Potsdam (dapd-bln). Auf dem großen Hof vor dem Kulturzentrum Freiland in der Potsdamer Friedrich-Engels-Straße herrscht reger Betrieb. Unterschiedliche Sprachen sind zu hören. An Tischen gibt es Kaffee und Brötchen. Die meisten der Anwesenden sind Flüchtlinge. Sie haben innerhalb eines Monats vom bayerischen Würzburg aus rund 600 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Am Freitag beginnt ihre letzte Etappe von Potsdam nach Berlin. Mit diesem Protestmarsch wollen sie auf die prekären Umstände aufmerksam machen, mit denen sie in Deutschland zu kämpfen haben: inhumane Flüchtlingslager, Arbeitsverbot, Reiseverbot, Abschiebung, Isolation. Mit ihnen protestiert auch Turgay Ulu. Er steht auf dem Hof und beobachtet das Treiben. In seiner Hand hält er eine Fahne: Das Wort „Freiheit“ steht dort in unterschiedlichen Sprachen. Er komme aus der Türkei, sagt Ulu und habe dort 15 Jahre lang im Gefängnis gesessen. Erst durch die Unterstützung von Amnesty International sei er freigelassen worden und nach Griechenland geflüchtet. Von dort ging es weiter nach Deutschland. Seit zehn Monaten lebe er nun in Hannover. Den Protestmarsch hat er von Anfang an begleitet. „Gefängnis ist besser als Lager“ Nachdem die Flüchtlinge in Potsdam in den Räumlichkeiten des Kulturzentrums übernachtet haben, wollen sie am Nachmittag Berlin erreichen. Zuvor jedoch ist noch ein Demonstrationszug zur Glienicker Brücke geplant. Immer mehr Menschen finden sich dazu auf dem Hof ein. Mittlerweile haben sich dichte Wolken gebildet und es fallen erste Regentropfen. Doch das Wetter macht Ulu nichts aus. Viel lieber spricht er über die Menschen, denen er in Deutschland auf dem Marsch begegnet ist. So habe er beim Besuch des Flüchtlingslagers Möhlau in Wittenberg mit einem 18-jährigen Asylbewerber gesprochen, der sein ganzes Leben dort zugebracht habe. „Ich habe ihm von meiner Haft in der Türkei erzählt und er meinte: Gefängnis ist immer noch besser als hier im Lager.“ Mit etwa 300 Menschen setzt sich der Demonstrationszug schließlich in Bewegung. Viele Potsdamer und Berliner haben sich den Flüchtlingen angeschlossen und laufen lautstark über die Lange Brücke. Sie rufen: „Kein Mensch ist illegal!“ und „Polizeikontrollen: Scheiße!“ Eine Sambatruppe gibt den Rhythmus vor. Ein junger Mann namens Salissou macht Aufnahmen mit seiner Videokamera. Er studiere Medienkunst in Köln, erzählt er. Nachdem er vor elf Jahren aus Niger nach Deutschland geflohen sei, habe er acht Jahre in einem Flüchtlingslager in Sachsen-Anhalt gelebt. Er kenne das Elend dort und mache sich dagegen stark. Dem Protestmarsch habe er sich in Erfurt angeschlossen. „NPD muss ihre Niederlage eingestehen“ Kurz vor dem Ziel an der Glienicker Brücke passieren die Demonstranten eine Kundgebung der rechtsextremen NPD. Mittlerweile regnet es stark. Etwa zehn Neonazis stehen am Straßenrand und wedeln mit ihren Partei-Fahnen. Sie werden von über einem Dutzend Einsatzwagen der Polizei abgeschirmt. Ihre Anwesenheit nimmt Salissou gelassen. „In Erfurt waren es nur sechs von ihnen. Diese Menschen müssen ihre Niederlage eingestehen“, sagt er. Ohne Zwischenfälle erreichen die Flüchtlinge und ihre zahlreichen Unterstützer schließlich die Glienicker Brücke. Von hier aus geht es weiter in Richtung Bundeshauptstadt, wo im Stadtteil Kreuzberg eine große Abschlusskundgebung geplant ist. „Wir hoffen, dass durch diese Aktion die Menschen auf unsere Situation in Deutschland aufmerksam werden“, sagt Chu Eben, der in Potsdam das Flüchtlingsprojekt „Refugee Emancipation“ gegründet hat. „Uns geht es um die Begegnung mit den anderen Teilen der Gesellschaft. Wir wollen die Probleme an die Öffentlichkeit bringen.“ Dies ist den Protestierenden am Freitag in Potsdam gelungen. dapd (Politik/Politik)
Marsch der Flüchtlinge erreicht Berlin
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen