Dresden (dapd). Burkhard Jung zeigt auf eine Schwarz-Weiß-Fotografie an der Wand. Darauf sind die großen Sozialdemokraten Helmut Schmidt, Willy Brandt und Herbert Wehner abgelichtet. „Das ist eines meiner Lieblingsmotive“, sagt der SPD-Politiker. Der amtierende Oberbürgermeister von Leipzig stellt sich in der zweitgrößten Stadt Ostdeutschlands am 27. Januar zur Wiederwahl und möchte von Leipzig aus der Bundes-SPD einen Impuls verleihen. Den Umfragen nach sieht es dafür nicht schlecht aus. Doch kann auch die Bundes-SPD von ihrer Kraft in den Großstädten profitieren? In Ostdeutschland werden sieben von elf Großstädten von Sozialdemokraten regiert. Zuletzt hatte der Oberbürgermeister von Thüringens Landeshauptstadt Erfurt, Andreas Bausewein, gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit geholt. Das möchte ihm nun Jung in Leipzig nachmachen – und es könnte ihm gelingen. Laut einer von der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) beim Institut für Marktforschung in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage kann Jung mit 55 Prozent der Wählerstimmen rechnen. Demnach würde selbst fast jeder dritte CDU-Anhänger den Sozialdemokraten wählen. Seine Gegner können von derartigen Zustimmungsraten nur träumen. Die CDU hat den ehemaligen Polizeipräsidenten der Stadt Horst Wawrzynski ins Rennen geschickt. Derzeit gibt es aber Kritik an seinem Ernennungsverfahren, außerdem ist Wawrzynski ist nicht einmal Mitglied der CDU. 21 Prozent der Befragten würden momentan ihr Kreuz hinter seinem Namen setzen. Auf dem dritten Rang landet laut LVZ die Linke Barbara Höll mit 12 Prozent Zustimmung. Der FDP-Kandidat René Hobusch kommt gar nur auf null Prozent. Mit im Rennen sind auch Felix Ekardt (Die Grünen) und Dirk Feiertag (parteilos). Gegnerin aus der Bundespolitik Von Jungs Gegnern ist Höll die profilierteste Politikerin. Sie war zwischen 1990 und 2002 Mitglied des Bundestages und ist es seit 2005 wieder. Damals wollte sie schon einmal Oberbürgermeisterin in Leipzig werden, konnte sich jedoch nicht gegen den Rathauschef Wolfgang Tiefensee (SPD) durchsetzen. Ihre Kernbotschaften: Leipzig kann mehr, sagt Höll im aktuellen Wahlkampf. In Leipzig müsse endlich Schluss sein mit Niedriglöhnen, Armut bei Kindern und Rentnern. „Alle haben ein Recht darauf, von den Leistungszuwächsen der Wirtschaft zu profitieren.“ Doch die Zeit der wirtschaftlichen Großansiedlungen sei vorbei, jetzt müsse die regionale Wirtschaft gestärkt werden. Jung sieht durch einen möglichen eigenen Wahlsieg auch die SPD gestärkt. Vom Wahlausgang in Leipzig könne ein Impuls für Sachsen und den Bund ausgehen, sagt der Oberbürgermeister. „Aus den Städten heraus entsteht wieder eine stärkere Bedeutung für die Sozialdemokratie.“ Und die SPD auf dem Land kann noch einiges von den Erfolgen in den Großstädten lernen. „Sie muss nah bei den Menschen sein, zuhören und sich einsetzen“, sagt Jung. Auch auf dem Lande gebe es soziale Probleme, die angepackt werden müssten. „Zum Beispiel durch eine schrumpfende Bevölkerungszahl oder lange Wege zur Arbeit.“ Der Vorgänger von Jung, Wolfgang Tiefensee, verabschiedete sich allerdings nach seinen Erfolgen in Leipzig nach Berlin. Er wurde unter anderem Bundesverkehrsminister. Das schließt Jung derzeit aus. Zumindest für die kommenden sieben Jahre. So lange dauert seine mögliche nächste Legislatur als Oberbürgermeister. dapd (Politik/Politik)
Leipziger OB-Wahl soll der Bundes-SPD einen Impuls geben
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen