Baden-Baden (dapd). UNCTAD-Chefvolkswirt Heiner Flassbeck hat Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) vorgeworfen, die Eurokrise durch unbedachte Äußerungen anzuheizen. In Südeuropa gebe es eine Banken bedrohende heimliche Kapitalflucht, sagte der Ökonom der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) dem Südwestrundfunk. Die Menschen dort seien unsicher, ob ihre Länder im Euro blieben. Wenn man das wie Rösler „anheizt mit naiven Sprüchen über den Austritt von Ländern, dann wird das zu einer Panik“, warnte Flassbeck. Der Ökonom widersprach auch der Aussage des Ministers, ein Austritt Griechenlands aus dem Euro habe längst an Schrecken verloren. Eine neue Währung könne man nicht über Nacht einführen, betonte er. Die Vorbereitungen für einen Wechsel dauerten ein Jahr und bis zum Start der neuen Währung werde das Land verlassen sein. „Die Menschen werden flüchten und das Geld wird flüchten“, sagte Flassbeck. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Dudenhöffer: Opel-Werk Eisenach hat keinen Standortvorteil
Berlin (dapd). Das Opelwerk in Eisenach ist nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer keineswegs vor einer Schließung sicher. In Thüringen gebe es kein Presswerk. „Das Werk hat keinen Standortvorteil“, sagte der Leiter des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen, der Zeitschrift „SuperIllu“ laut Vorabbericht vom Mittwoch. Die Produktion des neuen Kleinwagens Adam könne problemlos ins spanische Saragossa verlagert werden. Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) sagte, er sehe keinen Grund dafür, an der Gültigkeit der Vereinbarungen für Eisenach zu zweifeln. Derzeit werde über eine zweijährige Verlängerung der Standortgarantie über 2014 hinaus verhandelt. Insgesamt rechnet Dudenhöffer damit, dass Opel Werke schließen wird. Nach dem Führungswechsel wisse niemand, wo die Reise hingehe, sagte er. Dabei sehe er auch Bochum gefährdet. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
SAP erhält weiteren Wachstumsschub
Walldorf (dapd). Europas größter Softwarekonzern SAP wächst in rasantem Tempo. Das zweite Quartal 2012 war das zehnte Quartal in Folge, in dem das Unternehmen zweistellige Wachstumsraten aufwies, wie der Vorstandssprecher Bill McDermott am Dienstag bei der Präsentation der vorläufigen Zahlen sagte. Noch nie zuvor setzte der Walldorfer Konzern in einem zweiten Quartal so viel um, und auch der Gewinn stimmt. McDermott und sein Co-Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe konnten ihre Begeisterung jedenfalls kaum verbergen: „Wir liefern weiterhin bahnbrechende Lösungen und sind auf dem richtigen Weg, unsere Ziele für 2015 zu erreichen“, sagten sie. Bis 2015 strebt der Anbieter von Unternehmenssoftware einen Umsatz von 20 Milliarden Euro im Jahr an. Damit würde SAP weiter zum Rivalen Oracle aufschließen. Die Amerikaner wiesen im vergangenen Jahr einen Umsatz von umgerechnet mehr als 27 Milliarden Euro aus, während SAP auf 14,2 Milliarden Euro kam. Bereits in der vergangenen Woche hatte SAP einige Kennzahlen vorab veröffentlicht. Demnach haben die Walldorfer das beste zweite Quartal ihrer Geschichte hingelegt. Der Konzernumsatz stieg nach vorläufigen Berechnungen um 18 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, die Erlöse aus dem Softwaregeschäft legten sogar um 26 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro zu. Am Dienstag reichte SAP nun unter anderem den Gewinn nach Steuern nach: Dieser stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 661 Millionen Euro. Alle Weltregionen konnten bei den Softwareerlösen ordentlich zulegen. Deutliche zweistellige Wachstumsraten verzeichneten beispielsweise die USA und Europa. Das sei besonders bemerkenswert vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise, sagte McDermott. In Lateinamerika kann sich der Softwareriese über das beste Quartal überhaupt freuen. In China sorgte ein Zuwachs von mehr als 30 Prozent für das beste zweite Quartal bislang. Auch die Zahl der Mitarbeiter wuchs. SAP beschäftigte nach eigenen Angaben im zweiten Quartal fast 61.000 Mitarbeiter und damit knapp 7.000 mehr als ein Jahr zuvor. Ein wichtiges Puzzleteil in der SAP-Wachstumsstrategie ist die Cloud, also das Bereitstellen von Daten und Anwendungen über das Internet. Dazu hat der Konzern im Februar für 3,4 Milliarden Euro den Spezialisten SuccessFactors übernommen. Im zweiten Quartal wurde die neue Tochter nun erstmals komplett in den Quartalsabschluss einbezogen. Auch das trug zum Umsatzanstieg bei, schlug sich allerdings negativ auf die operative Marge nieder. Sie lag bei 23,6 Prozent im zweiten Quartal nach 26 Prozent im Vorjahreszeitraum. Das Kerngeschäft von SAP besteht aus Unternehmensanwendungen und Analytik. In Zukunft will das Unternehmen neben den Cloudangeboten auch verstärkt in den Bereichen mobile Lösungen und Datenbanken wachsen. In jedem der fünf Bereiche will der Konzern die Spitzenposition einnehmen. Auch hier sieht sich das Unternehmen im zweiten Quartal auf einem guten Weg. Mit der Datenbanktechnik Hana machte SAP 85 Millionen Euro Umsatz und lag damit nach eigenen Angaben im Plan. Im Gesamtjahr will der Konzern hier mindestens 320 Millionen Euro erlösen. Auch bei den mobilen Lösungen sieht sich SAP mit 54 Millionen Euro Umsatz auf dem Weg, die Umsatzerwartungen von 220 Millionen Euro zu erfüllen. SAP will dabei vom Trend zum „Internet der Dinge“ profitieren, bei dem immer mehr elektronische Geräte miteinander vernetzt werden. „Unternehmen müssen ihre Art, Geschäfte zu machen, völlig neu denken“, sagte McDermott. Und die Walldorfer sollen dabei unverzichtbar werden. „Wenn du produktiver werden willst, brauchst du SAP“, formulierte McDermott den Anspruch. Im laufenden Jahr will SAP den Verkauf von Software und softwarebezogenen Dienstleistungen um zehn bis zwölf Prozent steigern. Erwartet wird ein Betriebsergebnis in einer Spanne von 5,05 Milliarden Euro bis 5,25 Milliarden Euro nach 4,71 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Die Anleger honorierten das Zahlenwerk: Die SAP-Aktie legte bis zum frühen Nachmittag gegen den DAX-Trend 3,5 Prozent zu. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bahn und Lokführer wenden Streik zur Urlaubszeit ab
Berlin (dapd). Der befürchtete Streik der Lokführer in der Haupturlaubszeit ist vom Tisch. Nach rund zehnstündigen Verhandlungen einigten sich die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn am frühen Dienstagmorgen in Berlin auf einen neuen Tarifvertrag für die mehr als 20.000 Lokführer des Staatskonzerns. Damit die Sommerferien ohne Arbeitskampf auf der Schiene zu Ende gehen können, einigten sich beide Parteien darauf, die Löhne rückwirkend zum 1. Juli um 3,8 Prozent und zum 1. November 2013 um nochmals 2,4 Prozent zu erhöhen. Zudem wird die betriebliche Altersversorgung um ein Prozent erhöht. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten. Als „vernünftigen Tarifabschluss“ lobte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die Einigung. „Die Arbeitnehmer werden für erfolgreiche Leistungen belohnt und das Unternehmen bleibt von den Kosten her wettbewerbsfähig“, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. Zugleich widersprach Ramsauer der Auffassung, er habe die GDL kritisiert. „Mir ging es nicht um Schelte“, sagte der Minister. „Ich habe an beide Seiten appelliert, Lösungen am Verhandlungstisch zu finden. Die Tarifhoheit ist ein hohes Gut und dazu stehe ich voll und ganz.“ Spartengewerkschaften trügen „eine hohe Verantwortung“. GDL-Chef Claus Weselsky und die Bahn hätten aber bewiesen, „dass man Lösungen auch relativ geräuschlos finden kann. Mögliche Streiks in der Ferienzeit hätten keinem geholfen, am wenigsten den Bahnkunden“. Die Gespräche seien in der Sache hart, aber im Ton sehr fair gewesen, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber. „Wenngleich wir an die Grenze des Machbaren gegangen sind, zeigt das Ergebnis Augenmaß“, sagte der Manager nach der zweiten Verhandlungsrunde. GDL-Chef Weselsky sprach von einer „durchaus beachtenswerten Verhandlungsleistung“ und einer „beachtlichen Erhöhung“ der Einkommen. Die erste Verhandlungsrunde war noch ohne Ergebnis geblieben. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Machtfrage bei Media Markt und Saturn könnte bald gelöst werden
Ingolstadt (dapd). Im Rechtsstreit um die Macht bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn fällt möglicherweise in Kürze eine Entscheidung. Das Schiedsgericht der Media-Saturn-Holding befasste sich am Dienstag mit der Frage, ob Unternehmensgründer Erich Kellerhals mit seinem 22-prozentigen Anteil wichtige Entscheidungen blockieren kann. Wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren war, ist dabei keine Entscheidung gefallen. Es wird aber damit gerechnet, dass das Schiedsgericht sich Anfang August zur Sache äußern wird. Am 9. August setzt sich auch das Oberlandesgericht München mit der Machtfrage auseinander. Das Gericht hatte jedoch deutlich gemacht, dass es nicht zuständig sei. Der Metro-Konzern, der 75 Prozent an Media-Saturn hält, will die Sperrminorität von Kellerhals kippen. Seit 2011 läuft deswegen ein Gerichtsstreit. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Ifo-Institut: Ratingagentur Moody’s zeigt Risiken auf
München (dapd). Die US-Ratingagentur Moody’s hat aus Sicht des Münchner Ifo-Instituts die Gefahren verdeutlicht, die in den Hilfskrediten für die Schuldenstaaten stecken. „Wenn man immer mehr Rettungspakete schnürt, übernimmt man sich eben“, sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd. Dass Moody’s die Bonität der Bundesrepublik kritisch betrachtet, zeige die „veritable Gefahr“, dass massive Verluste drohten. Aus den Krediten könnten für die Gläubigerstaaten wie Deutschland bald echte Kosten werden. „An die Politiker gerichtet heißt dies: Wenn Ihr zu viel Geld in die Hand nehmt und es ins Schaufenster stellt, ist es am Ende vielleicht doch weg.“ Das Ifo-Institut warnt bereits seit längerem vor immer neuen Milliardenkrediten und plädiert für Insolvenzmechanismen für überschuldete Staaten und Banken. „Wichtig ist es, dass man die Gläubiger mit ins Boot nimmt“, sagte Carstensen. Diese müssten zunächst für die Schulden aufkommen, dann erst die Staaten. Moody’s hatte in der Nacht den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Deutschlands auf negativ gesenkt, das eigentliche Rating aber bei der Bestnote AAA belassen. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hatte Anfang Juli gemeinsam mit mehr als 160 Wirtschaftswissenschaftlern in einem offenen Brief zum Protest gegen die Euro-Rettungspolitik der Bundesregierung aufgerufen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)