Berlin (dapd). Deutschland wird vorerst offenbar doch keine Finanzbeamten nach Griechenland schicken. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, hat das Bundesfinanzministerium entsprechende Pläne auf Eis gelegt. Die Zeitung beruft sich auf Informationen aus dem Ministerium und auf Koalitionskreise. Danach ist die geplante Entsendung von bis zu 165 deutschen Finanzbeamten zum Aufbau und zur Unterstützung der griechischen Finanzverwaltung gestoppt. Zur Begründung hieß es, das griechische Finanzministerium habe kein Interesse an diesen Hilfen gezeigt. Wie die Zeitung weiter schreibt, wurde das Angebot aus Deutschland als Einmischung in griechische Hoheitsaufgaben gewertet. dapd (Politik/Politik)
Kategorie: Politik
Bahr: Einstieg in private Pflegevorsorge lohnt auch in höherem Alter
Passau (dapd). Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) verteidigt die ab 2013 vorgesehenen staatlichen Zuschüsse für eine private Pflegevorsorge und Pflege-WGs. „Es lohnt sich, auch im höheren Alter noch mit der Vorsorge zu beginnen“, sagte Bahr der „Passauer Neuen Presse“. „Wir haben dafür ausdrücklich keine Risikozuschläge und keine Gesundheitsprüfung vorgesehen“, wirbt der Gesundheitsminister für den „Pflege-Bahr“. Schon mit kleinen Beiträgen könne man viel erreichen. Der Eigenanteil in der Pflege, den der Einzelne selbst zu schultern habe, werde oft unterschätzt. Bahrs Forderung nach Abschaffung der Praxisgebühr bleibt auf dem Tisch. „Die Abschaffung der Praxisgebühr wäre eine spürbare Entlastung für alle Versicherten“, dann könnten sich immer mehr Krankenkassen „Leistungsverbesserungen und Auszahlungen für ihre Versicherten erlauben“. Er wiederholte seine Forderung, dass Kassen Beiträge zurückerstatten und zusätzliche Vorsorgeleistungen gewähren sollten. dapd (Politik/Politik)
Gutachten zu Bluttests zum Down-Syndrom stößt auf geteiltes Echo
Osnabrück (dapd). Die Debatte um die Zulassung des neuen vorgeburtlichen Tests zur Früherkennung des Down-Syndroms spitzt sich zu. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), nach der Vorlage eines Rechtsgutachten des Juristen Klaus Ferdinand Gärditz: „Bei dem Test geht es um die Selektion von Menschen mit Down-Syndrom.“ Sie würden auf die schlimmste Weise diskriminiert. Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Carola Reimann (SPD), verteidigte dagegen die Einführung des neuen Bluttests. Aber auch die Bundesvereinigung Lebenshilfe befürchtet durch die Einführung vorgeburtlicher Bluttests eine zunehmende Geringschätzung von Schwerbehinderten in der Gesellschaft. Hüppe äußerte die Befürchtung, dass der Druck auf Frauen steigt, Kinder mit Down-Syndrom abzutreiben. Er rief die Bundesländer auf, die Einführung des Tests in den deutschen Markt zu stoppen. Der Behindertenbeauftragte forderte eine neue Debatte über vorgeburtliche Untersuchungen: „Wir haben die medizinischen Entwicklungen in der Pränataldiagnostik über Jahre einfach nur hingenommen, ohne sie zu hinterfragen.“ Reimann sprach angesichts des Gutachtens von einer „unsteten Argumentation“. Der Test diene sehr wohl medizinischen Zwecken, gerade weil mithilfe der Untersuchung ein Down-Syndrom diagnostiziert werden könne. Der Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, Robert Antretter, äußerte zwar Verständnis für die Verzweiflung von Frauen, die in einer schwierigen Situation seien, wenn sie ein behindertes Kind erwarteten. Er fügte aber hinzu: „Man kann aber nicht den verständlichen Wunsch nach einem gesunden Kind gegen Lebensrecht und Lebenswürde in Konkurrenz setzen.“ Die neuen Bluttests trügen dazu bei, „das beschädigte Leben immer mehr zur Disposition zu stellen“. Dies könne dann etwa auch für demente oder alte Menschen gelten, sagte Antretter. dapd (Politik/Politik)
Kauder will Elterngeld überprüfen
