Frankfurt/Main (dapd-hes). Erster CDU-Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, erster Bundesumweltminister überhaupt und erster hessischer Ministerpräsident der Unionspartei: Walter Wallmann hat eine beispiellose politische Karriere hinter sich. Am kommenden Montag (24. September) wird der CDU-Politiker 80 Jahre alt. Eine größere Geburtstagsfeier lässt der Gesundheitszustand von Wallmann nicht zu, der seit einigen Jahren zurückgezogen in einem Seniorenstift in Frankfurt lebt. An politischen Würdigungen seiner Partei für einen ihrer bedeutendsten Nachkriegspolitiker wird es aber gewiss nicht mangeln.
Sein langjähriger Weggefährte Ernst Gerhardt, einst Frankfurter CDU-Vorsitzender, Sozialdezernent und Stadtkämmerer, spricht jedenfalls in den höchsten Tönen von Wallmann. „Er hat bewirkt, dass sich Frankfurt verändert hat“, sagt der mittlerweile 91-Jährige und meint: „Der sozialdemokratische Tau, der über Jahrzehnte über Stadt lag, ist einer frischen und freiheitlichen Atmosphäre gewichen, die bis heute anhält.“ Wallmann habe Strukturen aufgebrochen und eine freiheitliche liberale Ära eingeleitet, von der heute alle, auch die Sozialdemokraten, profitierten. Den Ruf einer liberalen Ära in der Stadt hat Wallmann nicht zuletzt damit begründet, dass er mit Kulturdezernent Hilmar Hoffmann und Planungsdezernent Hans-Erhard Haverkampf trotz absoluter CDU-Mehrheit zwei Stadträte der SPD im Amt beließ. Auch der heute 87 Jahre alte Hoffmann denkt gerne an die Zeit mit Wallmann zurück. Er habe damals Angebote aus anderen Städten gehabt, erinnert er sich. Doch er sei gerne in Frankfurt geblieben, als ihm klar wurde, dass er mit dem CDU-Oberbürgermeister sein Lieblingsprojekt eines Museumsufers realisieren konnte, sagt der sozialdemokratische Kulturpolitiker. Nicht nur Hoffmann hält Wallmanns Zeit als Frankfurter Oberbürgermeister von 1977 bis 1986 für die gelungenste im Leben des nunmehr fast 80-Jährigen. Zuvor hatte der in Uelzen geborene Jurist Wallmann fünf Jahre lang als Marburger CDU-Bundestagsabgeordneter von sich reden gemacht, unter anderem auch als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur Affäre um den Kanzleramtsspion Günter Guillaume. Bei der Kommunalwahl im März 1977 gewann er mit Glanz und Gloria eine absolute CDU-Mehrheit im lange als rot bekannten Frankfurt. Natürlich habe es parteiinterne Diskussionen über Wallmanns Entscheidung gegeben, die zwei SPD-Stadträte im Amt zu belassen, räumt Gerhardt ein. Gesiegt habe aber schließlich „die realpolitische Vernunft“. Und so konnte Wallmann mit dem Museumsufer, dem Wiederaufbau der Alten Oper und vielen anderen Vorzeigeprojekten punkten, die zwar nicht von ihm selbst stammten, aber eben in seine Zeit fielen und von ihm gefördert wurden. „Die kulturelle Infrastruktur wurde in der Zeit entscheidend vorangebracht, alle großen Entscheidungen fielen einstimmig“, weiß Hoffmann zu berichten. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl berief der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl 1986 den erfolgreichen Frankfurter Oberbürgermeister als ersten Umweltminister in die Bundesregierung. Das blieb Wallmann nur wenig länger als ein Jahr. Er betrieb in dieser Funktion eine Politik der verstärkten Vorsorge, lehnte einen Ausstieg aus der Kernenergie aber als „unrealistisch“ ab. Als CDU-Landesvorsitzender trat Wallmann bei der hessischen Landtagswahl im April 1987 erneut als Spitzenkandidat an – und gewann. Nach dem Scheitern von Rot-Grün konnte er erstmals in Hessen eine CDU/FDP-Koalition bilden und wurde als erster Politiker seiner Partei Ministerpräsident in Wiesbaden. Doch nach vier Jahren verlor er die nächste Landtagswahl, und Rot-Grün übernahm wieder das Ruder in Hessen. Wallmann wollte nicht Oppositionsführer werden und verzichtete auf sein Landtagsmandat. Wenige Monate später legte er auch den CDU-Landesvorsitz nieder. Als Rechtsanwalt arbeitete er dann auch als Generalbevollmächtigter der Deutschen Vermögensberatung in Frankfurt. Für eine Zeit lang kehrte Wallmann als CDU-Kreisvorsitzender in Frankfurt noch einmal auf die politische Bühne zurück, ehe er sich Ende der 1990er Jahre endgültig zurückzog. An seinem 77. Geburtstag wurde er 2009 – schon von der Krankheit gezeichnet – zum Ehrenbürger von Frankfurt am Main gekürt.