Berlin (dapd-bln). Auch nach dem Vorstoß von Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) zur religiösen Beschneidung von muslimischen und jüdischen Jungen geht die Debatte unvermindert weiter. Es habe sich „ein heiliger Eifer von Intoleranz und Inkompetenz“ entwickelt, kritisierte die frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Lala Süsskind, am Freitag im RBB-Inforadio. Indes mahnte der ehemalige Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Micha Guttmann, mehr jüdisches Selbstbewusstsein an. Das Kölner Landgericht hatte Ende Juni die Beschneidung von Jungen – also die Entfernung der Vorhaut am Penis – als strafbare Körperverletzung gewertet, selbst wenn die Eltern einwilligen. Daraufhin war eine politische Debatte entbrannt, die auch international für Aufsehen sorgte. Heilmann stellte nun eine Übergangsregelung vor, mit der in Berlin ab sofort die Beschneidung unter strengen Voraussetzungen straffrei ist. Nach Ansicht von Süsskind kommt das Kölner Urteil einem Verbot der Religionsausübung gleich. Sie brauche zur Ausübung der Religion keine deutschen Gesetze, sagte die frühere Vorsitzende. „Glauben die Menschen wirklich, dass jüdische Mütter ihre Kinder preisgeben, um sie verstümmeln zu lassen? Dass da irgendwelche Schamanen oder ich weiß nicht was an die Babys rangehen, um sie mit Messer und Gabel zu beschneiden?“ So viel Toleranz und Wissen müssten vorhanden sein, um zu verstehen, was die Beschneidung für die Juden bedeute. Demonstration für Straffreiheit bei Beschneidung Die Themen Beschneidung und antisemitische Vorfälle hätten zwar direkt nichts miteinander zu tun, sagte Guttmann im RBB-Kulturradio. Beide hätten aber in den Medien Debatten hervorgerufen, in denen jüdische Themen negativ dargestellt wurden. Einerseits seien Juden wieder Opfer von Übergriffen geworden, andererseits für manche Täter einer Körperverletzung. Auf dem „Weg zu einer jüdischen Normalität in Deutschland“ scheine es damit einen Einschnitt gegeben zu haben. Es müsse gerade in Berlin eine starke jüdische Gemeinde geben, die klar und deutlich sagt, dass man ein Bestandteil dieser Stadt sei, betonte Guttmann. Er rief die Juden in der Hauptstadt dazu auf, sich zu zeigen, zum Judentum zu stehen und ihre Rechte zu verteidigen. Vertreter jüdischer Gemeinden und Verbände wollen deshalb am Sonntag auf dem Bebelplatz in Mitte für Straffreiheit bei der Beschneidung demonstrieren. Am Montag will sich der parlamentarische Innenausschuss des Abgeordnetenhauses über antisemitische Straftaten in der Stadt informieren. Auf Antrag der Regierungsparteien SPD und CDU sollen in einem nachträglich aufgenommenen Tagesordnungspunkt „Fallzahlen und Täterstrukturen“ besprochen werden. Anlass sind die beiden jüngsten Angriffe auf Juden in Berlin. Dabei waren ein Rabbiner und seine kleine Tochter sowie an einem anderen Tag jüdische Schülerinnen angegriffen worden. Als mutmaßliche Täter gelten in beiden Fällen Jugendliche arabischer Herkunft. dapd (Politik/Politik)
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen