Frankfurt/Main (dapd-hes). Am frühen Mittwochmorgen, Punkt 05.19 Uhr, gibt es im großen Saal des English Theaters in Frankfurt am Main kein Halten mehr: Auf der Wahlparty des größten amerikanischen Generalkonsulats der Welt springen vor allem die „Democrats abroad“ von den Sitzen auf, recken die Hände zum Jubel in die Höhe, fallen sich in die Arme und küssen ihre Nachbarn. Im Fernsehsender CNN war soeben der Sieg Barack Obamas bei der Wahl des US-Präsidenten als sicher vorhergesagt worden. Und den hatten nicht nur die anwesenden Mitglieder der Auslandsorganisation der Demokratischen Partei der USA erhofft. Unüberhörbar war die Wiederwahl Obamas der Wunsch einer klaren Mehrheit der zeitweise um die 1.000 Besucher der nächtlichen Wahlparty – gleich ob Deutsche oder Amerikaner. Lange Gesichter gab es nur beim Bundesvorsitzenden der „Republicans abroad“ in Deutschland, also der deutschen Vereinigung der Anhänger des unterlegenen Kandidaten Mitt Romney, und seinen in Frankfurt eher spärlich vertretenen Gesinnungsgenossen. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagt der seit 2008 als Chemiekaufmann in Pohlheim bei Gießen ansässige US-Bürger Thomas Leiser. Doch der 65-jährige Republikaner bleibt gleichwohl gelassen. „Jetzt werde ich erst einmal eine Versammlung einberufen um zu beraten, wie es weitergeht“, sagt er. Seine bundesweit nach eigenen Angaben höchstens 1.000 Mitstreiter müssten vor allem neue Mitglieder gewinnen. Denn „von den Demokraten gibt es in Deutschland viel mehr“, beklagt Leiser. Das kann Karsten Hirsch, Vorsitzender der „Democrats abroad“ im Rhein-Main-Gebiet, nur bestätigen. Allein dort habe seine Vereinigung rund 800 Mitstreiter, die sich jeden Monat treffen. Bundesweit seien es mehrere Tausend. Und Hirsch, der natürlich über Obamas Sieg mitjubelt, weiß auch schon, wie es weitergeht: „Am Freitag treffen wir uns zur Victory-Party“, sagt der 70 Jahre alte Kaufmann im Ruhestand stolz. Dass Obama bei seinen Landsleuten so viel Anklang findet, erklärt er damit, „dass sie wie in Deutschland auch in ihrer Heimat soziale Gerechtigkeit wollen“. Von wegen „am Morgen noch kein Ergebnis“ Immerhin um die 300 Menschen harren die ganze Nacht hindurch auf der Wahlparty aus. Bei Muffins und Wraps, Ice Tea und Cola, Musik der US-Band „City Tour“, aber auch Poetry Slam sowie politischen Analysen und Diskussionen fiebern sie in dem laut Intendant Daniel Nicolai „größten englischsprachigen Theater auf dem Kontinent“ den Resultaten entgegen. Zum Glück hat der amerikanische Politikprofessor David Goldfield mit seiner noch um Mitternacht verkündeten Prognose unrecht. Nach Ausführungen über den sich abzeichnenden knappen Wahlausgang ruft er aus: „Ich sage nur eines voraus: Wir werden am frühen Morgen noch kein Ergebnis haben.“ Tatsächlich durchleben die Anhänger Obamas auf der Frankfurter Party zunächst einmal ein Wechselbad der Gefühle. Erst einmal liegt Romney bei den Zwischenergebnissen lange vorn, dann gibt es in den als entscheidend angesehenen Swingstaaten wie Florida mal eine Mehrheit für den Amtsinhaber, dann für den Herausforderer, aber immer ganz knapp. Erst als um 02.00 Uhr erstmals ein Schwung von US-Staaten für Obama vorausgesagt wird, brandet zum ersten Mal Beifall auf. Abiturientinnen gehen nach durchwachter Nacht zur Schule Zu denen, die die ganze Nacht dabei bleiben, gehören auch die Abiturientinnen Paula Auksutat und Anne Kahrau von der Darmstädter Lichtenberg-Schule. Und das, obwohl sie am nächsten Morgen wieder Unterricht haben. „Aber erst zur dritten Stunde“, beschwichtigt Paula und betont, schlafen gehen würden sie natürlich vorher nicht mehr. Die Einladung zu der Wahlparty haben sie erhalten, weil sie in den Herbstferien an einem zweitägigen Seminar der Landeszentrale für Politische Bildung in Wiesbaden zur US-Wahl teilgenommen haben. Und sie freuen sich sichtlich, dabei sein zu dürfen. „So etwas darf man sich doch nicht entgehen lassen“, betont Paula, gebannt auf die Leinwand mit den CNN-Resultaten schauend. Dafür verzichten sie und Anne gerne mal auf Schlaf. Schon kurz nach Eröffnung der Wahlparty durch Generalkonsul Kevin Milas hatte der amerikanische Botschafter in Berlin, Philipp Murphy, ja per Videobotschaft zu den Partyteilnehmern gesagt: „Die Tatsache, dass so viel Interesse an der amerikanischen Wahl besteht, sagt viel über die Stärke der Freundschaft zwischen Deutschland und den USA aus.“ dapd (Politik/Politik)
Obamas Sieg lässt die Democrats abroad jubeln
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen