Wusterhusen (dapd-lmv). Mit einem neuartigen Meereswellengenerator will der Wolgaster Ingenieur Andreas Wulff ab Herbst vor der Usedomer Ostseeküste die Produktion von Strom aus der Kraft von mindestens 20 Zentimeter hohen Wasserwellen testen. Das zum Patent angemeldete System werde Mitte September mit einem Ponton von Lubmin oder Vierow an die Außenküste vor Peenemünde verschifft und dort installiert, sagte der Erfinder am Freitag der Nachrichtenagentur dapd. Das erste Wellenkraftwerk in der Ostsee soll Elektroenergie im einstelligen Kilowattbereich liefern, die zur Befeuerung und Beheizung der Anlagen genutzt wird. Vorgesehen ist ein siebenjähriger Testversuch. „Dabei wollen wir Daten erfassen und Erfahrungen für den Serienbau größerer Meereswellenanlagen im Ozean sammeln“, sagte Wulff. Gebaut wurde das Testkraftwerk von der vorpommerschen Stahlbaufirma Hallen- und Anlagenbau (HAB) in Wusterhusen. Das Unternehmen hatte auch schon die ebenfalls von Wulff erfundenen sogenannten Tauchgondeln hergestellt, mit denen sich Touristen an Seebrücken in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zu Unterwasserbeobachtungen zum Meeresgrund fahren lassen. HAB-Geschäftsführer Andreas Pörsch sagte, die zweijährige Entwicklung des Meereswellengenerators sei vom Land mit 143.000 Euro gefördert worden. Bei dem System handle es sich um eine modular aufgebaute Konstruktion mit einem Schwimmer, der die Hubbewegungen der Wellen aufnimmt. Über einen Spezialmechanismus werden die Auf- und Abwärtsschübe dann übertragen und anschließend in Drehbewegungen umgewandelt. Nach Einschätzung von Wulff könnten Dünungs- und Gezeitenwellen in den nächsten Jahren zu verlässlichen Energielieferanten für Küstenstandorte werden. „Bei einer anlaufenden Meereswelle mit 20 Zentimeter Höhe ließe sich eine Energiemenge von 0,1 Kilowatt je Meter erzeugen, pro Kilometer also etwa 100 Kilowatt“, sagte er. Denkbar seien Offshore-Anlagen oder Bojen-Wellenparks, die etwa fünf Kilometer vor der Küste die Kraft von bis zu zehn Meter hohen Wellen in Energie umwandelten. Da Wellen und starker Wind oft in den späten Abendstunden auftreten, in denen niemand riesige Energiemengen benötigt, schlägt Wulff eine Kopplung mit Energiespeichern vor. So könnte mit dem regenerativ erzeugten Strom über Elektrolyse Wasserstoff produziert werden, der mit Transportschiffen eingesammelt wird. Eine weitere Möglichkeit wäre die Umwandlung in Druckluft, die bis zu ihrer energetischen Nutzung in unterirdischen Speichern oder zum Beispiel in den alten Stahlbetonblöcken des früheren Kernkraftwerks Lubmin deponiert werden könnte. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Rund 200 Flüge wegen des UFO-Streiks ausgefallen
Frankfurt/Main (dapd). Ein achtstündiger Streik des Lufthansa-Kabinenpersonals am Frankfurter Flughafen hat für rund 200 Flugausfälle gesorgt und europaweit Verspätungen im Luftverkehr hervorgerufen. 26.000 Reisende waren nach Lufthansa-Angaben davon betroffen. Die Flugbegleitergewerkschaft UFO drohte mit weiteren Streiks, machte dazu aber bis zum späten Nachmittag keine Angaben. Die UFO verlieh mit dem Ausstand ihrer Forderung nach Entgelterhöhung und Verzicht auf Leiharbeiter Nachdruck. Sie wertete den Streik als Erfolg und sprach von 280 ausgefallenen Flügen. Ein Lufthansa-Sprecher erklärte dagegen, 190 Flüge seien ausgefallen, davon sechs Interkontinental-Verbindungen. Am Nachmittag und Abend begann sich der Verkehr wieder zu normalisieren. Die Gewerkschaft wollte noch vor Samstag über die Fortsetzung ihres Arbeitskampfs entscheiden. Der achtstündige Ausstand am ersten Streiktag sei ein grandioser Erfolg gewesen, müsse nun aber eingehender bewertet werden, sagte der UFO-Vorsitzende Nicoley Baublies. Für etwa anderthalb Stunden am