungsgericht die neuen EU-Verträge vorläufig stoppt. Koalition betont Verfassungstreue Diese Vorwürfe sind aus Sicht der schwarz-gelben Koalition unbegründet. Die Beschlüsse von Bundestag und Bundesrat zur Euro-Rettung seien mit dem Grundgesetz durchaus vereinbar, sagte etwa der FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle der „Welt am Sonntag“. „Die Bundesregierung hat das vorher geprüft.“ Noch am Freitagabend hatte Kanzlerin Merkel in der Parlamentsdebatte betont, beide Verträge seien „unumkehrbare Schritte hin zu einer nachhaltigen Stabilitätsunion“. Unterdessen beklagen Exporteure bereits einen ersten Imageschaden durch die deutschen Vorgaben für Europas Sparpolitik. „Die Stimmung gegenüber Deutschland kippt und ist deutlich kälter geworden“, sagte der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, der „Wirtschaftswoche“. dapd (Politik/Politik)