Hamburg (dapd-bwb). Der Unternehmer Anton Schlecker soll bereits Anfang 2009 von der drohenden Zahlungsunfähigkeit seiner mittlerweile insolventen Drogeriekette gewusst haben. Das geht laut einem Vorabbericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ aus dem Durchsuchungsbeschluss der Staatsanwaltschaft Stuttgart hervor, die Mitte Juli die Geschäfts- und Privaträume der Familie Schlecker in Ehingen und zehn weiterer Verdächtiger durchsuchen ließ. Angesichts der 2008 und 2009 einbrechenden Umsätze habe Schlecker erkannt, „dass die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens drohte“, zitiert das Blatt die Fahnder. Es hätten „verdächtige unentgeltliche Vermögensübertragungen auf Familienangehörige“ begonnen. So nenne der Beschluss etwa die Übertragung der Familienvilla im Wert von angeblich 20 Millionen Euro, aber auch den Verkauf der Zentrale der Tochter Ihr Platz oder das „überhöhte Gehalt an Ehefrau Christa“, die monatlich 60.000 Euro erhalten haben soll. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Albig fordert rasche Entscheidung über Leitungswege für Energie
Kiel (dapd-nrd). Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hat eine schnelle Entscheidung über den Bau neuer Leitungswege im Zuge der Energiewende gefordert. „Wind ist die neue Kohle“, sagte Albig der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Deswegen suchen wir nach den besten Leitungswegen. Es ist eine Entscheidung, die sehr rasch kommen muss.“ Mit Blick auf Schleswig-Holstein sagte dessen Regierungschef: „Wir haben hier die größten Energievorräte dieser Republik.“ Man wolle keinen Atomstrom und keine Verstromung von Kohle. „Also nutzen wir Gas, Photovoltaik und vor allem Wind.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Wirtschaftsminister Rösler spricht Griechen Reformwillen ab
München (dapd). Griechenland hat nach Meinung von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) kein Interesse an Reformen zur Bewältigung der Eurokrise. „Ich bin ernüchtert“, sagte Rösler dem Magazin „Focus“ laut Vorabbericht vom Samstag. Zwar habe er der Regierung in Athen zusammen mit der deutschen Wirtschaft vielfältige Unterstützung angeboten. „Kaum eines unserer Angebote hat die griechische Seite genutzt“, sagte Rösler. Auch seien Reformzusagen „weitgehend folgenlos geblieben“. Zugleich sagte Rösler eine Abschwächung der heimischen Konjunktur voraus. Die Frühindikatoren zeigten, dass die deutsche Wirtschaft derzeit vorsichtig agiere. Er forderte deshalb von Wirtschaft und Politik, die deutsche Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken und den Sozialstaat nicht weiter auszubauen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Hugo Boss glaubt an Zukunft klassischer Modegeschäfte
Berlin (dapd). Trotz der Konkurrenz im Web sieht der Vorstandsvorsitzende des Modekonzerns Hugo Boss, Claus-Dietrich Lahrs, auch für klassische Geschäfte keinen Grund zur Sorge. „Ich sehe richtig gute Chancen für den Handel in der Innenstadt. Dieses Angebot mögen die Leute, trotz des Internethandels“, sagte der Manager der „Welt am Sonntag“. Allerdings müssten Händler investieren „und wirklich entschlossen sein, dem Kunden etwas zu bieten und etwas aus ihrer Ladenfläche zu machen“. Wer das nicht tue, werde Schwierigkeiten bekommen. Auch Hugo Boss selbst will Lahrs zufolge „sehr viel aktiver als früher“ seine Kollektionen über eigenes Personal auf gemieteten Flächen anbieten, etwa in Warenhäusern. „Wir sehen, dass wir auf eigenen Flächen deutlich bessere Umsätze und Ergebnisse erzielen als bei Partnerunternehmen.“ Bis 2015 sollten eigene Flächen 55 Prozent des Umsatzes liefern, 2017/18 „vielleicht sogar 70 Prozent“. Allerdings solle auch das Internetgeschäft wachsen. 2015 will Hugo Boss laut Lahrs weltweit über 150 Millionen Euro im Web umsetzen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Kieler Ökonom fürchtet bei Euro-Aus Spaltung Europas und Afrikas
