Amsterdam/Hamburg (dapd-bay). Der neue deutsche EADS-Chef Tom Enders zieht sein Programm zur Gewinnsteigerung trotz neuer Millionenlasten im Flugzeugbau zügig durch: Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern steigerte auch wegen der Euro-Schwäche den Nettogewinn im ersten Halbjahr auf fast 600 Millionen Euro, nachdem es im Vorjahreszeitraum 109 Millionen Euro waren. Der Kurs der EADS-Aktie stieg nach der Veröffentlichung der Zahlen am Freitag um sechs Prozent. Der Konzern mit Töchtern wie Airbus, Eurocopter und dem Raketenhersteller Astrium erhöhte die Prognose für das Gesamtjahr und rechnet nun mit einem Umsatzwachstum von zehn Prozent und deutlich steigenden Gewinnen. „Der Konzern erzielte in den ersten sechs Monaten gute Ergebnisse, unsere Finanzkennzahlen bestätigen die anhaltende Dynamik“, erklärte Enders. Der Umsatz erhöhte sich bereits im ersten Halbjahr um 14 Prozent auf 24,9 Milliarden Euro. Enders hatte Anfang Juni den Chefposten übernommen. Er will die Gewinne des Konzerns nachhaltig erhöhen und den Abstand zum Airbus-Konkurrenten Boeing verkleinern. Allerdings läuft längst nicht alles rund, vor allem bei der mit Abstand wichtigsten Tochter Airbus: Die Auslieferung des Langstreckenflugzeugs A350 wurde zum wiederholten Mal verschoben und soll nun in der zweiten Jahreshälfte 2014 beginnen. Der Konzern verbuchte dafür 124 Millionen Euro Rückstellungen. Zurzeit laufen die Arbeiten am ersten flugfähigen Exemplar. Beim größten Konzernmodell A380 stiegen die Belastungen wegen der technischen Probleme an den Flügeln auf 181 Millionen Euro. Hier gibt es seit Ende des vorigen Jahres Ärger mit den Klammern, die die Flügelhaut am Unterbau halten. Viele Kunden sind verärgert, weil schon ausgelieferte Flugzeuge für Reparaturen von Rissen am Boden bleiben müssen. Laut Enders will Airbus in Zukunft wieder auf Flügel vollständig aus Metall setzen, statt auf solche mit Kohlefaseranteil. „Das ist bewährte Technik“, sagte Enders. Die Flügelprobleme werden Airbus noch bis Anfang 2014 begleiten, erst dann werden die Neuflugzeuge mit den neuen Metallklammern an die Kunden gehen. Rückenwind erhielt Enders vom schwachen Euro: Flugzeuge werden weltweit vor allem in Dollar gehandelt, der Verfall des Euro stärkt damit die Konkurrenzfähigkeit von Airbus. Airbus bringt etwa die Hälfte des EADS-Gewinns. Die Kunden lassen sich von den schlechten Nachrichten aus der Technik aber nicht abschrecken: Airbus wird in diesem Jahr voraussichtlich rund 580 Zivilflugzeuge ausliefern, einschließlich 30 der auch in Hamburg gebauten A380. Die Zahl der Bestellungen soll sich zwischen 600 und 650 Flugzeugen bewegen und so die Zahl der Auslieferungen übersteigen. Insgesamt hat Airbus 4.388 Flugzeugaufträge im Bestand, den Löwenanteil machen die kleinen A320-Jets aus. Allerdings sagte Enders, er habe „leichte Zweifel“ am Ziel der 30 A380. „Wir haben ein Problem mit den Flügeln“, das behindere auch die Bestellungen. 2013 werden die Auslieferungen deshalb unter 30 Stück fallen. Enders sagte, von der geplanten Verlagerung der EADS-Zentrale von den bisherigen Standorten Ottobrunn bei München und Paris an den Airbus-Hauptsitz in Toulouse sei nur „eine zweistellige Zahl“ von Mitarbeitern betroffen. Enders will EADS-Zentralfunktionen nach Südfrankreich verlagern, um die Bürokratie zu straffen. Bei den Airbus-Schwestern Eurocopter und Astrium lief es auch rund: Die Gewinne stiegen deutlich. Nur die Rüstungstochter Cassidian meldete einen leichten Gewinnrückgang. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)