Berlin (dapd). Nach dem verheerenden Brand in einer Bekleidungsfabrik in Bangladesch fordert die deutsche Textilindustrie vom Handel eine schärfere Kontrolle der Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern. „Der aktuelle Fall zeigt, dass Takko oder Kik offenbar mehr tun müssen, die Produktion ist oft undurchsichtig“, sagte der Präsident des Gesamtverbands Textil und Mode, Peter Schwartze, dem „Tagesspiegel“ (Montagausgabe). Bei deutschen Textilherstellern herrschten in jedem Werk weltweit deutsche Arbeits- und Sicherheitsstandards. Die Handelsfirmen dagegen „kennen womöglich eine Reihe von Subunternehmern in der Kette gar nicht“, erklärte Schwartze. Ende November waren bei einem Brand in einem früheren Zulieferbetrieb des Textildiscounters Kik in Bangladesch mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Bei diesem und ähnlichen Unglücken werden immer wieder die schlechten Sicherheitsvorkehrungen in den Fabriken als eine Ursache genannt. Der Inhaber der Tengelmann-Gruppe, Karl-Erivan Haub, sieht für seine Textilkette Kik jedoch nur begrenzte Möglichkeiten, die Sicherheit der Fabriken zu verbessern. „Wir haben Büros vor Ort und prüfen die Fabriken“, sagte Haub der „Wirtschaftswoche“. Letztlich müssten vor allem die Behörden in Ländern wie Bangladesch oder Pakistan für die Einhaltung vernünftiger Standards sorgen. „Als einzelner Abnehmer können wir da nur relativ wenig Einfluss nehmen“, erklärte Haub. Schwartze verlangte dagegen, dass ein Hersteller einem Land den Rücken kehren müsste, wenn sich Missstände nicht abstellen ließen. Einen Boykott von Waren aus Bangladesch lehnte er ab. Nicht alle Fabrikbesitzer dort seien Verbrecher. „Ein solcher Boykott würde am Ende die einfachen Leute treffen“, sagte Schwartze. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)