München (dapd). Die Konjunkturkrise macht dem Lastwagen- und Bushersteller MAN mehr zu schaffen als der Konkurrenz. Vor allem in den Kernmärkten Europa und Lateinamerika gingen die Verkäufe von MAN deutlich zurück, wie der Vorstandsvorsitzende Georg Pachta-Reyhofen am Dienstag in München erläuterte. MAN drosselt deshalb die Produktion von Lastwagen und Bussen. Außerdem gab MAN für den Bereich Nutzfahrzeuge einen Einstellungsstopp aus. Das operative Ergebnis der MAN-Gruppe, die mittlerweile zu mehr als 75 Prozent dem Volkswagen-Konzern gehört, fiel in den ersten sechs Monaten des Jahres um 38 Prozent auf 471 Millionen Euro. Der Nettogewinn ging um 814 Millionen auf 40 Millionen Euro zurück. Allerdings machten sich hier zusätzlich Sondereffekte negativ bemerkbar. Der Umsatz verringerte sich um 3 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro, der Auftragseingang um 6 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Besonders stark war der Rückgang im Kerngeschäft Nutzfahrzeuge. Im ersten Halbjahr sank hier das operative Ergebnis um 264 Millionen auf 211 Millionen Euro. Starke Absatzrückgänge in den Krisenländern Spanien und Italien konnte MAN zwar durch Steigerungen in anderen Regionen wie Russland ausgleichen. Allerdings fiel die Gewinnmarge deutlich geringer aus. Die Rendite des Konzerns ging von 9,6 auf 6,1 Prozent zurück. Bei den Nutzfahrzeugen sank die Marge gar von 7,8 auf 3,6 Prozent. Marktführer Daimler kam mit seinem Lkw-Bereich auf 6,4 Prozent. Der Stuttgarter Konzern konnte den Umsatz mit Lastwagen im ersten Halbjahr um 22 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro steigern. Daimler profitierte dabei vor allem vom wachsenden US-Markt, in dem MAN nicht vertreten ist. MAN-Chef Pachta-Reyhofen sagte, er sei mit dem Ergebnis „nicht zufrieden“. Das Unternehmen habe „geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen“. In Brasilien unterbrach der Hersteller die Produktion von Lastwagen und Bussen im Juni bereits für 14 Tage. In den europäischen Werken wie in Salzgitter und München stellt MAN von einem Zwei-Schicht- auf einen Ein-Schicht-Betrieb um. Die Zahl der Leiharbeiter werde reduziert, Wiederbesetzungen würden vom Vorstand geprüft, Urlaubskonten der Mitarbeiter abgebaut, sagte Pachta-Reyhofen. Der Konzern will den Hofbestand von 9.000 Fahrzeugen in Europa und 8.000 Einheiten in Brasilien herunterfahren. Für das gesamte Jahr rechnet der MAN-Chef mit einem Produktionsrückgang von fünf bis zehn Prozent. Kurzarbeit plant MAN bisher nicht. In den vergangenen zwölf Monaten hatte der MAN-Konzern die weltweite Zahl der Mitarbeiter noch um 2.700 auf 55.235 erhöht. Davon waren 2.402 Leiharbeiter. Im Geschäftsbereich Kraftwerks- und Motorenbau (Power Engineering) fiel das operative Ergebnis um 16 Millionen auf 239 Millionen Euro. Der Auftragseingang ging um 14 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz legte um 3 Prozent auf 1,99 Milliarden Euro zu. Die MAN-Aktie konnte sich nach einem Einbruch am Vormittag bis zum frühen Nachmittag wieder erholen. Gegen 14.00 Uhr lag der Kurs auf Vortagsniveau bei 76,84 Euro. Der Konzern hatte bereits am vergangenen Mittwochabend die Eckzahlen veröffentlicht. Am Donnerstag war der Kurs daraufhin von 78,17 auf 73,68 Euro eingebrochen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Linke fordert Aufpasser für Bundesbankchef Weidmann
