Hannover/Berlin (dapd-bay). Im Streit über die Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche verschärft der Kriminologe Christian Pfeiffer den Angriffe auf das Erzbistum München und Freising. Der dortige Generalvikar Peter Beer sei vielleicht der Einzige gewesen, der die möglichen Konsequenzen der Forschungsergebnisse habe ermessen können, sagte Pfeiffer in einem dapd-Interview und verwies darauf, dass München als erstes Bistum einen Missbrauchsbericht erstellen ließ. Der Zeitung „Augsburger Allgemeine“ sagte der Kriminologe: „Vielleicht waren die Ergebnisse ja so katastrophal, dass der dortige Generalvikar die Folgerung zog, dass die Kirche eine weitere Forschung nur zulassen könne, wenn man die Wissenschaftler unter ähnlicher Kontrolle hat wie eigene Anwälte.“ Wenn die „allererste Probebohrung“ sehr erschreckende Erkenntnisse gebracht habe, „dann kann ich nachvollziehen, dass der Einzige, der diese unveröffentlichten Ergebnisse kennt, mehr Kontrolle verlangt“. Ein Bistumssprecher wollte Pfeiffers neuerliche Vorwürfe zunächst nicht näher kommentieren. Die Argumentation des Kriminologen stieß in München auf Verwunderung. Denn die Erzdiözese profilierte sich bisher innerhalb der Kirche als einer der Motoren der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Ein bei der Rechtsanwältin Marion Westpfahl in Auftrag gegebenes externes Gutachten wurde bereits vor mehr als zwei Jahren der Öffentlichkeit vorgestellt – trotz schonungsloser Analyse. In dem Bericht befasste sich die Anwältin nicht nur mit erfassten Übergriffen durch Geistliche, sondern ging auch auf Themen wie Dunkelziffer und Aktenvernichtung ein. Ackermann kontert Die deutschen Bischöfe hatten am Mittwoch die Zusammenarbeit mit Pfeiffers Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) beendet und damit die wissenschaftliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals vorübergehend gestoppt. Ihre Entscheidung begründeten sie mit einem „zerrütteten Vertrauensverhältnis“. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, wies in den „Ruhr Nachrichten“ (Freitagausgabe) erneut den Vorwurf eines Zensurversuchs durch die Kirche zurück. „Es ging uns ausdrücklich nicht darum, unliebsame Dinge unter den Teppich zu kehren oder wegzustreichen“, betonte der Bischof. Die SPD-Fraktionsvize im Bundestag, Dagmar Ziegler, wertete das vorläufige Aus der Aufarbeitung am Freitag als „schlechtes Signal“ für die Betroffenen. Die Bundesregierung müsse so schnell wie möglich dafür sorgen, „dass die Aufklärung von Missbrauchsfällen vorangebracht wird“, forderte sie. Der Regierungsbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, sieht nun die Bischöfe in der Pflicht. Im Kölner Domradio erneuerte er seine Forderung an die Kirche, „das Forschungsprojekt fortzusetzen und möglichst schnell eine gute Lösung zu präsentieren“. Das Projekt müsse 2014 „die Ergebnisse liefern, auf die wir warten“. dapd (Politik/Politik)
Pfeiffer attackiert Erzbistum München
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Peer-Michael Preß
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