Düsseldorf (dapd). Ein Zerfall der europäischen Währungsunion in Nord und Süd hätte nach Ansicht des Vizepräsidenten des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, Rolf Langhammer, weitreichende Folgen. Dann müssten sich Länder außerhalb der Eurozone, die ihren Wechselkurs an den Euro gebunden haben, entscheiden, an welcher Währung sie sich künftig orientieren, schreibt Langhammer in der „Wirtschaftswoche“. „Einiges spricht dafür, dass nach den Erfahrungen im Euroraum die Anbindung an den Süden als einfacherer Weg gesehen würde“, heißt es in dem Gastbeitrag weiter. „In jedem Falle wäre der Riss, den der Zerfall verursachen würde, nicht auf den Euroraum beschränkt, sondern würde sich in Drittländern fortsetzen.“ Betroffen davon seien Staaten „vom Baltikum über den Balkan bis in das frankophone West- und Zentralafrika“. Eine weitere Integration der Weltwirtschaft „hätte sich dann vorerst erledigt“. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
GM will offenbar Produktion von Opel und Peugeot zusammenlegen
Frankfurt/Main (dapd). Das Bündnis des deutschen Autoherstellers Opel mit dem französischen Konkurrenten PSA Peugeot-Citroën könnte offenbar deutlich enger werden als bisher bekannt. Über die bereits begonnene Zusammenarbeit bei Einkauf und Entwicklung hinaus könnten bereits in wenigen Jahren auch wichtige Teile der Produktion zusammengelegt werden, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Samstagausgabe) unter Berufung auf einen internen Produktionsanlaufplan des amerikanischen Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM), der mit sieben Prozent an PSA beteiligt ist. Die Liste mit Stand von Ende Juni reiche bis ins Jahr 2020, hieß es weiter. Darin plane GM die Modelle des französischen Partners sehr konkret für die Auslastung der eigenen Werke in Europa und vor allem in Deutschland ein – obwohl die Verhandlungen mit dem angeschlagenen PSA-Konzern noch laufen. Ein Sprecher von Peugeot bestätigte dem Bericht zufolge grundsätzliche Erwägungen für einen Produktionsverbund, verwies aber auf die laufenden Verhandlungen, die sich noch bis Ende des Jahres erstrecken könnten. Opel habe den Inhalt des GM-Plans dagegen als „Sammelsurium aus Spekulationen und Unwahrheiten“ zurückgewiesen. Allerdings hatte der IG-Metall-Funktionär und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild bereits vor einigen Wochen gegenüber der Zeitung bestätigt, dass mit den Franzosen ernsthaft verhandelt werde. Hilfe für Rüsselsheim, Unklarheit für Bochum und Eisenach Dem GM-Plan zufolge könnte das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim schon ab 2015 die Produktion des Citroën-Modells DS5 übernehmen. Ein Jahr später solle dann die Produktion der Mittelklasselimousine Peugeot 508 folgen. Im Gegenzug könnte PSA die Entwicklung und Produktion des Familienvans Zafira übernehmen, der aber nicht dieselben Stückzahlen verspreche. Auch für das gefährdete Opel-Werk in Bochum könnte sich dem Bericht zufolge eine Lösung für die Zeit nach 2016 abzeichnen. So werde derzeit darüber verhandelt, die Produktion eines kompakten Geländewagens aus Korea nach Nordrhein-Westfalen zu holen. Dagegen sieht der Anlaufplan für den Standort Eisenach neben dem gerade eingeführten Stadtmodell Adam laut Zeitung für die kommenden Jahre keinen weiteren Produktionsstart fest vor. Damit scheine die Zukunft des Werks völlig offen. Zuletzt hatte Opel vor gut einer Woche auf dapd-Anfrage Medienberichte über Verhandlungen zwischen dem Konzern und den Gewerkschaften über Werksschließungen dementiert. Nach Angaben eines Firmensprechers geht es in den Gesprächen auch um „die Auslastung der Standorte Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern sowie die Zukunft des Werks Bochum“. Derweil zieht die deutsche Tochter GM immer schneller in die Tiefe: Im zweiten Quartal verloren Opel und der Schwestermarke Vauxhall 361 Millionen Dollar, im ersten Halbjahr summierten sich die Verluste damit auf fast 620 Millionen Dollar (502 Millionen Euro). dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Europäische Ratingagentur will bis Jahresende 100 Millionen sammeln
