Essen (dapd). Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen denkt nicht an einen Verkauf der Warenhauskette. Spekulationen über solche Pläne für die Premiumhäuser in Berlin und München, Kadewe und Oberpollinger, seien „völlig falsch“, sagte Berggruen den Zeitungen der WAZ-Gruppe. Auch für die Sporthäuser gebe es keine Verkaufspläne. Karstadt mache ihm „sehr große Freude“. „Ich bin dafür bekannt, meine Beteiligungen sehr lange zu halten“, sagte er. Karstadt werde bis 2015 eine Milliarde Euro in die Modernisierung investiert haben. Berggruen verteidigte in dem Interview auch den geplanten Abbau von 2.000 Arbeitsstellen. Die Mitarbeiter stünden hinter dem „engagierten Kurs“ von Karstadt-Chef Andrew Jennings, das Unternehmen „grundlegend zu sanieren“. Spekulationen über eine Ablösung von Jennings nannte Berggruen „völlig falsch, ein bösartiges Gerücht“. Er stehe „uneingeschränkt hinter ihm und seiner Strategie“. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Karstadt-Eigentümer hält an KaDeWe und Alsterhaus fest
Essen (dapd). Die Beschäftigten von Karstadt können erst einmal aufatmen. Der Eigentümer der Warenhauskette, Nicolas Berggruen, hat nach Aussagen eines engen Mitarbeiters einer Zerschlagung des Essener Konzerns eine Absage erteilt. Der Karstadt-Aufsichtsratschef und Berggruen-Vertraute Jared Bluestein erklärte am Montag: „Nicolas Berggruen ist ein langfristig orientierter Investor und dementiert entschieden, dass Teile des Karstadt-Geschäfts verkauft werden sollen.“ Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, Bluestein persönlich verhandele im Auftrag von Berggruen mit der Qatar Holding und dem kanadischen Familienunternehmen George Weston Limited über einen Verkauf der besonders lukrativen Premium-Häuser: das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und das Oberpollinger in München. Außerdem werde über eine Abgabe der Karstadt-Sporthäuser an den Konkurrenten Sportscheck nachgedacht. Dies hatte für Unruhe im Unternehmen gesorgt. Entsprechende Berichte seien „unwahr und entbehren jeglicher Grundlage“, erklärte Bluestein. Berggruen stehe voll hinter Karstadt-Chef Andrew Jennings und dessen Strategie „Karstadt 2015“. Auch in Gewerkschaftskreisen hieß es, es gebe keine Anzeichen für Verkaufspläne. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass Karstadt auch zwei Jahre nach Übernahme durch Berggruen noch eine Baustelle ist. Erst im Juli kündigte der Konzern den Abbau von 2.000 Stellen bis Ende 2014 an. Konzernchef Jennings betone damals, angesichts der Eurokrise müsse Karstadt seinen Verwaltungsaufwand verringern und die Organisationsstrukturen im gesamten Unternehmen neu ausrichten. Handelsexperte rechnet trotz Dementi mit Teilverkäufen Die Erfolgsaussichten sind allerdings umstritten, nicht zuletzt weil sich Berggruen bislang mit eigenen Investitionen in das Unternehmen zurückhielt. Zwar plant Karstadt, insgesamt rund 400 Millionen Euro in die Modernisierung von rund 60 Warenhäusern zu investieren. Doch muss der Konzern das Geld selbst erwirtschaften. Bislang flossen deshalb erst rund 160 Millionen Euro in die Aufwertung der Filialen – zu wenig nach Auffassung vieler Fachleute. Der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg rechnet deshalb trotz des jüngsten Dementis früher oder später mit einer Zerschlagung der traditionsreichen Warenhauskette. Roeb sagte der Nachrichtenagentur dapd: „Der Verkauf der Premium-Häuser und der Sporthäuser wird so sicher kommen wie das Amen in der Kirche.