Bielefeld. Ein Navigationssystem, das „mitdenkt“ und Autos umleitet, bevor es zum Stau kommt: Für diese Idee sind Christian Brüggemann, Student der Wirtschaftsmathematik an der Universität Bielefeld, und sein Team beim internationalen Technikwettbewerb „Microsoft Imagine Cup“ in Sydney in Australien am Dienstag (10. Juli) mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden. Sie erhielten den „Environmental Sustainability Award“, der an ökologisch besonders nachhaltige Projekte geht. Der Sonderpreis wird mit 10.000 US-Dollar prämiert.
„Greenway“ heißt das System, dass Brüggemann und seine beiden Mitstreiter Elia Franke (Fachhochschule Hannover) und Helge Holzmann (Leibniz Universität Hannover) entwickelt haben. Die Software soll das Problem lösen, dass Staus oft deswegen entstehen, weil Autofahrer meist dieselben Straßen benutzen statt auf unbekanntere Wege auszuweichen. Häufig sind Navigationsgeräte Mit-Verursacher dieser Staus, weil sie gewöhnlich alle Autofahrer über dieselbe Route leiten. Ende April hatten die drei Entwickler mit dem Programm beim deutschen Länderentscheid des „Imagine Cup“ den ersten Platz in der Kategorie „Software Design“ belegt und sich damit für das internationale Finale in Sydney in Australien qualifiziert. Am Samstag kamen sie im regulären Wettbewerb zusammen mit 20 weiteren Teams in die zweite Runde der Kategorie „Software Design“, schafften es am Sonntag aber nicht die Finalrunde. Am Dienstag dann die Überraschung: Für die Umweltverträglichkeit ihrer Software wurde das deutsche Team mit einem Sonderpreis geehrt. Stifter ist das Unternehmen Coca-Cola. Der Preis bringt zusätzlichen Schub in das Projekt, das laut Christian Brüggemann in etwa einem Jahr marktreif sein soll.
Mit dem Navigationssystem Greenway sollen die Lücken im Verkehrsnetz optimal ausgenutzt werden. Das Entwickler-Team ist sich sicher, dass die Software Staus verhindern kann, bevor sie überhaupt entstehen. Damit das funktioniert, müssen möglichst viele Autos in einer Stadt das System verwenden. Denn das Navigationssystem rechnet für jeden Nutzer eine eigene Route aus. Diese wird auf einem zentralen Server gespeichert und die eingeplanten Straßen für den Autofahrer werden damit reserviert. Sobald die Aufnahmekapazität einer Straße erreicht ist, teilt das System anderen Fahrern in der Stadt alternative Straßen zu. Ideal arbeitet das System, wenn alle Fahrzeuge einer Stadt eingebunden sind. Denn wenn es den genauen Aufenthaltsort und die Route jeden Fahrzeugs kennt, kann es für den gesamten Verkehr bestmögliche Routen berechnen und an die Fahrer kommunizieren. Zu den weiteren Besonderheit von Greenway gehört, dass es ein lernendes System ist: Es „merkt“ sich oft gefahrene Strecken des Nutzers und bietet morgens selbstständig eine Route zum Arbeitsplatz, zur Universität oder zur Schule an.
Mit einem Simulationsprogramm haben die Studierenden ihr Navigationssystem in Großstädten wie London und Berlin erprobt. Anhand der Simulationen zeigte das Team, dass der Verkehr in einer Großstadt mit Greenway doppelt so schnell fließt wie mit herkömmlichen Navigationsgeräten. So wird nicht nur Zeit, sondern im Vergleich auch bis zu einem Fünftel Treibstoff eingespart. In der Praxis testet das Team die Software in einem Pilotprojekt im Großraum München. „Mit Unterstützung von Microsoft und Nokia haben wir viele Tester dazu bewegt, unser System zu verwenden. Dadurch können wir wertvolle Daten über Verkehrsfluss-Muster
sammeln und unsere Theorie in der Praxis beweisen“, sagt Christian Brüggemann.