Hannover (dapd). SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück will mit den Themen Arbeit, Bildung und Gerechtigkeit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aus dem Kanzleramt vertreiben. Der 65-Jährige gab am Sonntag auf einem SPD-Sonderparteitag ein klares Bekenntnis zu Rot-Grün ab und stellte klar, dass er für eine große Koalition nicht zur Verfügung steht. Mit seiner Rede über gut 1:45 Stunden begeisterte der 65-Jährige die Delegierten, mit 93,45 Prozent wurde er zum Kanzlerkandidaten gewählt. Steinbrück will nach Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder der vierte SPD-Kanzler der Bundesrepublik werden. Wegen Willy Brandt trat er einst in die SPD ein. Schmidt gehörte früh zu seinen Befürwortern als Kanzlerkandidat und war auch auf dem Parteitag anwesend. Zugegen war auch Schröder, dessen in der SPD umstrittene Agenda 2010 Steinbrück lobte und betonte, die Partei lasse sich die Reformdividende, die das Land nun einfahre, „nicht stehlen“. „Mehr Wir und weniger Ich“ „Wir sind es dem Land schuldig, wieder einen sozialdemokratischen Bundeskanzler zu stellen“, sagte Steinbrück in seiner Rede. Die Menschen spürten, dass ihre Arbeit immer mehr entwertet werde. Viele glaubten auch nicht mehr, dass es ihren Kindern einmal besser gehen werde. „Es geht um die Renaissance der Sozialen Marktwirtschaft“, der Markt müsse wieder stärker dem Gemeinwohl verpflichtet sein. Es gebe eine Sehnsucht, nach mehr Gerechtigkeit . „Deutschland braucht wieder mehr Wir und weniger Ich“, betonte der Kanzlerkandidat. Steinbrück wandte sich gegen den Eindruck, die großen Parteien seien verwechselbar. Als Ziele der SPD nannte er einen flächendeckenden Mindestlohn, eine armutsfeste Solidarrente, eine gesetzliche Frauenquote, eine Reform des Ehegattensplittings und eine rigidere Aufsicht der Finanzmärkte. Steinbrück kündigte höhere Steuern für Spitzenverdiener und Vermögende an, um bei Einhaltung der Schuldenbremse mehr Geld etwa in Bildung und andere Aufgaben stecken zu können. Steinbrück will ferner mehr für eine Gleichstellung von Frauen tun und dafür eine Staatsministerin im Kanzleramt installieren. Die Energiewende will Steinbrück zu einer persönlichen Sache machen. Ein klares Bekenntnis gab Steinbrück für ein geeintes Europa ab. „Wir versprechen keine Wunder“, betonte Steinbrück nach Aufzählung seiner Ziele. Klares Bekenntnis zu Rot-Grün Steinbrück ritt zugleich Attacken gegen Merkel und die Union. CDU und CSU seien zu einem Kanzlerwahlverein verkommen, „die Kanzlerschaft von Frau Merkel ist der einzig übriggebliebene Markenkern der CDU“. Merkel unterliege einer Sinnestäuschung, wenn sie meine, ihre Regierung sei die beste seit der Wiedervereinigung. Das komme ihm vor, wie jemand, der sich im Winter vor einer Strandmotivtapete stehe und sich mit Sonnenmilch einreibe. Steinbrück warf der Kanzlerin eine inhaltsleere Politik vor. „Bei Frau Merkel bleibt zu vieles im Ungefähren. Und das ist nicht ungefährlich“, sagte der SPD-Politiker. Steinbrück machte klar, dass er mit den Grünen regieren will. Er stehe für eine große Koalition nicht zur Verfügung, sagte der einstige Finanzminister unter Merkel. Gegen Ende seiner Rede ging Steinbrück auf seine umstrittenen Vertragshonorare ein, rund 1,25 Millionen Euro seit 2009. Sie seien „Wackersteine“ gewesen. Er danke seiner Partei, dass sie diese „Last“ mit ihm ertragen habe. „Das hat mich berührt, das werde ich nicht vergessen“, betonte der Kandidat. Die Umweltorganisation Greenpeace protestierte auf dem Parteitag gegen Steinbrück. Auf Transparenten war er als Bergmann zu sehen, darüber stand der Schriftzug „Genug Kohle gescheffelt“. SPD muss „mit jeder Faser“ regieren wollen Auch die anderen beiden Mitglieder der einstigen Troika meldeten sich auf dem Parteitag zu Wort. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, unter Merkel Außenminister, rief seine Partei auf, „mit jeder Faser“ deutlich zu machen, dass sie wirklich regieren wolle. Die SPD habe dem Land etwas zu geben, „Schwarz-Gelb war gestern“, sagte Steinmeier. SPD-Chef Sigmar Gabriel, Merkels früherer Umweltminister, stellte seine Partei auf mögliche schwierige Regierungsjahre ein. „Die Zeiten sind stürmisch. Die Krise wird auch Deutschland erreichen“, mahnte Gabriel. Es werde kein leichtes Regieren. Europa stehe mitten in seiner größten Bewährungsprobe. Jetzt räche sich bitter, dass die Merkel-Regierung nichts getan habe, damit Wachstum und Arbeit gefördert würden. Die SPD-Linke, deren Lieblingskandidat Steinbrück nicht war, hat nun ihren Frieden mit ihm gemacht. Der SPD-Vorsitzende von Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, sagte dem TV-Sender Phoenix Steinbrück sei jetzt der Kandidat der ganzen Partei und habe deren volle Unterstützung. Innerparteiliche Wettbewerbe seien vorbei. Jetzt gehe es nicht mehr um die Flügel der SPD, sagte Stegner, der zu den exponierten Vertretern der SPD-Linken gehört, sondern darum, als Team über die Flügel auf ein Tor zu spielen. dapd (Politik/Politik)
SPD schenkt Steinbrück Vertrauen
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen