Kassel (dapd). Die Stadt Kassel hat einen Platz nach dem 2006 von Mitgliedern der rechtsextremen Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) getöteten Internetcafé-Besitzer Halit Yozgat benannt und ein Mahnmal gegen rechte Gewalt eingeweiht. „Kassel steht für ein Deutschland, in dem alle in Freiheit und mit gegenseitigem Respekt und ohne Angst leben können“, sagte Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) am Montag. Dies solle am „Halitplatz“ sowie durch den Gedenkstein deutlich werden. Der Vater des Ermordeten, Ismail Yozgat, forderte die Hintermänner sowie die für Ermittlungspannen Verantwortlichen zu zur Rechenschaft zu ziehen. Hilgen sagte, die Familie von Halit Yozgat sei „quälend lange Zeit“ falschen Verdächtigungen ausgesetzt gewesen. Und noch immer gebe es viele offene Fragen zu der erst im Herbst 2011 aufgedeckten Mordserie. Ein Rechtsstaat wie die Bundesrepublik müsse diese „glasklar“ beantworten. „Sollten Fehlleistungen von Beteiligten festgestellt werden, müssen diese geahndet werden“, forderte der Oberbürgermeister. Hahn richtet persönliche Worte an Angehörige Hessens Justiz- und Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) bat die Angehörigen der Mordserie für die Fehler bei den Ermittlungen sowie falschen Anschuldigungen um Entschuldigung. „Ich möchte Entschuldigung dafür sagen, dass wir, unsere Mitarbeiter, auch die eine odere andere Verdächtigung im Zuge dieser Mordserie – für Sie sehr bedrückend, sehr persönlich – ausgesprochen haben“, sagte Hahn bei seiner an die Familienmitglieder Yozgats gerichteten Ansprache. Ähnlich äußerte sich auch Hahns thüringischer Amtskollege, Holger Poppenhäger (SPD). Er zollte vor allem dem Vater des Ermordeten, Ismail Yozgat, Respekt dafür, dass dieser „trotz des schweren Schicksals die Hand zur Versöhnung gereicht“ habe. Ismail Yozgat forderte unter Tränen restlose Aufklärung der noch immer unklaren Details der Mordserie. Auch die Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, die „ihre schützende Hand“ über Täter und Hintermänner gehalten hätten, müssten zur Verantwortung gezogen werden, forderte er. Sein Vertrauen in die Institutionen des Rechtsstaat sei aber nicht erschüttert, erklärte er. Auch wenn er für den geschaffenen Gedenkplatz dankbar sei, wiederholte Yozgat sein bei der Gedenkveranstaltung für die NSU-Opfer im Februar in Berlin geäußertes Anliegen, die Holländische Straße in Kassel nach seinem Sohn umzubenennen. Diesen Wunsch „werde ich Zeit meines Lebens in meinem Herzen tragen“, sagte er. Botschafter: Morde haben Freundschaft nicht zerstört „Die Kugeln, die auf die deutsch-türkische Freundschaft abgefeuert worden sind, hatten keine Chance“, sagte der türkische Botschafter Avni Karslioglu. Die drei Millionen in Deutschland lebenden türkischstämmigen Menschen seien ein „starkes Band“, das die Beziehungen zwischen beiden Ländern zusammenhalte. Die Morde hätten aber auch gezeigt, dass der Dialog zwischen Deutschen und Migranten noch verstärkt werden müsse, betonte Karslioglu. Bundespräsident Joachim Gauck rief in einem von Stadtverordnetenvorsteherin Petra Friedrich (SPD) verlesenen Brief zur Wachsamkeit gegen Rechtsradikalismus auf. „Dieser Gedenkstein mahnt: Lassen Sie uns wachsam bleiben! Lassen Sie uns unermüdlich klarstellen, dass dieses Land keinen Extremismus duldet!“, heißt es in dem Brief. Der Bundespräsident forderte zudem weitere Aufklärung der Mordserie. Die zehn getöteten Menschen verdienten „unsere ganze Kraft, das Geschehene aufzuarbeiten“. Versäumnisse müssten benannt, Verantwortung bekannt werden. dapd (Politik/Politik)
Platz nach NSU-Opfer Yozgat benannt
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Peer-Michael Preß
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