München (dapd). In der Koalition deutet sich ein Streit über das Elterngeld an. Mit Unionsfraktionschef Volker Kauder sprach sich am Freitag ein prominenter CDU-Politiker dafür aus, das Elterngeld und dessen Wirkungen zu überprüfen. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hatte das Elterngeld bereits verteidigt. Hintergrund der neuen Debatte sind geringe Geburtenraten. 2011 wurden in Deutschland 15.000 Kinder weniger geboren als 2010. Das entsprach einem Rückgang von 2,2 Prozent. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß hatte das Elterngeld daraufhin infrage gestellt und darauf hingewiesen, dass das Elterngeld jährlich fast fünf Milliarden Euro kostet, die Zahl der Kinder aber trotzdem abnehme. Familienministerin Schröder hatte deutlich gemacht, dass sie an der familienpolitischen Leistung nicht rütteln lassen will. „Ohne das Elterngeld müssten viele Mütter schon acht Wochen nach der Geburt des Kindes wieder arbeiten“, das könne niemand wollen, hatte die CDU-Politikerin der „Bild“-Zeitung gesagt. Sie glaube auch nicht, dass sich Familien wegen des Betreuungsgeldes für ein Kind entscheiden werden. Kauder sagte hingegen nun der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagausgabe), „in der nächsten Legislaturperiode werden wir uns das Elterngeld und seine Wirkung noch mal anschauen müssen“. Zwar bezeichnete der Fraktionschef die rückläufige Geburtenzahl als Momentaufnahme. Er sei aber der Auffassung, „dass wir uns gerade bei solchen gesellschaftspolitischen Fragen auch Zeit lassen müssen, damit die Regelungen in der Bevölkerung angenommen werden können“. Schnelle Entscheidungen seien hier deshalb falsch. Derzeit könne „man noch keine endgültige Aussage treffen“. In der nächsten Legislatur müsse man dies aber tun. Das Elterngeld beträgt 67 Prozent des monatlich durchschnittlichen Nettogehaltes im Jahr vor der Geburt des Kindes, und zwar mindestens 300 Euro und höchstens 1.800 Euro. Es kann während der ersten 14 Lebensmonate des Kindes bezogen werden. dapd (Politik/Politik)
Thüringer Verfassungsschutz lehnte Hilfe vom Bundesamt ab
Berlin (dapd). Das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz hat bei der Suche nach den Mitgliedern der untergetauchten Neonazi-Terrorzelle NSU Ende der 1990er Jahren die angebotene Hilfe des Bundesverfassungsschutzes (BfV) abgelehnt. Für das Kölner Bundesamt habe es demnach keine rechtliche Möglichkeit gegeben, den Fall an sich zu ziehen, sagte der damalige BfV-Abteilungsleiter für den Bereich Rechtsextremismus vor dem Untersuchungsausschuss zum Rechtsterrorismus am Donnerstag in Berlin. Auch für die Überwachung des NSU-nahen rechtsextremen Thüringer Heimatschutzes im Raum Jena, wo die Terroristen vor ihrem Untertauchen wirkten, sei das Landesamt zuständig gewesen. Die Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) agierte mehr als 13 Jahre unbehelligt von den Sicherheitsbehörden im Untergrund und ermordete zehn Menschen. dapd (Politik/Politik)
Ferdos Forudastan wird Sprecherin des Bundespräsidenten
Berlin (dapd). Die Journalistin Ferdos Forudastan wird zum 1. September Sprecherin von Bundespräsident Joachim Gauck. Diese in Berlin mit Spannung erwartete Personalentscheidung teilte das Bundespräsidialamt am Donnerstag mit. Ferdos Forudastan war den Angaben zufolge bisher als Autorin und Moderatorin für den Deutschlandfunk und den WDR tätig, als Kolumnistin für die „Frankfurter Rundschau“ sowie als Moderatorin bei Kongressen und Konferenzen. Zuvor arbeitete sie unter anderem als Korrespondentin der „tageszeitung“ und der „Frankfurter Rundschau“. Die Politologin und Juristin verfasste nach Angaben des Amtes mehrere Bücher über Migration und Integration und engagiert sich in der Ausbildung von Journalisten aus Zuwandererfamilien. Forudastan wurde 1960 in Freiburg im Breisgau geboren und wuchs in der Schweiz, im Iran und in Deutschland auf. Bis zum 1. September bleibe Andreas Schulze neben seiner Tätigkeit als Leiter der Stabsstelle Kommunikation im Bundespräsidialamt kommissarischer Sprecher des Bundespräsidenten, hieß es weiter. dapd (Politik/Politik)
Mehr als nur Händeschütteln
Koblenz (dapd-rps). Beim Wort „Integration“ kennt Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière keinen Spaß. Als der stellvertretende Kommandeur des Zentrums für Innere Führung in Koblenz, Kapitän zur See Hans-Joachim Liedtke, am Donnerstag seinen Vortrag über die Arbeit des Zentrums beenden will, meldet sich der CDU-Politiker zu Wort: „Kann ich noch einmal die erste Folie sehen“, sagt er in bestimmten Ton. Liedtke spult zurück. Auf der Folie steht, dass es eine Aufgabe des Zentrums sei, die Bundeswehr in die Gesellschaft und den Staat zu integrieren. „Die Bundeswehr ist doch kein Fremdkörper, der integriert werden muss“, sagt de Maizière harsch. Migranten müssten integriert werden, aber doch nicht die Bundeswehr. Er regt an, das Wort Integration „zu überdenken“ und künftig einen anderen Begriff zu wählen. Später führt er aus, die Bundeswehr sei doch längst „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. Spätestens jetzt wird den Anwesenden klar: Die Sommerreise des Ministers ist mehr als nur Händeschütteln und schön Lächeln. Bis zum 10. August wird de Maizière rund 20 Bundeswehr-Standorte in der Republik bereisen und sich ein eigenes Bild vor Ort machen. In Koblenz wollte er sich unter anderem über die Ausbildung von militärischem Führungspersonal informieren, bei der sich seit vergangenem Jahr manches verändert hat. So können sich erfahrene Soldaten erstmals im richtigen Umgang mit Versehrten und Hinterbliebenen schulen lassen. In einem 14-tägigen Seminar werden die Soldaten zu sogenannten Lotsen ausgebildet. Ihre Aufgabe ist es, verwundeten Kameraden im Ernstfall zur Seite zu stehen. Sie sollen unter anderem bei Behördengängen, der Suche von passenden Hilfsangeboten und der psychologischen Betreuung helfen. „Bis zum vergangenen Jahr mussten all diese Aufgaben vom Vorgesetzten des Betroffenen übernommen werden“, sagt Ausbildungsleiter Stephan Scherer. Diese hätten jedoch selten die nötige Zeit für die Arbeit gehabt. „Die Betreuung eines Versehrten ist sehr zeitaufreibend“, sagt er. Deshalb sei auf Initiative des Verteidigungsministeriums und des Bundeswehrverbandes das „Lotsen“-Programm ins Leben gerufen worden. Und die Nachfrage danach ist groß: Seit die Kurse in Koblenz angeboten werden, kann sich das Zentrum vor Anfragen kaum retten. „Wir haben schon eine lange Warteliste“, sagt Scherer. Einer der Kursteilnehmer ist Stabsfeldwebel Knut Kistner. Schon länger war dem 44-Jährigen das Betreuungsdefizit aufgefallen: „Da liefen viele Sachen schief“, erzählt er. Als er vor gut zwei Jahren einen in Afghanistan verwundeten Kameraden durch seine Leidenszeit begleitet habe, seien ihm die anderen Soldaten aufgefallen, die keine Hilfe hatten. „Ich wurde immer wieder von Einzelpersonen angesprochen, schließlich habe ich dem Krankenhaus meine Hilfe ehrenamtlich angeboten“, berichtet er. Jetzt sei er froh, dass sich gezielt um die Versehrten gekümmert werde. Auch de Maizière, selbst gerade erst von einem Blitzbesuch bei den Truppen in Afghanistan zurückgekehrt, zeigte sich zufrieden mit dem neuen Angebot. „Wir mussten erst lernen, mit Dingen wie Posttraumatischen Belastungsstörungen umzugehen“, sagte der Minister. „Gott sei Dank“ sei diese Phase überwunden und die Betroffenen könnten inzwischen auf qualifizierte Unterstützung zurückgreifen. „Ziel muss es sein, künftig allen Soldaten dabei zu helfen, in ihr altes Leben und den Beruf zurückzufinden“, sagt Scherer. Zumindest in diesem Fall passte die Sache mit der Integration und der Gesellschaft dann doch. dapd (Politik/Politik)
Hasselfeldt mahnt CSU zur Ruhe