“ Denn für Karstadt sei der Verkauf dieser Perlen „die naheliegendste Möglichkeit“, an Geld zu kommen. Dies gelte nicht nur, wenn Berggruen Kasse machen wolle, sondern auch dann, wenn er den Konzern retten wolle. „Für die Modernisierung der Häuser bräuchte er bestimmt mindestens eine halbe Milliarde, vielleicht auch eine Milliarde Euro“, urteilte der Branchenkenner. „Das lässt sich aus dem laufenden Geschäft nicht stemmen, und selbst investieren will er offenbar nicht.“ Auf Dauer rechnet der Experte ohnehin mit einem Zusammenschluss von Karstadt und dem Rivalen Kaufhof zu einer Deutschen Warenhaus AG. „Das bedeutet aber auch die Schließung etlicher Filialen und den Verlust tausender Arbeitsplätze, wobei offen ist, ob bei Karstadt oder Kaufhof“, sagte er. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Investor Berggruen wieder auf dem Boden der Tatsachen
Essen (dapd). Nicolas Berggruen ist vieles: Milliardär, Kunstsammler, Geschäftsmann, Weltbürger und Investor. Noch bis vor kurzem galt der gut aussehende, jungenhafte 50-Jährige auch als Heilsbringer für Karstadt. Seit Montagabend kann die Belegschaft darüber nur bitter lachen. Bis Ende 2014 will das Unternehmen 2.000 von derzeit fast 25.000 Arbeitsplätzen streichen. Verkündet hat den Stellenabbau der von Berggruen eingesetzte Konzernchef Andrew Jennings. „Das ist schmerzhaft“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstagausgabe). Doch der Kaufhauskonzern leide nicht nur unter ineffizienten Altersstrukturen, sondern auch unter der Eurokrise. Im Oktober 2010 hatte Berggruen die insolvente Karstadt Warenhaus GmbH übernommen. Die Kaufhauskette litt unter einem veralteten Konzept sowie der Internet-Konkurrenz. Der zuvor als Manager von Woolworth in Südafrika tätige Jennings war dem Vernehmen nach Berggruens Wunschkandidat. Seine Nominierung sorgte in der Branche aber für Überraschung. Denn der Brite gilt zwar als erfolgreicher Sanierer, war aber mit dem deutschen Markt nicht vertraut. Jennings sagte im Frühjahr in einem Interview, wie er mit Karstadt in die schwarzen Zahlen kommen will: „Wir hatten zu lange ein viel zu breites Sortiment“, sagte er. „Wir fokussieren uns auf Mode, Wohnen, Sport und Personality, also Schmuck, Uhren, Kosmetik.“ Von Stellenabbau war da keine Rede. Die Berggruen Holdings mit Niederlassungen in der ganzen Welt investiert mehrere Milliarden vornehmlich in Langzeitbeteiligungen. Berggruen gilt nicht als jemand, der auf schnelles Geld aus ist. Zuletzt sorgte der 50-Jährige im April für Schlagzeilen, als er mit einer Investorengruppe bei der Fast-Food-Kette Burger King einstieg und im Mai auch sein Interesse an der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker bekundete. Doch letztlich zählt auch bei Berggruen der Profit. Bei Schlecker stieg er aus, weil er aufgrund der Negativschlagzeilen rund um das Unternehmen um sein Image fürchtete. Bei Karstadt war er der einzige Bieter, der alle Filialen erhalten wollte. Die Beschäftigung sollte gesichert und sogar ausgebaut werden. Diese Beteuerungen sind mit der Ankündigung von Montag Geschichte. Der Sohn des 2007 verstorbenen Kunsthändlers Heinz Berggruen jettet permanent um die Welt. Er besuchte das Schweizer Edelinternat Le Rosey, machte an der Pariser École Alsacienne das Abitur, ging im Jahr 1979 nach New York, wo er 1981 sein Wirtschaftsstudium mit einem Bachelor abschloss. Schon vor Jahren hat er sich von seinem Apartment in New York getrennt und lebt seither ausschließlich in Hotels. „Dinge zu besitzen hat mich nie interessiert“, sagt der Milliardär. Seinen materiellen Besitz könne er in einer einzigen Tasche mit sich herumtragen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)