Altenberge. Plastik und daraus entstehendes Mikroplastik stellen zunehmend ein Problem für die Umwelt dar. Zu den nicht zu unterschätzenden Quellen der kaum sichtbaren Partikel zählt der Abrieb von Fahrzeugreifen. Allein in Deutschland fallen pro Jahr schätzungsweise 60 000 bis 100 000 Tonnen Abrieb an. Für das neue Forschungsprojekt „Reifenabrieb in der Umwelt“ untersucht WESSLING gemeinsam mit weiteren Partnern den Weg der Reifenpartikel in die Umwelt sowie deren Lebenszyklus. Das erklärte Ziel: Vermeidungsstrategien entwickeln für mehr Umweltschutz. Das Projekt ist Teil der frisch gestarteten Forschungsmaßnahme „Plastik in der Umwelt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und auf drei Jahre angelegt.
Effekte des Reifenabriebs müssen erforscht werden
„Die genauen Mengen an Reifenabrieb und der Weg ins Wasser, beispielsweise über den Straßenabfluss, sind bisher nicht ausreichend erforscht“, erklärt WESSLING Experte Dr. Jens Reiber den Anlass für das Forschungsprojekt. „Die Herausforderung ist, den Anteil an Reifenabrieb aus einer Umweltprobe sowohl qualitativ als auch quantitativ zu bestimmen.“ Genau das wollen die Verbundpartner nun untersuchen. Dabei bringt WESSLING sich mit seiner Expertise in der Erarbeitung, Umsetzung und Evaluierung von chemischen und physikalischen Analysekonzepten sowie in der Probenanalyse ein. „Wir entwickeln dafür zunächst Verfahren, um den Reifenabrieb von Begleitstoffen, wie Feinsediment oder organisches Material aus der Umwelt, zu trennen“, erklärt Reiber. WESSLING erarbeitet dafür zunächst standardisierte Methoden zur Probenaufbereitung für wässrige Proben wie Straßenabfluss, Feststoffproben wie Straßenkehricht und Luftpartikel. In einem nächsten Schritt werden Analysemethoden zur Untersuchung von verschiedenen Leitparametern mit unterschiedlichen Analysetechniken entwickelt, die zur Gewinnung neuer Erkenntnisse von Reifenabrieb in der Umwelt dienen. „Insbesondere die Mengen und Erträge von Reifenpartikeln sowohl insgesamt als auch einzelner Stoffgruppen in die Umwelt interessieren uns“, so Reiber. Weitere Ziele des Projekts sind die Entwicklung einer fest flüssig trennenden Probenahmeeinrichtung für Straßenablaufwasser sowie die Untersuchung des Abrieb- und Abtrageverhaltens von Reifen. Aus den Ergebnissen sollen schließlich Maßnahmen abgeleitet werden, die den Eintrag von Reifenmaterial in das Wasser reduzieren.
Die Partner beim BMBF-Projekt
Neben WESSLING bringen die vier Verbundpartner Technische Universität Berlin (Koordinator), Continental Reifen Deutschland GmbH, GKD- Gebr. Kufferrath AG und Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH sowie die fünf assoziierten Partnern ADAC e.V., Berliner Stadtreinigung, Berliner Wasserbetrieb, Volkswagen AG und der ORI Abwassertechnik GmbH & Co. KG ihre Expertise in das Projekt ein. BMBF-Forschungsmaßnahme „Plastik in der Umwelt“ Im Rahmen des umfassenden Forschungsprogramm „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) werden bis zum Jahr 2021 insgesamt 18 Verbundprojekte gefördert. Insgesamt sind die Eintragspfade, die Verbreitungswege und die Auswirkungen von Kunststoffen auf die Umwelt großenteils unbekannt. Die Fördermaßnahme soll ein besseres Verständnis des gesamten Plastik-Lebenszyklus ermitteln und Maßnahmen ableiten, die zu einer Reduzierung des Kunststoffvorkommens in der Umwelt führen.