Lemgo – Am 1. September 2024 ging das EU-finanzierte Projekt SIXFOLD, an dem auch die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) teilnimmt, offiziell an den Start. Im Rahmen einer zweitägigen Auftaktveranstaltung kamen Partner:innen aus mehreren Ländern zusammen, um die Weichen für das ehrgeizige Vorhaben zu stellen.
SIXFOLD soll über einen Zeitraum von zwei Jahren die Transformation des Agrar- und Ernährungssektors in Europa durch die Vernetzung von Living Labs, Regulatoren und Unternehmen aus den Branchen Lebensmittel, Anlagenbau und der Deep-Tech-Branche vorantreiben.
Innovationskraft durch europaweites Netzwerk von „Living Labs“
Das Projekt zielt darauf ab, die Innovationskraft im Agrar- und Ernährungssektor in Europa zu stärken, indem ein europaweites Netzwerk sogenannter Living Labs aufgebaut wird. Diese bieten reale Testumgebungen, in denen neue Ideen, Technologien und Dienstleistungen in Zusammenarbeit mit Nutzer:innen und Interessengruppen entwickelt und bewertet werden.
Agrar- und Lebensmittelunternehmen soll so ermöglicht werden, Zugang zu und Anwendung von neuesten Technologien zu erhalten. An der TH OWL steht die Future Food Factory OWL im Mittelpunkt des Vorhabens. Zentrale Frage ist, welche Mechanismen derzeit Innovationen verhindern, und wie diese Barrieren aufgelöst werden können.
Die Living Labs ermöglichen es Agrar- und Lebensmittelunternehmen, neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Robotik und Biotechnologie zu testen und zu implementieren. Über einen Zeitraum von zwei Jahren werden so rund 150 Unternehmen unterstützt, um zukunftsweisende Lösungen im Lebensmittelsystem zu erproben.
Sechs Partnerinstitutionen aus Finnland, den Niederlanden, Litauen, Belgien und Deutschland, darunter die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, arbeiten gemeinsam an diesem Vorhaben. Internationale Studienbesuche sowie Co-Creation-Sessions sollen die Innovationen vorantreiben.
Die gewonnenen Erkenntnisse werden mit verschiedenen Netzwerken und Partnerschaften geteilt, um den Wissensaustausch zu fördern. Dabei liegt ein großes Augenmerk auf der Entwicklung eines nachhaltigen Geschäftsmodells und einer soliden Governance-Struktur, um den langfristigen Erfolg des Netzwerks sicherzustellen.
Wichtige Rolle im europäischen Green Deal
SIXFOLD unterstützt die Ziele des Green Deals und der Farm-to-Fork-Strategie der EU, indem es zur ökologischen und technologischen Transformation des Agrar- und Lebensmittelsektors beiträgt. An der TH OWL ist das Institute for Life Science Technologies (ILT.NRW) mit der Future Food Factory OWL als Living Lab am Projekt beteiligt und fördert durch das Projekt den Einsatz von Deep-Tech-Lösungen im Agrar- und Ernährungsbereich.
Deep-Tech-Lösungen beziehen sich dabei auf fortschrittliche Technologien, die auf bedeutenden wissenschaftlichen oder ingenieurtechnischen Fortschritten und tiefgreifenden Innovationen basieren, um schwierige technische oder gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen. Die Implementierung von Deep-Tech-Lösungen soll nicht nur Innovationsbarrieren in der Branche überwinden, sondern auch gesellschaftliche Akteure und Regulierungsbehörden aktiv einbinden.
Durch die ganzheitliche Betrachtung und Empfehlung technologischer Entwicklungen und regulatorischer Anpassungen wird SIXFOLD dazu beitragen, den Wandel hin zu einer nachhaltigeren und innovativeren Agrar- und Lebensmittelwirtschaft in Europa zu beschleunigen.
Starkes Konsortium
Diese sechs Partnerinstitutionen aus Europa arbeiten im Rahmen von SIXFOLD zusammen: SeAMK – Seinäjoki University of Applied Sciences (Finnland), AgriFood Capital (Niederlande), AgriFood Lithuania, Flanders‘ FOOD (Belgien), ITG Technology Center (Litauen) sowie eben die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Diese Kooperation verbindet Fachwissen aus den Bereichen Agrar- und Lebensmittelproduktion, Technologieentwicklung und Innovationsmanagement.
In den nächsten Monaten wird das Konsortium den aktuellen Stand der Innovationsfähigkeit in der Agrar- und Ernährungsindustrie durch Interviews und Studienbesuche analysieren. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden genutzt, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die den spezifischen Herausforderungen der Branche gerecht werden. Ein Co-Creation-Prozess, der alle relevanten Akteure einbindet, soll sicherstellen, dass die entwickelten Ansätze praxisnah und effektiv sind.
Hintergrund: SIXFOLD ist ein Projekt, dass durch die bereits seit 2017 bestehende europäische Partnerschaft smartSensors4Agrifood entstanden ist, der auch die TH OWL angehört. SIXFOLD stellt einen wichtigen Schritt dar, um die Agrar- und Lebensmittelindustrie in Europa zukunftsfähig und wettbewerbsstärkend zu gestalten. Das Projekt wird von der Europäischen Union gefördert.