Düsseldorf (dapd). Die Gründung einer europäischen Ratingagentur kommt offenbar voran. Bis Jahresende sollten von privaten Investoren rund 100 Millionen Euro an Kapital für den Betrieb eingesammelt werden, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Unternehmensberatung Roland Berger, Burkhard Schwenker, der „Wirtschaftswoche“ laut Vorabbericht. „Das Konzept ist umsetzungsreif.“ Die Initiative sei aber von der Beratungsfirma abgetrennt worden, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Die Gründung wird vom ehemaligen Berger-Partner Markus Krall vorangetrieben, der sich um das Einsammeln des Gründungskapitals kümmert. „Ich bin zuversichtlich, dass Agenturchef Krall diese Summe bis Jahresende zusammenbekommen kann“, sagte Schwenker. Bereits am Freitag hatte eine Sprecherin der Projektgesellschaft der Nachrichtenagentur dapd bestätigt, dass für die „Umsetzung operativer Geschäfte“ der Ratingagentur eine GmbH gegründet worden sei. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Baumarktkette Praktiker droht weitere Hauptversammlung
Düsseldorf (dapd). Nach der turbulenten Hauptversammlung der Baumarktkette Praktiker von Anfang Juli droht dem Unternehmen ein weiteres Treffen der Anteilseigner. Die Wiener Fondsmanagerin Isabella de Krassny wolle über den von ihr vertretenen Fonds Maseltov eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, falls sich der US-Investor Anchorage mit seinem umstrittenen Finanzierungskonzept durchsetzt, berichtete die „Wirtschaftswoche“ vorab. Eine entsprechende Ankündigung der Anwälte von Maseltov liege vor, bestätigte ein Praktiker-Sprecher dem Magazin. Der Fonds hält zehn Prozent an Praktiker. Derzeit verhandeln Anchorage und Praktiker-Chef Kay Hafner über die Details eines Sanierungsdarlehens von 85 Millionen Euro zum Zinssatz von rund 17 Prozent. Als Pfand soll Anchorage die Praktiker-Tochter Max Bahr erhalten. De Krassny hatte sich vehement gegen die Anchorage-Pläne ausgesprochen, war mit ihrem alternativen Finanzierungskonzept aber bei Hafner gescheitert. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Ramsauer mahnt bei Eröffnung des Hauptstadtflughafens zur Sorgfalt
Berlin (dapd). Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) warnt davor, vorschnell einen Eröffnungstermin für den neuen Hauptstadtflughafen festzulegen. Zunächst gehe es darum, die Probleme zügig und sorgfältig zu lösen, sagte der CSU-Politiker der Zeitschrift „Superillu“ laut Vorabbericht. „An welchem Tag die Eröffnung dann konkret gefeiert werden kann, ist erst der zweite Schritt, der auf den ersten folgen muss.“ Ramsauer reagierte damit auf Spekulationen, der Flughafen werde den Betrieb wegen erneuter Mängel an der Brandschutzanlage noch später aufnehmen. Geplanter Eröffnungstermin ist derzeit der 17. März 2013. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Dürre in den USA stürzt deutsche Milchbauern in die Krise
