Berlin/Wiesbaden/Düsseldorf (dapd). Das Bundesinnenministerium geht mit Razzien gegen salafistische Vereine vor. Bei insgesamt 20 Personen in Frankfurt am Main (Hessen) sowie in Solingen, Düsseldorf und Gladbeck (Nordrhein-Westfalen) gab es am Mittwochmorgen Durchsuchungen, wie das Bundesinnenministerium in Berlin mitteilte. Die Polizeiaktionen dienten den Angaben zufolge der Beschlagnahmung des Vermögens der radikalislamischen Vereine und der Auflösung ihrer Infrastruktur. Es wurde Computer- und Videotechnik beschlagnahmt sowie Mobiltelefone, Vereinsunterlagen und mehr als 10.000 Euro Bargeld. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sprach ein Verbot gegen die salafistischen Vereine „DawaFFM“ und „Islamische Audios“ aus und löste die Organisationen auf. Zudem verhängte er ein Verbot gegen die Teilorganisation „An-Nussrah“, die der im Juni 2012 aufgelösten Vereinigung „Millatu Ibrahim“ angehört. Friedrich erklärte, die verbotenen Organisationen strebten in aggressiv-kämpferischer Weise eine Veränderung der Gesellschaft an. Die Verbote dienten auch dem Schutz der übergroßen Zahl friedlicher Muslime. Auch die Amtskollegen Friedrichs in Hessen und Nordrhein-Westfalen begrüßten das Vorgehen gegen die Vereine. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) bezeichnete die Vereinsverbote am Mittwoch in Düsseldorf als einen weiteren Beleg „für ein entschlossenes Vorgehen der Sicherheitsbehörden im gemeinsamen Kampf gegen gefährliche Extremisten“. „Wir halten den Druck auf die Salafisten aufrecht und gehen entschieden gegen ihre demokratiefeindliche Agitation vor.“ Der hessische Innenminister Boris Rhein (CDU) sagte am Mittwoch, das Verbot von DawaFFM sei eine Folge des bereits im vergangenen Juni eingeleiteten Ermittlungsverfahrens. Hessen habe „wertvolle Informationen geliefert, die die Verbote von DawaFFM und Islamische Audios untermauern konnten“, sagte Rhein. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte die Verbote. „Religiöse oder ideologische Bewegungen, die sich zum Ziel setzten, die Demokratie zu überwinden und einen sogenannten Gottesstaat zu errichten, dürfen in Deutschland keinen Fußbreit Platz gewinnen“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut. Der Zulauf zu den Salafisten auf mittlerweile bis zu 4.500 Anhängern, so der GdP-Vorsitzende, sei Anlass zu großer Sorge und rechtfertige die polizeilichen Ermittlungen und Verbotsverfügungen der jüngsten Vergangenheit. Die Gefahr wachse, dass die Salafisten die ideologische und logistische Basis für einen gewaltbereiten Islamismus und eine Operationsbasis für Terrornetzwerke bildeten, fügte Witthaut hinzu. Bereits im Juni 2012 hatten Ermittler 26 Wohnungen, Vereinsheime, Kleingärten und Moscheen in Hessen durchsucht, die meisten davon im Rhein-Main-Gebiet. Bundesweit waren bei der Großrazzia gegen Salafisten rund 100 Objekte durchsucht worden. Computer, Laptops, Handys und Propagandamaterial sowie Geld wurden beschlagnahmt. Im Zuge der Aktion hatte Friedrich den Verein „Millatu Ibrahim“ aus Solingen verboten. Zudem waren vereinsrechtliche Ermittlungen gegen die beiden Gruppen „Die wahre Religion“ aus Köln und „DawaFFM“ aus Frankfurt am Main eingeleitet worden. In Deutschland gilt der Salafismus als die am schnellsten wachsende und wegen ihrer Radikalität besonders gefährliche Strömung des Islamismus. Der Hessische Verfassungsschutz gab die Zahl der Salafisten in Hessen am Mittwoch mit 900 an. Im vergangenen Juni waren die Verfassungsschützer noch von 800 Salafisten ausgegangen. Sicherheitsbehörden schätzen die Zahl der Anhänger bundesweit auf etwa 4.000. Für Salafisten ist das Ideal ein Gottesstaat, in dem es keine „vom Menschen erfundenen“ Gesetze gibt, sondern in dem das islamische Rechtssystem, die Scharia, gilt. dapd (Politik/Politik)
Razzien gegen Salafisten in Hessen und Nordrhein-Westfalen
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Peer-Michael Preß
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