München (dapd-bay). Die Berliner CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt rät ihrer Partei, sich angesichts des Wahljahres 2013 „gemeinsam auf den politischen Gegner“ zu konzentrieren. Hasselfeldt sagte dem „Bayernkurier“, die CSU sei immer dann stark gewesen, „wenn wir geschlossen marschiert sind und wenn wir uns nicht gegenseitig das Leben schwer gemacht haben“. Das wichtigste Ziel sei, „dass die CSU in Bayern und für den Bund mit einem starken Ergebnis aus den Wahlen hervorgeht“. Hasselfeldt betonte zugleich mit Blick auf die Medien: „Streit in den eigenen Reihen lässt sich immer besser vermarkten als geräuschlose, solide Politik. Das sollte man wissen – und da sollte man sich auch nicht von greller Berichterstattung in die Irre führen lassen.“ dapd (Politik/Politik)
Edathy dementiert Spekulationen über Anwerbung Zschäpes als V-Frau
Berlin (dapd). Der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses, Sebastian Edathy (SPD), hat Berichte zurückgewiesen, wonach die NSU-Terroristin Beate Zschäpe als V-Mann vom Verfassungsschutz angeworben werden sollte.“Wir haben zur Kenntnis genommen, dass in einigen Agenturmeldungen darüber spekuliert wird, ob es möglicherweise im Rahmen der ‚Operation Rennsteig‘ seitens des Bundesamtes für Verfassungsschutz einen Werbeversuch in Richtung von Beate Zschäpe gegeben haben könnte. Diese Spekulation entbehrt jeder Grundlage“, erklärte der SPD-Politiker am Donnerstag in Berlin. Keine der insgesamt 49 Personen, die in den einschlägigen Akten des Bundesverfassungsschutzes auftauchten, habe in Jena gelebt und „keine einzige dieser 49 Personen trug den Namen Beate Zschäpe“, fügte Edathy hinzu. Zuvor hatte der FDP-Obmann Hartfrid Wolff in der Ausschusssitzung auf einen Aktenvermerk hingewiesen, in dem ein Anwerbungsversuch bei einer Frau mit einem Faible für Katzen beschrieben sein sollte. Zschäpe wird ein Faible für Katzen nachgesagt. Sie soll zudem Mitglied der Neonazi-Terrorzelle NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) gewesen sein, die für zehn Morde verantwortlich gemacht wird. dapd (Politik/Politik)
Wirtschaftsminister sieht Europa in einer Vertrauenskrise
Freiburg (dapd-bwb). Europa leidet nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) vor allen Dingen eine Vertrauenskrise. Die Menschen in Europa vertrauten immer weniger in Europa, sagte Rösler bei einer Grundsatzrede auf einem Symposium des Walter Eucken Instituts in Freiburg. „Wenn es nicht gelingt, diese Vertrauenskrise in den Griff zu bekommen, wird es schwierig mit Europa insgesamt“, sagte Rösler. Europa werde nur eine Chance haben, wenn es gemeinsam als Europa wahrgenommen werde. „Darauf müssen wir uns konzentrieren.“ Wichtig sei Solidarität mit Staaten in Schwierigkeiten zur Überbrückung der Rezessionsphase aufgrund notwendiger Reformen, betonte der Minister. Eine unkonditionierte Hilfe für Banken oder Staaten sei jedoch nie vereinbart worden. „Wenn wir harte Sanktionsmaßnahmen aufweichen, verliert Europa an Vertrauenswürdigkeit“, sagte er. Allerdings seien auch in Deutschland durchaus noch einige Reformen denkbar, betonte Rösler und nannte den Arbeitsmarkt als ein Beispiel. Dass Deutschland mit dem Haftungsrisiko aus dem Rettunsgschirm ESM überfordert sein könne, wies Rösler zurück. Es gebe schließlich eine Obergrenze für die Haftungsübernahme. Ein stabiles Europa ist Rösler zufolge die beste Grundlage für Wachstum. „Wenn das gelingt, wird der Euro die stabilste Währung der Welt.“ Rösler zeigte sich überzeugt, dass alle gegenwärtigen Herausforderungen mit den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft gelöst werden können. Diese allerdings verlören derzeit sowohl in der Tagespolitik wie auch in der aktuellen Energiepolitik immer mehr an Bedeutung. Das 1954 gegründete Freiburger Walter Eucken Institut gilt als Geburtsstätte der sozialen Marktwirtschaft. Unterstützer war damals der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland, Ludwig Erhard. Zentrales Forschungsanliegen ist die Verfassung einer freiheitlichen Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft. dapd (Politik/Politik)