späten Vormittag durften wegen knapper Parkpositionen an Deutschlands größtem Flughafen keine Maschinen von europäischen Airports mehr in Richtung Frankfurt starten, wie ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport sagte. UFO hatte rund 1.000 Stewardessen und Stewards der Lufthansa in Frankfurt für die Zeit von 5.00 bis 13.00 Uhr zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Die Lufthansa musste daraufhin einen Großteil der 360 für den Streik-Zeitraum geplanten Flüge absagen und ihre Maschinen am Boden lassen. Zunächst waren nur Flugverbindungen auf Kurz- und Mittelstrecken betroffen, später umfasste die Streichliste aber auch mehrere Flüge aus den USA. Im innerdeutschen Verkehr gestrandete Flugpassagiere konnten mit ihrem Flugticket die Deutsche Bahn nutzen. UFO-Chef Baublies ließ offen, ob auch am Wochenende gestreikt wird. Weitere Aktionen hingen vom Verhalten der Lufthansa ab. Diese forderte die Gewerkschaft zu weiteren Verhandlungen auf. „Wir appellieren an die Vernunft der UFO-Funktionäre, möglichst rasch an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, sagte Firmensprecher Klaus Walther dem Fernsehsender n-tv. Die Gewerkschaft UFO hatte den Streik am späten Donnerstagabend angekündigt, nachdem die Verhandlungen mit der Lufthansa für die mehr als 18.000 Flugbegleiter am Dienstag gescheitert waren. „Jetzt bedarf es eines sehr deutlichen und spürbaren Zeichens für die Zukunft unserer Kabinenarbeitsplätze“, erklärte die Gewerkschaft. UFO verlangt fünf Prozent mehr Geld für die Flugbegleiter. Doch vor allem widersetzt sie sich dem harten Sparkurs der Lufthansa, der laut UFO den Einsatz von Leiharbeitern und die Auslagerung von Personal in eine Billigfluglinie vorsieht. Die Lufthansa ihrerseits steht wegen des internationalen Wettbewerbs unter dem Druck, Kosten zu sparen. Im ersten Halbjahr hatte Deutschlands größte Airline einen operativen Verlust von 20 Millionen Euro eingeflogen. Der Streik beeindruckte die Anleger an der Frankfurter Börse wenig. Die Lufthansa-Aktie fiel zwar im frühen Handel zunächst leicht, notierte aber bald rund 0,7 Prozent fester bei 9,83 Euro. (Lufthansa-Informationen zu den Streikauswirkungen: http://url.dapd.de/YtSmqO ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bits, Bytes und Pixel als Lebensgefühl
Berlin (dapd). Aus einer riesigen Videoleinwand regnet es Meteoriten und Sternschnuppen – zumindest scheinbar. Denn nur Betrachter mit einer speziellen Brille können das Spektakel in einer der Messehallen unter dem Berliner Funkturm wirklich genießen: Sie sehen es dreidimensional. Die Elektronik- und Hausgerätebranche präsentiert ihre Innovationen auf der IFA 2012 vor allem als Lebensgefühl. Statt technische Daten vorzutragen, inszeniert sie multimediale Erlebniswelten – und lockt damit das Publikum in Scharen: Schon direkt nach der Eröffnung am Freitagmorgen drängen sich Zehntausende Besucher auf der Rekord-Ausstellungsfläche von mehr als 142.000 Quadratmetern um die Stände der 1.439 Aussteller. Der Andrang auf der IFA entspricht den Erwartungen der Hersteller von Elektronik und Hausgeräten. Beide Branchen erwarten dieses Jahr ein gutes Geschäft: So soll der Umsatz mit „Weißer Ware“, also den Haushaltsgeräten, 2012 um drei Prozent steigen, wie die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik prognostiziert. Für die Elektronik erwartet der IT-Branchenverband Bitkom nach zwei Jahren schrumpfender Umsätze ein Plus von 2,3 Prozent. Dominiert werden die Messehallen auch in diesem Jahr vor allem von den neuesten Flachbildfernsehern. Die Industrie präsentiert Geräte mit neuen Technologien wie organischen Leuchtdioden, sogenannten Oleds, oder mit verfeinerter Ausstattung, etwa im 3D-Bereich. So bieten einige Hersteller das dreidimensionale Bildererlebnis auf ihren hochauflösenden TV-Geräten bereits ohne Brille. Zwar scheint diese Technik noch verbesserungsbedürftig, trotzdem sollen die Fernsehverkäufe laut Bitkom in diesem Jahr insgesamt die Marke von zehn Millionen Stück knacken. Neben immer schärferen, kontrastreicheren und brillanteren Bildern steht bei den Fernsehern die Vernetzung im Fokus. „Smart“, also internetfähig, sollen die Geräte sein und so zum intelligenten Zentrum des Wohnzimmers und der gesamten Wohnung werden. Überhaupt sollen nach dem Willen der Entwickler in der neuen digitalen Welt alle Elektrogeräte untereinander und mit ihrem Besitzer kommunizieren. Das Smartphone wird dabei zur zentralen Fernbedienung, die aus der Ferne den Backofen vorheizt, die Garagentür öffnet und die Stereoanlage einschaltet. Damit werden auch die Haushaltsgeräte in den Lifestyle eingebunden, zudem sollen sie ebenfalls intelligent sein. So erkennt ein neuer Induktionsherd nicht nur kleinste Töpfe, sondern lässt die Kochstelle gleich mit dem Topf über die Platte wandern, ein voll beladener Geschirrspüler benötigt nach Herstellerangaben nur noch sechs Liter Wasser für einen 20-minütigen Spülgang und ein Wäschetrockner beduftet die Wäsche gleich automatisch. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
HSH Nordbank bedroht Stabilität der öffentlichen Haushalte
Hamburg (dapd). Die HSH Nordbank wird immer mehr zum Milliardenrisiko für die Haushalte der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein: Nachdem das Geldinstitut im zweiten Quartal wieder in die rote Zahlen gerutscht ist, erhöhte die HSH Nordbank die Wahrscheinlicheit, dass sie eine 7-Milliarden-Euro-Garantie der beiden Eigentümerländer in Anspruch nehmen muss. Vorstandsmitglied Constantin von Oesterreich nannte am Freitag eine Wahrscheinlichkeit von 41,4 Prozent dafür, dass dieser Fall eintritt. Noch im Frühjahr lag dieser Wert deutlich unter 40 Prozent. Insbesondere die Krise der deutschen Schifffahrt traf das Geldinstitut hart. Die HSH Nordbank galt lange als größter Schiffsfinanzierer der Welt. Jetzt können immer mehr Eigner ihre Schiffskredite nicht bezahlen, weil sie im harten Wettbewerb bei niedrigen Frachtraten kein Geld verdienen. Die Bank rutschte angesichts der weltweiten Wirtschaftsschwäche wieder in die roten Zahlen. Im zweiten Quartal meldete die HSH einen Nettoverlust von 58 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr liegt die Bank mit 70 Millionen Euro nur noch knapp in der Gewinnzone. Im Vorjahreszeitraum hatte die Bank noch einen Gewinn von 338 Millionen Euro eingefahren. „Die Konjunktur lahmt, das hilft uns Banken nicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Paul Lerbinger bei der Vorstellung der Zahlen in Hamburg. Auch der kräftig angezogene Kurs des US-Dollars belastete die Bank. Die HSH wurde von Schleswig-Holstein und Hamburg 2009 nach Verlusten in Milliardenhöhe durch eine Kapitalspritze von drei Milliarden Euro sowie Garantien über zehn Milliarden Euro gerettet. Diese Geldspritzen lösten ein Verfahren der EU aus, weil mit diesen Staatsmitteln der Wettbewerb verzerrt wurde. Drei Milliarden Euro der Garantiesumme gab die Bank seitdem zurück. Die Vereinbarung mit den Ländern sieht so aus: Verluste bis zu 3,2 Milliarden Euro aus dem Abbau alter riskanter Geschäfte muss die Bank selbst tragen. 200 Millionen Euro davon sind schon verbraucht. Falls die Bank noch weitere 3 Milliarden Euro versenkt, müssen die Länder zahlen: bis zu 7 Milliarden Euro. Die HSH Nordbank erwähnt dieses Risiko nun zum ersten Mal schriftlich in der Bilanz: Es könne nun „nicht ausgeschlossen werden“, dass es „zur Inanspruchnahme der Garantie“ kommen könne, heißt es im Bericht. Lerbinger kündigte für den Herbst „Maßnahmen zur Begrenzung der Krisenfolgen“ an, nannte aber keine Einzelheiten. Eine Kapitalerhöhung plane er „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ nicht. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Norbert Walter ist tot
Frankfurt/Main (dapd). Der bekannteste Ökonom Deutschlands ist tot: Der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, starb am Freitag, wie seine Tochter Jeannette Zimmermann betätigte. Er betrieb mit ihr eine Beratungsfirma bei Frankfurt. Der 67-Jährige sei am Morgen gestorben, die Ursache stehe noch nicht fest, sagte sie. Walter hatte 2009 frühzeitig das Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um fünf Prozent vorhergesagt. Die Bundesregierung hatte ihn dafür scharf kritisiert. Am Jahresende aber stimmte die Zahl. Walter war von 1990 bis 2009 Chefvolkswirt des größten deutschen Geldhauses. In dieser Rolle machte er sich als engagierter und medienwirksamer Anhänger der Marktwirtschaft einen Namen. Er trat stets ein für niedrige Steuern, einen Rückzug des Staates aus der Wirtschaft und kritisierte den in seinen Augen überbordenden Wohlfahrtsstaat. Der Volkswirt hatte zahlreiche öffentliche Auftritte und schrieb mehrere Bücher, zuletzt „Wer soll das bezahlen?“ über die Wirtschaftskrise. Auch nach seinem Abschied von der Deutschen Bank blieb Walter in den Medien präsent, etwa mit einer Kolumne in der „Berliner Zeitung“ oder in einer Sendung beim Fernsehsender n-tv. Walters erfolgreiche Prognose für 2009 bestätigte seinen Ruf, wirtschaftliche Einbrüche treffsicher zu prognostizieren. Erstmals war ihm das während des Abschwungs 1979/80 gelungen. Der Ökonom mahnte bereits die schwarz-gelbe Regierung Helmut Kohls zu einer „Entfesselung der Marktwirtschaft“. Er kritisierte, dass die deutsche Einheit nicht für eine umfassende Deregulierungs- und Privatisierungsoffensive genutzt wurde. Nach dem Abitur studierte Walter Volkswirtschaft in Frankfurt am Main, 1971 wurde er promoviert. Fortan forschte er am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, wo er bereits 1975 die Leitung der Forschungsgruppe Nationale und Internationale Konjunktur übernahm. Aus der Forschung wechselte er 1987 zur Deutschen Bank, wo er schnell zum Chefvolkswirt aufstieg. 2009 schied er altersbedingt aus. Sein Nachfolger wurde Thomas Mayer. Walter war praktizierender Katholik und bis zuletzt Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Er hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Töchter. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Praktiker will schnell mit neuem Kreditgeber einig werden
Hamburg/Kirkel (dapd). Die Baumarktkette Praktiker will nach dem Richtungswechsel bei der Suche nach einem Darlehen nun schnell mit dem neuen Kreditgeber einig werden: „Ich begrüße es, dass durch das vorliegende Angebot von Semper Constantia eine solide Finanzierungsperspektive eröffnet wird. Da bereits wesentliche offene Punkte bereinigt sind, bietet sich auch die Chance, kurzfristig zu einem positiven Abschluss zu kommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Kai Hafner am Freitag. Am Vortag hatte Praktiker die Verhandlungen mit dem US-Finanzier Anchorage beendet, weil die Amerikaner hohe Nachforderungen gestellt hatten. Die Wiener Bank biete „deutlich bessere Zinskonditionen“, sagte Hafner. Praktiker ist auf den Kredit angewiesen, um sein Sanierungskonzept finanzieren zu können. Praktiker war wegen seiner jahrelangen Billigstrategie („20 Prozent auf alles“) und Missmanagements tief in die roten Zahlen gerutscht. 2011 machte das Unternehmen mehr als 500 Millionen Euro Verlust. Kern des Sanierungsprogramms ist die Umstellung von mehr als 100 Märkten der Marke Praktiker auf die Marke der Tochter Max Bahr, die deutlich höhere Umsätze macht und Gewinn abwirft. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Kein Steuergeld für insolvente Werften
Berlin (dapd). Die Bundesregierung will die zahlungsunfähigen P+S Werften nicht mit Steuergeld retten. „Wir schließen definitiv staatliche Beihilfen aus“, sagte am Freitag ein Sprecher von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) in Berlin. Auch werde es zur Unterstützung der Schiffbauer in Stralsund und Wolgast kein Sonderfinanzierungsprogramm beispielsweise über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geben. Die Linke forderte derweil schnellstmögliche staatliche Unterstützung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits bei einem Besuch der Werften vorige Woche erklärt, der Rahmen für staatliche Hilfen sei ausgeschöpft. Am vergangenen Mittwoch stellte der Geschäftsführer der P+S Werften den Antrag auf Insolvenz. Das Unternehmen beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter und ist damit ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Die zahlungsunfähigen Werften benötigen nach Einschätzung des vorläufigen Insolvenzverwalters Berthold Brinkmann umgehend einen Massekredit. Die auf den Werftkonten noch verfügbaren Reserven in Höhe von etwa einer Million Euro reichten nur noch für einen etwa einwöchigen Betrieb beider Werften. „Wir werden daher so schnell wie möglich alle erforderlichen Anträge für einen Kredit unserer Hausbanken erstellen“, sagte Brinkmann am Freitag. Über die Höhe des Kredits machte er keine Angaben. Der Kredit müsste nach Brinkmanns Einschätzung möglichst über eine Landesbürgschaft abgesichert werden. Am Freitag wurde ferner bekannt, dass nach der Insolvenz einige regionale Zulieferbetriebe auf Kurzarbeit setzen. Bei der Arbeitsagentur Stralsund hätten sich bislang acht Unternehmen gemeldet, drei davon in den vergangenen zwei Tagen, sagte ein Sprecher der dapd. Er wertete die Kurzarbeit aber auch als positives Signal: „Die Unternehmen rechnen damit, dass es weitergeht, ansonsten würden sie die Leute entlassen.“ Die Opposition im Bundestag ist in der Frage der Beihilfen nicht geschlossen: Die Linkspartei forderte eine schnelle staatliche Unterstützung für die Werften. „Die Staatshilfe ist für die 2.000 Werftarbeiter dringend nötig“, sagte die Linken-Haushaltsexpertin Gesine Lötzsch. „Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung marode Banken auf Lebzeiten finanziert und Werften einfach ihrem Schicksal überlässt.“ Grünen-Wirtschaftsexperte Tobias Lindner zeigte sich hingegen skeptisch: „Bei den gegenwärtigen Problemen kann ich nicht erkennen, wie Staatshilfen alleine wirklich dauerhaft die Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen können“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag. Stattdessen sei eine „gezielte Förderung innovativer Technologien im Schiffbau, verbunden mit nachhaltigen Betriebsmodellen der Schiffe“ nötig. Bundestagsvizepräsident und Finanzexperte Hermann Otto Solms (FDP) warnte derweil, Deutschland dürfe „nicht wieder den Fehler wie im Fall des Bauunternehmens Philipp Holzmann AG machen“. Der Konzern erhielt seinerzeit unter der rot-grünen Bundesregierung Staatshilfen, ging dann aber doch pleite. „Der Staat ist kein Unternehmer“, sagte Solms der dapd und fügte hinzu: „Staatliche Hilfen führen immer zu Wettbewerbsverzerrungen, weil die Werften, die keine Unterstützung bekommen, benachteiligt werden und dann selbst in Not kommen können.“ Auch der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, sagte, „staatliche Hilfen kann es nicht geben und soll es nicht geben“. Die Probleme bei den P+S Werften beruhten auf Managementfehlern und müssten jetzt im Insolvenzverfahren aufgearbeitet werden. „Und dabei helfen Steuergelder nicht“, schloss er. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
UFO-Streik bringt europaweit den Flugverkehr durcheinander
Frankfurt/Main (dapd). Ein achtstündiger Streik des Lufthansa-Kabinenpersonals hat das Luftdrehkreuz Frankfurt am Main lahmgelegt und europaweit für Flugausfälle und Verspätungen gesorgt. Die Flugbegleitergewerkschaft UFO verlieh mit dem Ausstand ihrer Forderung nach Entgelterhöhung und Verzicht auf Leiharbeiter Nachdruck. Sie wertete den Streik als Erfolg. Die Lufthansa erklärte, sie bemühe sich, so schnell wie möglich wieder normale Verkehrsverhältnisse herzustellen. Eine neue Streikankündigung gab es zunächst nicht. Die Gewerkschaft wollte noch vor Samstag über die Fortsetzung ihres Arbeitskampfs entscheiden. Der achtstündige Ausstand am ersten Streiktag sei ein grandioser Erfolg gewesen, müsse nun aber eingehender bewertet werden, sagte der UFO-Vorsitzende Nicoley Baublies. Auch nach Ende des Ausstands um 13.00 Uhr fielen in Frankfurt noch Lufthansa-Flüge aus. Die Airline hatte am Nachmittag für ihre Passagiere noch rund 40 Umbuchungsschalter besetzt. Für etwa anderthalb Stunden am späten Vormittag durften wegen knapper Parkpositionen an Deutschlands größtem Flughafen keine Maschinen von europäischen Airports mehr in Richtung Frankfurt starten, wie ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport sagte. UFO hatte rund 1.000 Stewardessen und Stewards der Lufthansa in Frankfurt für die Zeit von 5.00 bis 13.00 Uhr zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Die Lufthansa musste daraufhin einen Großteil der 360 für den Streik-Zeitraum geplanten Flüge absagen und ihre Maschinen am Boden lassen. Zunächst waren nur Flugverbindungen auf Kurz- und Mittelstrecken betroffen, später umfasste die Streichliste aber auch mehrere Flüge aus den USA. Im innerdeutschen Verkehr gestrandete Flugpassagiere konnten mit ihrem Flugticket die Deutsche Bahn nutzen. UFO-Chef Baublies ließ offen, ob auch am Wochenende gestreikt wird. Weitere Aktionen hingen vom Verhalten der Lufthansa ab. Diese forderte die Gewerkschaft zu weiteren Verhandlungen auf. „Wir appellieren an die Vernunft der UFO-Funktionäre, möglichst rasch an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, sagte Firmensprecher Klaus Walther dem Fernsehsender n-tv. Die Gewerkschaft UFO hatte den Streik am späten Donnerstagabend angekündigt, nachdem die Verhandlungen mit der Lufthansa für die mehr als 18.000 Flugbegleiter am Dienstag gescheitert waren. „Jetzt bedarf es eines sehr deutlichen und spürbaren Zeichens für die Zukunft unserer Kabinenarbeitsplätze“, erklärte die Gewerkschaft. UFO verlangt fünf Prozent mehr Geld für die Flugbegleiter. Doch vor allem widersetzt sie sich dem harten Sparkurs der Lufthansa, der laut UFO den Einsatz von Leiharbeitern und die Auslagerung von Personal in eine Billigfluglinie vorsieht. Die Lufthansa ihrerseits steht wegen des internationalen Wettbewerbs unter dem Druck, Kosten zu sparen. Im ersten Halbjahr hatte Deutschlands größte Airline einen operativen Verlust von 20 Millionen Euro eingeflogen. Der Streik beeindruckte die Anleger an der Frankfurter Börse wenig. Die Lufthansa-Aktie fiel zwar im frühen Handel zunächst leicht, notierte aber bald rund 0,7 Prozent fester bei 9,83 Euro. (Lufthansa-Informationen zu den Streikauswirkungen: http://url.dapd.de/YtSmqO ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bund der Steuerzahler gegen Staatshilfen für P+S Werften
Schwerin (dapd). Der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern lehnt Staatshilfen für die insolventen P+S Werften in Stralsund und Wolgast ab. „Die Probleme sind einzig und allein auf Managementfehler zurückzuführen“, sagte Vorstandsmitglied Reiner Holznagel am Freitag der Nachrichtenagentur dapd. „Der Steuerzahler kann dafür nicht aufkommen.“ Derzeit sei nicht absehbar, ob und wie viele Werft-Mitarbeiter entlassen werden müssen, sagte Holznagel. Für eine Diskussion über eine mögliche Auffanggesellschaft sei es deshalb auch zu früh. „Wir stehen gerade am Anfang des Insolvenzverfahrens.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Unser Streik ist grandios
Frankfurt/Main (dapd-hes). Wenn ein Flug ausfällt, ist Umbuchen angesagt. Das passiert verhältnismäßig selten; aber am Freitagmorgen in Frankfurt am Main war es die Regel. Zu Streikbeginn konnten betroffene Lufthansa-Passagiere noch zügig umbuchen. Danach kostete es Stunden, einen Ersatzflug zu ergattern. Draußen standen immer mehr Maschinen, aber keiner kam hinein. Des einen Leid, des anderen Freud: „280 Flieger sind am Boden geblieben“, frohlockte am Mittag Nicoley Baublies, Vorsitzender der Flugbegleitergewerkschaft UFO. Lufthansa wollte dem kaum etwas entgegensetzen. „Es sind wohl mehr Starts ausgefallen, als wir ursprünglich hofften“, sagte ein Konzernsprecher knapp. „Zahlen nennen wir keine.“ Ein Sprecher des Betreibers Fraport bestätigte aber auch, dass es mehr als 200 waren. Noch am Morgen hatte Lufthansa die bis zum Ende des Streiks um 13.00 Uhr erwarteten Ausfälle auf 90 beziffert, ein Viertel der planmäßigen Verbindungen. Auch wollte die größte deutsche Airline die meisten ihrer Passagiere zwar mit Verspätung, aber letztlich erfolgreich ans Ziel bringen. Lufthansa buchte um, auf konzerneigene Regionalfluggesellschaften oder die Tochter Germanwings. In den ersten drei Stunden des Streiks klappte das problemlos. Das Wormser Ehepaar Wolff erfuhr am Lufthansa-Umbuchungsschalter noch vor 6.00 Uhr früh, dass es einen Flieger nach Wien nicht wie geplant um 8.45 Uhr, sondern um 7.45 Uhr besteigen könne. „In der Nacht kam von Lufthansa die E-Mail, unser gebuchter Flug sei annulliert“, berichtet Joachim Wolff. „Mit Hinweis auf eine Hotline.“ Das Ehepaar wählte die halbe Nacht die Servicenummer, aber es hob niemand ab. Immerhin erreichten die Wolffs ihren Medizinerkongress noch pünktlich. „Aber das war kein Spaß heute Nacht am Telefon“, sagt Wolff. Mit vorrückender Zeit ging in den Abflughallen dann immer weniger. Um 5.00 Uhr hatte die Lufthansa nur einen Umbuchungsschalter besetzt, um 8.00 Uhr waren es 30. Tausende standen in unübersehbaren Schlangen kreuz und quer. „Wir stehen das dritte Mal an“, berichtete ein junges Paar mit Ziel Sardinien über München. „Nun schon wieder eine Stunde. Am Schalter immer eine andere Auskunft.“ Beim Warten empfängt das Paar eine SMS von der Lufthansa. Die beiden können Plätze nach Italien bekommen, Mailand oder Florenz. An den Check-in-Automaten bemühte sich Servicepersonal in den Unternehmensfarben Blau-Gelb unermüdlich, den oft verzweifelten Kunden zu einem Platz in einem brauchbaren Flieger zu verhelfen. Es kam zu kleinen Handgreiflichkeiten, als sich eine Fluggastbetreuerin dann doch gegen das ständige ungeduldige Zupfen an ihrer Uniform wehrte. Im Lauf des Vormittags fielen schließlich auch zahlreiche Nordatlantikflüge der Lufthansa aus. Das Unternehmen hatte zuvor angekündigt, Interkontinentalverbindungen möglichst ohne Ausfälle zu bedienen. Aber auch Ankünfte musste Lufthansa streichen. In Hannover kann nicht wieder zum Rückflug starten, was zuvor nicht aus Frankfurt kommend gelandet ist. Botschaften wie diese verkündete Baublies auf der Kundgebung am Mittag rund 700 Mitstreitern unter tosendem Beifall. UFO hatte am Dienstag die Tarifgespräche mit Lufthansa wegen Kontroversen über Leiharbeit und Jobauslagerung für gescheitert erklärt, erwartet aber auch ein verbessertes Gehaltsangebot. „Unser Streik ist grandios“, erklärte Baublies vor der Lufthansa-Zentrale am Flughafen. „Und er hat gerade erst begonnen!“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)