Osnabrück (dapd). Die Linke will Bundesbankchef Jens Weidmann unter direkte Aufsicht des Bundestags stellen. „Die Bundesbank darf nicht länger die einzige Bank ohne Aufsichtsgremium bleiben. Jemand muss Jens Weidmann auf die Finger schauen“, sagte Parteichefin Katja Kipping der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Das Parlament müsse direkte Mitsprache beim Führungspersonal bekommen. Zudem müssten Bundesbank und EZB auf Wachstum und Vollbeschäftigung verpflichtet werden. Weidmann habe sich „mehr als einmal als Schulmeister der Politik aufgespielt“. Die Parteivorsitzende kritisierte außerdem die Forderung von FDP-Präsidiumsmitglied Jörg-Uwe Hahn nach einer Klage der Bundesregierung vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Europäische Zentralbank (EZB) wegen ihres Ankaufs von Staatsanleihen der Krisenländer. „Die Bundesregierung darf nicht länger auf Mario Draghi eindreschen, nur weil er seinen Job macht“, sagte Kipping. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe sich selbst für dessen Kurs stark gemacht. dapd (Politik/Politik)
Gewinn von Infineon bricht ein
Neubiberg (dapd). Der Halbleiterhersteller Infineon hat im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal einen drastischen Ergebnisrückgang verzeichnet. Der Konzernüberschuss brach im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 82 Millionen Euro ein, wie Infineon am Dienstag in Neubiberg bei München mitteilte. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres fiel der Überschuss sogar um mehr als zwei Drittel von 994 Millionen auf 289 Millionen Euro. Der Vorstandsvorsitzende Peter Bauer kündigte Sparmaßnahmen an. Zugleich sank der Umsatz von Oktober bis Ende Juni um 37 Millionen auf 2,92 Milliarden Euro. Infineon hatte wegen der unsicheren Konjunkturlage bereits vor einem Monat seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr gesenkt. Der DAX-Konzern rechnet mit einem Rückgang der Erlöse um drei Prozent. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Metro kämpft weiter mit Verlusten
Düsseldorf (dapd). Der vom neuen Metro-Chef Olaf Koch vorangetriebene Umbau des größten deutschen Handelskonzerns hinterlässt tiefe Spuren in der Bilanz. Für das erste Halbjahr wies das Unternehmen in seinem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht unter dem Strich einen Verlust von 110 Millionen Euro aus. Dabei drückten vor allem Wertberichtigungen in dreistelliger Millionenhöhe im Zusammenhang mit dem Verkauf der britischen Großhandelssparte ins Minus auf die Bilanz. Zudem lasteten Rückstellungen für die Restrukturierung und Preissenkungen auf Metro. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte der Konzern noch einen Gewinn von 54 Millionen Euro ausgewiesen. Inzwischen sieht Konzernchef Koch aber erste Anzeichen einer Trendwende. „Wir haben trotz Gegenwind Fahrt aufgenommen: Unser Fokus auf nachhaltiges Wachstum zahlt sich aus“, sagte er bei der Präsentation der Zahlen. So stieg das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) den Angaben zufolge im zweiten Quartal um 2,5 Prozent auf 314 Millionen Euro. Der Umsatz legte im ersten Halbjahr um zwei Prozent auf 31,5 Milliarden Euro zu. „Dies bestärkt uns, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen“, sagte Koch. Zugleich bekräftigte der Metro-Chef die Erwartung, im Gesamtjahr ein Umsatzplus und ein Ebit vor Sonderfaktoren „auf Vorjahresniveau“ zu erreichen. Dazu werde der Handelskonzern seine Sparpläne konsequent fortsetzen. Die Metro hatte in den vergangenen Wochen bereits den Abbau von mehr als 1.000 Arbeitsplätzen angekündigt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Deutsche Flughäfen leiden unter europäischer Krise
