Berlin (dapd). Trotz des prognostizierten Ärztemangels sind die Patienten mit der Erreichbarkeit der Mediziner sowohl in den Städten als auch auf dem Land zufrieden. Dies ergab eine am Montag in Berlin von der Barmer GEK vorgestellte TNS-Infratest-Umfrage. Es gebe punktuell Probleme, aber es gebe keinen Grund, von einem generellen Ärztemangel zu sprechen, bilanzierte der Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, Florian Lanz. Die Ärzteverbände warnten dagegen eindringlich davor, das Problem zu unterschätzen. Experten sehen wegen der alternden Gesellschaft schon seit Längerem einen Ärztemangel auf die Bundesrepublik zukommen – besonders auf dem Land. Laut der Studie zeigen sich jedoch 90 Prozent der Bürger über Zahl und Verfügbarkeit der Hausärzte in ihrer Region zufrieden. Auch bei den Fachärzten sind nur 15 Prozent der Befragten mit der Erreichbarkeit nicht zufrieden. Für die Studie wurden im November 1.500 Personen befragt. Anfang des Jahres ist das sogenannte Landärzte-Gesetz in Kraft getreten, mit dem die Bundesregierung die medizinische Versorgung in betroffenen Regionen stärken will. Für die Zukunft sind die Erwartungen der Bevölkerung der Umfrage zufolge dennoch gemischt: Über 60 Prozent rechnen damit, dass sich die Anzahl der Fachärzte nicht verändern wird. Allerdings glauben mit 34 Prozent deutlich mehr Bewohner ländlicher Räume, dass die Anzahl der Fachärzte in ihrer Region abnehmen wird. Warnungen vor dem „Scheinriesen“ Barmer-Chef Christoph Straub verlangt, angesichts dieser Zahlen bei der Bevölkerung keine unnötigen Ängste mehr zu schüren. „Trotz aller Dramaturgie in der Diskussion über einen vermeintlichen Ärztemangel wird die ärztliche Versorgung in der Fläche von den Menschen gewürdigt“, sagte er. GKV-Sprecher Lanz kanzelte den Ärztemangel gar als „Scheinriesen“ ab. Die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wies dies entscheiden zurück: „Es ist ein Trugschluss zu glauben, der Ärztemangel werde überdramatisiert, weil die Bevölkerung diesen jetzt nicht spüren würde“, sagte KBV-Chef Andreas Köhler. Die Situation werde sich noch drastisch verschärfen, warnte er. Bis 2020 würden rund 67.000 niedergelassene Mediziner in den Ruhestand gehen. „Wer den Ärztemangel jetzt noch infrage stellt, verkennt eindeutig die Situation“, mahnte er. Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, ergänzte, dass Ärzte in Klinik und Praxen den Ärztemangel heute nur noch durch überlange Arbeitszeiten kompensierten. Studien zeigten, dass mittlerweile 80 Prozent der Vertragsärzte Teilaspekte des Erschöpfungssyndroms aufweisen. „Fünf bis zehn Prozent der niedergelassenen Ärzte leiden unter dem Vollbild eines Burn-out-Syndroms – oftmals auch auf Kosten der eigenen Gesundheit und natürlich zum Nutzen der Krankenkassen“, sagte er. dapd (Politik/Politik)