Frankfurt/Main (dapd-hes). Wenn ein Flug ausfällt, ist Umbuchen angesagt. Das passiert verhältnismäßig selten; aber am Freitagmorgen in Frankfurt am Main war es die Regel. Zu Streikbeginn konnten betroffene Lufthansa-Passagiere noch zügig umbuchen. Danach kostete es Stunden, einen Ersatzflug zu ergattern. Draußen standen immer mehr Maschinen, aber keiner kam hinein. Des einen Leid, des anderen Freud: „280 Flieger sind am Boden geblieben“, frohlockte am Mittag Nicoley Baublies, Vorsitzender der Flugbegleitergewerkschaft UFO. Lufthansa wollte dem kaum etwas entgegensetzen. „Es sind wohl mehr Starts ausgefallen, als wir ursprünglich hofften“, sagte ein Konzernsprecher knapp. „Zahlen nennen wir keine.“ Ein Sprecher des Betreibers Fraport bestätigte aber auch, dass es mehr als 200 waren. Noch am Morgen hatte Lufthansa die bis zum Ende des Streiks um 13.00 Uhr erwarteten Ausfälle auf 90 beziffert, ein Viertel der planmäßigen Verbindungen. Auch wollte die größte deutsche Airline die meisten ihrer Passagiere zwar mit Verspätung, aber letztlich erfolgreich ans Ziel bringen. Lufthansa buchte um, auf konzerneigene Regionalfluggesellschaften oder die Tochter Germanwings. In den ersten drei Stunden des Streiks klappte das problemlos. Das Wormser Ehepaar Wolff erfuhr am Lufthansa-Umbuchungsschalter noch vor 6.00 Uhr früh, dass es einen Flieger nach Wien nicht wie geplant um 8.45 Uhr, sondern um 7.45 Uhr besteigen könne. „In der Nacht kam von Lufthansa die E-Mail, unser gebuchter Flug sei annulliert“, berichtet Joachim Wolff. „Mit Hinweis auf eine Hotline.“ Das Ehepaar wählte die halbe Nacht die Servicenummer, aber es hob niemand ab. Immerhin erreichten die Wolffs ihren Medizinerkongress noch pünktlich. „Aber das war kein Spaß heute Nacht am Telefon“, sagt Wolff. Mit vorrückender Zeit ging in den Abflughallen dann immer weniger. Um 5.00 Uhr hatte die Lufthansa nur einen Umbuchungsschalter besetzt, um 8.00 Uhr waren es 30. Tausende standen in unübersehbaren Schlangen kreuz und quer. „Wir stehen das dritte Mal an“, berichtete ein junges Paar mit Ziel Sardinien über München. „Nun schon wieder eine Stunde. Am Schalter immer eine andere Auskunft.“ Beim Warten empfängt das Paar eine SMS von der Lufthansa. Die beiden können Plätze nach Italien bekommen, Mailand oder Florenz. An den Check-in-Automaten bemühte sich Servicepersonal in den Unternehmensfarben Blau-Gelb unermüdlich, den oft verzweifelten Kunden zu einem Platz in einem brauchbaren Flieger zu verhelfen. Es kam zu kleinen Handgreiflichkeiten, als sich eine Fluggastbetreuerin dann doch gegen das ständige ungeduldige Zupfen an ihrer Uniform wehrte. Im Lauf des Vormittags fielen schließlich auch zahlreiche Nordatlantikflüge der Lufthansa aus. Das Unternehmen hatte zuvor angekündigt, Interkontinentalverbindungen möglichst ohne Ausfälle zu bedienen. Aber auch Ankünfte musste Lufthansa streichen. In Hannover kann nicht wieder zum Rückflug starten, was zuvor nicht aus Frankfurt kommend gelandet ist. Botschaften wie diese verkündete Baublies auf der Kundgebung am Mittag rund 700 Mitstreitern unter tosendem Beifall. UFO hatte am Dienstag die Tarifgespräche mit Lufthansa wegen Kontroversen über Leiharbeit und Jobauslagerung für gescheitert erklärt, erwartet aber auch ein verbessertes Gehaltsangebot. „Unser Streik ist grandios“, erklärte Baublies vor der Lufthansa-Zentrale am Flughafen. „Und er hat gerade erst begonnen!“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Bundesverfassungsgericht bestätigt Verbot von Neonazi-Demos
Dortmund/Karlsruhe (dapd). Das Bundesverfassungsgericht hat das Verbot zweier Neonazi-Kundgebungen in Dortmund bestätigt. Damit bleiben eine Demonstration am Samstag und eine Versammlung am heutigen Freitag untersagt, wie die Polizei Dortmund am Freitag mitteilte. Bereits das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen und das Oberverwaltungsgericht Münster hatten die Beschwerden der Rechtsextremen gegen das Verbot des Polizeipräsidenten zurückgewiesen. Die NRW-Richter hatten argumentiert, dass der Antragsteller die Demonstrationen nicht als Privatperson, sondern in seiner Funktion als Führungsmitglied der in der vergangenen Woche vom NRW-Innenministerium verbotenen Vereinigung „Nationaler Widerstand Dortmund“ angemeldet habe. Trotz des Verbots rufen zahlreiche Organisationen für Samstag zu Gegenveranstaltungen auf. dapd (Politik/Politik)
HSH Nordbank wird zur Gefahr für öffentliche Haushalte
Hamburg (dapd). Die HSH Nordbank wird zur Gefahr für die Haushalte der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein: Nachdem das Geldinstitut im zweiten Quartal in die rote Zahlen gerutscht ist, hat die HSH Nordbank die Wahrscheinlicheit heraufgesetzt, dass sie die 7-Milliarden-Euro-Garantie der beiden Eigentümerländer für Verluste in Anspruch nehmen muss. Vorstandsmitglied Constantin von Oesterreich nannte am Freitag eine Wahrscheinlichkeit von 41,4 Prozent dafür, das dieser Fall eintritt. Noch im Frühjahr lag dieser Wert deutlich unter 40 Prozent. Die Bank rutschte angesichts der weltweiten Wirtschaftsschwäche wieder in die roten Zahlen. Im zweiten Quartal meldete die HSH einen Nettoverlust von 58 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr liegt die Bank mit 70 Millionen Euro nur noch knapp in der Gewinnzone, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 338 Millionen Euro eingefahren worden war. „Die Konjunktur lahmt, das hilft uns Banken nicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Paul Lerbinger am Freitag bei der Vorstellung der Zahlen in Hamburg. Insbesondere die Krise der deutschen Schifffahrt traf das Geldinstitut hart, denn die HSH Nordbank galt lange als größter Schiffsfinanzierer der Welt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Zeitung: Bundesbank-Chef erwog mehrfach Rücktritt
Berlin (dapd). Im Streit um den Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Euro-Krise hat Bundesbankpräsident Jens Weidmann in den vergangenen Wochen offenbar mehrfach ernsthaft seinen Rücktritt erwogen. Das berichtet die „Bild“-Zeitung (Freitagausgabe) unter Berufung auf Finanzkreise. Weidmann erörterte demnach den möglichen Rücktritt auch im engsten Kreis der Bundesbank-Spitze. Die Bundesregierung habe intern auf sein Bleiben gedrängt. Hintergrund sei der anhaltende Streit um das geplante Aufkaufprogramm der EZB, das bereits am kommenden Donnerstag im EZB-Rat beschlossen werden könnte. Nach Informationen er Zeitung liegen unter anderem bereits 38 Prozent aller griechischen Staatsanleihen bei der EZB oder den ihr angeschlossenen nationalen Notenbanken. Inzwischen habe sich Weidmann vorerst gegen einen Rücktritt entschieden und wolle kommende Woche im EZB-Rat gegen das geplante Aufkaufprogramm für Staatsanleihen südeuropäischer Schulden-Staaten kämpfen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
SPD: Stimmen für Anhebung des Rentenniveaus
München (dapd). In der Debatte um ein neues Rentenkonzept der Bundes-SPD melden sich nun auch die einflussreichen Sozialdemokraten aus Nordrhein-Westfalen zu Wort. Arbeitsminister Guntram Schneider sprach sich in der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagausgabe) klar dafür aus, zum Schutz vor Altersarmut frühere Reformen zu korrigieren und das gesetzliche Rentenniveau in den nächsten Jahrzehnten nicht so stark abzusenken wie bislang vorgesehen. „Die SPD wäre gut beraten, wenn sie das Rentenniveau nicht unter 50 Prozent fallen ließe“, sagte Schneider. Die Kosten sollten, wenn möglich, aus Steuermitteln getragen werden. Nach den Entscheidungen der einstigen rot-grünen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder wird das Niveau der Altersruhegelder bis 2030 schrittweise auf 43 Prozent sinken. Schneider sagte, die Hoffnung, künftige Versorgungslücken bei beschäftigten mit Hilfe der Riester-Renten zu schließen, hätten sich nicht erfüllt. Gerade Kleinverdiener, die eine Riester-Rente benötigen, könnten sie sich nicht leisten. dapd (Politik/Politik)
Sportwagenhersteller Gumpert stellt Insolvenzantrag
Altenburg (dapd-lth). Die Sportwagenmanufaktur Gumpert aus dem thüringischen Altenburg hat Insolvenzantrag gestellt. Zuvor hätten Verkäufe in China nicht wie geplant umgesetzt werden können, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der vom Amtsgericht Gera als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzte Anwalt Görge Scheid zeigte sich jedoch zuversichtlich. „Der von Gumpert entwickelte Supersportwagen Apollo ist inzwischen technisch ausgereift und in seinen sportlichen Leistungen anderen Fahrzeugen überlegen“, wird Scheid in der Mitteilung zitiert. Nun müsse das Unternehmen wieder auf dem in den vergangenen Jahren vernachlässigten europäischen Absatzmarkt Fuß fassen. Erste Gespräche mit potenziellen Investoren liefen bereits. Der langjährige Audi-Manager Roland Gumpert hatte das Unternehmen im Januar 2004 gegründet. Das Unternehmen beschäftigt 30 Mitarbeiter. Der Zweisitzer Apollo hat laut Unternehmen eine Leistung von 650 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 360 Kilometern pro Stunde angegeben. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Barroso macht Ernst mit der Bankenunion
Brüssel (dapd). Mit dem schnellstmöglichen Aufbau einer Bankenunion will Brüssel einen wichtigen Pflock im Kampf gegen die Schuldenkrise einrammen: Am 12. September wird EU-Kommissionschef José Manuel Barroso dazu ein Konzept auf den Tisch legen, dessen Herzstück eine einheitliche europäische Bankenaufsicht sein soll. Diese sei der nächste Schritt, um Vertrauen in die Zukunft der Währungsunion zu schaffen, sagte er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Sommerpause am Donnerstag auf einem Symposium im österreichischen Alpbach. Dass die EZB eine mächtige Rolle bekommen dürfte, schmeckt indes nicht jedem. Unions-Finanzexperte Klaus-Peter Flosbach (CDU) ist strikt dagegen, der Europäischen Zentralbank weitreichende Kompetenzen für die Bankenaufsicht in Europa zu übertragen. Wenn die EZB bei Sparkassen und Volksbanken eingreifen könne, sei das „völlig falsch“, sagte er in Berlin. Schließlich würden diese Geldhäuser von den zuständigen nationalen Stellen bereits ausreichend überwacht. Großbanken hingegen würden bislang nur „mangelhaft geprüft“, kritisierte Flosbach. Hier könne eine Überwachung durch die EZB sinnvoll sein. Berichten zufolge wird in der Kommission jedoch diskutiert, künftig alle Institute von den Euro-Währungshütern kontrollieren zu lassen. Ende Juni hatten die Staats- und Regierungschefs der EU den Aufbau einer effizienten Aufsicht mit einer Schlüsselrolle für die EZB in Auftrag gegeben. Bis Ende des Jahres soll deren Architektur endgültig beschlossen werden. Das wäre ein Meilenstein bei der Bewältigung der Krise, denn sobald die Aufsicht steht, könnten strauchelnde Banken direkt vom Rettungsschirm ESM und ohne Umweg über den Staat aufgefangen werden. Damit wäre erreicht, dass Länder wie Spanien nicht länger durch ihren maroden Finanzsektor vor den Bankrott getrieben werden. Das Risiko würde auf den ESM übergehen. Ursprünglich war mit dem Konzept für die neue Bankenaufsicht schon am 11. September gerechnet worden. Durch Barrosos neuen Termin gerät nun der 12. September, an dem der Kommissionspräsident auch seine Rede zur Lage der Union hält, immer mehr zum Schicksalstag für die Eurozone: Am selben Tag entscheidet das Bundesverfassungsgericht über die Eilanträge gegen den dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM – und die Niederländer wählen ein neues Parlament, nachdem die letzte Regierungskoalition am Widerstand der Rechtspopulisten gegen das von Brüssel verordnete Sparprogramm zerbrochen war. dapd (Politik/Politik)
Flasbarth will Ökostrom-Umlage prüfen
Berlin (dapd). Angesichts der Debatte über steigende Strompreise für private Verbraucher fordert das Umweltbundesamt, die Befreiung der Industrie bei der Ökostrom-Umlage zu überprüfen. „Für Ausnahmen muss es klare Kritierien geben“, sagte Bundesamtspräsident Jochen Flasbarth der „taz“ (Freitagausgabe). Notwendig sei ein Indikator, „der aussagt, wie stark das Unternehmen in den internationalen Wettbewerb eingebunden ist“. Flasbarth schlug als Kriterium die Handelsintensität der hergestellten Güter vor. Ziel müsse sein, nur jene Unternehmen zu befreien, „die es tatsächlich nötig haben“. Derzeit erhalten nach Angaben des Umweltamtes 778 Unternehmen mit einem hohen Stromverbrauch Rabatte auf die Ökostrom-Umlage, um sie vor ausländischer Konkurrenz zu schützen und Firmenverlagerungen zu verhindern. Weil die Ausnahmen ausgeweitet werden, haben für das kommende Jahr über 2.000 Unternehmen eine Befreiung beantragt. dapd (Politik/Politik)
Die Mischlinge sollen es gegen Apple richten
Berlin (dapd). Fast klingt es wie beim Überraschungsei: Alles soll in ein Gerät – Arbeit, Spaß und was zum Spielen. Vor dieser Aufgabe stehen derzeit die großen PC-Hersteller. Einerseits müssen ihre Rechner die alten Fähigkeiten behalten und mit einer Tastatur auch zum Arbeiten taugen, andererseits sollen sie beim Surfen und Spielen die neuesten Trends mitmachen und dabei funktionieren wie Tablet-Rechner. Auf der IFA stellen die großen PC-Hersteller deshalb gleich eine ganze Reihe von Mischgeräten vor, die beides sind: Laptop und Tablet. Den Markt für die Rechner mit den berührungsempfindlichen Bildschirmen dominiert Apple mit seinem iPad. Tablets sind zwar weniger leistungsfähig als herkömmliche PCs, dafür sind sie mobiler und machen das Surfen, Spielen und Videos ansehen durch ihre Bedienung und ihr handliches Format angenehmer. Das lockt die Kunden. Und diesen Druck bekommen die großen PC-Hersteller zunehmend zu spüren. Zwar verkauften asiatische Anbieter wie Lenovo, Acer und Asus im zweiten Quartal nach Daten des IT-Marktforschers Gartner auf Jahressicht noch teils deutlich mehr Computer. Der Gesamtmarkt allerdings schrumpfte um 0,1 Prozent, und vor allem die US-Hersteller litten. So brachen die Verkäufe von Weltmarktführer Hewlett-Packard (HP) um 12,1 Prozent ein, die Nummer vier Dell verlor 11,5 Prozent. Nun sollen es also die Mischlinge richten. Wie herkömmliche Laptops verfügen sie über Bildschirm und Tastatur, lassen sich über berührungsempfindliche Displays aber auch direkt bedienen. Das soll sie einerseits zu Arbeitsgeräten machen und andererseits die Vorteile der Tablets an Bord holen. Unter anderem zeigen Dell, Lenovo, Samsung und Sony solche Zwitter in Berlin. Zumeist laufen sie mit Microsofts neuem Windows-8-Betriebssystem, das für die Steuerung per Berührung optimiert ist. Bis Weihnachten sollen allein 20 Modelle mit Intel-Prozessoren auf dem Markt sein, kündigte der Chiphersteller an. Dabei setzen die Hersteller auf unterschiedliche Konstruktionen: Bildschirme werden gedreht und über die Tastatur gelegt, auf den Rücken des Geräts geklappt, gleich ganz abgekoppelt oder die Tastatur wird unter den Bildschirm geschoben. Auch Rechner mit einem zweiten großen Display auf der Außenseite sind auf dem Markt. Wirtschaftlich hängt für die PC-Hersteller einiges vom Erfolg der neuen Geräteklasse ab. Im zweiten Quartal hatte etwa Dell wegen des schwachen Geschäfts seine Prognose für das Gesamtjahr kassiert. Noch schlimmer sah es für HP aus: Der Branchenprimus schrieb einen Milliardenverlust. Daneben will Samsung auch mit einem Gerät zwischen Smartphone und Tablet im Apple-Revier wildern: Am Mittwochabend präsentierten die Koreaner ihr „Galaxy Note II“, das zwar größer als ein Telefon, aber kleiner als ein Rechner ist. Das Gerät soll damit noch mobiler als ein Tablet sein, dabei aber die beschränkte Bildschirmgröße eines Smartphones beim Surfen oder Videos ansehen lindern. Einen kleinen Coup landete Samsung in Berlin zudem im Handy-Segment: Als erstes Unternehmen kündigten die Koreaner ein Smartphone mit der noch nicht veröffentlichen Version des Microsoft-Betriebssystems Windows Phone 8 an. Damit kam Samsung dem eigentlich engsten Microsoft-Partner Nokia zuvor, das seine neue Generation am 5. September vorstellen will. Ein echtes „Ativ S“ konnte Samsung zwar nicht zeigen – es soll aber vor Weihnachten in die Läden kommen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
P+S Werften werden von vorläufigem Insolvenzverwalter durchleuchtet
Stralsund (dapd). Die Bücher der zahlungsunfähigen P+S Werften in Stralsund und Wolgast werden in den kommenden Wochen von einem vorläufigen Insolvenzverwalter durchleuchtet. Das Amtsgericht Stralsund bestellte am Donnerstag den Hamburger Rechtsanwalt Berthold Brinkmann, wie ein Gerichtssprecher sagte. Einer Insolvenz in Eigenverantwortung wurde zunächst nicht zugestimmt. Die Geschäftsführung der Werft kündigte an, Brinkmann zu unterstützen. Werftenchef Rüdiger Fuchs hatte zuvor seinen Verbleib in der Chefetage davon abhängig gemacht, dass das Gericht einer Insolvenz in Eigenverantwortung zustimmt. Man wolle Brinkmann unterstützen, damit er sich schnell einen Überblick über die Situation der P+S Werften verschaffen könne, ließen Fuchs und sein Stellvertreter Axel Schulz nun mitteilen. Das Gericht habe die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet, damit die Insolvenzgeldvorfinanzierung und die Beschaffung eines Massekredits schnell erfolgen können. „Der Weg der Eigenverwaltung ist weiterhin möglich“, hieß es weiter. Dazu werde sich das Gericht äußern, wenn es über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu entscheiden habe. Laut Gerichtssprecher soll der vorläufige Insolvenzverwalter Brinkmann prüfen, ob eine Eigenverwaltung „den Gläubigerinteressen entgegensteht“. In zwei Monaten wird von Brinkmann ein erster Zwischenbericht erwartet, dann werde sich das Gericht erneut mit der Frage befassen. Auch dann werde erst geprüft, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet werde. Die SPD-Landtagsfraktion begrüßte, dass die von den Werften angestrebte Eigenverwaltung nicht grundsätzlich durch das Gericht abgelehnt wurde. Sie biete die größte Chance für die Werften, deren Beschäftigte und deren Zulieferer, sagte Jochen Schulte, wirtschaftspolitischer Fraktionssprecher. Am Mittwoch hatte Fuchs beim Amtsgericht den erwarteten Antrag auf Insolvenz gestellt. Damit blieben wochenlange Verhandlungen mit Kunden und Lieferanten über finanzielle Zugeständnisse zum Weiterbetrieb des Werftenverbunds in Vorpommern erfolglos. Auf den Werften sind etwa 1.750 Mitarbeiter beschäftigt, ihre Arbeit geht zunächst weiter. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)