Berlin (dapd). Die deutschen Flughäfen bekommen die Folgen der Eurokrise und der schwächelnden Weltkonjunktur zu spüren. Auf den 22 internationalen Verkehrsflughäfen hierzulande ging im ersten Halbjahr der Umschlag von Frachtgut im Jahresvergleich um 4,2 Prozent auf 2,1 Millionen Tonnen zurück, wie die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) am Montag in Berlin mitteilte. „Einmal mehr ist offensichtlich, dass die Luftfracht ein Frühindikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist“, sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Demnach sei eine Abschwächung der Wirtschaft zu befürchten. Die Zahl der an den deutschen Flughäfen abgefertigten Passagiere stieg dagegen in den ersten sechs Monaten auf Jahressicht um zwei Prozent auf 94,4 Millionen. Dennoch verzeichne nur noch jeder zweite Flughafen Zuwächse bei den Fluggästen, erklärte der Verband. Grund dafür sei neben der Wirtschaftskrise in Europa vor allem die Luftverkehrsteuer. Besonders grenznahe Flughäfen und solche mit viel innerdeutschem Verkehr haben laut dem ADV darunter zu leiden. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Auf vierspurigen Bundesstraßen gilt ab Mittwoch die Lkw-Maut
Berlin (dapd). Genau 1.135 Kilometer vierspuriger Bundesstraßen gehören ab Mittwoch (1. August) auch zum mautpflichtigen Fernstraßennetz der Bundesrepublik. Damit müssen Betreiber von Lastwagen mit mehr als zwölf Tonnen zulässigem Gesamtgewicht auch auf diesen Straßen die Lkw-Maut zahlen. Sie ist nach Schadstoffklasse und Achsenzahl gestaffelt und beträgt durchschnittlich 17 Cent pro Kilometer. Um die mautpflichtigen Laster zu erfassen, verzichtet der Betreiber Toll Collect auf die an Autobahnen üblichen Brücken, sondern vertraut auf die mobilen Erfassungsgeräte der Bundesanstalt für Güterverkehr beziehungsweise die mehr als 700.000 Borderfassungsgeräte (On-Board-Units, OBUs) in den Lastern. In diese wurden in den vergangenen Wochen die Daten für die Netzerweiterung eingespeist, so dass es keines Werkstattaufenthalts bedarf, damit auch die Bundesstraßen-Maut automatisch abgerechnet wird. Die Erweiterung soll dem Bundeshaushalt zusätzliche Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe pro Jahr einbringen. Insgesamt betragen die jährlichen Mauteinnahmen derzeit mehr als 4,5 Milliarden Euro. Bisher galt die Maut in Deutschland nur auf fast allen 12.800 Kilometern des Autobahnnetzes. Umstellen müssen sich vor allem Unternehmen, die bisher nur im Nahverkehr mit mehr als zwölf Tonnen schweren Lastwagen unterwegs waren, etwa Baufahrzeuge. Wie viele Fahrzeuge davon betroffen sind, ist bisher nicht bekannt. Der Mautbetreiber Toll Collect empfiehlt ihnen, die automatischen Erfassungsgeräte für die Straßengebühr einbauen zu lassen. Die neuen Abschnitte müssen nicht als mautpflichtig gekennzeichnet sein. Das hat Kritik von Spediteuren hervorgerufen. Kritik an der Mautausweitung wurde in Gemeinden laut, die am Rande der neu erfassten Strecken liegen. Sie befürchteten Ausweichverkehr durch ihre Gemeindestraßen. Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) erklärte aber, dazu gebe es nach den bisherigen Erfahrungen keinen Grund, weil das Ausweichen sich in der Regel betriebswirtschaftlich nicht lohne. (Mautbetreiber: http://www.toll-collect.de Streckenliste: http://url.dapd.de/MJnnlX ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Nachfrage nach Arbeitskräften geht im Juli erneut zurück
