Berlin (dapd). Im Kampf gegen den Ärztemangel haben Medizinerverbände und Krankenkassen einen neuen Gesamtplan aufgestellt, um Ärzte und Psychotherapeuten gerade auf dem Land besser zu verteilen. Der Gemeinsame Bundesausschuss verabschiedete dazu am Donnerstag in Berlin eine neue Richtlinie. Die Versorgung der Patienten nahe ihres Wohnorts werde damit weiter verbessert, sagte Regina Feldmann, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Er bestimmt in Form von Richtlinien den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für mehr als 70 Millionen Versicherte. Feldmann betonte, Ziel sei ein gleichmäßiger Zugang aller Versicherten zur ambulanten medizinischen Versorgung, vor allem auf dem Land. Neu ist unter anderem, dass alle Arztgruppen einer Planung unterliegen. Außerdem werden sogenannte Mitversorgereffekte berücksichtigt – beispielsweise, welche Rolle die Stadt bei der Versorgung des eher ländlich geprägten Umlands spielt. Die Größe der Planungsbereiche richtet sich künftig nach dem Tätigkeitsspektrum: Hausärzte versorgen grundsätzlich eine kleinere Region, Fachärzte wie Radiologen eine größere. Hintergrund der Richtlinie ist, dass das Versorgungsstrukturgesetz, das seit Januar 2012 gilt, der Selbstverwaltung den Auftrag erteilt, Defizite der bisherigen Regelung zu beheben, zum Beispiel die starren und teilweise zu großen Planungsbereiche. Feldmann sagte: „Diesen Auftrag haben wir fristgerecht und im vollen Umfang erfüllt. Die gemeinsame Selbstverwaltung hat hier gute Arbeit geleistet.“ Jetzt wird die Richtlinie dem Bundesgesundheitsministerium zur Prüfung vorgelegt und danach auf der Landesebene von Kassenärztlichen Vereinigungen und den jeweiligen Gremien ausgestaltet. Dafür haben die regionalen Gremien Zeit bis Ende Juni 2013. Bis dahin gilt die alte Bedarfsplanung weiter. Im Versorgungsstrukturgesetz sind neue Anreize für Mediziner festgeschrieben worden, sich in unterversorgten Regionen neu niederzulassen oder Praxen zu übernehmen. So können etwa Ärzte, die aufs Land ziehen, mehr verdienen als ihre Kollegen in Städten. Auch der Vize-Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, begrüßte die Einigung. „Jetzt ist es wichtig, dass der Hausarzt innerhalb der Ärzteschaft aufgewertet wird. Gerade angehende Mediziner müssen davon überzeugt werden, sich für den Hausarztberuf zu entscheiden.“ Bei den Psychotherapeuten werde es darauf ankommen, zusammen mit der Ärzteschaft eine bessere Verteilung zwischen Stadt und Land zu organisieren. Als „Mogelpackung“ für psychisch Kranke kritisierten Psychotherapeuten allerdings die neue Bedarfsplanungsrichtlinie. Der Spitzenverband der Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung hielten ihre Zusagen nicht ein, die Versorgung zu verbessern, kritisierte der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Rainer Richter. Krankenkassen und Kassenärzte hätten im Oktober beschlossen, zusätzliche Psychotherapeuten zuzulassen und dafür rund 100 Millionen Euro bereitzustellen, erklärte Richter. Doch statt zusätzliche Praxen zu schaffen, könne ab 2013 die Zahl der Psychotherapeuten in Deutschland um mehr als 6.000 sinken. Schuld an dieser Entwicklung sei die Tatsache, dass der Ausschuss mit Zahlen von 1999 rechne. dapd (Politik/Politik)
Neuer Gesamtplan im Kampf gegen Ärztemangel vereinbart
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Peer-Michael Preß
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