Kreis Steinfurt. Kann ein kurzer Zeichentrickfilm die politische und bürokratische Welt in Deutschland ändern? Werden in Zukunft Handwerksunternehmen und regionale Kreditinstitute vom Regelungswahn der Europa-, Bundes- und Landespolitik befreit? Wahrscheinlich nicht. Doch das erwarten die Verantwortlichen der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH), der Volksbanken im Kreis Steinfurt, der Kreissparkasse Steinfurt und der VerbundSparkasse Emsdetten-Ochtrup mit ihrer Aktion „Überreglementierung abbauen“ auch nicht.
Die Partner wollten das Super-Wahljahr 2017 aber nutzen, um die Politik und die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. Mit einem Zeichentrickfilm und einer ergänzenden Broschüre führen sie plakativ vor Augen, dass die Grenzen der Belastbarkeit erreicht sind. Viele gesetzliche Bestimmungen gehen an der Realität von Klein- und Mittelbetrieben vorbei. Und auch die regionalen Volksbanken und Sparkassen müssen unter Regulierungsvorgaben leiden, die eigentlich auf global handelnde Banken abzielen.
Insgesamt 500 Kommunikationspakete, bestehend aus einem Notizbuch, einem Speicher-Stick mit dem Zeichentrickfilm und einer Broschüre, wurden gezielt verteilt. Viele Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, Verbänden wie auch die überregionalen Wirtschaftsredaktionen erhielten in diesem Jahr einen besonderen „Frühlings-Gruß“. Zeitgleich wurde der Trickfilm auch in den sozialen Netzwerken zur Ansicht veröffentlicht. Auf der extra eingerichteten Internetseite überreglementierung-abbauen.de kann sich jeder Interessierte den Film anschauen. Über die verschiedenen Kommunikationskanäle der Kreishandwerkerschaft und der beteiligten Kreditinstitute wurde ebenfalls über die Aktion berichtet. Die Wirtschaftsförderung des Kreises Steinfurt griff das Thema ebenfalls auf. Sie informierte über die gemeinsame Initiative und platzierte den Film auf der eigenen Internetseite.
Zudem nutzte die Kreishandwerkerschaft die Gelegenheit von Stippvisiten hochrangiger Politiker in die Kreise Steinfurt und Warendorf, um Anliegen und Unterlagen zum Thema „Überreglementierung“ persönlich an die Frau oder den Mann zu bringen. Neben den heimischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten waren dies beispielsweise Noch-NRW- Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und der CDU-Fraktionsvorsitzende im NRW-Landtag und designierte Ministerpräsident Armin Laschet. Und auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, FDP-Chef Christian Lindner, SPD- Bundestagsfraktionsvorsitzender Thomas Oppermann, NRW- Wirtschaftsminister Garrelt Duin, Staatssekretär Karl-Josef Laumann und der Europa-Abgeordnete Elmar Brok erhielten ihr Paket. KH- Hauptgeschäftsführer Frank Tischner gelang es sogar, Bundeskanzlerin Angela Merkel während einer Veranstaltung in Oelde das Info-Paket zu überreichen – nicht zuletzt weil Armin Laschet der Bundeskanzlerin die Annahme mit dem Hinweis, „das ist eine gute Aktion“ empfahl.
„Damit ist unsere Initiative schon einmal auf höchster Ebene platziert“, zeigt sich Rainer Langkamp (Kreissparkasse Steinfurt) zuversichtlich. Überhaupt erwarten die Vertreter des Handwerks und der regionalen Kreditinstitute keine schnellen Erfolge. „Ob unsere Anliegen und Probleme Gehör finden und unsere Forderung nach Abbau der Überreglementierung aufgegriffen wird, zeigt sich wohl erst nach den Wahlen. Wir werfen mit unserer Aktion erst einmal nur einen Stein ins Wasser. Die ersten Kreise sind schon sichtbar“, zieht Dietmar Dertwinkel (Volksbank Greven eG) eine erste Bilanz. Dem kann Frank Tischner (Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf) nur zustimmen. „Wir freuen uns, dass wir bei den heimischen Abgeordneten so viel Zuspruch und Unterstützung erhalten haben. Das brauchen wir auch, denn der Abbau von bürokratischen Hindernissen ist erfahrungsgemäß ein Langzeitprojekt.“