Berlin (dapd). SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück kommt im Rennen um das Kanzleramt immer öfter ins Stolpern. Nachdem die Umfragewerte des SPD-Politikers auf einen neuen Tiefstand gesunken sind, hagelt es nun auch Kritik für seine Befürwortung von getrenntem Sportunterricht für muslimische Jungen und Mädchen. „Die Diskussion über eine Trennung ist von gestern“, sagte etwa Berlins langjährige Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) am Freitag der „Bild“-Zeitung. Kritik kam auch aus den eigenen Reihen. Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) sprach in der Zeitung „Die Welt“ von einer sehr unglücklichen Äußerung. „Wir haben in Deutschland eben keine Geschlechtertrennung. Es kann nicht sein, dass wir jetzt die gesellschaftliche Uhr zurückdrehen.“ Schwieriges Thema Die „Bild“-Zeitung berichtete, dass sich Steinbrück bei einer „Klartext“-Veranstaltung am Mittwoch in Berlin für einen getrennten Sportunterricht für muslimische Jungen und Mädchen ausgesprochen habe. „Wenn die Schulen es einrichten können, sollten sie da Rücksicht auf die religiösen Gefühle nehmen und getrennten Sportunterricht anbieten“, zitiert das Blatt den SPD-Politiker. Hintergrund war die Frage eines Schülers, wie weit Toleranz geht. Dieser berichtete von einem Muslim-Vater, der sich gegen gemeinsamen Sportunterricht seiner Tochter mit Jungen gewehrt hatte. Steinbrück räumte laut „Die Welt“ bei der Veranstaltung ein: „Allerdings ist das ein schwieriges Thema und alle haben da eine andere Meinung zu.“ Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sagte, Steinbrück irre sich. Im gemeinsamen Sportunterricht lernten Mädchen und Jungen von klein auf, gleichberechtigt miteinander umzugehen, sagte sie der „Bild“-Zeitung. „Die Schulen sollten bestärkt werden, diesen Weg weiterzugehen“. Der Integrationsbeirat habe sich Ende Februar genau dafür ausgesprochen. Lange Kette von Totalausfällen Steinbrück sei ein „Anti-Aufklärer“, monierte die Migrationsexpertin der Linksfraktion, Sevim Dagdelen. Die Befürwortung des getrennten Unterrichts sei „das letzte Glied in der langen Kette seiner Totalausfälle“. Er sei damit nicht wählbar. Dagdelen sagte, dass die Ablehnung von gemischten Sportunterricht weniger auf Religion als vielmehr auf Herkunft und Bildung zurück zu führen sei. Kritik kam auch von den Liberalen: „Steinbrück liegt falsch“, sagte Generalsekretär Patrick Döring (FDP) der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe). „Wir wollen Integration auf der Basis unserer Grundrechte – und dazu gehört die Gleichberechtigung von Mann und Frau.“ Hessens Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) sagte, die Forderung nach getrenntem Unterricht sei das „absolut falsche Signal“. Hier wieder eine Trennung der Geschlechter einzuführen, wäre „ein absoluter Rückschritt“. Im neuen ARD-„Deutschlandtrend“ zeigen sich nur noch 32 Prozent der Deutschen mit der politischen Arbeit Steinbrücks zufrieden. Das ist die niedrigste Zustimmung seit Mai 2005 und damit seit seinem Wechsel in die Bundespolitik. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt auf eine Zustimmung von 68 Prozent und bleibt beliebteste Politikerin. In der sogenannten Sonntagsfrage gewinnt die Union gegenüber der Vorwoche zwei Punkte hinzu und erreicht 41 Prozent. Die SPD verliert einen Punkt auf 27 Prozent. Die Grünen verlieren einen Punkt und kommen auf 14 Prozent. Die Linke bleibt unverändert bei acht Prozent. dapd (Politik/Politik)
Steinbrück stolpert durch den Wahlkampf
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen