Berlin (dapd). Bundesregierung und NS-Opferverbände sehen in dem neuen Denkmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma eine Mahnung an alle Bürger, sich rassistischer Diskriminierung entgegenzustellen und Minderheiten zu schützen. Vor der feierlichen Einweihung am Mittwoch sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), die Erinnerungsstätte sei ein wichtiges Zeichen und eine „Verbeugung“ vor den Opfern. Kritik kam vom Zentralrat der Sinti und Roma. Dessen Vorsitzender Romani Rose prangerte die von Innenminister Peter Friedrich (CSU) angestoßene Debatte über Asylmissbrauch von Bürgern aus Balkanländern an und hielt ihm Populismus vor. Mit der Übergabe des Denkmals an die Öffentlichkeit geht auch ein jahrelanger politischer Streit zu Ende. Mehr als 20 Jahre haben die Diskussionen und Planungen in Anspruch genommen. Nun hat das von dem israelischen Künstler Dani Karavan gestaltete Denkmal gegenüber des Berliner Reichstages seinen Standort gefunden. Der Bund finanziert den Bau mit rund 2,8 Millionen Euro. „Rassismus genauso ächten wie Antisemitismus“ Neumann sagte dem „rbb-Inforadio“ vor der Einweihung, es ein „wichtiges Zeichen“, dass das Denkmal „in voller Einmütigkeit“ der Mitglieder des Bundestages und aller Fraktionen und der Opfergruppen übergeben werden könne. „Deswegen hat sich dieser Weg am Ende auch gelohnt, es einmütig zu machen, als in der Kontroverse irgendetwas einzuweihen.“ Es sei wichtig, dass auch die Überlebenden die Fertigstellung noch miterleben, fügte Neumann hinzu: „Das ist auch eine Geste, eine Verbeugung vor den Opfern, vor den Überlebenden. Ich glaube, dass sie nun die Einweihung dieses Denkmals auch als einen wichtigen Akt ansehen und das auch sehr positiv bewerten.“ Rose betonte, es sei wichtig, dass das Leid, das Sinti und Roma während der NS-Zeit zugefügt wurde, „in das historische Gedächtnis“ der Bundesrepublik miteinbezogen werde. Im Bayerischen Rundfunk forderte er, „Rassismus gegenüber unserer Minderheit genauso zu ächten wie den Antisemitismus“. Rose beklagt Vorwurf des Asylmissbrauchs Zugleich übte der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma harte Kritik an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Rose sagte, er empfinde es als „ganz besonders schlimm und diskriminierend, dass man den Begriff Asylmissbrauch in Zusammenhang mit unserer Minderheit erwähnt“. Dies sei „Populismus“ und vor dem Hintergrund der Denkmal-Einweihung auch „skandalös“. Rose fügte hinzu, die Lage der Sinti und Roma sei in Osteuropa „eine sehr bedrohliche“. Friedrich hatte Flüchtlingen aus Serbien und Mazedonien Asylmissbrauch vorgeworfen – aus diesen Ländern kommen auch Sinti und Roma nach Deutschland, die in ihren Herkunftsländern über Diskriminierung klagen. Überlebende Sinti der Nazizeit äußerten sich positiv über das Denkmal: Der Sinto Zoni Weisz, der bei der Einweihung eine Rede halten wird, sagte dem Deutschlandradio Kultur, er verbinde mit dem Denkmal die Hoffnung, dass „Rassismus und Antisemitismus und Antiziganismus nicht mehr diese Formen annimmt wie in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts“. Er hoffe zudem, dass Sinti und Roma künftig unter gleichen Bedingungen und mit ausreichender medizinischer Versorgung leben könnten wie andere Bürger auch. An dem Festakt zur Einweihung des Denkmals nehmen unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) aber auch Rose und Neumann teil. Auch mehr als 100 Überlebende der Verfolgung in der NS-Zeit werden erwartet. dapd (Politik/Politik)
Neumann: Denkmal für Sinti und Roma kommt spät, aber nicht zu spät
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Peer-Michael Preß
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