Hamburg (dapd). Die deutschen Milchbauern steuern drei Jahre nach dem letzten Preistief wieder auf eine Krise zu: Sie werden in die Zange genommen von drastisch steigenden Futtermittelkosten und sinkenden Milcherlösen. „Dieses Jahr werden 3.000 bis 5.000 Höfe nicht überleben“, sagte Hans Foldenauer vom Verband Deutscher Milchviehalter der Nachrichtenagentur dapd. Auslöser der aktuellen Krise ist vor allem die Dürre in den Soja-Anbaugebieten der USA, denn Soja ist eines der wichtigsten Kraftfutter für Kühe. Die Lage der deutschen Milchbauern war aber schon vorher schlecht. „Wir können unsere steigenden Preise nicht an die Molkereien weitergeben“, klagte Milchbauer Foldenauer. Der Grund ist klar: Der deutsche Milchmarkt fließt über, trotzdem wird nicht weniger produziert. Rund 30 Millionen Tonnen Milch zapfen die rund 91.000 deutschen Milchbauern jedes Jahr ab. Das wären umgerechnet 370 Liter für jeden Bundesbürger pro Jahr. Tatsächlich verbraucht jeder Deutsche rund 50 Liter Trinkmilch, plus Käse, Butter und andere Milchprodukte. Laut Industrie gehen 46 Prozent der deutschen Milch in den Export. Eher unbeobachtet hat sich die deutsche Milchindustrie zu einem Riesen entwickelt, der in alle Welt liefert: Rund 22 Milliarden Euro setzt die Branche mit 29.000 Mitarbeitern im Jahr um. Giganten wie Müller-Milch oder Ehrmann drängen in die Welt. Zurzeit sind die beiden Großmolkereien dabei, bei den US-Bürgern die Begeisterung für Joghurt zu wecken. Ihr Vorteil gegenüber der Auslands-Konkurrenz: Deutschland ist vom Wetter her perfekt für Milchkühe, die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit nicht leiden können. Bauern halten erst 40 Cent pro Liter für auskömmlich Bei den Milchbauern kommt von dem Geldsegen aber immer weniger an. Laut Deutschem Bauernverband (DBV) fiel der Durchschnittspreis im ersten Halbjahr um 5,4 Prozent auf knapp unter 30 Cent pro Liter. Die Bauern selbst halten erst 40 Cent für auskömmlich. Preise für das Futtermittel Sojaschrot sind von Januar bis Juli dagegen um fast 50 Prozent gestiegen, die Tonne kostet jetzt etwa 500 Euro. Die Ursache des Preisanstieges liegt im knappen Angebot, verursacht durch die Dürre in den USA, einem Hauptanbaugebiet. Auch bei anderem Futtergetreide ist der Preis kräftig gestiegen. Saftige Sommerweiden mit kostenlosem Gras helfen den Bauern nicht weiter. „Die Tiere brauchen Ergänzungsfutter“, sagt Landwirt Foldenauer, „sonst können sie ihre Milchleistung nicht bringen.“ Eine durchschnittliche Milchkuh liefert 7.000 Liter pro Jahr, manche kommen auf 10.000 Liter und mehr. Das Futter ist der größte Kostenblock. Und warum bauen die Milchbauern nicht selbst Futtergetreide an? „Das könnte man dann ja auch teuer verkaufen, statt zu verfüttern“, widerspricht Foldenauer. Die Hoffnungen der deutschen Milchbauern ruhen jetzt auf den Herbst-Verhandlungen der Molkereien mit den mächtigen Handelsketten wie Aldi oder Edeka. Die Aussichten auf höhere Preise sind allerdings schlecht: Der Markt entscheide, wie viel Milch zu welchem Preis abgesetzt werde, sagt Björn Börgermann vom Milchindustrie-Verband. Immerhin: „Die Molkereien werden alles versuchen, bei den Verhandlungen mit dem Handel höhere Preise durchzusetzen.“ Die Handelsketten sind aber eisenhart: Die Tüte Vollmilch für zurzeit nur 51 Cent ist ein sogenannter Eckpreis, ein Fixpunkt, den der Kunde im Kopf hat und den der Laden nicht großüberschreiten darf. Tut er es doch, fühlt sich der Kunde übers Ohr gehauen und wandert ab. Allerdings: Bei Milchprodukten wie Käse oder Buttermilch ist der Druck lange nicht so hoch, weil die Kunden meist keinen Preis im Kopf haben – Industrie und Handel können weit profitablere Spannen durchsetzten. Die deutschen Milchbauern sehen sich schon wieder in einer Lage wie vor der großen Milchkrise 2008/2009, als sie mit öffentlichen Aktionen wie dem Verschütten der Ware auf ihre schlechte Lage aufmerksam machten. „Wir brauchen 40 Cent pro Liter“, sagte Foldenauer, „sonst geht es auf Dauer nicht.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)