Nürnberg (dapd). Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist im Juli zum zweiten Mal in Folge gesunken. Der Stellenindex BA-X der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) ging im Vergleich zum Vormonat um zwei auf 162 Punkte zurück und liegt damit auf dem Niveau vom März 2011, wie die BA am Montag mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Rückgang vier Punkte. Die Unternehmen zeigten sich angesichts moderater Konjunkturerwartungen vorsichtiger, was weitere Neueinstellungen angehe, heißt es zur Erklärung. Auch sei die Zählperiode einen Tag kürzer als vor einem Jahr gewesen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Rechnungshof rügt Bund für lasche Flughafen-Kontrolle
Berlin (dapd). Der Bundesrechnungshof hat der Bundesregierung Versäumnisse bei der Kontrolle der Betreibergesellschaft des künftigen Berliner Hauptstadtflughafens vorgeworfen. Nach Angaben des Nachrichtenmagazins „Focus“ hatte die Behörde bereits im September 2011 mehrere Bundesministerien kritisiert. Unterdessen wird der Schaden allein infolge von Planungsfehlern auf rund 80 Millionen Euro geschätzt. Die Eröffnung des Airports in Schönefeld war im Mai wegen Problemen mit der Brandschutzanlage überraschend auf März 2013 verschoben worden. Der Bund gehört neben den Ländern Berlin und Brandenburg zu den Flughafen-Gesellschaftern. Wie der „Focus“ berichtete, monierten die Prüfer in einem Bericht an die Bundesministerien für Finanzen und Verkehr, dass diese kaum eigene Risikobewertungen vorgenommen hätten. Sie hätten sich zu sehr auf die Angaben der Flughafengesellschaft verlassen. Die Betreibergesellschaft nahm Kredite in Höhe von 2,4 Milliarden Euro auf, für die der Bund, Berlin und Brandenburg bürgten. Die Flughafengesellschaft wirft unterdessen laut Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ den gekündigten Unternehmen vor, durch fehlerhafte Planungsarbeiten einen Schaden von 80 Millionen Euro verursacht zu haben. Das gehe aus der Klageschrift hervor, die die Betreiber Mitte Juni beim Landgericht Potsdam einreichten. Der Brandschutz gehöre zu dem Sicherheitstechnikkonzept, das laut Klageschrift „unnötig komplex“, unter „rein optischen Gesichtspunkten“ geplant worden sei und sich bei der Umsetzung „als kaum beherrschbar“ erwiesen habe. Laut Klageschrift, die nach Angaben des Magazins samt Anlagen mehr als 1.000 Seiten umfasst, war bereits die erste Verschiebung der Flughafeneröffnung im Juni 2010 nicht nur auf strengere Sicherheitsanforderungen durch die Europäische Union zurückzuführen, wie damals erklärt wurde, sondern auf angeblich erhebliche Planungsfehler: „Die Verschiebung des Fertigstellungstermins war in jedem Fall wegen der Planungsrückstände der Ausführungsplanung für die technischen Gebäudeanlagen erforderlich.“ Die Dokumente ließen zudem erkennen, dass bereits Ende des Jahres 2010 der Bau der Anlagen elf Monate im Verzug und so der damals avisierte Eröffnungstermin Anfang Juni 2012 nicht zu schaffen war, berichtete der „Spiegel“ weiter. Auch dafür seien laut Klageschrift die Planer verantwortlich: Bauunternehmen hätten Fristen nicht einhalten können, weil Zeichnungen und Berechnungen fehlerhaft gewesen seien. Deshalb habe die Flughafengesellschaft, wie es laut Magazin in der Klageschrift heißt, damals auch eine Kündigung des Vertrags mit der Planungsgemeinschaft Berlin-Brandenburg International (pg bbi) erwogen, aber letztlich „im Rahmen eines schwierigen Abwägungsgrundprozesses“ verworfen. Weder die Flughafengesellschaft noch die Mitglieder der Planungsgemeinschaft, der neben gmp Generalplanungsgesellschaft auch das für die kaufmännische Seite zuständige Frankfurter Architekturbüro JSK angehört, äußerten sich und verwiesen gegenüber dem Magazin auf das laufende Verfahren. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Lindner fordert Verzicht auf Betreuungsgeld
Berlin (dapd). Nordrhein-Westfalens FDP-Chef Christian Lindner hat die FDP aufgefordert, beim Thema Betreuungsgeld nicht klein beizugeben. Er empfehle seiner Partei hier finanzpolitische „Konsequenz“, sagte Lindner dem Berliner „Tagesspiegel am Sonntag“. Seit der Festlegung auf das Betreuungsgeld im Koalitionsvertrag hätten sich „die ökonomischen Rahmenbedingungen geändert“. „In Zeiten, in denen wir von anderen massive Einsparungen erwarten, dürfen wir keine Wohltaten verteilen, die nur mit neuen Schulden zu bezahlen sind“, betonte der frühere FDP-Generalsekretär. Die FDP habe deshalb „ja auch weitere, an sich wünschenswerte Entlastungen des Mittelstands zurückgestellt“. In Bayern habe die Koalition aus CSU und FDP mit der Tilgung von Altschulden begonnen, in Berlin dagegen verlange die CSU „noch die Ausdehnung des Wohlfahrtsstaats auf Pump“, sagte Lindner. dapd (Politik/Politik)
Vorzeige-Solaranlage läuft sei 25 Jahren auf Schwarzwald-Gasthof
Freiburg (dapd). Während die Solarbranche in einer Krise steckt, feiert ein Vorzeigeprojekt der Photovoltaik Geburtstag: Im Hochschwarzwald, weitab jedes Stromnetzes, wird der 350 Jahre alte Wandergasthof Rappenecker Hütte seit 25 Jahren mit Sonnenstrom versorgt. 1987 hatten Wissenschaftler des Freiburger Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE die Anlage mit dem Ziel installiert, den Dieselgenerator mittelfristig durch umweltfreundliche Technik zu ersetzen. Das ist annähernd gelungen. Die Photovoltaikanlage läuft immer noch ohne Probleme und nahezu wartungsfrei, 1990 erhielt sie Verstärkung durch ein Windrad, 2003 kam eine Brennstoffzelle hinzu. „Als letzter Baustein fehlt nur noch die Wasserstofferzeugung vor Ort“, sagte Fraunhofer-Institutsleiter Eicke Weber am Freitag. Das Projekt habe große Bedeutung über Deutschland hinaus. Weber verwies auf 1,4 Milliarden Menschen weltweit, die heute immer noch ohne Strom leben. Energieautarke Systeme wie das im Schwarzwald seien wegweisend für Inseln oder Dörfer in Afrika, für Entwicklungs- und Schwellenländer. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich die Stromkosten gegenüber einem Dieselgenerator zum Teil auf die Hälfte verringern lassen. Die Rappenecker Hütte dient dabei als Forschungsplattform für die netzfernen Hybridsysteme und als Anschauungsobjekt zugleich. „Viele Milliarden Entwicklungshilfe könnten zum Teil auch als Energiehilfe gegeben werden“, schlug Weber vor. Der Wissenschaftler verwies auf den Erfolg der Energiewende, mit dem vor 25 Jahren niemand rechnen konnte. Bis 2020 würden in Baden-Württemberg mindestens elf bis zwölf Prozent des Strombedarfs über Solarenergie abgedeckt, sagte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). An sonnenreichen Tagen seien es jetzt bereits 40 bis 50 Prozent. Der Markt für Photovoltaik wird bis 2020 rasant wachsen, prognostizierte Weber. „Heute ist das noch eine Babyindustrie, wie beim Automobil um 1910.“ Für die europäischen Hersteller der Anlagen sieht er eine Chance, wenn sie – wie andere Schlüsseltechnologien auch – Kreditgarantien bekommen. „Wir müssen uns entscheiden, ob wir uns in Europa aus der Fertigung von Hochtechnologie verabschieden wollen“, betonte er und verwies auf die europäische Luftfahrtindustrie, die es ohne Geld aus Brüssel auch nicht mehr gäbe. „Wir müssen versuchen, dieses Modell europaweit einzuführen“, forderte er. Die Photovoltaik wäre da nur die Spitze des Eisbergs. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)